Maxikleid nähen – Anleitungen ohne Schnittmuster
Ich hege schon lange den Wunsch, mir endlich mein erstes Maxikleid zu nähen. Da ich nach der letzten Schwangerschaft gewichtsmäßig aber noch Luft nach unten habe, wollte ich einen Schnitt nähen, der mir auch in den nächsten Jahren noch passen wird. Leider konnte ich dazu kein Schnittmuster finden, also habe ich ein bisschen recherchiert und selbst herumgebastelt und dabei sind gleich zwei Anleitungen für One-Size-Maxikleider entstanden.
Heute zeige ich Ihnen also, wie sie gleich zwei Maxikleid-Modelle mit wenig Aufwand und auch als Newbie im Nähbereich ganz leicht umsetzen können. Diese Kleider passen immer, ob Sie schwanger sind oder nicht und auch wenn Sie aus anderen Gründen zu- oder abnehmen. Außerdem gibt es, wie immer, auch hier wieder Vorschläge für andere Varianten!
Schwierigkeitsgrad 1-2/5
(diese Anleitung ist auch für Anfänger geeignet)
Materialkosten 2-4/5
(je nach Stoffwahl und Variante ist der Preis aufgrund der Stoffmenge natürlich höher als bei kleineren Projekten)
Zeitaufwand 1,5-2/5
(je nach Können und Stoffart etwa 1-1,5 Stunden pro Kleid)
Inhalte
Material und Vorbereitung
Die Materialauswahl
Diese beiden Maxikleid-Varianten können grundsätzlich aus jeder beliebigen Stoffart genäht werden. Besonders schön fallen vor allem Stoffe mit hohem Modal- oder Viskoseanteil. Sie können aber auch Baumwolljersey verwenden. Ich habe mich bei beiden Kleidern für Modaljerseys aus dem Hause Lillestoff entschieden. Diese und weitere tolle Motive auf superleichtem Modal finden Sie zum Beispiel hier: Weitere Motive auf superleichtem Modal
Auch Slubjersey eignet sich hervorragend für diese Art von Kleid. Wunderschöne Motive dazu finden Sie unter anderem hier: Weitere Motive auf Slubjersey
Tipp: Da in beiden Fällen die volle Stoffbreite von etwa 140 bis 150 cm verwendet wird, können die Anleitungen 1:1 auf Webware übertragen werden. Webware wird aber oft nur mit einer Breite von 110 cm angeboten. In diesem Fall sollten Sie besser zwei Stoffstücke mit je ca. 70-75 cm Breite zuschneiden oder einen entsprechend breiten Stoffstreifen einsetzen. Achten Sie auch darauf, dass der Stoff schön leicht und luftig ist.
Maxikleid mit V-Ausschnitt nähen
Variante 1: Bubbles Maxikleid nähen – mit V-Ausschnitt – Das Schnittmuster
Ein richtiges Schnittmuster gibt es, wie gesagt, für dieses Kleid nicht. Mein Modaljersey ist etwa 145 cm breit und ich verwende dafür auch die volle Breite. Ich messe lediglich die Länge vom Boden zur Schulernaht und füge insgesamt etwa 6 cm für Naht- und Saumzugaben hinzu. Bei mir sind das dann 149 cm Kleidlänge + 6 cm Zugaben = 155 cm.
Ich lege den Stoff rechts auf rechts (also mit der Motivseite zueinander) an den Außenkanten zusammen, stecke in größeren Abständen fest und nähe bis zu einer Markierung von 25 cm vom oberen Rand.
Dort vernähe ich durch mehrmaliges Vor- und Zurücknähen. Das soll mein vorderer Halsausschnitt werden. Die Naht liegt ein paar Zentimeter von den Kanten entfernt, da ich den Randdruck nicht an der Außenseite meines Kleides sehen möchte.
Tipp: Gerade bei so leichten Stoffen wie Modal und Schnittmustern mit so viel Stoff bietet es sich immer an, an den Schulternähten und am Halsausschnitt ein Nahtband zur Stabilisation aufzubügeln und mitzunähen. So leiern die Nähte nicht aus. Dies ist jedoch nicht zwingend nötig.
Die Nahtzugaben werden auseinandergebügelt, und zwar bis ganz nach oben, also auch da, wo die Halsöffnung ist.
Tipp: Es reicht hier vollkommen, den Ausschnitt füsschenbreit (ca. 0,7 cm) abzusteppen und die überstehenden Nahtzugaben zurückzuschneiden. Ich wollte aber Kontrastnähte anbringen, darum habe ich die Breite der Nahtzugabe ausgemessen und von der Außenseite mit einem halben Zentimeter weniger zusätzlich die gesamte Länge abgesteppt.
Der so entstandene Schlauch wird mit der Halsöffnung an der Seite aufgelegt, um gegenüber (hier an der linken Seite) den Rückenausschnitt einzuschneiden. Meine Rückenöffnung ist 12 cm lang.
Legen Sie im nächsten Schritt den vorderen exakt auf den rückwärtigen Halsausschnitt und scheiden Sie beidseitig etwa 25 cm für die Armöffnungen ein.
Die Skizze zeigt die bisherigen Schritte und Einschnitte für Halsausschnitt, Rückenausschnitt und Ärmel.
Nun werden nur noch die Schulternähte geschlossen und alles gesäumt (einmal einschlagen und absteppen), dann ist das erste Maxikleid auch schon fertig!
Tipp: Nähen Sie den Saum zum Schluss und probieren Sie das Kleid nach dem nähen der Schulternähte nochmal an, damit sie sehen, um wie viele Zentimeter sie die Unterkante zum Saum umschlagen müssen. Und bügeln Sie im Anschluss alles gut.
Fehlt nur noch eines: Der Gürtel!
Hierfür kann dieselbe Technik angewendet werden, die ich bereits in der Talu-Anleitung zum Schrägband selber machen geschrieben habe. Überlegen Sie sich, wie breit der Gürtel werden soll und schneiden Sie ihn in vierfacher Höhe zu. Die Länge ist bei mir wieder die volle Stoffbreite von etwa 145 cm. Hier ist kein diagonales Zuschneiden nötig.
Der Stoffstreifen wird einmal mittig längs gefaltet und gebügelt, dann werden die Außenkanten zur Mitte geschlagen. Hier gibt es aber noch einen Unterschied: Klappen Sie zuerst ein paar Zentimeter von Anfang und Ende (der äußeren Stoffkanten) nach innen, damit die Abschlüsse schön aussehen.
Falten Sie das Band nun noch einmal längs in der Mitte und legen Sie die Kanten aneinander. Nun wird die ganze Länge festgesteckt oder zusammengeclipt und anschließend knappkantig abgesteppt. Mit dem Gürtel wirkt das Kleid gleich viel eleganter.
Weitere Varianten:
- das Kleid kann natürlich nicht nur als Maxikleid genäht werden, auch eine kurze Variante oder eine Tunika sind mit diesem Schnitt möglich
- es können natürlich auch Volants jeder Art angebracht werden – genauso können auch Rüschen hier sehr dekorativ verarbeitet werden
- wenn Sie Kontraste mögen oder einfach nicht so gerne säumen, können alle Ausschnitte und der Saum auch eingefasst oder mit einem Bündchen versehen werden
- selbstverständlich können Sie auch hier Deko anbringen – wie wäre es zum Beispiel mit einer der fünf Stoffrosen aus meinem gleichnamigen Talu-Tutorial?
- schließlich kann die erste Längsnaht auch an der Rückseite oder an einer Seite verlaufen – ganz wie es Ihnen am besten gefällt – Werden Sie kreativ und zaubern Sie sich Ihr Unikat!
Schnellanleitung
01. Länge ausmessen und Zugaben hinzurechnen.
02. Seitenkanten zusammennähen (Halsausschnitt offen lassen – mindestens 25cm)
03. Nahtzugaben auseinanderbügeln und zumindest am Halsausschnitt knappkantig absteppen.
04. Kleineren Halsausschnitt in die hintere Mitte schneiden. (ca. 12 cm)
05. Vordere und hintere Mitte aufeinander legen und Armöffnungen einschneiden. (ca. 25 cm)
06. Schulternähte schließen.
07. Kleid anprobieren wegen Saumlänge. In der richtigen Höhe Unterkante umschlagen und feststeppen.
08. Hals- und Armausschnitte säumen oder einfassen.
09. Gürtel mit der Schrägband-Technik nähen.
10. Und schon sind Sie fertig mit dem Maxikleid ohne Schnittmuster!
Maxikleid mit Kordelbindung nähen
Variante 2: Sommertraum Maxikleid nähen – mit Kordelbindung – Das Schnittmuster
Auch für dieses Maxikleid gibt es kein Schnittmuster im herkömmlichen Sinn. Mein Modaljersey ist wieder etwa 145 cm breit und ich verwende dafür auch die volle Breite. Die Länge wird diesmal etwa fünf Zentimeter unterhalb vom Halsansatz abgenommen. Gemessen wird vorne bis zum Boden zuzüglich etwa 8 cm Nahtzugaben. Bei mir sind das dann 142 cm Kleidlänge + 8 cm Zugaben = 150 cm.
Ich lege den Stoff wieder rechts auf rechts (also mit den „schönen“ Seiten zueinander) an den Außenkanten zusammen, stecke in größeren Abständen fest und nähe bis zum oberen Rand. Schöner wird die Naht, wenn Sie einmal darüber bügeln. Ich habe – einer spontanen Laune folgend – die Nahtzugaben mit meiner Zick-Zack-Schere verschönert. Dies ist jedoch nicht zwingend nötig.
Tipp: Wenn Sie einen Stoff verwenden, der nicht ausreichend breit ist, rechnen Sie die doppelte Länge ein und schneiden Sie je ein Rechteck für die Vorder- sowie die Rückseite zu. Sie haben dann entweder vorne und hinten mittig eine Naht oder an den Seiten, wie es Ihnen besser gefällt.
Nun müssen Sie sich entscheiden, wo die lange Naht liegen soll. Ich möchte sie am Rücken haben, darum habe ich die vordere Mitte genau auf die Naht gelegt, damit ich jeweils seitlich meine ca. 25 cm Armöffnungen einschneiden kann.
Da dieses Kleid schulterfrei ist, gibt es natürlich auch keine Schulternähte. Darum säume ich die Armlöcher sofort. Im Spitz unten ist das etwas fummelig, da kann die Nahtzugabe ruhig etwas schmäler verlaufen. Dann wird von rechts (also mit der Motivseite oben) per Nähmaschine festgesteppt. Anfang und Ende vernähen Sie dabei bitte.
Beide Oberkanten werden nun um 3 cm nach innen geklappt und von außen nach 2,5 cm festgesteppt. So entsteht ein Tunnel für die Kordel.
TIPP: Klappen Sie die Ecken jeweils nach innen, um einen schönen Randabschluss zu erhalten!
Ziehen Sie eine Kordel (mit etwa 1,5 m Länge) durch beide Tunnel und verknoten Sie dann die Enden einzeln.
TIPP: Zum Einziehen können Sie den Kuli-Trick verwenden: schieben Sie ein Ende der Kordel einfach in die seitliche Halterung eines Kugelschreibers und schieben Sie diesen in den Tunnel. Arbeiten Sie sich so weiter, bis die Kordel vollständig eingezogen ist.
Schließlich verknoten Sie beide Kordelenden miteinander und binden eine Masche darauf. Das tun Sie idealerweise, wenn Sie das Kleid schon anhaben, um die richtige Höhe für den Saum festzulegen.
Säumen sie die untere Kante des Kleides und schön sind Sie auch mit dem zweiten Maxikleid fertig!
Fehlt nur noch eines: Der Gürtel!
Hier können Sie entweder ebenfalls den Gürtel von Variante 1 nähen oder sie nehmen ein zweites Stück Kordel mit etwa 1,5 m. Verschließen Sie jeweils das Kordelende mit einem Knoten und binden Sie die Schnur in der gewünschten Höhe als Gürtel um ihren Körper. Sie können nun noch die Ausschnitte und die Falten am Gürtel in die gewünschte Position bringen.
Weitere Varianten:
- anstelle der Kordel können Sie auch schöne Satinbänder, selbst geflochtene „Freundschaftsbänder“, Schrägbänder und alles andere nehmen, das Ihnen in den Sinn kommt – genauso für den Gürtel
- auch Dekorationen können unbeschränkt angebracht werden
- Sie können für beide Kleider auch einen fertigen Gürtel verwenden! – besonders schön finde ich hier breite Gürtel mit besonders schönen Schnallen
Hier habe ich mich dafür entschieden, die erste lange Naht an der Rückseite verlaufen zu lassen. Eine andere Option wäre, sie an die Seite des Kleides zu legen. Das gibt gleich wieder eine ganz andere Optik – und der Print wäre dann verschoben, also die Blumen an Vorder- und Rückseite. Auch das ist wieder Geschmackssache.
Schnellanleitung
01. Länge ausmessen und Zugaben hinzurechnen.
02. Seitenkanten zusammennähen.
03. Mitte markieren und an den Seiten je ca. 25 cm für die Armausschnitte einschneiden.
04. Armausschnitte säumen oder einfassen.
05. Oberkante vorne und hinten 3 cm umschlagen, Ecken nach innen legen und bei 2,5 cm absteppen.
06. Kordel oder Band einziehen und verknoten.
07. Saumlänge ermitteln und die Unterkante säumen.
08. Gürtel nähen oder abmessen.
09. Und schon sind Sie fertig mit dem zweiten Maxikleid nähen ohne Schnittmuster!
Die Zwirnpiratin
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