Weste stricken – kostenlose Anleitung für Anfänger
Eine kuschelige Weste aus dicker Schurwolle wärmt im Winter angenehm den Rücken. Oder darf es lieber ein edles Stück aus filigranem Garn sein? Diese Anleitung verrät Ihnen, wie Sie eine Weste stricken – ganz nach Ihren Wünschen.
Wie schaffe ich es, eine Weste so zu stricken, dass sie mir genau passt? Diese flexibel anpassbare Anleitung erklärt Ihnen, wie Sie die Maschen- und Reihenzahl auf Ihr Garn und Ihre Kleidergröße abstimmen. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Maschen zu- und abnehmen müssen, um eine schön geformte Weste zu erhalten. Das einfache Kleidungsstück wird nur aus rechten Maschen gestrickt, sodass es auch für Anfänger problemlos nachzuarbeiten ist. Mit dicker Wolle sind Sie an einem Wochenende fertig, mit dünnem Garn wird ein Projekt für den Urlaub daraus.
Inhalte
Material und Vorbereitung
Sie können prinzipiell jedes Garn verwenden. Schurwolle und andere natürliche Materialien wärmen angenehmer als Polyester oder Ähnliches. Achten Sie jedoch auf gute Waschbarkeit. Die Banderole Ihres Garns gibt Ihnen dazu nähere Informationen. Dort finden Sie zudem Hinweise zur passenden Nadelstärke.
Bevor Sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen, benötigen Sie zuerst eine Maschenprobe. Stricken Sie dazu ein Stück und messen Sie aus, wie viele Maschen und Reihen zehn Zentimetern Breite beziehungsweise Höhe entsprechen.
Wir haben sehr dicke Schurwolle mit Nadelstärke zwölf verarbeitet. Bei unserer Maschenprobe ergeben neun Maschen und elf Reihen ein Quadrat mit zehn Zentimetern Kantenlänge. Wenn Sie mit einem Garn gleicher Dicke unserer Anleitung genau folgen, erhalten Sie eine taillenlange Weste, die bei Kleidergröße S (36/38) passt.
Benötigen Sie eine andere Kleidergröße oder ergibt Ihre Maschenprobe abweichende Werte, müssen Sie die benötigten Maschen- und Reihenzahlen selbst ausrechnen. Messen Sie zunächst Ihren Körper aus:
- vom Beginn des Halses bis zur gewünschten Länge
- die einfache Weite von Achsel zu Achsel vorne und hinten
- die Höhe des Armausschnitts von der Schulternaht bis eine Handbreit unterhalb der Achsel
- die Weite des Halsausschnitts, je ein Fingerbreit vom Halsansatz entfernt beginnend und endend
Zusammen mit den Werten der Maschenprobe können Sie nun ausrechnen, wie viele Maschen und Reihen Sie benötigen, damit Ihnen das Kleidungsstück passt.
Rechenbeispiel
Die Weste soll 52 Zentimeter weit werden und 14 Maschen entsprechen zehn Zentimetern. Sie rechnen:
- 52 : 10 = 5,2
- 5,2 x 14 = 72,8
Sie benötigen 73 Maschen an der breitesten Stelle des Rückenteils.
Am besten machen Sie je eine Skizze vom Vorder- und Rückenteil und tragen die Rechenergebnisse ein. Lesen Sie diese Anleitung sorgfältig durch und passen Sie sämtliche Zahlen gemäß Ihrer Maschenprobe und Ihren Messergebnissen an. Notieren Sie, wie viele Maschen Sie an welcher Stelle zu- oder abnehmen müssen, um die errechneten Werte zu erreichen.
Der Wollverbrauch variiert je nach Garnstärke, Kleidergröße und Länge deutlich. Der Preis hängt zudem vom verwendeten Material ab. Für ein taillenlanges Modell aus Schurwolle in Größe S sollten Sie ungefähr 20 EUR einplanen.
Das benötigen Sie für eine Weste:
- 200 g Wolle (für taillenlang in Größe S, ansonsten mehr)
- Paar Stricknadeln in passender Stärke
- Stopfnadel
- Maschenraffer oder große Sicherheitsnadel
- Falls Sie dicke Wolle verwenden: 1 Rest dünneres Garn in passender Farbe für die Nähte
- Falls gewünscht: 1 Knopf
Tipp: Eine Rundstricknadel (mit einem Schlauch verbundene Nadeln) ist eine gute Wahl, weil das breite Rückenteil darauf besser Platz findet.
Grundlagen
Die Weste wird kraus rechts gestrickt, das heißt, sie besteht nur aus rechten Maschen. Zusätzlich sollten Sie den Maschenanschlag und das Abketten bereits beherrschen. Daneben benötigen Sie nur die beiden im Folgenden beschriebenen einfachen Stricktechniken.
Maschen verdoppeln
Arbeiten Sie die betreffende Masche zunächst wie gewohnt, aber lassen Sie sie nicht von der linken Nadel gleiten. Stechen Sie nochmals in die Masche ein und stricken Sie sie verschränkt. Dies bedeutet, dass Sie das hintere Glied der Masche anstelle des vorderen aufnehmen. Mit dieser Technik erhöhen Sie die Maschenzahl um eins.
Zwei Maschen zusammenstricken
Stricken Sie zwei Maschen zugleich ab, indem Sie mit der rechten Nadel in beide einstechen. Danach bleibt nur eine Masche übrig, das heißt, Ihre Maschenzahl hat sich um eins verringert.
Weste stricken
Rückenteil
Schlagen Sie 32 Maschen an. Stricken Sie vier Reihen und verdoppeln Sie dabei jeweils die zweite und die vorletzte Masche. Sie haben danach 40 Maschen auf der Nadel. Arbeiten Sie nun drei Reihen ohne Zunahmen.
Tipp: Wenn Ihre Weste weiter als bis zur Taille reichen soll, verlängern Sie sie an dieser Stelle. Sobald Ihr Strickstück von der gewünschten Länge bis eine Handbreit unter die Achseln reicht, beginnen Sie mit den Abnahmen für die Armausschnitte.
Stricken Sie für die Armausschnitte die zweite Masche mit der dritten zusammen und die vorvorletzte mit der vorletzten. Anschließend arbeiten Sie eine Reihe ohne Abnahmen, bevor Sie diese nochmals wiederholen. Es verbleiben 36 Maschen.
Stricken Sie 23 Reihen in die Höhe.
Nun fängt der Halsausschnitt an. Beginnen Sie mit neun normalen Maschen, ketten Sie dann 18 Maschen ab und beenden Sie die Reihe mit neun gestrickten Maschen.
Aus den verbleibenden Maschen werden nacheinander die Träger gestrickt. Legen Sie die neun Maschen, an den der Arbeitsfaden nicht hängt, zunächst auf einer Sicherheitsnadel oder einem Maschenraffer still.
Mit den anderen neun Maschen stricken Sie zwei Reihen, wobei Sie auf der Seite, die zum Halsausschnitt hin zeigt, jeweils zwei Maschen zusammenstricken. Es bleiben sieben Maschen übrig. Arbeiten Sie noch drei Reihen und ketten Sie den Träger dann ab.
Schieben Sie die Maschen von der Sicherheitsnadel wieder auf die Stricknadel. Knoten Sie einen neuen Faden in die erste Masche.
Tipp: Falls Sie ein mehrfarbiges Garn verwenden, achten Sie beim Anknoten auf einen stimmigen Farbverlauf. Schneiden Sie den Faden bei Bedarf ein Stück ab, um mit der passenden Farbe zu beginnen.
Den zweiten Träger arbeiten Sie wie den ersten. Das Rückenteil ist fertig!
Erstes Vorderteil
Für das Vorderteil schlagen Sie 18 Maschen an. In den ersten Reihen verdoppeln Sie auf einer Seite Maschen, damit die Weste im Bereich des Knopfes eine schöne Rundung erhält. Gleichzeitig nehmen Sie an der anderen Seite Maschen für den Armausschnitt ab.
Tipp: Falls Sie Ihre Weste verlängern möchten, arbeiten Sie die Abnahmen für den Armausschnitt erst später. Orientieren Sie sich dabei am Rückenteil. Beachten Sie jedoch, dass das Modell aus dieser Anleitung hinten vier Reihen länger ist als vorne.
1. Reihe: Die zweite Masche verdoppeln.
2. Reihe: Die vorletzte Masche verdoppeln.
3. Reihe: Die zweite Masche verdoppeln.
4. Reihe: Die zweite und die dritte Masche zusammenstricken und die vorletzte Masche verdoppeln.
5. Reihe: Ohne Zu- oder Abnahmen.
6. Reihe: Die zweite und die dritte Masche zusammenstricken.
Sie haben nun 20 Maschen auf der Nadel. Mit diesen arbeiten Sie sechs Reihen, bevor die Abnahmen für die Schräge beginnen. Dazu stricken Sie in den drei folgenden Reihen am Rand des Strickstücks jeweils zwei Maschen zusammen. Es verbleiben 17 Maschen.
Tipp: Achten Sie darauf, dass die Abnahmen sich immer auf derselben Seite des Strickstücks befinden. Die Kante mit dem Armausschnitt soll gerade hochgestrickt werden, während auf der anderen Seite die Schräge entsteht. Weil Sie die Arbeit stets wenden, müssen Sie abwechselnd am Anfang und am Ende der Reihe Maschen zusammenstricken.
In den nächsten 20 Reihen stricken Sie in jeder zweiten Reihe, das heißt zehnmal, zwei Maschen auf der Seite mit der Schräge zusammen. Danach haben Sie nur noch sieben Maschen auf der Nadel. Ketten Sie diese ab und das erste Vorderteil ist fertig!
Zweites Vorderteil
Das zweite Vorderteil arbeiten Sie wie das erste. Beim Muster kraus rechts sehen beide Seiten des Gestricks gleich aus. Drehen Sie das zweite Vorderteil einfach um und sie erhalten ein spiegelverkehrtes Stück.
Falls Sie Ihre Weste mit einem Knopf verschließen möchten, benötigen Sie ein Loch im Vorderteil.
Tipp: Um herauszufinden, wie breit das Knopfloch sein muss, halten Sie den Knopf Ihrer Wahl an das Gestrick und zählen, über wie viele Maschen sein Durchmesser reicht. Davon ziehen Sie ein bis zwei Maschen ab, weil das Loch dehnbar ist.
Das Knopfloch soll an der Rundung am Vorderteil sitzen. Nach den Reihenzahlen in dieser Anleitung beginnen Sie in der achten Reihe mit dem Knopfloch. Dazu ketten Sie zwei Maschen vom Rand entfernt Ihre errechnete Zahl an Maschen ab. Bei unserem Knopf sind dies zwei Maschen. In der nächsten Reihe schlagen Sie an derselben Stelle die entsprechende Maschenzahl wieder an.
Fertigstellung
Vernähen Sie zunächst alle herunterhängenden Fäden. Anschließend schließen Sie die Nähte an den Schultern und an den Seiten. Die rosafarbenen Markierungen auf dem Foto verdeutlichen Ihnen die Position der Nähte. Beachten Sie, dass die Weste hinten vier Reihen länger ist als vorne. Legen Sie daher die Unterkanten der Armausschnitte aufeinander und vernähen Sie nur die drei Reihen darunter. Falls Sie mit dicker Wolle gestrickt haben, verwenden Sie zum Nähen einen dünneren Faden in passender Farbe. Dadurch vermeiden Sie unschöne Wülste.
Zum Schluss nähen Sie den Knopf auf das Vorderteil ohne Knopfloch.
Ihre Weste ist fertig!
Kurz-Anleitung
1. Für das Rückenteil 32 Maschen anschlagen, in vier Reihen insgesamt acht Maschen zunehmen, dann drei Reihen geradeaus stricken.
2. In den folgenden drei Reihen für den Armausschnitt beidseitig zwei Maschen abnehmen, 23 Reihen stricken.
3. Für den Halsausschnitt mittig 18 Maschen abketten. Die Träger getrennt über fünf Reihen stricken, dabei in den ersten beiden Reihen auf der Halsseite zwei Maschen abnehmen. Abketten.
4. Für das Vorderteil 18 Maschen anschlagen. In den ersten vier Reihen auf einer Seite insgesamt vier Maschen zunehmen. In der vierten bis sechsten Reihe auf der anderen Seite zwei Maschen für den Armausschnitt abnehmen.
5. Sechs Reihen stricken, danach für die Schräge in 23 Reihen einseitig 13 Maschen abnehmen. Abketten.
6. Das zweite Vorderteil identisch arbeiten, dabei ein Knopfloch einstricken.
7. Die Schulter- und Seitennähte schließen und einen Knopf annähen.
Mögliche Variationen
1. Verschließen Sie die Weste mit einer Schleife anstatt mit einem Knopf. Fertigen Sie dazu zwei Luftmaschenketten an und nähen Sie diese an die Rundungen der Vorderteile. Alternativ können Sie einen Haken und eine Öse annähen oder auf einen Verschluss verzichten.
2. Umhäkeln Sie die Ränder mit Kettmaschen. Dadurch erhalten Sie stabile, verdickte Kanten, die durch ihre zopfartige Optik sehr dekorativ aussehen.
3. Stricken Sie in einem schönen Muster. Beachten Sie dabei, dass sich das Gestrick bei vielen Mustern zusammenzieht. Fertigen Sie Ihre Maschenprobe daher unbedingt im gewählten Muster an. Wenn sich Vorder- und Rückseite des Gestricks unterscheiden, müssen Sie die Zu- und Abnahmen beim zweiten Vorderteil jeweils auf der entgegengesetzten Seite zum ersten arbeiten. Nur so erhalten Sie zwei spiegelverkehrte Stücke.
2 Comments
Hallo
Ich schließe mich meiner Vorrednerin an:
Bitte sagen Sie uns, welches Garn für die Muster Weste verwendet wurde!
Vielen Dank für ihre Hilfe und Unterstützung.
Liebe Grüße
Tina
Hallo, sehr schöne kleine Weste.
Welches Garn wurde hier verwendet?
Lana Grossa Lei???
LG Astrid