So überwintern Sie Lavendel und Schopflavendel richtig
Mit den normalerweise bei uns verkauften Lavendel haben Sie wenig Last, sie sind als erwachsene Pflanzen unkritisch winterhart bei uns. Aber eben erst als erwachsene, kräftige Pflanzen, und heute werden auch noch ganz andere Lavendel verkauft.
Schon die Heimat unserer häufigsten Lavendel liegt etwas weiter im Süden, unter bestimmten Umständen können sie etwas Winterschutz gut gebrauchen. Lavendel im Kübel sind noch empfindlicher, und in Zeiten eines globalen Handels werden auch alle möglichen Lavendel-Frostbeulen verkauft. So können Sie die alle gut über den Winter bringen:
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Lavendel im Garten überwintern
Mit „normalem Lavendel“ sind unsere häufigsten Lavendel gemeint, europäische Lavendel-Arten der Untergattung Lavandula, Sektion Lavandula:
- Lavandula angustifolia – Echter Lavendel
- Lavandula latifolia – Speik-Lavendel
- Lavandula x intermedia – Lavandin
- Lavandula lanata – Wolliger Lavendel
Eine Übersicht der Lavendelarten finden Sie in unserem Beitrag: Liste der Lavendelsorten
Die Sektion Lavandula hat sich vor allem vom nordöstlichen Spanien bis hinunter nach Italien entwickelt. Im Allgemeinen soll Lavandula angustifolia in den Winterhärtezonen 5 bis 10 wachsen können, Lavandula x intermedia und Co. sollen maximal Winterhärtezone 6 aushalten (1 = kalt, 10 = warm, Provence: 8 – 9, Deutschland: 5b bis 8b).
Manche Lavendel der Sektion Lavandula haben das mit der Winterhärtezone nicht so genau mitbekommen, in Winterhärtezone 5, 6 sind all diese Lavendel „nur fast winterhart“. Besonders der Wollige Lavendel, der sich räumlich begrenzt im südlichen Spanien entwickelt hat, leidet leicht unter Kälte, auch in freundlicheren Winterhärtezonen. Deshalb wird er oft mit dem Lavandula angustifolia gekreuzt, bei uns werden eher diese Zuchtsorten wie ‚Silver Frost‘ verkauft als artenreine Woll-Lavendel.
Ein Lavendel, der wirklich für Winterhärtezone 5 taugt, müsste bis zu -26 °C aushalten, und Lavandula angustifolia schafft das sogar oft – aber nicht mehr, wenn es lang anhaltende Kahlfröste gibt, und bei den anderen „winterharten“ Lavendeln sind in harten Wintern Ausfälle erst recht nicht auszuschließen.
Winterschutz
Im Zweifel sollten Sie also auch diesen Lavendelsorten einen Winterschutz gönnen, für junge und spät ausgepflanzte Lavendel gilt das erst recht. Aus jeden Fall braucht Lavendel den natürlichen Winterschutz:
- nicht zu kurz beschnittene Triebe
- entfernte/verblühte Pflanzenteile um ihn herum als schützende Schicht auf dem Boden
Lavendel im Topf überwintern
Der Lavendel im Topf überwintert wie sein Kollege im Garten am besten im Freien, allerdings darf die Erde im Kübel nicht knallhart durchfrieren. Bis die Erde im Garten tief unten so gefroren ist, dass die Wurzelspitzen leiden, braucht es mehr als -15 °C, also eine ganze Weile.
Im Kübel gefriert die Erde viel schneller durch, mehr als ein paar Grad minus darf er auf Dauer nicht abbekommen. Annähernd frostfrei halten Sie einen Kübel, indem Sie ihn auf eine isolierende Unterlage stellen, mit Strohmatten, Kokosmatten, Vlies wärmend isolieren und ihn möglichst geschützt an einer warmen Wand aufstellen. Außerdem sollte er trocken und im Halbschatten stehen – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt können Kübelpflanzen verdursten, wenn wärmende Sonne zunächst das Wasser in den Blättern verdunsten lässt und dann Frostwetter den Wassernachschub abschneidet.
Wenn Sie dem Lavendel einen solchen Platz im Freien nicht bieten können, sollten Sie ihn besser drinnen überwintern. An einem unbeheizten, aber frostfreien Ort, einem hellen Keller, einer Garage, im Gewächshaus oder Wintergarten. Gut ist solch ein Ausweichquartier auch, wenn die Temperaturen zu lange zu stark unter Null sinken.
Tipp: Ein normaler Lavendel kann nicht in einen beheizten Raum überwintern. Wenn Sie weder über einen Balkon noch über passende Nebenräume verfügen, könnten Sie versuchen, einen Lavandula dentata oder einen Lavandula heterophylla durchzukultivieren, eventuell mit „kleiner Winterruhe“ (kühlster Raum, leicht eingeschränkte Bewässerung). Besonders der Lavandula heterophylla ‚Goodwin Creek‘ soll sich zur Haltung als Zimmerpflanze eignen.
Schopflavendel und andere Frostbeulen
Sehr beliebt ist zur Zeit der Schopflavendel, der ein einzigartiges Aroma mit Zimt und Kampfer in den Tee bringt. Diesen Lavandula stoechas, Untergattung Lavandula, Sektion Stoechas, gibt es in mehreren Unterarten:
- Spanischer Lavendel, Lavandula stoechas subsp. pedunculata, lange Stiele, wächst wild in Spanien und Portugal, wird wohl am häufigsten kultiviert
- Italienischer Lavendel, Lavandula stoechas subsp. stoechas, kurze Stiele, Heimat Mittelmeergebiet
- Weitere, noch frostempfindlichere Unterarten kommen aus der Türkei und Portugal
Gemeinsam ist all diesen Lavendeln der Sektion Stoechas, dass sie ziemlich frostempfindlich sind, auch die unempfindlicheren Unterarten halten maximal und kurzzeitig -10 °C aus. Überwinterung im Freien geht bei uns also nur mit gewaltigem Winterschutz und wenn das Wetter durchgehend mild bleibt. Besser werden sie in Kübeln gehalten und im Winter reingeholt, um frostfrei zu überwintern wie gerade beschrieben. Wenn es ab Februar wärmer wird, sollten die Frostbeulen sofort wieder in die volle Sonne gestellt werden, damit sie gegen Verbrennungen abgehärtet sind, wenn die Sonne wieder Kraft bekommt (ggf. über Nacht wieder reinstellen).
Gleiches gilt für andere Exoten-Lavendel, die in letzter Zeit häufiger verkauft werden:
- Lavandula x allardii, Riesenlavendel, bis 1,80 m hoch wachsender Strauch-Lavendel oder
- Lavandula dentata, Französischer Zahnlavendel, frisches harziges Aroma
- Lavandula heterophylla, wüchsiger und genügsamer Zimmerlavendel
- Lavandula multifida, Farnblättriger Lavendel mit hübschen Fiederblättern und Oregano-Aroma
- Lavandula viridis, Zitronenlavendel, cremeweiße bis gelbe Blüten
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