Tatüta nähen – Anleitung für eine Taschentüchertasche
Wozu eigentlich eine Tatüta nähen? Die Taschentüchertasche erfreut sich seit Jahren ungebrochener Beliebtheit, obwohl die Sinnhaftigkeit eher in Frage gestellt wird. Für mich ist es eine schöne Art der Resteverwertung, da ich hier auch kleinere Stoffstücke verwenden kann und sogar Patchwork geht sich aus. Zudem sieht so eine Tatüta einfach viel hübscher aus, als eine langweilige Taschentüchertasche aus Plastik.
Heute zeige ich Ihnen also, wie sie ganz leicht und unkompliziert ein wunderschönes Täschchen für Ihre Taschentücher nähen können. Zudem werde ich einige kreative Denkanstöße zu Abwandlungen und Aufwertungen einbauen und schließlich zeigen, dass dafür wirklich fast jedes Material verwendet werden kann.
Schwierigkeitsgrad 1/5
(diese Anleitung für eine Tatüta ist auch für Anfänger geeignet)
Materialkosten 1-2/5
(je nach Stoffwahl kann schon aus Resten eine schöne Tatüta genäht werden)
Zeitaufwand 1,5/5
(je nach Erfahrung und Genauigkeit etwa 25 Minuten inklusive Zuschnitt und Bügeln)
Die Materialauswahl
Grundsätzlich wird für Taschentüchertaschen Baumwollwebware empfohlen. Viele nähen aber eher mit Jersey und suchen nach Projekten für sinnvolle Resteverwertung. Darum möchte ich heute zeigen, dass auch Baumwolljersey wunderbar zu einer schönen Tatüta verarbeitet werden kann.
Tipp: Falls Sie trotzdem Webware verwenden möchten, ist das in diesem Fall mit meinen Größenangaben 1:1 möglich, da die Taschentüchertasche großzügig berechnet ist.
Das Schnittmuster
Das Schnittmuster besteht aus zwei Rechtecken:
- Ein kleineres Rechteck mit 15 x 17 cm für die Außenseite
- Ein größeres Rechteck mit 15 x 21 cm für die Innenseite
Diese Größen lassen sich ganz einfach durch die Abmessungen eines handelsüblichen Zehnerpacks Papiertaschentücher inklusiver Nahtzugaben und etwas Spielraum (auf ganze Zentimeter aufgerundet) berechnen. Zusätzlich ist der Innenstoff an jeder Seite nochmal etwa einen Zentimeter länger und der Außenstoff kürzer, da so eine schöne Abschlussleiste an den Kanten entsteht.
Achten Sie beim Zuschnitt mit Motiven darauf, dass die Stoffe richtig liegen. Die 15cm-Stoffseite sollte dabei waagrecht vor Ihnen liegen.
Tipp: Bei Webware endeln Sie am besten sofort beide Rechtecke, das heißt: Sie nähen am Rand entlang mit einem großen (langen und breiten) Zick-Zack-Stich so, dass die Nadel immer einmal in den Stoff sticht und dann wieder knapp daneben. So stellen Sie sicher, dass sich später nichts auflöst und unschöne Löcher entstehen.
Egal, ob Jersey oder Webware: Für besonders festen Halt können jeweils die 15 cm Innenstoff-Ränder auf der linken Stoffseite (also auf der ohne Motiv, auf der Rückseite) mit Bügelvlies oder Nahtband verstärkt werden. Dadurch behält die Tatüta bei häufiger Benutzung besser ihre Form.
Tatüta nähen
Legen Sie beide Rechtecke mit den 15-Zentimeter-Kanten mit den „schönen“ Seiten zusammen aufeinander und stecken Sie sie fest.
Nähen Sie diese Länge mit Ihrer üblichen Nahtzugabe (zwischen 0,7 und 1 Zentimeter) je nach Stoffart mit dem passenden Stich fest.
Tipp: Für Webware (also nicht dehnbare Stoffe) empfehle ich hier den Dreifach-Geradstich, da er besonders gut hält. Er ist aber nicht zwingend nötig. Auch ein kürzerer Stepp-Stich erfüllt den Zweck.
Für Jersey (und andere dehnbare Stoffe) verwenden Sie hingegen besser einen Stich, der auch nach rechts und links geht, wie einen schmalen Zick-Zack-Stich.
Nach dem Nähen verfahren Sie mit der gegenüberliegenden 15-Zentimeter-Kante genauso. Wenden Sie und legen Sie es so vor sich hin, dass die Streifen aus dem Innenstoff, die nun an beiden Außenkanten sichtbar werden, möglichst gleich groß sind. Bügeln Sie darüber, damit nichts mehr verrutscht.
Im nächsten Schritt steppen Sie im Nahtschatten von außen darüber, heben den Nähfuß, lassen die Nadel aber im Stoff, drehen den Stoff um 90 Grad, senken das Füßchen wieder und nähen innerhalb der Nahtzugabe weiter. Die anderen beiden Seiten verarbeiten Sie genauso. Am Anfang und Ende der Naht vernähen Sie bitte gründlich.
Der Nahtschatten
Im Nahtschatten nähen bedeutet, dass Sie möglichst genau auf der Naht zwischen den beiden Stoffen nähen. Wenn Sie etwas üben und die Stoffe leicht auseinander ziehen, verschwindet die Naht vielleicht sogar optisch komplett.
Nach dem Nähen bügeln Sie wieder. Dadurch legt sich die Naht und alles wird etwas akkurater.
Markieren Sie sich nun die Mitte an den offenen Kanten. Schneiden Sie überstehende Fäden ab und falten Sie die Kantenstreifen zur Markierung nach innen.
Stecken Sie alles gut fest und nähen Sie die offenen Seiten innerhalb der vorigen Außennaht zusammen. Vernähen Sie hierbei immer Anfang und Ende Ihrer Nähte.
In dem Bereich, wo die beiden Kanten aufeinandertreffen, habe ich knapp außerhalb der Naht nochmal mit einer weiteren Naht beidseitig verstärkt, da diese Stellen immer besonders beansprucht werden.
Auch hier vernähe ich Anfang und Ende jeder Naht, damit sich nichts lösen kann.
Schneiden Sie die Nahtzugaben auf wenige Millimeter zurück und schneiden Sie schließlich alle Ecken schräg ab.
Dadurch liegt nach dem Wenden Weniger Stoff in den Ecken und Sie können diese schöner ausformen. Achten Sie dabei darauf, nicht in die Nähte hineinzuschneiden!
Wenden Sie Ihr Werk und bügeln Sie es von außen nochmal in die gewünschte Form.
Tadaaaa – fertig ist die Tatüta!
Viel Freude beim Nachnähen!
Variationen
Beim Zusammennähen der 15-Zentimeter-Seiten können Sie ein Zierband wie eine Paspel oder ein Spitzenband mitfassen. Zusätzlich können sie auch eine kleine Schlaufe anbringen, wenn Sie die Außenkanten nach innen klappen und diese mit einnähen. Auch eine schöne Verschlussform passt gut zu diesem Nähprojekt. Zum Beispiel ein Knopf mit einem Gummiband zum Einhängen, wie ich es bei meinem Tutorial zum Stiftemäppchen gezeigt habe.
Sie können durch längere Maße auch die Seiten überlappend festnähen, diese besticken, beplotten oder mit verschiedenen Accessoires aufpeppen. Werden Sie kreativ und erschaffen Sie sich Ihr eigenes Unikat!
Schnellanleitung
1. Zwei Rechtecke zuschneiden
2. Jeweils die beiden kurzen Seiten zusammennähen
3. Wenden, zentrieren, festbügeln
4. Rundum nähen – an den Zierkanten im Nahtschatten, bügeln
5. Mitte markieren und Zierkanten nach innen klappen
6. Feststecken und annähen, Mitten beidseitig verstärken
7. Nahtzugabe zurückschneiden und Ecken abschrägen
8. Wenden, ausformen und bügeln.
9. Befüllen
10. Und fertig ist Taschentüchertasche!
Die Zwirnpiratin
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