OSB-Platten tapezieren: Anleitung + wichtige Tipps
Die OSB Platte hat einen Wechsel erlebt. Waren die Grobspäne früher nur Abfall, werden sie heute für immer anspruchsvollere Anwendungen entdeckt. Zu Platten gepresst und verklebt, hat die OSB-Platte bereits in der Verpackungsindustrie für Furore gesorgt. Mit ihrer Hilfe war die Herstellung preiswerter aber sehr robuster Transportkisten möglich. Doch man kann viel mehr mit OSB anstellen. Wir informieren Sie in dieser Anleitung, wie Sie OSB-Platten tapezieren.
Auch in der Bauindustrie konnte die Grobspanplatte bereits überzeugen und die teuren Sperrholz-Schaltafeln häufig ersetzen. Als Baustoff ist sie in den USA schon lange beliebt und bekannt. Seit ca. 15 Jahren drängen diese Platten auch in die Rohbauten moderner Häuser. Sie überzeugt durch ein niedriges Gewicht, schnelle und einfache Verarbeitung und durch einen günstigen Preis. Doch ihre Verwendbarkeit hat Grenzen. Soll sie als Zwischenwand fungieren, finden nicht alle ästhetischen Gefallen am wirren, braunen Muster. Sie zu tapezieren ist hier eine gangbare Lösung. Doch das ist eine größere Herausforderung als man denkt.
OSB versus Gipskarton
Dabei haben die Grobspanplatten gegenüber den Rigips-Tafeln erhebliche Vorteile: Sie brauchen kein aufwändiges Ständerwerk. Eine einzige OSB-Platte kann bereits eine wirkungsvolle Trennwand herstellen, sofern sie dick genug ist. Um auf das übliche Baumaß von 11,5 cm Mindestbreite zu kommen, werden einfach entsprechend viele Platten aneinander geschraubt. Gegenüber den Rigipsplatten sind die OSB-Tafeln wesentlich stabiler und bieten zudem einen wirkungsvollen Schall- und Wärmeschutz. Im Punkt Feuerbeständigkeit muss sich die Grobspanplatte den unbrennbaren Gipskartontafeln aber geschlagen geben. Ihr größter Nachteil gegenüber den ebenen, flächigen Platten aus feinem Anhydrit ist ihre extrem raue Struktur. Um diese auszugleichen, ist einiges an Vorbereitung notwendig.
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OSB-Tafeln gestalten
Die ausgeprägte Struktur von Grobspanplatten macht sie selbst für Raufasertapeten nicht wirklich verwendbar. Die Oberfläche der Holztafeln würde sich auch durch die raueste Raufasertapete durch drücken. Es ist daher unumgänglich, die OSB-Tafel vorher zu glätten.
Der schnellste, sauberste und einfachste Weg um eine OSB-Tafel zu glätten ist sie ganz einfach mit einer äußeren Schicht aus Gipskartonplatten zu verkleiden. Damit erhält man sogar einen doppelten Nutzen: Der Brandschutz wird mit einer Umhüllung aus Gipskarton etwas besser. Bei der Gipskartonplatte müssen nur noch die Schraublöcher und Stöße verspachtelt werden, schon ist die Oberfläche bereit zum Tapezieren.
Möchte man aber keine zusätzliche Tafel aus Rigips an die OSB-Wand schrauben, bleibt nur das Spachteln und Glätten der grobspanigen Oberfläche. Dafür braucht man:
- Reparatur-Spachtel auf Gipsbasis (Ponal/PUR-Spachtel, ca. 5 Euro/ 400g Tube)
- Tiefengrund zum Tapezieren
- Tapezier-Grund ( ca. 10 Euro/450g Packung)
- Tapetenkleister (ca. 5 Euro/Packung)
- Putzgewebe bzw. Vlies (Ca. 1 Euro pro Meter und 25 cm Breite)
- Kleisterbürste (2 Euro)
- Eimer
- Spachtel
- Glättspan
- Schleifpapier, Körnung 80 und 100
- Schleifklotz oder Schleifmaschine
1. Spachteln
Die Spachtelmasse wird gemäß Anleitung angerührt. Dann zieht man die Masse mit Glättspan und Handspachtel auf die Wand auf. Es kommt nur darauf an, eine möglichst glatte und ebene Oberfläche herzustellen. Gut aussehen muss es (noch) nicht. Der Vorteil vom Spachteln ist neben der Schaffung einer ebenmäßigen Oberfläche auch das Verschließen der porösen Struktur der OSB-Platte. Sie wird dadurch weniger „Durstig“.
2. Schleifen
Nachdem die Spachtelmasse 4-5 Stunden getrocknet und ausgehärtet hat kann geschliffen werden. Bei maschinellem Schliff nicht vergessen, einen Staubsauger anzuschließen. Spachtelmasse zu schleifen erzeugt sehr viel Staub. Den sollte man nicht einatmen sondern so direkt beim Abschleifen absaugen. Eine Atemschutzmaske macht diese Arbeit besonders gut verträglich.
3. Armieren
OSB-Platten werden per Nut und Feder ineinander gesteckt. An den Nahtstellen können der Putz und später auch die Tapete reißen. Darum muss die gesamte Fläche mit dem Universalvlies armiert werden. Das Putzgewebe bzw. Vlies wird einfach mit der Spachtelmasse auf der gesamten Oberfläche verteilt. Ideal ist eine Überlappung von 50% von Bahn zu Bahn. Das Putzgewebe wird füllig verspachtelt. Jetzt kommt es darauf an, eine ebenmäßige Oberfläche zu schaffen. Jede Beule, die nun übersetzen wird, rückt sich später durch die Tapete durch. Notfalls muss nach dem Armieren die Schleifmaschine noch mal ran. Anschließen lässt man die Wand wieder 24 Stunden trocknen.
4. Grundieren
Nachdem die Wand geglättet und armiert ist, wird der Haftgrund aufgetragen. Dieser sorgt dafür, dass die Tapete auch gut auf der Platte kleben bleibt. Der Haftgrund wird einfach mit einem Quast aufgetragen. Diese Arbeit ist jedoch sehr schmutzfördernd: Die Tropfen von Haftgrund härten aus. Darum auf Kleidung achten, die anschließend weg geworfen werden kann. Auch sollten alle umliegenden Möbel, Fenster und Anbauten gut abgedeckt werden. Solange der Haftgrund noch flüssig ist, lässt er sich einfach mit einem Lappen wegputzen. Den Haftgrund lässt man gemäß Herstellervorschrift austrocknen.
5. Kleistern und Tapezieren
Die Tapete wird auf einem Tapeziertisch in Bahnen geschnitten und gut eingekleistert Anschließend wird auch die Wand verkleistert, damit lässt sich die Tapete optimal verschieben. Tapeten werden immer auf Stoß miteinander verklebt. So erzeugen sie anschließend eine ebenmäßige Struktur ohne Nähte.
6. Streichen
Sofern keine Struktur- oder Motivtapete verwendet wurde, kann nun gemalert werden. Dabei immer auf den Kreuzgang achten: Mit einem kreuzförmigen Anstrich erreicht man eine optimale Deckung und damit die besten Ergebnisse.
OSB Platten lackieren und lasieren
Das Füllern, spachteln, armieren und grundieren ist jedoch eine so aufwändige und teure Angelegenheit, dass wir zur Gipskartonplatte raten möchten. Statt jedes Mal aufwändig die Trocknungszeiten von Spachtel und Haftgrund abwarten zu müssen, ist die Gipskartonplatte in wenigen Minuten bereit zum Tapezieren. Doch kann man auch durchaus Gefallen an der rauen Struktur einer OSB-Platte finden. Dann stehen vier Wege offen:
- Lackieren
- Harzen
- Lasieren
- Streichen
In jedem Fall muss man viel Material einkalkulieren. OSB-Platten sind extrem „durstig“. Das gilt vor allem für das Lackieren. Für OSB-Platten eignet sich Bootslack ideal. Er dunkelt die hellen Späne nochmals etwa nah und kann so eine angenehme, organische Struktur unterstreichen. Beim Lackieren sollte aber unbedingt auf gut verträgliches Material geachtet werden. Nach dem Lackieren sind mindestens eine Woche intensive Belüftung notwendig. Bootslack ist recht teuer aber erzeugt eine sehr kratzfeste Oberfläche. Damit wird die OSB-Platte auch als Bodenbelag verwendbar.
Statt zu lackieren kann die Platte auch mit 2K-Epoxidharz verklebt werden. Das ist sparsamer, da das zähflüssige Epoxyd nicht so tief in die OSB-Platte eindringen kann. Die Versiegelung ist dauerhaft, jedoch nicht so kratzfest wie bei Bootslack.
Tipp: OSB-Platten haben immer eine unbedruckte und eine bedruckte Seite. Auch wenn die Zahlenkolonnen nur sporadisch auftreten können sie den Eindruck einer schönen Zwischenwand deutlich trüben. Darm muss man beim Verlegen der Zwischenwände darauf achten, dass wenigstens die letzte Schicht OSB-Platte zu einer Seite gedreht wird. Dies gilt aber nur für OSB-Platten, die beidseitig nur lackiert werden sollen.
Beim Lasieren wird eine Oberfläche, in der Regel Holz, nur leicht mit Farbe bestrichen. Das darunter liegende Material soll ein wenig durch schimmern. Das gibt der Oberfläche einen niveauvollen Look.
Beim Streichen wird schließlich die ganze Fläche gleichmäßig oder kreativ bunt bestrichen. Der Vorteil an OSB-Platten ist, dass sie beim Benässen nur sehr langsam zu quellen beginnen. Das ist, neben ihrer Stabilität ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem MDF. Dieser kann bei einer Befeuchtung stark aufquellen. OSB-Platten können jedoch problemlos mit preiswerter Dispersionsfarbe bestrichen werden. Geradezu spektakuläre Effekte erzielt man, wenn man eine OSB-Platte in zwei Farben streicht. Eine Grundfarbe wird tief und fest aufgetragen, so dass vor allem die Späne aus der zweiten und dritten Lage vollflächig bemalt sind. Danach streicht man ein zweites Mal leicht mit einer anderen, kostrastreichen, Farbe über die Platte. Hierfür eignet sich eine Gumiwalze ideal: Sie erteilt die Farbe auf der Oberfläche, dringt aber nicht in die tieferen Schichten vor. Das Ergebnis sieht wirklich spektakulär aus.
Fazit
Schnelle Wand, aufwändiges Tapezieren
OSB-Platten sind Schall schluckende, dämmende und schnell wie preiswert aufgebaute Tafeln. Sie verfügen über ein Nut- und -Federkante, was sie vor allem für Dachverschalungen und Bodenbeläge sehr praktisch macht. Beim Verleiden bzw. kreativen Gestalten kann sie durch aufregende Kontraste, dezentes Lasieren oder mit einem Überzug aus Klarlack ihre Struktur präsentieren. Soll die Platte aber als anonyme Zimmerwand erscheinen, muss sie zusätzlich geglättet werde. Der einfachste Weg ist eine zusätzliche Schicht aus Gipskarton. Die Alternative ist ein aufwändiges Spachteln, schleifen und armieren, welches mehrere Tage in Anspruch nimmt. Die OSB Platte ist aber auch nach dem Bearbeiten noch hervorragend bearbeitbar: Bohren und Sägen ist auch bei der fest eingebauten Wand problemlos. Das nachträgliche Einbauen von Türen, Fenstern und Durchreichen ist so jederzeit durchführbar.
Weiterführende Links
Sie möchten mehr über den Baustoff OSB erfahren? Kein Problem, hier finden Sie eine Vielzahl weitere Anleitungen und Tipps:
- OSB-Platten entsorgen
- OSB/3 und OSB/4
- Infos zu OSB
- OSB-Platten lackieren
- OSB streichen
- OSB-Platten verputzen
- Verlege-Anleitung
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