Maxirock nähen – kostenlose Anleitung inkl. Schnittmuster
Lange Röcke kann man immer tragen. Sie sehen elegant aus und kaschieren auch ein bisschen, was mir sehr oft gelegen kommt. Außerdem sind sich auch noch ganz schön bequem und so vielseitig einsetzbar: ob im Winter zur Vernissage oder im Sommer am See über den Badeklamotten getragen, ein Maxirock passt immer dazu.
Wenn es draußen wärmer wird, möchte ich auch gerne Röcke tragen, aber oft ist der Wind dann doch noch zu kühl oder ich möchte meine weißen Beine noch nicht herzeigen. Auch hierfür ist ein Maxirock bestens geeignet. Er passt einfach zu jeder Zeit, wenn Sie das jeweils richtige Material auswählen.
Heute zeige ich Ihnen also, wie sie einen leichten, luftigen Maxirock für die Übergangszeit nähen können. Wenn Sie lieber einen warmen Winterrock nähen wollen, ändern Sie einfach das Material laut Empfehlung.
Schwierigkeitsgrad 1/5
(diese Anleitung mit Schnittmuster für einen Maxirock ist für Anfänger geeignet)
Materialkosten 1-2/5
(je nach Stoffwahl und Größe pro Rock etwa 10-40 Euro)
Zeitaufwand 1,5/5
(je nach Erfahrung und Genauigkeit ohne Schnittmuster etwa 60-90 min pro Maxirock)
Inhalte
Material und Vorbereitung
Das Schnittmuster
Ich zeige Ihnen heute ein ganz einfaches Schnittmuster für Ihren Maxirock in A-Linien-Form. Ich stelle lange Röcke nach unten hin gerne etwas aus, damit ich gut damit gehen kann, ich mag es nicht so eingeengt. Wie breit er unten wird, ist Geschmackssache. Bis hin zum Tellerrock ist dann alles möglich. Ich nehme, so wie heute, normalerweise mindestens die doppelte Breite des Hüftumfangs. Dieses Schnittmuster zeichnen wir nun gemeinsam:
Messen Sie zuerst Ihren Hüftumfang. Meiner liegt bei 110 – 111 cm. Damit ich ein wenig „Luft“ habe und der Rock nicht zu knackig sitzt, rechne ich noch 1-2 cm dazu. Damit ist mein neuer Hüftumfang 112 cm (Das entspricht in etwa einer Kaufgröße zwischen 44 und 46).
Dann messe barfuß vom Boden bis zur Hüfte. Das sind bei mir 90 cm. Da ist im Schnittmuster dann auch gleich die Nahtzugabe enthalten, denn ich möchte ja nicht, dass mein Rock beim Gehen am Boden streift.
Vorder- und Rückseite des Rockes werden gleich und ich werde das Schnittmuster im Bruch zuschneiden, also benötige ich nun einmal ein Viertel des Hüftumfangs, das sind 28 cm, zuzüglich Nahtzugabe, das sind 29 cm für die obere Rockbreite. Unten soll mein Rock etwa doppelt so breit sein. Ich habe hier 58 cm zuzüglich Nahtzugabe, also 59 cm angesetzt. Diese beiden Punkte zeichne ich für mein Schnittmuster 90 cm voneinander getrennt an und verbinde sie zu einer Schräge. So wird der Rock zweimal im Bruch zugeschnitten. Einmal für vorne und einmal für hinten.
Tipp: Wenn Sie einen Motivstoff verwenden, achten Sie darauf, dass das Motiv später nicht „Kopf“ steht, sondern in die richtige Richtung zeigt.
Die Materialauswahl
Ich habe mich für einen Maxirock aus cremefarbener, dehnbarer Spitze entschieden. Diese ist durchsichtig, darum werde ich den Rock füttern. Dafür verwende ich Singlejersey aus Viskose, da dieses Material einerseits ebenfalls leicht und luftig ist, durch die Viskose andererseits aber auch sehr „rutschig“ und die zwei Rockteile so bestimmt nicht aneinander hängenbleiben werden. Für den Innenrock schneide ich den Schnitt-Teil genauso zu wie für den Außenrock: einmal für vorne und einmal für hinten.
Für einen wärmeren Maxirock würde ich Jacquard-Sweat, Sweat oder French Terry (Sommersweat) nehmen, da diese Stoffe sehr weich sind und schön fallen. Gegebenenfalls können Sie auch hier füttern, damit der Rock später nicht an einer eventuell darunter getragenen Strumpfhose „klebt“ oder „hochkrabbelt“.
Maxirock nähen
Schneiden Sie nun alle vier Rockteile (oder zwei, falls Sie Ihren Rock nicht füttern) zu. Falten Sie die Rockteile des Außenrocks auseinander und legen Sie sie rechts auf rechts (also mit den „schönen“ Seiten zusammen) aufeinander. Nähen Sie die beiden Seitennähte zusammen. Ebenso gehen Sie beim Innenrock vor.
Tipp: Bei dehnbaren Stoffen verwenden Sie immer einen dehnbaren Stich. Ist der Stich gerade und sie dehnen den Rock entlang der Naht, wird der Faden reißen und Sie stehen „im Freien“. Für dehnbare Stoffe nimmt man daher üblicherweise zumindest einen schmalen Zick-Zack-Stich. Es gibt auch spezielle Sticharten für dehnbare Stoffe, diese variieren von Maschine zu Maschine. Lesen Sie dazu bitte auch noch in der Bedienungsanleitung nach!
Bügeln Sie über die Nahtzugaben, damit sich der Stoff legen kann, dann bügeln Sie die Nahtzugaben auseinander. Wiederholen Sie diese beiden Schritte auch beim Innenrock.
Steigen Sie in den Rock und halten Sie ihn auf Hüfthöhe. Markieren Sie sich die gewünschte Länge unten am Saum. Idealerweise kann Ihnen jemand dabei helfen und Ihnen Stecknadeln für den Saum anbringen, während Sie aufrecht stehen, damit die Saumkante gerade wird. Für diesen Schritt ziehen Sie bitte auch jene Schuhe an, die sie üblicherweise zum Rock tragen werden.
Stecken Sie sich mit Stecknadeln den Saum um und nähen Sie ihn dann fest. Ein guter Richtwert sind 3-4 cm von der Kante entfernt. Wenn Ihnen der umgeschlagene Teil zu breit ist, steppen Sie einfach etwas weiter Richtung Kante und schneiden Sie den überschüssigen Stoff dann vorsichtig zurück.
Bügeln Sie die Saumkante schön gerade.
Tipp: Bei gewebten Stoffen schlägt man die Saumkante zweimal um, bügelt Sie gut fest und säumt dann von Hand, sodass man die Naht von außen gar nicht sieht. Sie können natürlich trotzdem mit der Maschine absteppen, wenn Sie das möchten. Ein doppeltes Einschlagen ist trotzdem zu empfehlen, da es einfach ordentlicher aussieht. Zudem sollten Webstoffe davor noch geendelt werden (also mit einem breiten Zick-Zack-Stich gesäumt, damit er sich nicht auflöst).
Für den oberen Abschluss möchte ich ein Bündchen aus dem Stoff des Unterrocks anbringen. Das bringt einfach den größten Tragekomfort und ist auch ganz schnell genäht:
Messen Sie die Hüftweite Ihres fertigen Rockes ab und rechnen Sie diesen Betrag mal 0,7. Bei mir sind es 60 cm, also 42 cm neu zuzüglich Nahtzugabe. Ich habe gerne hohe Bündchen, da ich mir die Rocklänge so besser anpassen kann. (Notfalls wird das Bündchen einfach nach unten geschlagen und somit halbiert.) Bei einer Endhöhe von 15 cm benötige ich für das Bündchen 30 cm plus Nahtzugabe, da es ja im Bruch angenäht wird. Somit schneide ich mir ein Stoffstück mit den Maßen 44 x 32 cm zu.
Ich lege die beiden kurzen Seiten rechts auf rechts aufeinander und nähe sie wieder mit einem dehnbaren Stich zu einem Ring zusammen. Dann bügle ich die Nahtzugaben auseinander. Ich falte das Bündchen längs links auf links, beginnend bei der Nahtzugabe. Ich nehme mit Stecknadeln vier Markierungen vor (immer ein Viertel des Umfangs). Genauso markiere ich mir die Viertel an meinen beiden Röcken.
Tipp: Anfänger nähen bei so vielen Lagen am besten zuerst die beiden offenen Bündchenkanten innerhalb der Nahtzugabe mit einem dehnbaren Stich zusammen. Bei zweilagigen Röcken können auch diese beiden Lagen zuerst ebenfalls innerhalb der Nahtzugabe knappkantig an der Hüftseite zusammengenäht werden.
Die einzelnen Lagen sind wie folgt:
Zuunterst liegt der Innenrock mit der rechten Seite nach oben, darauf kommt der Außenrock, ebenfalls mit der rechten Seite nach oben und ganz außen kommt dann noch das zweilagige Bündchen. Alle offenen Kanten zeigen dabei in dieselbe Richtung.
Die vier Stofflagen werden jeweils an den vier markierten Punkten zusammengesteckt.
Da das Bündchen kürzer ist, muss es während des Nähens laufend gedehnt werden. Anfänger machen sich daher zur Erleichterung gerne zusätzliche Markierungen, damit nicht so lange Strecken zwischen den Stecknadeln zu überbrücken sind.
Nähen Sie nun alle vier Stofflagen zusammen, während sie diese Soweit dehnen, bis keine Falten mehr sichtbar sind. Je nach Material ist es nun noch schön, die Nahtzugabe noch einmal von außen abzusteppen.
Und schon ist mein neuer Maxirock fertig!
Viel Freude beim Nachnähen!
Variationen
Alle blickdichten Stoffarten können Sie selbstverständlich auch ohne Unterrock nähen, dann ist Ihr neuer Maxirock sogar noch schneller fertig!
Eine beliebte Variante in Kombination mit Spitzenstoff ist auch, den Unterrock nur bis knapp über den Knien zu nähen und ihn nach unten hin etwas weniger auszustellen, sodass man die Beine durchschimmern sehen kann.
Ich finde, es gibt viel zu wenige Röcke mit Taschen, daher hier noch der Tipp, Nahttaschen anzubringen. Eine detaillierte Anleitung dazu finden Sie in meinem Tutorial zum Wickelrock nähen.
Gerade bei zweilagigen Röcken gibt es noch viele Möglichkeiten, den Maxirock aufzuhübschen. Neben Applikationen beziehungsweise Plotts oder Stickmustern auf Über- und Unterrock, kann die obere Lage von unten her gerafft und festgenäht werden. Damit lassen sich ganz tolle Effekte erzielen.
Auch ein konträres Muster unter einem durchsichtigen Außenrock kann sehr interessant wirken, da die beiden Lagen ja nicht fix miteinander verbunden sind und sich so auch verschieben können.
Besonders bei kleinen Mädchen kommen aufgenähte Details wie kleine Schleifchen, Maschen, Blümchen und viel Glitzer sehr gut an. Für selbst genähte Blümchen zum Applizieren finden Sie hier ein Tutorial in meiner Anleitung zur 3D-Applikation. So können Sie auch Ihre kleineren Stoffreste noch sinnvoll verwerten und jedem Kleidungsstück noch das besondere Etwas verpassen.
Aus diesem Schnittmuster können Sie natürlich auch kurze Röcke nähen. Dazu passen Sie einfach die Länge nach Ihren Wünschen an. Für schmale, eng anliegende Röcke ist dieses Schnittmuster für einen Maxirock jedoch nicht geeignet. Zudem sind diese dann zumeist eher aus Webware mit Futterstoff genäht. In diesem Fall müssen eine Bundverarbeitung mit Verschluss und Abnäher eingeplant werden.
Schnellanleitung – Maxirock nähen
1. Schnittmuster für den Maxirock zeichnen
2. Unter Berücksichtigung der Naht- und Saumzugaben alles zuschneiden
3. Seitennähte nähen, Nahtzugaben aufbügeln
4. Saum abstecken und nähen, Saumkante bügeln
5. Bündchen annähen
6. Je nach Wunsch noch einmal von außen absteppen
Und fertig!
Die Zwirnpiratin
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