Reibeputz aufbringen – DIY-Anleitung für Innen und Außen
Reibeputz gehört nicht ohne Grund zu unseren beliebtesten traditionellen Wandbeschichtungen. Außen klassisch schön, innen mit unglaublichen Möglichkeiten, ist er nicht ganz einfach aufzubringen. Aber zu schaffen ist es, und es lohnt sich unbedingt. Wir verraten in dieser Anleitung, wie Sie Reibeputz aufbringen.
Reibeputz wurde an Außen-Fassaden entwickelt, Reibeputz aufbringen wird deshalb auch zunächst an der Außen-Fassade beschrieben, wo alle Besonderheiten dieser vielgestaltigen Fassadenbeschichtung ausgeschöpft werden können und beachtet werden müssen, damit das Ergebnis überzeugt. Die DIY-Anleitung gilt aber auch, wenn Sie Reibeputz im Innenraum einsetzen möchten, nur haben Sie es da ein wenig leichter und außerdem ganz andere Wahlmöglichkeiten beim Material. Hier erfahren Sie alles über Reibeputz-Arten: Reibeputz-Arten
Reibeputz an der Außen-Fassade
Reibeputz ist ein Putz mittlerer Struktur, der zu den klassischen Putzarten an unseren Fassaden gehört. Um den Reibeputz an die Wand zu bekommen, sind folgende Arbeitsschritte abzuarbeiten:
1. Fassade vorbereiten
Wenn die Fassade eines neu gebauten Hauses das erste Mal mit Reibeputz bedeckt werden soll, macht die Vorbereitung der Außenwand meist nicht mehr sehr viel Arbeit. Die Fassade (der Putzgrund) muss vor dem Putzauftrag einfach nur staubfrei, fest und eben sein.
Wenn die Bauarbeiten schon vor einiger Zeit abgeschlossen wurden, muss die Wand möglicherweise noch einmal gereinigt werden, bevor eine neue Schicht aufgetragen wird. Das verbessert die Haftung und stellt sicher, dass Sie keine Sporen (Pilze, Algen, Moos) mit einputzen.
Wenn eine eigentlich saubere und unbeschädigte ältere Fassade neu beschichtet werden soll, reicht oft das trockene Absaugen/Abfegen.
Wenn sich Spuren von Algen, Moos, Pilzen zeigen, kommt es auf das Ausmaß an, ob Sie Fungizide oder spezielle Algen- und Moosentferner einsetzen müssen. Bei diesen scharfen Chemie-Bomben sollten Sie vor dem Einsatz genau die Inhaltsstoffe erkunden und bei der Anwendung die Schutzvorschriften einhalten, die der Hersteller vorgibt.
Es gibt jedoch die Möglichkeit, auch stärker verschmutzte oder bemooste Fassaden ohne Chemie mit möglicherweise gefährlichen Inhaltsstoffen zu reinigen, etliche Hauseigentümer haben damit schon lange gute Erfahrungen gemacht: Lose sitzenden Schmutz mechanisch beseitigen, je nach Untergrund und Grad der Verschmutzung mit feineren oder stärkeren Bürsten, Fassade an einem schönen warmen Tag mit schlichtem Essigreiniger in Wasser oder Soda-Lösung und anschließend mit Wasser abwaschen, kleinere Risse und Löcher mit Spachtelmasse (bei gewisser Tiefe mit neuem Putz in gleichem Aufbau wie der vorhandene) schließen, trocknen lassen, fertig.
Die auszubessernden Stellen müssen sollten schön glatt gespachtelt werden, je dünner die geplante Putzschicht und je feiner der Reibeputz ist, desto größer wird die Gefahr, dass Kanten und Absätze durchscheinen.
Vor allem Risse müssen geschlossen werden, sie haben die Tendenz, sich „fortzupflanzen“. Was nicht nur schade für die Optik der neuen Putzfläche wäre, sondern ganz schnell dazu führt, dass heimtückische Feuchtigkeit in die Fassade kriecht…
Wenn eine alte Fassade an vielen größeren Stellen schadhaft, durchfeuchtetet oder sogar sichtbar verschimmelt ist, ist das Sanierungsfall, bei dem erst einmal die Schimmelentfernung/Trockenlegung im Vordergrund steht, über die Sie sich schnellstens informieren sollten. Bis die Außenhaut des Hauses schimmelfrei ist, muss jeder Gedanken an Neuverputzen in den Hintergrund treten. Möglicherweise muss die Fassade bis auf den Mauergrund vom Putz befreit, getrocknet und dann neu verputzt werden; was in einem solchen Fall unbedingt notwendig ist, sollte immer ein Fachmann entscheiden.
2. Putzmörtel auswählen
Wenn die Fassade fertig vorbereitet ist, muss zusammen mit einem Fachmann der richtige Putzmörtel für den zu bearbeitenden Putzuntergrund ausgewählt werden. Für alle Bauherren, die über die Hintergründe der Entscheidung informiert sein möchten, haben wir hier eine detaillierte Übersicht zu verschiedenen Sorten von Putzmörtel:
Wenn Sie Ihre Putzmörtelgruppe gefunden haben, steht eine weitere Entscheidung an: Die Zusammensetzung des Putzmörtels. Bei einer Außenfassade müssen Sie sich zwischen Kunstharzputz, rein mineralischen Putz oder Mischungen zwischen beiden Systemen entscheiden.
Eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen, Sie legen hier nämlich fest, ob Sie mit dichten oder mit atmenden Wänden leben und in welchen Umfang Sie sich über Toxine in einer Putzmischung informieren müssen, Genaueres zu den angebotenen Putzmischungen erfahren Sie weiter unten.
3. Unterputz und Oberputz
Mit der Entscheidung für die Art und Zusammensetzung des zu verwendenden Putzes geht die Entscheidung für die Auftragsdicke und die Putzlagen einher. Neuputz wird in der Regel zweilagig aufgebracht.
Wenn alter Reibeputz „frisch gemacht“ werden soll, reicht gewöhnlich eine Lage (von einem Putz in gleicher Zusammensetzung wie der vorhandene).
4. Material und Werkzeug
Je nachdem, wie die bisherigen Entscheidungen ausfielen, brauchen Sie:
- Putzgrund
- Ev. Schutzprofile für Ecken und Kanten
- Unterputz
- Reibeputz
- Ev. Putz-Abtönfarbe
- Abdeckfolie und Malerkrepp für Fenster und Türen
- Reibebretter
- Maurerkelle
- Edelstahlglätte
- Bohrmaschine
- Rührquirl
- Mörteltuppe oder großen Eimer
- Leiter oder Gerüst
5. Grundieren, Profile anbringen
Falls notwendig bzw. vom Hersteller für den verwendeten Putz auf dem gegebenen Untergrund empfohlen, wird der Untergrund zunächst mit Grundierung vorbehandelt.
Der Putzgrund ist meist flüssig wie Wasser und deshalb leicht und schnell aufzubringen, Sie sollten nur auf die richtige Temperatur/Luftfeuchtigkeit achten, damit er möglichst schnell und gut trocknet.
Wenn Sie sich dafür entschieden haben, werden anschließend die Schutzprofile an den Ecken und Kanten angebracht.
6. Reibeputz anmischen
Der Außenputz wird nun mit der empfohlenen Menge Wasser, einem Rührquirl und der Bohrmaschine in einer Mörteltuppe oder einem großen Eimer angemischt. Wenn Abtönfarbe vorgesehen ist, wird sie mit eingemischt.
Wie viel Sie anrühren, hängt davon ab, wie viel Kraft und Erfahrung im Putzen Sie haben. Sie sollten ungefähr so viel Putz anrühren, wie Sie in eine halben Stunde bis Stunde verarbeiten und strukturieren können. Wenn Sie noch nie geputzt haben, lohnt sich vorher „Probeputzen“ an einem abgelegenen Mäuerchen oder auf einer Gipskartonplatte; nicht nur zur Ermittlung der Arbeitsgeschwindigkeit, sondern auch zum Ausprobieren/Üben
der gewünschten Reibestruktur (s. 8.).
Der Putz soll eine breiige Konsistenz haben, so etwa wie Quark (jeder Maurer hat seine eigene Vergleichsmasse). Quark kann jede Konsistenz von fast flüssig bis zum schneidbaren Stück haben? Richtig, gemeint ist aber wohl nicht der feste Magerquark, wie er direkt aus der Packung kommt, sondern der schön geschmeidig mit Sahne angerührte Quark. Laien sollen nämlich meist zu dick anrühren, weil sie Angst haben, dass der Putz von der Wand läuft. Der Putzer nennt dicken Klump-Putz „Bärenscheiße“, lässt sich kaum glätten und ebnen, haftet zu wenig am Untergrund und ergibt eine bucklige Oberfläche. Zu dünner Mörtel kleckert alles voll, nur nicht die Wand … „wie Eintopf, aber nicht wie Suppe“ lautet ein anderer Maurer-Spruch, besser ein wenig zu dünn als zu dick.
7. Reibeputz außen auftragen
Wenn vorgesehen, wird zunächst der Unterputz nach Herstelleranweisung aufgetragen, wobei es vor allem auf gleichmäßige Beschichtung und gute Haftung und nicht so sehr auf Schönheit ankommt. Wenn er gut abgetrocknet ist, sollten Sie auffällige Kanten abschleifen, sie könnten später bis in der Oberputz hinein sichtbar werden.
Nun kommt der Reibeputz als Oberputz an die Reihe: Die fertige Putzmörtelmischung wird mit der Kelle grob auf der Wand verteilt und dann auf Kornstärke abgezogen. Die dicksten Körner beim klassischen Münchner Rauputz sind z. B. genau 3 mm stark. Wenn Sie die Kelle schräg halten und den Putz unter leichtem Druck so verteilen (abziehen), dass die dicksten direkt am Putzgrund liegenden Körner das Maß für die Schichtdicke vorgeben, erhalten Sie eine exakt 3 mm dicke Putzschicht.
Das klingt nicht sehr leicht? Sicher nicht, deshalb dauert die Ausbildung zum Putzer, Verputzer, Stuckateur auch drei Jahre, in denen viel Zeit ist, um ein Gefühl für die richtige Schichtdicke zu entwickeln. Hinter Ihnen steht aber kein Polier, der Sie zur Einhaltung bestimmter Zeitvorgaben drängt, Sie dürfen sich nur nicht zu große Flächen auf einmal vornehmen.
8. „Reibeputz“ kommt von Reiben
Der Oberputz ist nicht nur Schutz, sondern auch die zierende Außenhaut des Gebäudes. Die Bezeichnung Putz bezieht sich auf diese Zierfunktion; „Putz“ kommt tatsächlich von „putzen“, im Sinne von “herausputzen”, schön machen. Für dieses „Schönmachen“ gibt es eine lange Tradition, mit vielen traditionellen Putztechniken, deren Anwendung gerade zunehmend wieder gepflegt wird. Mit dem Reibeputz haben Sie sich für einen Putz von mittlerer Struktur entschieden, die je nach Körnung des Zuschlagstoffs und der Behandlung mit dem Reibebrett mehr oder weniger grob bzw. fein ausfallen kann.
Es gibt regionale Traditions-Reibeputze wie Münchner Rauputz, Rillenputz, Wurmputz, Madenputz, Rindenputz, bei denen mit einer bestimmten Körnung und bestimmten Reibebewegungen eine typische Struktur erreicht wird.
Jede Reibebewegung – kreisend, hin und her, waagerecht, senkrecht, diagonal oder kreuzweise – gibt also eine andere Struktur. Sie sollten sich im Vorfeld viele Bilder verschiedener Reibeputze ansehen, um herauszufinden, welche Struktur Sie an Ihrer Fassade sehen wollen. Und, wie schon in 7. angeregt, üben – vor allem, wenn Sie zur Traditionspflege einen regional beliebten Reibeputz auftragen wollen. Jeder traditioneller Reibeputz wird in einer bestimmten Körnung ausgeführt, beim Münchner Rauputz z. B. ist die klassische Körnung 3 mm, er wird aber auch in Körnung 2 und 5 mm angeboten.
Wenn der Putz in gewünschter Schichtdicke abgezogen ist, kommt das Reibebrett zum Einsatz, mit Sie dem in der gewählten Reibebewegung dem Putz seine Struktur verleihen. Gerieben wird, wenn der Putz etwas angezogen, aber noch nicht erstarrt ist. Sie können loslegen, sobald die Oberfläche nicht mehr glänzt.
So verfahren Sie Wandfläche für Wandfläche, Putz verteilen, auf Korngröße abziehen, durch Reiben Struktur einbringen. Dabei dürfen Sie es mit dem Reiben nicht übertreiben, abhängig von seiner Zusammensetzung neigt übermäßig geriebener Putz dazu, Bindemittel an der Oberfläche anzureichern und so zu schnell zu verhärten, das macht den Putz anfällig für Risse. Wenn die Fassade fertig ist, darf der frische Putz 3 bis 4 Tage aushärten.
9. Reibeputz streichen
Reibeputz kann nach dem Aushärten gestrichen werden, meist wird Farbe aber schon durch Abtönen des Putzmörtels eingebracht. Ein Anstrich macht eventuell Sinn, wenn der gewünschte Farbton mit Abtönfarbe nicht zu erreichen ist.
Dann brauchen Sie eine langflorige, weiche Rolle, die in die Vertiefungen des Reibeputzes eindringt, und bei grobem Reibeputz durchaus kräftigen Druck.
10. Reibeputz ausbessern
Wie gesagt, Sie versuchen hier etwas, was Putzer drei Jahre lernen, es ist also nicht ganz unwahrscheinlich, dass es Bedarf zum Nachbessern gibt. Die frisch fertig verputzte Wand kann mit Wasser besprüht werden, dann können Sie den Putz noch etwas bearbeiten.
Nach dem Aushärten geht Nachbessern bei Reibeputz nur noch durch Putz entfernen und neu putzen, was Sie sich bei kleineren Makeln gleich ersparen können – ausgebesserte Stellen, die größer als ein 1-Euro-Stück sind, sieht man, immer.
Wenn es sein muss, z. B. weil der Graffity-Künstler kein Talent hatte:
- Stelle rundum abkleben
- Putz mit Verschmutzung entfernen
- Neu putzen
- Wie Rest der Wand abziehen und strukturieren
- Klebeband entfernen
- Übergänge mit festen, feuchten Pinseln verschiedener Durchmesser betupfen
Reibeputz an der Innenwand auftragen
Reibeputz an der Innenwand wird im Prinzip wie Reibeputz an der Außenwand aufgetragen, mit folgenden Besonderheiten:
Die Vorbereitung der Wände sollte besonders gründlich erfolgen, weil innen meist ein feinerer Reibeputz eingesetzt wird und Sie jede Ungenauigkeit möglicherweise den ganzen Tag direkt vor Augen haben. Also Wände gründlich reinigen und so viele Unebenheiten wie möglich beseitigt. Risse und Löcher sollten mit Spachtelmasse gefüllt und nach dem Trocknen glatt geschliffen werden.
Wichtig: Man kann Putz auf Tapete aufbringen, diese sollte dann aber im Vorfeld mit Tiefengrund gestrichen werden.
Sie sollten sich dabei bewusst sein, dass der Putz selbst keine Unebenheiten ausgleicht – er kann nicht einfach auf Dellen dicker aufgetragen werden, das sieht man später.
Auch hier haben Sie verschiedene Putzmörtel und vor allem verschiedene Putzmischungen zur Auswahl, die unten genauer vorgestellt werden. Auch hier wird der Putzgrund grundiert, vor allem stark saugende Flächen wie Rigipsplatten saugen eine Menge Tiefengrund auf und würden dem Putz ohne Vorbehandlung Wasser entziehen. Wenn Sie dünnen Reibeputz aufbringen möchten, können Sie weiße Putz-Grundierfarbe darunter geben – wenn etwas durchschimmert, ist es dann ein weißer Untergrund.
Türrahmen, Fenster und Co. werden mit Folie/Malerkrepp abgeklebt, der Fußboden wird mit Folie ausgelegt. Wenn Sie unter der zu verputzenden Wand ein Holzbrett auf den Boden legen, können Sie herunterfallenden Putz mit der Kelle leicht wieder aufnehmen und verwenden, das kann Putz-Anfängern viel Material sparen. Auch hier gilt: Nur Mengen anrühren, die sofort verarbeitet werden können, und nicht so lange reiben, bis der trockene Putz von der Wand bröselt…
Reibeputz ausbessern ist auch hier nicht ganz leicht: Frischer Putz kann mit Wasser besprüht noch etwas weiter bearbeitet werden. Ausgehärteter Reibeputz kann innen etwas besser entfernt und neu verputzt werden, wenn das Muster eher zart ist. Aber auch hier gilt, dass man größere ausgebesserte Stellen meist erkennt. Wenn es sein muss, wegen Spaghettisauce oder ähnlichen Nettigkeiten an der Wand:
- Stelle rundum abkleben
- Putz mit Verschmutzung entfernen
- Neu putzen
- Wie Rest der Wand abziehen und strukturiert
- Klebeband entfernen
- Übergänge mit feuchtem Pinsel verwischen
Kann bei sehr zart strukturiertem Reibeputz klappen, ansonsten findet sich vielleicht ein hübsches Bild (Plakat) für die Stelle.
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