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Kirschbaum zu Spalierobst schneiden – Anleitung

Spalierobst schneiden

Sauerkirschen wachsen als Spalier am besten als freie Fächerform ohne Mitteltrieb. Da ihre Fruchttriebe zum Verkahlen neigen und regelmäßig neue, lange Fruchttriebe gebildet werden müssen, lassen sich kaum andere Formen daraus ziehen. Früher waren Süßkirschen wegen ihres starken Wuchses auf den traditionellen Sämlingsunterlagen weder als Fächerspalier noch als Formobstgehölz geeignet. Inzwischen gibt es aber schwach wachsende Unterlagen wie GiSelA und so sind auch Süßkirsch-Spaliere möglich. Häufig werden schräge Palmetten-Spaliere genutzt. Süßkirschen sind allerdings schwer zu bändigen. Sie wachsen sehr stark und müssen reichlich geschnitten werden.

Wichtig ist, dass der junge Kirschbaum einen kurzen, kräftigen Stamm hat. Meist gibt es spezielle Sorten im Angebot, die sich besonders für Spaliere eignen. Häufig werden sie als Busch, nicht als Baum angeboten. Sauerkirschen werden dann häufig veredelt verkauft. Wer nicht so viel Platz, nur eine kleine Wandfläche zur Verfügung hat oder der Standort sehr karg und trocken ist, kann wurzelechte, unveredelte Pflanzen oder solche auf einer Weichsel-Unterlage nutzen. Für alle, die ausreichend Platz für große Spaliere haben oder einen schweren und feuchten Boden ist eine auf einer Vogelkirschen-Unterlage veredelte Kirsche besser geeignet.

Fächerspaliere sind die einfachste Spalierform. Sie sind nicht so streng bei der Erziehung. Kirschspaliere brauchen ein Gerüst mit einer Höhe von mindestens 2,50 m, besser 3 m. Bei Süßkirschen ist zu bedenken, dass sie eine Befruchtersorte benötigen!

Talu Video-Tipp

Süßkirschspalier schneiden

Süßkirschen am Fächerspalier brauchen Platz, mindestens 4 bis 5 m in der Breite und etwa 3 m in der Höhe. Ein entsprechendes Gerüst gibt den Gehölzen Halt. Gepflanzt wird am besten eine einjährige Veredlung, unverzweigt oder bereits mit Seitenverzweigung.

Pflanzschnitt

Beim Pflanzschnitt schneidet man den unverzweigten Jungbaum auf ca. 40 cm über dem Boden ab. Geschnitten wird über einer Holzknospe. Die beiden obersten Knospen stellen das Grundgerüst für den späteren Fächer. Alle anderen Triebe werden entfernt. Wenn die beiden Knospen austreiben, werden die Triebe an vorher am Gerüst befestigten Stäben befestigt:

Spalierbaum schneiden

  1. Jungbaum auf einer Höhe von 40 cm abschneiden. Leicht schräg über einer Knospe schneiden.
  2. Alle anderen Seitentriebe entfernen.

Erziehungsschnitt

Zu Beginn des zweiten Standjahres startet der Erziehungsschnitt. Die beiden Seitenäste werden auf 40 bis cm Länge eingekürzt, das sind 2 bis 4 Augen. Gleichzeitig zum Schnitt werden gleich Bambusstäbe am Gerüst befestigt. Die Fächerform muss deutlich zu erkennen sein. An den Stäben wird später der Austrieb festgebunden. Die Triebe sollen etwa sternförmig im gleichen Abstand nach außen geleitet werden. Der Fächer wird Jahr für Jahr weiterentwickelt.

Im dritten Standjahr werden im Frühjahr alle als Leittrieb geführten Triebe auf 40 bis 60 cm des vorjährigen Zuwachses zurückgenommen. Im Sommer die neuen Triebe wieder am Fächer befestigen. Überflüssige Triebe im Sommer gleich entfernen. Seitentriebe auf 10 cm einkürzen.

Im vierten Jahr ist der Fächer meist fertig. Alternativ können die Haupttriebe noch einmal entsprechend angeschnitten werden. Wichtig bei einem Wandspalier ist, dass in Richtung Gerüstwand wachsende Triebe entfernt werden. Auch aus dem Fächer herauswachsende Triebe müssen beim Frühjahrsschnitt entfernt werden. Vor allem zu steil wachsende Triebe immer möglichst schnell wegschneiden.

Spalierobst schneiden

  1. Im zweiten Standjahr die beiden Seitenäste auf 40 cm einkürzen.
  2. Bambusstäbe sternförmig am Gerüst befestigen. Wichtig ist gleicher Abstand und ein Winkel von etwa 30°
  3. Neue Triebe später daran festbinden
  4. Im dritten Jahr alle Leittriebe auf 40 bis 60 cm des Zuwachses des letzten Jahres einkürzen. Neue Triebe wieder am Fächer befestigen.
  5. Überflüssige Triebe entfernen
  6. Seitentriebe auf 10 cm einkürzen
  7. Im vierten Jahr entweder Erziehung beenden oder noch einmal wie im 3. Jahr schneiden

Erhaltungsschnitt

Auch wenn der Fächer vollständig aufgebaut ist, muss immer wieder älteres Fruchtholz entfernt werden. Im Sommer ist es weiterhin notwendig, junge Seitentriebe zu kürzen, um junge Bouquettriebe zu erzeugen. Sollte der Fächer zu groß werden und über die vorhandene Gerüstwand hinauswachsen, ist es sinnvoll, die langen Triebe auf weiter unten abzweigende schwächere Seitentriebe zurückzunehmen. Außerdem ist darauf zu achten, dass Befestigungsmaterial nicht einwächst. Es muss immer rechtzeitig gelockert werden.

  1. Älteres Fruchtholz entfernen
  2. Im Sommer junge Seitentriebe kürzen
  3. Wird der Fächer zu groß, die äußeren Triebe auf weiter unten verzweigte Seitentriebe zurücknehmen
  4. Befestigungsmaterial darf nicht einwachsen

Sauerkirschspalier schneiden

Die Sauerkirsche ist leichter zu bändigen als die Süßkirche. Sie wächst deutlich schwächer. Besonders Schattenmorellen besitzen eine gute Verzweigung und eignen sich gut für Spaliere. Allerdings muss man aufpassen, dass sie nicht zu schnell verkahlen. Die Fächererziehung muss früh begonnen werden. Schattenmorellen haben auch den Vorteil, dass sie selbstfruchtbar sind. Der Platzbedarf für eine Weichselkirsche beträgt etwa 3,5 bis 4,5 m in der Breite und 2 m in der Höhe, ideal vor einer Haus- oder Mauerfläche.

PflanzschnittPflanzschnitt

Am besten nutzt man eine einjährige Veredlung mit wenigen Seitentrieben. Zwei davon sollten auf einer Höhe zwischen 30 und 40 cm sitzen. Sie bilden die Gerüstäste. Alle anderen Triebe sind unerwünscht und werden entfernt. Die beiden Seitentriebe um ein Drittel bis zur Hälfte auf eine nach oben weisende Blattknospe einkürzen. Die beiden Triebe werden in einem Winkel von etwa 45° am Gerüst befestigt. In der Regel bildet sich in der ersten Wachstumsperiode ein entsprechender Verlängerungstrieb, von dem 3 bis 4 Verlängerungstriebe abzweigen.

Spalierobst schneiden

  1. Mitte und alle Seitentriebe bis auf zwei entfernen
  2. 2 Triebe in Höhe von 30 bis 40 cm stehen lassen
  3. Diese um ein Drittel bis zur Hälfte einkürzen, wobei eine Blattknospe nach oben den Abschluss bildet
  4. Beide Triebe im Winkel von 45° anbinden

Erziehungsschnitt

Zu Beginn des zweiten Standjahres die belassenen Austriebe um etwa 1/3 einkürzen. Die geeigneten Neuaustriebe gleichmäßig über die gesamte zur Verfügung stehende Fläche aufteilen. Wenn noch Lücken vorhanden sind, muss nochmals zurückgeschnitten werden, damit sich genügend Austriebe für den Fächer bilden. Die jungen Triebe werden wie bei der Süßkirsche an Bambusstäben am Gerüst befestigt. Die Abstände sollten gleich sein, damit sich das Spalier gleichmäßig entwickelt. Steil aufrecht wachsende Triebe müssen immer schnellstmöglich entfernt werden. Die Gerüsttriebsverlängerung in den nächsten drei Jahren jeweils um ein Drittel einkürzen
Die jungen Triebe werden fächerförmig am Spalier befestigt. So kann die nächsten Jahre weiterverfahren werden.

Spalierbaum schneiden

  1. Belassene Austriebe um ein Drittel kürzen
  2. Bei Lücken im Spalier noch einmal schneiden, um den Austrieb anzuregen
  3. Jungtriebe am Spalier befestigen
  4. Steil aufrecht wachsende Triebe entfernen
  5. Konkurrenztriebe entfernen

Erhaltungsschnitt

Der Erhaltungsschnitt bei der Sauerkirsche ist unkompliziert. Dabei werden alle steilen Triebe herausgeschnitten. Außerdem entfernt man alle Triebe, die den Gerüsttriebspitzen Konkurrenz machen. Zweijährige Triebe werden auf gerüstnahe einjährige umgelenkt.

  1. Zu steile Triebe herausschneiden
  2. Konkurrenztriebe zu Gerüsttriebspitzen entfernen
  3. Triebe am Spalier weiterleiten und befestigen

Verjüngungsschnitt

Auch ein Sauerkirschspalier vergreist. Ohne Schnitt hängen die Triebe über. Die unteren Triebe bilden kaum noch Fruchtholz. Geschnitten wird im Sommer, nach der Ernte. Die vergreisten Triebe werden auf einen jungen Seitentrieb umgelegt. Oft muss weit hinunter ins Spalier geschnitten werden. Die jungen Triebe müssen nah am Gerüsttrieb liegen, sie müssen dessen Aufgabe übernehmen. Alternativ können die kahlen Triebe völlig heruntergeschnitten werden, bis auf 5 cm lange Zapfen. Dann muss zwar wieder Aufbauarbeit geleistet werden, aber es bildet sich viel Fruchtholz. An der Schnittstelle bilden sich neue Triebe. Jeweils einen nimmt man als Gerüsttrieb und leitet ihn wieder am Spalier entlang.

  1. Vergreiste Triebe auf einen jungen Seitentrieb umleiten
  2. Alternativ völlig herunterschneiden und neu aufbauen

Allgemeine Hinweise und Tipps zum Schneiden von Sauer- und Süßkirschbäumen finden Sie hier:

1 Comments

Hallo Talu!

Ein riesiges Lob geht an Dich! Hätte ich Deine Kirsch-Spalier-Anleitung früher gekannt, wären mir vielleicht einige Umwege erspart geblieben. Denn so eine Praxis-erfahrene Anleitung wie Deine ist heute nur selten zu finden: Im Netz fast gar nicht, aber auch die erhältlichen „Spalierobst“-Bücher wissen wenig. (Ausnahme: Jacques Beccaletto & Denis Retournard, „Obstgehölze erziehen und formen“, Stuttgart 2007 – Die wissen sehr viel über den Schnitt am Spalier bei Apfel, Birne, Aprikose und Pfirsich, aber wenig bei der Süßkirsche und gar nicht bei der Sauerkirsche.)

Letzten Herbst habe ich mir für humosen ziemlich trockenen Sandboden eine wurzelechte Naumburger Weichsel geholt (Baumschule Walsetal), und suche gerade nach einem passenden Wandspaliergerüst.
Sandboden eignet sich gut für Kirschen (von allen Obstsorten vertragen es die Kirschen am trockensten, wenn eine minimale Wasserversorgung auch im Sommer sichergestellt ist), aber NICHT auf Vogelkirsche, wie Du richtig schreibst! Nachdem mir eine neuere Standardsorte einfach eingegangen ist, habe ich mich ebenfalls für wurzelecht entschieden. Über viele hundert Jahre wurden Sauerkirschen gar nicht veredelt. als wurzelechte gelten sie bis heute als sehr anpassungsfähig an die Ökologie eines Standorts.

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