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Olivenbaum, Olea europaea – Steckbrief

Der Olivenbaum ist ein toller Baum mit vielen Tugenden, auch für deutsche Gärtner interessant.

Der Olivenbaum wird gerade zu einer der beliebtesten Pflanzen der Deutschen – erfahren Sie warum, und welche Sorten bei uns eine Chance zum Gedeihen haben.Der Olivenbaum ist ein toller Baum mit vielen Tugenden, auch für deutsche Gärtner interessant. Wichtiger für diese ist an diesem Steckbrief jedoch der Überblick über die Zuchtsorten der Olivenbäume, die bei einer Kultur in Deutschland Chancen haben:

Ein Baum mit vielen Talenten

Der „Olea europaea“, Gattung Ölbäume, Familie Ölbaumgewächse, ist überaus beliebt, weil er ausdrucksstark dekoriert – und weil er für uns Menschen eine der nützlichsten Pflanzen überhaupt ist. Er wird seit rund 6 Jahrtausenden kultiviert, die Früchte werden eingelegt, er schenkt uns Speiseöl feinster Qualität, Schmieröl und Brennöl, der Presskuchen wird verfüttert oder verbrannt, das außergewöhnlich harte Holz wird zu Möbeln oder Musikinstrumenten verbaut.

Tipp
Information kostet Zeit und Mühe, aber es gibt einen überzeugenden Grund, sich vor Anschaffung eines Olivenbaumes gut zu informieren: Wenn es ihm an seinem Standort gefällt, wird Ihr Olivenbaum uralt werden – den ältesten heute noch existierenden Olivenbaum pflanzte Konstantin der Große, im Jahr 314, dieser Olivenbaum namens ‚Farga de Arion‘ (Ulldecona, Katalonien, Spanien) ist also gerade 1701 Jahre alt.

Die Olivenbäume unserer Welt:

Seit der Ölbaum europaea unsere Welt besiedelt, hat er einige Unterarten entwickelt:

  • Olea europaea subsp. europaea: Echter oder Europäischer Olivenbaum genannt, Heimat Mittelmeerraum, Stammvater aller Zuchtsorten
  • Olea europaea subsp. europaea var. europaea heißen die Kultursorten botanisch korrekt (+ nachgestelltem Sortennamen)
  • Olea europaea subsp. europaea var. sylvestris ist die Wildform, strauchförmiger Wuchs, breitere Blätter, kleinere Früchte
  •  Olea europaea subsp. africana kommt aus Afrika und ist heute bis Indien und China verbreitet, um 10 m hoch, Anbau in sehr trockenen Gebieten möglich, wird als Kultivar verkauft
  • Olea europaea subsp. cerasiformis (Madeira) wird öfter als Topfpflanze kultiviert
  • Olea europaea subsp. cuspidata (Afrika, Asien), guanchica (Kanaren), laperrinei (Algerien, Sudan, Niger) und maroccana (Marokko) spielen in Kultur bisher kaum eine Rolle

Dann gibt es noch „ein paar“ Zuchtsorten, nur im Mittelmeerraum über 1.000, „in jedem Dorf eine“. In Spanien, Italien und Griechenland werden auch die meisten Oliven geerntet, in vielen Regionen ist der Olivenbaum die Grundlage der ländlichen Wirtschaft. Auch wenn die EU-Förderpolitik ökologisch problematischen Großanbau fördert, der die Sortenvielfalt durch Vereinheitlichung gefährdet, bleiben unzählige Sorten, fast alle diese Olivenbäume werden kultiviert und verkauft.

Kaufen sollten Sie nur bei Händlern, die botanischen Namen und Aufzuchtort angeben können, und nicht jede Art/Sorte: Ein „Olea europaea var. sylvestris“ aus Südafrika eignet sich höchstens als Bonsai für gut beheizte Wohnungen, eine spanische ‚Arbequina‘ ist aber als Öl-Olive nicht unbedingt das richtige, wenn Sie ernten möchten. Und einen Olivenbaum, der mit folgendem Text verkauft wird: „Gerade führen wir ein paar Bäume der Sorte „Olea Europea“, diese Sorte ist eine der wenigen Sorten, die in winterwarmen Regionen Deutschlands ausgepflanzt werden kann“, sollten sie gleich beim Händler lassen, der offensichtlich keine Ahnung hat.

Hier ein Überblick über die Sorten, von den Oliven mit deutlichem Potenzial, im deutschen Gartenboden zu wachsen, bis zu den Sorten, von denen deutsche Gärtner wohl eher Abstand halten sollten:

1. Bis zu minus 20 °C oder mehr sollen aushalten:

  • ‚Aglandau‘: Öl- und Tischolive, wächst in der franz. Provence, in Azerbaijan und der Ukraine, sollte also einige Kälte verträgt
  • ‚Bouteillan‘: Französische Provence, ist schon lange als kälteresistent bekannt
  • ‚Frantoio‘, ‚Leccino‘ (Lessini): Ol-Oliven aus der Toskana, italienische Hauptsorten
  • ‚Olivastra Seggianese‘: Autochthone Sorte, nordwestliche Ausläufer Monte Amiata, 350-600 Meter Höhe
  • ‚Moufla‘: Aus Südfrankreich, soll bis zu -24°C aushalten
  • ‚Rougette de l’Ardèche‘ aus dem Südosten Frankreichs

2. Als winterhart verkauft, durch Erfahrung nicht unbedingt bestätigt:

  • Cayon du Var: Aus dem franz. Departement Var, wo es kaum kälter als 5 °C wird
  • Arbequina: Küste Nordostspaniens, robust, winterhart in USDA-Zone 7b (-15 °C), wenig Boden-Ansprüche
  • Cornicabra: Öl-Olive aus Mittelspanien, für USDA-Zonen 8a (-12 °C) angegeben, nach Untersuchung der Uni Córdoba aber winterhärteste Olive
  • Ebenfalls in Mittelspanien wachsen ‚Alfafara‘, ‚Cacereña‘, ‚Carrasqueña‘, Castellana‘, ‘Manzanilla‘, ‘Morisca’, ‚Verdial‘ (Herkunft Süden, Málaga)
  • Empeltre: Öl-Olive aus dem nordostspanischen Festland, bis USDA-Zone 8, auch dort wachsen ‘Farga’, ‘Sevillenca’, ‘Morrut’, ‘Verdeña’

3. Entgegen der Verkaufspraxis nur sehr bedingt winterhart bei uns:

  • Ascolana, Mittelitalien, einmal besonders frosthart, dann wieder für USDA Zone 9b (-3.8 °C)
  • Hojiblanca: Südspanien, soll bis minus 19 Grad aushalten, es gibt aber Berichte über Frostschäden in deutschen Gärten
  • Picual: Südspanien, bis minus 16 Grad frostverträglich, aber für gute Regenerationsfähigkeit bekannt, soll auch kalte nasse Böden vertragen
  • Weitere Oliven aus Südspanien, die kaum Kälte kennen: ‚Blanqueta‘, ‚Changlot‘, ‚Cornezuelo‘, ‚Gordal‘, ‚Lechín‘, ‚Morona‘, ‚Picudo‘, ‚Royal de Cazorla‘, ‚Villalonga‘
  • Auch ‚Canino‘, ‚Dolce Agogia‘, ‚Moraiolo‘, ‚Rociola‘ aus Mittelitalien sind deutschem Klima eher nicht gewachsen
  • Süditalien: ‚Biancolilla‘, ‚Bosana‘, ‚Carolea‘, ‚Cerasuola‘, ‚Coratina‘, ‚Nocelara de Belice‘, alle eher nichts für uns

Alles noch weiter südlich, griechische und tunesische und iranische Sorten, hat in Deutschland natürlich noch schlechtere Chancen.

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