Leistentasche nähen – Anleitung für eine Pattentasche
Grundsätzlich ist die Leistentasche eine einseitige Paspeltasche, deren Paspel breiter als 2 cm werden soll. Sie wird auch als eingesetzte Pattentasche bezeichnet. Wie Sie eine einseitige Paspeltasche nähen, habe ich bereits in meinem Tutorial zur einseitigen Paspeltasche in 2 Varianten beschrieben.
Heute möchte ich mich auf die Leistentasche, auch Pattentasche genannt, in einer besonderen Variante konzentrieren, die gelegentlich in der Zeitschrift „Ottobre“ verwendet wird, für die ich aber nirgendwo eine detaillierte Anleitung finden konnte, die auch für Anfänger geeignet ist. Dabei ist im Oberstoff des Vorderteils schon im Schnittmuster eine rechteckige Aussparung vorgegeben und in der passenden Größe wird eine Leiste angebracht.
Klassisch wird der Taschenbeutel aus Ober- und Futterstoff genäht. Dies ist jedoch eine spezielle Variante, bei der nur noch eine Lage Oberstoff verarbeitet wird und der Futterstoff somit nicht benötigt wird.
Schwierigkeitsgrad 2,5/5
(mit dieser Anleitung und etwas Geduld aber auch für Anfänger geeignet)
Materialkosten 1/5
(keine Zusatzkosten – ergibt sich normalerweise aus dem Schnittmuster)
Zeitaufwand 2,5/5
(je nach Übung und Stoffart variabel)
Material und Vorbereitung
Materialauswahl
Hier ergibt sich die Materialauswahl wie so oft bereits aus dem Schnittmuster und dem dafür verwendeten Stoff. Wenn ich für Kinder nähe – wie so oft nach den Schnitten aus der Zeitschrift „Ottobre“ – gefällt es mir besonders gut, wenn sich die Leisten der Pattentasche farblich abheben. Für Anfänger eignet sich dabei Stoff aus derselben Stoffart. Grundsätzlich kann jedoch fast jeder Stoff verarbeitet werden. Dabei gilt: nicht zu dick, sonst trägt die Leiste unschön auf.
Auch bei dieser Taschenart verstärke ich die Eingriffsstelle und den Paspelstreifen mit Bügelvlies.
Materialmenge und das Schnittmuster
Normalerweise ist die Materialmenge bereits aus dem Schnittmuster ersichtlich. Wenn Sie die Leistentasche jedoch in ein anderes Kleidungsstück integrieren wollen, halten Sie sich besser an die entsprechenden Proportionen. Sind andere Taschen im Schnittmuster geplant, gibt das einen guten Anhaltspunkt für die Eingrifflänge und die Größe des Taschenbeutels. Ich nähe in dieser Anleitung zwei Leistentaschen für eine Kinderjacke, daher sind sie auch etwas kleiner gehalten. Denken Sie jeweils an die entsprechenden Nahtzugaben und arbeiten Sie möglichst akkurat, um ein schönes Ergebnis zu erzielen.
Tipp: Das Bügelvlies soll stark beanspruchte Stellen verstärken, damit der Stoff nicht ausleiert. In diesem Fall habe ich weißes Bügelvlies verwendet. Es soll bitte kein Volumenvlies sein, da der Tascheneingriff sonst nicht schön anliegt.
Nach dem Zuschnitt inklusive aller Nahtzugaben und der Einzeichnung aller wichtigen Markierungen halbiere ich meine beiden Paspeln beziehungsweise Leisten (je Tasche wird eine benötigt, in meine Kinderjacke möchte ich zwei einsetzen) längs und bügle kurz, um einen schönen Falz zu erhalten. Dann öffne ich die Leisten und lege die Einlage (Bügelvlies) in den Bug innerhalb der Nahtzugaben, klappe Sie wieder zusammen und bügle das Vlies entsprechend der Herstellerangaben ein.
Auch beim Oberstoff meines Jackenvorderteils wird der Eingriff verstärkt. Dabei bleibt die Nahtzugabe ausgespart. Wenn Sie – so wie ich zumeist – den Schnitt nicht vollständig auf den Stoff übertragen (das heißt die Nahtzugabe wird nicht von einer Hilfslinie abgegrenzt), können Sie die wichtigen Eckpunkte Ihres Schnitts einfach mit Stecknadeln markieren, um das Vlies aufzulegen. Dann bügeln Sie die Einlage auf.
Nähanleitung – Leistentasche nähen
Für mehr Stabilität steppen Sie nun an der Bugseite (also nicht an der offenen Seite) jeweils der Länge nach knappkantig ab. Dazu können Sie ruhig einen einfachen Geradstich verwenden. Diese Stoffbahn soll ja nicht dehnbar bleiben. Stecken Sie nun Ihre Leiste an der rechten Stoffseite des Oberstoffes fest. Dabei soll die geöffnete Kante in die Richtung liegen, aus der Sie später die Hand hineinstecken möchten. Zuerst markieren Sie sich jeweils am Oberstoff und an der Leiste die Stoffmitte, legen diese aneinander und stecken genau hier und jeweils weiter außen rechts und links mit drei Stecknadeln die Leiste an den Oberstoff.
Wenden Sie nun den Oberstoff auf links und stecken Sie je eine Stecknadel in die Eckpunkte, sodass diese Stellen von der rechten Stoffseite aus sichtbar werden. Wenden Sie wieder auf rechts und platzieren Sie die beiden äußeren Stecknadeln so, dass sie genau durch Ihren Kontrollpunkt (die Ecken auf der Rückseite) aus dem Stoff ragen.
Nähen Sie nun exakt von einem Eckpunkt zum anderen mit der entsprechenden Nahtzugabe. Verriegeln Sie Anfang und Ende der Nähte. Wenden Sie wieder auf links. In den Ecken schneiden Sie nun den Oberstoff exakt bis zum Ende der Naht ein. Achten Sie darauf, dass Sie nicht auch den Leistenstoff mitschneiden.
Klappen Sie die Leiste nach oben. Falten Sie rechts und links die Nahtzugaben nach innen zwischen Oberstoff und Leistenstoff.
Tipp: Für exakte Ecken lege ich gerne ein Geodreieck an und falte den Stoff entsprechend im 90°-Winkel. Sie können dies gleich am Bügelbrett tun und die gewünschte Kante festbügeln.
Stecken Sie die Seitenteile am Leistenstreifen beidseitig fest, damit nichts mehr verrutschen kann. Alternativ können Sie zwischen den Nahtzugaben auch Wondertape anbringen.
Jetzt wird es etwas fitzelig, aber mit Übung und Geduld haben Sie den Dreh schnell raus: Ich entferne vorsichtig die Stecknadeln einer Seite, klappe den Oberstoff zur Leiste hin und nähe exakt im Bug alle drei Schichten zusammen. Dasselbe gilt natürlich auch für die andere Seite. Ich kontrolliere, ob alle Winkel exakt sind. Dann kürze und versäubere ich die Nahtzugaben. Dabei fasse ich alle drei Stofflagen zusammen.
Nun fehlt nur noch der Taschenbeutel. Dafür markiere ich auch auf dem Beutelstoff die Eckpunkte für den Tascheneingriff und stecke diese mit Stecknadeln exakt fest. Zusätzlich markiere ich auch die Eckpunkte der äußeren Nahtzugaben, also in Summe vier Punkte, welche ich nun auf der Vorderseite des Oberstoffs platzieren kann.
Da er auf der Vorderseite sichtbar sein soll, stecke ich ihn mir zuerst fest und hefte ihn von Hand mit einem Garn in Kontrastfarbe an. Dann wende ich auf rechts und nähe den Taschenbeutel mit einem Zierstich der normalen Nähmaschine oder einem Coverstich auf der Coverlock fest. Dabei achte ich darauf, dass die Nahtzugabe auf der linken Stoffseite komplett unter der Naht verschwindet. Zum Schluss nähe ich noch Vorder- und Hinterteil an den Seitennähten zusammen.
Und schon ist die Leistentasche fertig!
Ein paar Nähte später ist dann auch die ganze Jacke vollendet und weils so schön war, hab ich gleich zwei verschiedene Modelle angefertigt.
Und jetzt: Viel Freude beim Nähen und Designen!
Die Anleitungen für eine einseitige, bzw. eine doppelte Paspeltasche haben wir hier für Sie:
Schnellanleitung – Pattentasche
- Eingrifflänge und Taschenbeutelgröße (und Form) festlegen oder aus dem SM entnehmen
- Leisten längs falten, bügeln, mit Bügeleinlage im Bug verstärken
- Bugkante knappkantig absteppen
- offene Kante mittig an Tascheneingriff stecken und auch die Seiten feststecken
- Ecken markieren und alle drei Stofflagen zusammen nähen und verriegeln
- Oberstoff in den Ecken exakt bis zum Nahtende einschneiden
- Nahtzugaben einklappen, Winkel schön auflegen, bügeln
- wenn gewünscht: wondertapen, sonst mit Stecknadeln fixieren
- Oberstoff in Richtung Leiste klappen und in der Bügelfalte nähen.
- Nahtzugaben kürzen und versäubern
- Taschenbeutel auflegen, feststecken und von Hand vorheften
- Taschenbeutel mit Zier- oder Covernaht aufnähen, sodass die Nahtzugabe innen vernäht ist
- Und fertig!
Die Zwirnpiratin
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