Maschenanschlag beim Stricken| Verschiedene Methoden im Überblick
Haben Sie schon einmal vom französischen, italienischen und türkischen Maschenanschlag gehört? In dieser Anleitung erfahren Sie, welche nützlichen Methoden sich hinter diesen internationalen Namen verbergen. Außerdem zeigen wir Ihnen zwei dekorative Varianten des klassischen Kreuzanschlags.
Über den Maschenanschlag haben Sie bisher nicht weiter nachgedacht? Sie arbeiten ihn bei jedem Projekt nach derselben Methode, die Sie am Anfang Ihrer Strickkarriere gelernt haben? Dann wird es höchste Zeit, das zu ändern! In dieser Anleitung zeigen wir Ihnen spezielle Anschlagtechniken, die besonders unauffällig oder dekorativ sind. Außerdem lernen Sie Methoden für spezielle Zwecke kennen, zum Beispiel für Bündchen im Rippenmuster oder für nachträglich verlängerte Reihen. Wir setzen an Vorkenntnissen nur rechte und linke Maschen voraus. Nehmen Sie ein Paar Stricknadeln und Garnreste zur Hand und probieren Sie die verschiedenen Maschenanschläge aus.
Inhalte
Verschiedene Möglichkeiten für den Maschenanschlag
Kreuzanschlag
Dies ist der Standardanschlag in Deutschland, den Sie vermutlich bereits kennen. Er ist vielseitig, elastisch und haltbar. Außerdem ist er unauffällig, denn die Rückseite sieht aus wie linke Maschen. Deshalb stricken Sie in der ersten Reihe nach dem Kreuzanschlag stets links, bevor Sie ein Muster beginnen.
Tipp: Falls der Anschlag bei Ihnen oft zu fest wird, schlagen Sie die Maschen auf einer größeren Nadelstärke oder auf zwei parallel zusammengelegten Stricknadeln an.
Ein Nachteil des Kreuzanschlags ist, dass Sie die Fadenlänge, die Sie für den Anschlag benötigen, vorher abschätzen müssen. Rechnen Sie je nach Dicke des Garns ein bis zwei Zentimeter pro Masche plus Überhang zum Vernähen des Fadens.
Tipp: Nehmen Sie bei langen Kanten den Anschlagfaden aus einem zweiten Knäuel, damit er garantiert ausreicht.
Falls Sie den Kreuzanschlag noch nicht kennen, werfen Sie einen Blick in unsere Anleitung dazu: Kreuzanschlag – Anleitung.
Doppelter Kreuzanschlag
Diese Methode ist eine Variante des Kreuzanschlags, die dekorative Knötchen am Rand des Gestricks ergibt. Die Kante ist strapazierfähig, aber dennoch elastisch. Beachten Sie, dass dieser Anschlag gerade bei dicker Wolle sehr aufträgt.
Messen Sie ein Fadenstück ab, das doppelt so lang ist wie beim normalen Kreuzanschlag. Legen Sie es doppelt und bilden Sie eine Knotenschlinge. Aus dieser hängt auf einer Seite der doppelte Faden heraus und auf der anderen der einfache, der zum Knäuel führt.
Schieben Sie die Anfangsschlinge auf die Stricknadel und wickeln Sie das Garn so um Ihre Hand, wie Sie es vom normalen Kreuzanschlag gewohnt sind. Der doppelte Faden führt dabei zum Daumen und der einfache zum Zeigefinger. Die erste Masche nehmen Sie auf, wie Sie es vom Kreuzanschlag kennen: Von unten in die Daumenschlinge, dann den Zeigefingerfaden holen und zurück durch die Daumenschlinge.
Bevor Sie die zweite Masche anschlagen, drehen Sie die Daumenschlinge um, sodass sie nicht mehr verkreuzt ist.
Führen Sie die Nadel unter den zweiten Faden der Daumenschlinge, holen Sie den Zeigefingerfaden und gehen Sie auf demselben Weg wieder zurück.
Schlagen Sie abwechselnd eine erste und eine zweite Masche an. Enden Sie mit einer zweiten Masche. Sie haben also zusammen mit der Anfangsschlinge eine ungerade Maschenzahl. Falls Sie für Ihr Strickstück eine gerade Zahl brauchen, stricken Sie in der ersten Reihe die letzte Masche mit der Anfangsschlinge zusammen. Stechen Sie dazu in beide Maschen zugleich ein und stricken Sie beide gemeinsam ab wie eine einzelne Masche.
Zweifarbiger Kreuzanschlag
Diese Variante des Kreuzanschlags eignet sich für zweifarbige Rippenmuster. Außerdem ist dieser Maschenanschlag perfekt zum Doubleface-Stricken:
Verwenden Sie möglichst das gleiche Garn in zwei unterschiedlichen Farben. Legen Sie beide Fäden parallel und bilden Sie eine Knotenschlinge als Anfangsmasche.
Wickeln Sie die Fäden wie vom Kreuzanschlag gewohnt um Ihre Hand. Dabei führt eine Farbe zum Daumen und die andere zum Zeigefinger.
Schlagen Sie die erste Masche wie beim normalen Kreuzanschlag an. Es entsteht eine rechte Masche in der Farbe des Zeigefingerfadens.
Die zweite Masche wird eine linke Masche in der Farbe, die um den Daumen liegt. Nehmen Sie den untenliegenden Faden, der um den Zeigefinger führt, auf die Nadel. Anschließend fassen Sie den Faden der Daumenschlinge, der näher am Zeigefinger liegt und führen ihn zurück durch die Zeigefingerschlinge. Nehmen Sie den Zeigefinger aus der Schlinge und ziehen Sie die Masche fest.
Für ein Rippenmuster mit einer Masche rechts und einer links oder zum Doubleface-Stricken schlagen Sie abwechselnd eine erste und eine zweite Masche an. Sie können die Rippen beliebig breiter gestalten, indem Sie nacheinander mehrere gleiche Maschen anschlagen.
Am fertigen Anschlag erkennen Sie deutlich die Knötchen, die die linken Maschen kennzeichnen. Die anderen sind rechte Maschen. Arbeiten Sie jede Masche in der passenden Farbe und Maschenart. Die zweifarbige Anfangsschlinge stricken Sie wie zwei Maschen. Falls das nicht in Ihr Muster passt, weil Sie zum Beispiel ein Zwei-Zwei-Rippenmuster stricken, lassen Sie die Schlinge am Ende der ersten Reihe fallen.
Tipp: Diese Anschlagtechnik können Sie auch für einfarbige Rippenmuster verwenden. Nehmen Sie den Faden wie gewohnt auf die Hand und schlagen Sie abwechselnd rechte und linke Maschen an.
Aufstricken
Das Aufstricken wird auch französischer Maschenanschlag genannt. Es eignet sich wunderbar für Anfänger*innen, denen die Fadenhaltung beim Kreuzanschlag Probleme macht. Die Kante wird nicht so schön wie bei der Standardmethode, trotzdem lohnt es sich auch für Fortgeschrittene, das Aufstricken zu lernen. Sie brauchen es, um mitten in einem Strickstück zusätzliche Maschen am Rand zuzunehmen.
Bilden Sie eine Knotenschlinge, legen Sie sie auf die Nadel und nehmen Sie diese in die linke Hand. Falls Sie Ihre Reihe mitten im Gestrick verlängern, benötigen Sie keine Anfangsschlinge.
Stechen Sie mit der zweiten Nadel von links in die Anfangsschlinge beziehungsweise in die bisher letzte Masche Ihrer Reihe ein.
Ziehen Sie den Arbeitsfaden durch die Schlinge. Es liegt nun eine Masche auf der rechten Nadel. Schieben Sie diese auf die linke hinüber. Dehnen Sie die Masche dabei, damit der Anschlag nicht zu straff wird.
Schlagen Sie die restlichen Maschen auf dieselbe Weise an. Stechen Sie dabei immer in die Masche ein, die der Nadelspitze am nächsten liegt.
Italienischer Maschenanschlag
Der italienische Maschenanschlag wird auch runder Anschlag genannt, weil die Maschen sich ohne Unterbrechung um die Kante herum fortsetzen. Dadurch entsteht ein unauffälliger, elastischer Rand. Diese Methode ist für Rechts-Links-Bündchen gedacht und verleiht Ihren selbstgestrickten Kleidungsstücken ein professionelles Aussehen. Sie benötigen zusätzlich ein Paar Stricknadeln, das eine Nummer dünner ist als die Nadeln, die Sie für Ihr Projekt verwenden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den italienischen Maschenanschlag zu arbeiten. Wir zeigen Ihnen hier eine Version, für die Sie keinen Hilfsfaden brauchen.
Tipp: Arbeiten Sie die ganze Anschlagkante und die erste Reihe in einem Rutsch. Die Maschen sind zunächst nur um die Nadel gewickelt und lösen sich leicht auf.
Legen Sie den Faden über die dünnere Stricknadel. Verkreuzen Sie ihn unter der Nadel, sodass eine Schlinge ohne Knoten entsteht. Wickeln Sie die beiden Fadenenden um Ihre Hand, wie Sie es auf dem Foto sehen. Ein Faden muss von der Nadel zum Daumen führen, der andere zum Zeigefinger.
Gehen Sie für die erste Masche unter den Daumenfaden. Holen Sie den Zeigefingerfaden und führen Sie die Nadel auf demselben Weg wieder zurück. Dies ergibt eine rechte Masche.
Für die zweite Masche gehen Sie unter den Zeigefingerfaden, greifen den Daumenfaden und bewegen die Nadel genauso wieder zurück. Es entsteht eine linke Masche.
Schlagen Sie abwechselnd eine rechte und eine linke Masche an.
Die ersten vier Reihen gehören mit zum Maschenanschlag. Sie arbeiten mit den dünneren Nadeln. Stricken Sie alle rechts erscheinenden Maschen rechts. Die links erscheinenden Maschen heben Sie ab, das heißt, Sie schieben sie auf die rechte Nadel, ohne sie abzustricken. Legen Sie den Faden dabei vor die Arbeit.
Tipp: Eine Masche erscheint links, wenn Sie auf der Ihnen zugewandten Seite ein Knötchen hat. Rechte Maschen zeigen eine hufeisenförmige Schlinge.
Ab der fünften Reihen stricken Sie mit Ihrer normalen Nadelstärke weiter. Arbeiten Sie die Maschen wie sie erscheinen rechts oder links, um das Bündchen nahtlos fortzusetzen oder wechseln Sie zu dem Muster, das Sie für Ihr Projekt ausgesucht haben.
Türkischer Maschenanschlag
Von diesem Anschlag aus stricken Sie zu beiden Seiten. Er ist deshalb ideal für Toe-up-Socken, das heißt, Strümpfe, die von der Fußspitze ausgehend gestrickt werden. Der große Vorteil ist, dass keine störende Naht entsteht, die an den Zehen reibt. Außerdem eignet sich der türkische Maschenanschlag beispielsweise für von unten gestrickte Taschen. Hierbei erhalten Sie einen nahtlosen, stabilen Boden. Zudem können Sie diese Technik verwenden, um symmetrische Teile zu arbeiten oder nachträglich eine Blende an die Anschlagkante anzustricken. Sie benötigen eine Rundstricknadel oder drei Nadeln aus einem Nadelspiel.
Bilden Sie eine Knotenschlinge und schieben Sie diese auf eine Ihrer Stricknadeln. Legen Sie das zweite Ende der Rundstricknadel oder die zweite Nadel des Nadelspiels parallel darüber.
Wickeln Sie den Faden um beide Nadeln. Jede Umdrehung steht dabei für eine Masche. Die Anfangsschlinge zählen Sie nicht mit.
Sobald Sie genug Maschen haben, ziehen Sie bei einer Rundstricknadel an der unteren Nadel, sodass die Maschen auf dem Kabel liegen und Sie die Nadel zum Stricken frei haben. Bei einem Nadelspiel nehmen Sie stattdessen die dritte Nadel zur Hand.
Stricken Sie die Maschen der oberen Nadel rechts.
Wenden Sie die Arbeit, sodass die noch nicht gestrickten Maschen oben liegen. Die Rundstricknadel ziehen Sie so zurecht, dass diese Maschen auf der Nadel und die gerade gestrickten auf dem Kabel liegen.
Lassen Sie die Anfangsschlinge fallen und stricken Sie die restlichen Maschen rechts.
Falls Sie in Runden weiterstricken möchten, zum Beispiel für Socken oder eine Tasche, arbeiten Sie weiterhin abwechselnd über beide Nadeln. Sobald dies zu mühsam wird, verteilen Sie die Maschen auf ein Nadelspiel oder eine Rundstricknadel und stricken in Runden weiter. Näheres zum Rundstricken erfahren Sie hier: Anleitung.
Soll ein flaches, in Reihen gestricktes Stück entstehen, arbeiten Sie nur noch über die Maschen von einer Nadel weiter. Die anderen lassen Sie auf einer weiteren Nadel ruhen. Sobald der erste Teil fertig ist, stricken Sie mit diesen Maschen weiter, um ein symmetrisches Stück oder eine Blende zu stricken.
Ähnlich wie der türkische Maschenanschlag funktioniert der Möbius-Anschlag, den Sie für einen verdrehten Loop brauchen.
Es gibt 1 Kommentar