Stoffreste verwerten – Nähen aus Resten – 3 Ideen
Es ist immer wieder eine Herausforderung neue Ideen zu finden, um Stoffreste sinnvoll zu verwerten. Und es macht Spaß! So nähe ich Dinge, auf die ich früher nie gekommen wäre: Socken, Unterhosen, Stofftiere, Deko-Gegenstände und vieles mehr. Ich bin ja bekennende Upcyclerin und Resteverwerterin, da trifft mich dieses Thema jedes Mal genau ins Herz!
Heute möchte ich Ihnen drei Ideen vorstellen, die mit nicht allzu viel Zeitaufwand aus Stoffresten genäht werden können. Beginnen werde ich mit dem aufwendigsten Projekt dieser drei Vorschläge: einem selbst genähten Nadelkissen „to go“. Gleich darauf folgen quietschbunte Schnürsenkel beziehungsweise Schuhbänder und zum Abschluss zeige ich Ihnen noch, wie man seine Frühstückseier kuschelig warm hält.
Schwierigkeitsgrad 1-2/5
(für Anfänger geeignet)
Materialkosten 1/5
(zwischen EUR 0,- aus Stoffreste n bis EUR 10,- je Werkstück)
Zeitaufwand 1-2/5
(je nach Werkstück und Können variabel)
Inhalte
Stoffreste verarbeiten
Nadelkissen aus Stoffresten
Für das Nadelkissen verwenden Sie am besten Stoffreste aus Webware, also nicht dehnbare Stoffe. Sollten Sie Jersey Stoffreste oder andere dehnbare Stoffe verarbeiten wollen, müssen Sie diese unbedingt mit Bügeleinlage verstärken. Diese macht jedoch die oberste Schicht des Nadelkissens schwerer durchdringlich.
Überlegen Sie vorab, wie groß Ihr Nadelkissen werden soll. Zeichnen Sie anschließend einen Kreis mit dem gewünschten Durchmesser auf und schneiden Sie diesen zuzüglich Nahtzugabe zwei Mal aus. Ich verwende für mein Nadelkissen zwei verschiedene Stoffe. Sollten Ihre Stoffreste für die Kreise zu klein sein, sind auch Halb-, Viertel-, Sechstel- oder Achtelkreise eine wunderbare Lösung. Schneiden Sie dazu die entsprechenden Teile mit Nahtzugabe aus und nähen Sie diese zu einem vollständigen Kreis zusammen.
Ich spare mir gerne Zeit, indem ich für meine Werkstücke Alltagsgegenstände zweckentfremde. Mein Nadelkissen soll etwa 11 cm Durchmesser haben, dazu habe ich einfach die Spardose meiner Kinder auf den Stoff gelegt und einmal drum rum gezeichnet, weil sie in etwa so groß ist. Ich habe dann zuzüglich einer Nahtzugabe von etwa einem Zentimeter zugeschnitten.
Sie können den Kreis aber auch aus allen anderen Patchwork-Kombinationen ausschneiden, die sie aus den Stoffreste n zusammengenäht haben, seien es klassische Quadrate oder Crazy Patchwork.
Legen Sie die beiden Kreise nun rechts auf rechts (also mit den „schönen“ Seiten zueinander) aufeinander und fixieren Sie die beiden Lagen, damit Sie beim Zusammennähen nicht verrutschen. Bei so kleinen Kreisen wie meinen reicht eine Stecknadel in der Mitte.
Tipp: Wie Sie auf den Fotos sehen, habe ich meine Kreise mit einer Zick-Zack-Schere ausgeschnitten, damit die Ränder nicht ausfransen.
Nähen Sie nun beide Stofflagen ringsum zusammen und lassen Sie eine Wendeöffnung frei. Ich verwende dazu gerne den Dreifach-Geradstich, da dieser besonders robust ist. Am Anfang und Ende der Naht vernähen Sie jeweils gut. Vor dem Wenden schneiden Sie nun noch mehrmals in die Nahtzugabe, und zwar rundherum, damit Sich die Nahtzugabe schön in die Rundung legen kann. Achten Sie dabei unbedingt darauf, dass Sie nicht die Hauptnaht durchtrennen!
Wenden Sie nun den Kreis und füllen Sie das so entstandene Täschchen.
Tipp: Für das Nadelkissen empfehle ich, wirklich Füllwatte zu nehmen und keine Stoffreste, da je nach Stoffart sonst die Nadeln nicht leicht eingestochen werden können.
Schließen Sie die Wendeöffnung mit einer unsichtbaren Naht von Hand, auch Leiternaht oder Zaubernaht genannt. Hier finden Sie eine Anleitung: Mit der Hand nähen
Für die Unterteilung benötigen Sie nun eine Schnur. Sie können dafür dünnes Paketband oder verschiedene dickere Garne verwenden. Ich habe mich für Knopflochgarn entschieden. Dies ist etwas dicker als normales Nähgarn und besonders strapazierfähig. Außerdem habe ich aus meinem Fundus noch zwei schöne Knöpfe herausgesucht.
Spannen Sie die Schnur beziehungsweise das Garn so um ihr Pölsterchen, dass gleichmäßige Unterteilungen entstehen. Ich habe mich bei diesem Tutorial für 8 Unterteilungen entschieden, da dies am leichtesten umzusetzen ist: zuerst halbieren, dann vierteln und dann jeweils zwischen den bereits gelegten Fäden nochmal halbieren. Ziehen Sie die Schnur beziehungsweise das Garn richtig fest und verknoten Sie es gut. Damit es ein Nadelkissen „to go“ wird, fehlt nun noch ein wichtiger Bestandteil: das Gummiband fürs Handgelenk. Legen Sie dazu ein Gummiband anliegend um Ihr Gelenk und schneiden Sie es so ab, dass die Enden sich genau treffen. Nähen Sie es mit ca. 1,5 cm Überlappung zusammen. Damit es lange hält, nähen Sie ruhig öfter hin- und her, gerne auch mit verschiedenen Stichen.
Legen Sie das Gummiband mit der Nahtstelle nach unten auf den Mittelpunkt der Unterseite Ihres Nadelkissens. Darauf legen Sie einen Knopf, der zweite Knopf kommt in die Mitte der Oberseite. Nähen Sie nun beide Knöpfe durch das Gummiband und das Nadelkissen hindurch mit einem strapazierfähigen Garn gut fest und ziehen Sie gut am Garn, damit unter den Knöpfen diese Einbuchtungen entstehen.
Tipp: Verwenden Sie einen Fingerhut: Es ist nicht ganz einfach unter Druck und Zug zusammenzunähen und sich dabei nicht in den Finger zu stechen.
Und schon ist die erste Näh-Idee fertig umgesetzt!
Schnürsenkel – Schuhbänder
Das war mein erstes Mal mit Schuhbändern, darum kann ich Ihnen eines gleich sagen: Mit rutschigen Stoffresten, die man nicht heiß bügeln darf ist es zwar möglich, schöne Schnürsenkel zu nähen, aber einfach ist es nicht. Verwenden Sie lieber Baumwoll-Webware. Auch Stoffreste von Jerseystoffen sind super geeignet, hier benötigen Sie aber etwa 10% weniger in der Länge.
Damit geht’s auch schon los: zuerst müssen Sie die Länge der Schuhbänder festlegen. Nehmen Sie dazu einfach jene Schnürsenkel, die sie austauschen möchten und messen Sie diese ab. Die meisten Schubänder sind etwa 120 bis 150 cm lang. Dabei würde ich mich bei Stoffresten von Jersey und anderen dehnbaren Stoffen eher an 120 halten, da diese ja noch weiter nachgeben.
Schuhbänder werden wie Schrägbänder gefaltet und abgesteppt und das ist auch schon der ganze Zauber. Das heißt, sie werden einmal mittig gefaltet und gebügelt, wieder geöffnet und dann werden beide Kanten zur Mitte gelegt und nochmal zusammengefaltet, dann wieder gebügelt. Und zum Schluss noch an der offenen Seite knappkantig abgesteppt.
Nachdem die Länge festgelegt ist fehlt noch die Breite: Überlegen Sie, wie breit das fertige Schuhband sein soll oder messen Sie den „Vorgänger“ ab. Rechnen Sie diesen Wert mal 4. Meine Schubänder sollen maximal 1 cm breit werden.
Tipp: Ich mach es mir wieder leicht: mein Metall-Lineal ist etwa 3,5 cm breit, das ist perfekt für meine Schuhbänder.
Ich ziehe mir auf meinem Stoffrest an der Kante einen geraden Strich. Daran lege ich die untere Linealkante an und zeichne einen Strich an der oberen Kante und so weiter. Dann schneide ich den Stoff an diesen Linien und erhalte viele gleich breite Streifen.
Natürlich sind meine Stoffreste keine 120 cm lang und 150 cm schon gar nicht. Darum muss ich stückeln: Ich nähe einfach die Enden zusammen, bis mein Band lang genug ist. Anschließend bügle ich die Nahtzugaben auseinander und beginne mit dem Bügeln der Falten wie oben beschrieben.
Tipp: Wenn Sie sich gelegentlich Schrägbänder selbst machen, haben Sie vielleicht schon die praktischen Schrägbandformer zu Hause. Diese eignen sich hervorragend für dieses Nähprojekt.
Nachdem die Kanten zusammengesteppt sind fehlt nur noch der letzte Schliff.
Grundsätzlich können Sie die Schuhbänder so schon verwenden, aber sie könnten noch ausfransen. Die Enden vor dem Zusammennähen nach innen zu klappen macht aber nicht viel Sinn, da sie sonst zu dick werden und nicht mehr durch die Löcher passen. Darum hab ich ein bisschen in unserer Elektrowerkstatt gekramt und ein paar Schrumpfschläuche rausgesucht. In meinem Fall sind sie schwarz (Elektrowerkstatt halt), es gibt sie aber auch durchsichtig.
Schneiden Sie den Schlauch auf die gewünschte Länge zu. Pro Schuhband benötigen Sie zwei Schlauchstücke. Schieben Sie nun jeweils ein Ende des Bandes in einen Schlauch, bis die Kanten abschließen.
Damit sich der Schlauch zusammenzieht, muss er erhitzt werden. Ich habe ihn dazu mit der Pinzette genommen und ganz nah ans heiße Bügeleisen gehalten (höchste Stufe) und langsam gedreht. Ich weiß nicht, wie viel Hitze Schrumpfschläuche aushalten, daher war es mir zu riskant, einfach drüber zu bügeln. Außerdem ist ja auch der Stoff, den ich verwendet habe nicht sehr hitzebeständig. Mit dem Ergebnis bin ich trotzdem absolut zufrieden.
Und so sehen meine Schuhe jetzt aus: rechts vorne das alte, langweilige, weiße Schuhband und links hinten im Bild die schönen, knalligen, neuen Schuhbänder.
Eierwärmer – Eierhäubchen
Hier kommt noch ein Tutorial, das vor allem bei Kindern super ankommt – und es kann auch von Kindern genäht werden (mit etwas Unterstützung natürlich) und eine fröhliche Möglichkeit ist, Ihre Stoffreste zu verwerten: Eierhäubchen!
Für die Mützen habe ich Jersey verwendet, es funktionieren aber auch alle anderen dehnbaren Stoffe. Von nicht dehnbaren Stoffresten ist bei diesem Projekt abzuraten, da es Eier ja in den unterschiedlichsten Größen gibt und die Mützchen auf alle draufpassen sollen.
Ich habe mir ein mittelgroßes Ei als Basis ausgesucht und es für Sie abgemessen: 15 cm. Das wird der Umfang unseres Mützchens und so breit müssen die Stoffreste mindestens sein. Sie brauchen hier keine Nahtzugabe hinzurechnen. Bei Jerseymützen ohne Bündchen rechnet man üblicherweise etwa 10% weg, damit sie schön anliegen, dies entspricht bei 15 cm breite einer Nahtzugabe von 1,5 cm. Also ist hier die Nahtzugabe schon enthalten.
Die Höhe sollte auch etwa 15 cm betragen, wenn Ihre Stoffreste höher sind, müssen diese aber nicht extra gekürzt werden. Je nachdem, welche Form sie der Oberseite geben möchten, können die Stoffreste auch um einige Zentimeter länger oder kürzer sein. Das erste Stück meiner Stoffreste ist etwa 18 cm hoch.
Für die erste Mütze nähe ich einen „Faulenzersaum“. Dazu falte ich die Unterkante (Motiv beachten – wo ist oben und unten?) etwa einen Zentimeter nach innen und schlage den Bug dann genau an der Kante nach außen. Nun steppe ich knappkantig ab und klappe den Bug wieder auf.
Dann falte ich den Stoff rechts auf rechts (die Schönen Seiten zusammen) und zeichne mir eine Schräge Linie auf die ich absteppe. Dann schneide ich den überschüssigen Stoff einfach weg und wende das Mützchen. Ich mache oben noch einen Knoten hinein, damit es lustiger aussieht und setze es auf mein bemaltes Ei, das schon im Eierbecher döst.
Sie haben bestimmt gesehen, dass an der Rückseite ein „Spitze“ nach unten wegsteht. Mich stört das bei so kleinen Spaß-Projekten nicht, aber ich zeige ihnen bei der nächsten Variante, wie Sie das vermeiden: und zwar nähen Sie dazu einfach den letzten Zentimeter gerade herunter. Die zweite Mütze habe ich außerdem nur einfach gesäumt, auch das macht wieder ein anderes Bild am Ei.
Für das dritte Ei habe ich mir wieder etwas anderes überlegt: eine Teilung in der oberen Mitte. Dazu zeichnen Sie sich einen Strich von der oberen Mitte her ein. Er sollte eine Spur näher am Bug als an der offenen Kante liegen, da diese ja noch zusammengenäht wird. Nähen Sie dann von oben jeweils rechts und links von diesem Strich und schneiden Sie dazwischen die beiden „Ohren“ auseinander.
Nun wird nur noch gewendet und Sie können sich entscheiden, ob sie die beiden „Ohren“ einfach offen abstehen lassen, Sie verknoten (wie ich auf dem Bild) oder jedes einzeln verknoten.
Viel Freude beim Nachnähen!
Die Zwirnpiratin
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