Lace-Stricken lernen – DIY-Anleitung für Anfänger
Auf den ersten Blick scheinen Lacemuster oft sehr unübersichtlich und schwierig zu stricken. Beim genaueren Hinschauen sieht man aber schnell, dass sich nur wenige Stricktechniken immer und immer wiederholen. Überwiegend wird die Mustergebung durch Löcher erzielt, die aus einfachen Umschlägen entstehen. Im Ausgleich dazu werden an einer anderen Stelle Maschen zusammengestrickt. Diese Anleitung erklärt simpel und anschaulich, wie diese Zu- und Abnahmen gemacht werden und zeigt Lacemuster, die leicht umgesetzt werden können.
Infos: Lace-Stricken
Garne und Nadeln zum Lacestricken:
Sehr dünnes Garn und eigentlich zu dicke Nadeln – das ist eine Eigenheit des Lacestrickens, die gerade für Einsteiger ungewöhnlich erscheint. Tatsächlich fühlt es sich anfangs etwas eigenartig an, wenn auf etwas klobigen Stricknadeln nur ein dünnes Fädchen läuft. Sie werden sehen, dass sich die Hände aber rasch an dieses neuartige Gefühl gewöhnen.
Für den Beginn eignen sich z. B. Sockengarne hervorragend zum Lacestricken. Daneben gibt es natürlich eine riesige Auswahl von speziellen Lace-Garnen, die sich uni oder auch in raffinierten Farbverläufen präsentieren und nicht zuletzt bietet der Wollmarkt viele wunderbare zarte, langläufige Flauschgarne.
Umschlag arbeiten:
Nehmen Sie dabei zunächst den Faden zwischen Ihren beiden Stricknadeln nach vorne und legen Sie ihn von vorne nach hinten über die rechte Nadel. Folgt eine rechte Masche auf den Umschlag, bleibt der Faden hinten. Wird als nächstes eine linke Masche gestrickt, muss der Faden unter den Nadeln wieder nach vorne geführt werden. Passen Sie dabei aber auf, dass Sie den Umschlag nicht wieder verlieren!
2 Maschen rechts zusammenstricken:
Stechen Sie, anstatt in nur 1 Masche, gleichzeitig in zwei Maschen ein und stricken Sie diese rechts zusammen. Der Arbeitsschritt ist exakt derselbe wie beim normalen Rechtsstricken, nur wird der Faden eben nicht nur durch 1 Masche, sondern gleich durch 2 Maschen geholt. Aus 2 Maschen wird dann 1 Masche.
2 Maschen rechts überzogen zusammenstricken:
Heben Sie zunächst eine Masche wie zum Rechtsstricken von der linken auf die rechte Nadel: Stechen Sie mit der rechten Nadel so in die Masche, als wollten Sie sie rechts abstricken und lassen Sie sie von der linken auf die rechte Nadel gleiten. Der Faden bleibt dabei hinter der Arbeit. Stricken Sie nun die nächste Masche rechts und heben Sie mit der linken Nadel die zuvor abgehobene Masche über die gerade gestrickte rechte Masche. Aus 2 Maschen wird 1 Masche.
3 Maschen rechts überzogen zusammenstricken:
Heben Sie zunächst eine Masche wie zum Rechtsstricken von der linken auf die rechte Nadel: Stechen Sie dafür mit der rechten Nadel so in die Masche, als wollten Sie sie rechts abstricken und lassen Sie sie von der linken auf die rechte Nadel gleiten. Der Faden bleibt dabei hinter der Arbeit. Stricken Sie nun die nächsten 2 Maschen rechts zusammen und heben Sie mit der linken Nadel die zuvor abgehobene Masche über die gerade zusammengestrickten rechten Masche. Aus 3 Maschen wird 1 Masche.
Neuer Faden:
Geht ein Knäuel zu Ende, muss natürlich auch während des Lacestrickens ein neuer Faden angesetzt werden. Machen Sie das unbedingt Reihenanfang. Bei so filigranen Strickwerken, wie es z. B. ein Lace-Schal ist, würde man die Übergangsstelle der beiden Fäden innerhalb des Musters immer sehen. Ein Faden, der entlang der Randmasche vernäht wird, bleibt dagegen relativ unsichtbar. Vernähen Sie alle Fäden gleich, nachdem Sie das Strickwerk beendet haben, warten sie aber mit dem Abschneiden der Fadenenden noch solange, bis sie Ihr Tuch etc. verspannt haben.
Abketten:
Lace-Arbeiten entfalten Ihre filigrane Schönheit erst so richtig, nach dem Sie verspannt wurden. Daher ist es wichtig, einen elastischen Abkett-Rand zu haben. Wenn Sie dazu neigen, zu fest abzuketten, können Sie entweder beim Abketten auf eine noch größere Nadelstärke wechseln. Alternativ ist hier eine wunderbare Methode für einen lockeren Abkett-Rand:
Stricken Sie zunächst 2 Maschen rechts – * führen Sie die linke Nadelspitze von links nach rechts durch die gerade gestrickten Maschen und stricken Sie diese 2 Maschen rechts zusammen ab. Auf der rechten Nadel verbleibt 1 Masche. Stricken Sie eine weitere Masche rechts. * Ab hier wiederholt sich der Strickvorgang * … * solange, bis nur noch 1 Masche übrig ist. Schneiden Sie jetzt Ihren Arbeitsfaden anschließend ab und ziehen Sie ihn durch diese letzte Schlaufe.
Koordinations-Tipps beim Stricken von umfangreichen und komplizierteren Mustern:
Meist wird erst am Ende der Reihe, wenn die Maschenzahl nicht mehr mit der Mustervorgabe übereinstimmt, bemerkt, dass sich ein Fehler eingeschlichen hat. Was bleibt, ist leider meist nur die Möglichkeit, die Reihe mühsam zurückzustricken. Um während der Reihe einen besseren Überblick zu behalten, können Sie zwischen den einzelnen Musterrapporten Maschenmarkierer setzen oder einfach andersfarbige Fädchen einziehen. Das gleiche gilt für die Kennzeichnung der Musterreihen. Auch nach dem Beenden eines Musterrapports können sie den Markierfaden einziehen. Außerdem kann es zur besseren Übersicht nützlich sein, eine Strichliste mit bereits gestrickten Reihen zu führen.
Waschen und Verspannen:
Oft meint man noch während des Strickens, dass man ein relativ unscheinbares, etwas verknittertes Teil produziert und hadert mit dem Zeitaufwand, den man dafür aufbringt. Aber, machen Sie sich da keine Sorgen. In einem letzten Arbeitsgang wird die Strickarbeit verspannt und erst danach erkennt man die volle Geltung des Musters. Waschen Sie dazu Ihr Tuch etc. (bitte die Waschanleitungen auf der Woll-Banderole beachten) oder feuchten Sie es gut an und bringen Sie es im nassen Zustand in die gewünschte Form. Spannen sie das Teil solange, bis es trocken ist. Dieser Vorgang sollte nach jedem Waschen wiederholt werden.
Ausnahme: Es gibt Garne, die – trotz großer Nadeln – beim Stricken schon selbst Ihr Volumen ausbreiten. Dazu sind weiche, haarige Garne, wie z. B. „Schulana – Kid Seta“, „Rowan Kidsilk Haze“, „Lang Yarns – Mohair Luxe“. Wenn Sie damit stricken, wird das Verspannen nicht unbedingt notwendig sein.
Hinweise zum Waschen: Vernähen Sie zunächst alle Fäden an Ihrem Strickstück (Fäden nach dem Vernähen noch nicht abschneiden). Das Lace-Tuch etc. wird danach unter lauwarmem Wasser vorsichtig ausgedrückt. Sie können dazu ein paar Tropfen mildes Wollwaschmittel verwenden oder auch eine kleine Menge Shampoo. Spülen Sie mit klarem Wasser nach, bis alle Waschmittel- bzw. Shampoo-Reste aus dem Garn gewaschen sind. Drücken Sie dann das Wasser vorsichtig aus Ihrem Gestrick.
Hinweise zum Spannen: Dazu benötigen Sie eine Unterlage, auf der Ihr Strickwerk einige Tage verspannt bleiben und so trocknen kann. Legen sie z. B. ein großes Handtuch auf ein Gästebett oder besorgen Sie sich eine Puzzlematte. Legen Sie Ihr Tuch etc. danach auf die Unterlage und ziehen sie es in Form. Fixieren Sie das Teil am besten mit mehreren Stecknadeln. Die Stecknadeln werden an jede Ecke gesetzt und längs der Kanten. Sie haben ein Zackentuch gestrickt? Dann achten Sie darauf, dass jede einzelne Zacke mit einer Stecknadel fixiert ist.
Lacemuster stricken
Muster I
Dieses Muster hat einen Rapport (Breite) von 9 Maschen. Diese 9 Maschen werden in einer Hin-Reihe stets wiederholt. In den Rückreihen werden die Maschen und Umschläge innerhalb der Muster-Rapporte alle links gestrickt. In der Höhe geht das Muster über 3 Hin- und 3 Rückreihen. Diese 6 Reihen werden im Strickverlauf stets wiederholt.
Rapport
1. Reihe (Hinreihe): 1 Masche rechts – 1 Masche rechts – 2 Maschen rechts zusammenstricken -1 Umschlag – 1 Masche rechts – 1 Umschlag – 2 Maschen rechts überzogen zusammenstricken – 1 Masche rechts – 1 Masche rechts
2. Reihe (Rückreihe): linke Maschen
3. Reihe (Hinreihe): 1 Masche rechts- 2 Maschen rechts zusammenstricken -1 Umschlag – 3 Maschen rechts – 1 Umschlag – 2 Maschen rechts überzogen zusammenstricken – 1 Masche rechts
4. Reihe (Rückreihe): linke Maschen
5. Reihe (Hinreihe): 2 Maschen rechts zusammenstricken -1 Umschlag – 5 Maschen rechts – 1 Umschlag – 2 Maschen rechts überzogen zusammenstricken – 1 Masche rechts
6. Reihe (Rückreihe): linke Maschen
Muster II
Dieses Muster hat einen Rapport (Breite) von 6 Maschen. Diese 6 Maschen werden in einer Hin-Reihe stets wiederholt. In den Rückreihen werden die Maschen und Umschläge innerhalb der Muster-Rapporte alle links gestrickt. In der Höhe geht das Muster über 6 Hin- und 6 Rückreihen. Diese 12 Reihen werden im Strickverlauf stets wiederholt.
Rapport
Reihen 1, 3, 5 (Hinreihe): 3 Maschen rechts – 1 Umschlag – 3 Maschen rechts überzogen zusammenstricken – 1 Umschlag
Reihe 2 und alle weiteren Rückreihen: linke Maschen
Reihen 7, 9, 11 (Hinreihe): 1 Umschlag – 3 Maschen rechts überzogen zusammenstricken – 1 Umschlag – 3 Maschen rechts
Lace-Schal stricken
Material:
- Beliebiges Lace-Garn (auch Sockenwolle) mit einer Lauflänge von insgesamt ca. 600 m (2 – 3 Knäuel, je nach Garnqualität)
- Stricknadeln 3,5 mm (optimal: Rundstricknadel mit 60 cm Länge)
Größe:
Der Schal hat nach dem Verspannen eine Breite von ca. 25 cm (kann durch unterschiedliche Garnwahl variieren). Wenn Sie einen breiteren Schal stricken möchten, erhöhen Sie die Maschenzahlen um die Anzahl der Maschen eines Musterrapports. Die Länge des Schals bestimmen Sie selbst.
Muster I
- Schlagen Sie 49 Maschen an. Damit der Anschlag nicht zu eng wird, können Sie die Anfangsmaschen evtl. mit doppelter Nadel anschlagen.
- Es folgt eine Rückreihe mit durchgehend linken Maschen.
- Arbeiten Sie jetzt nach der Anleitung für das Muster I in folgender Einteilung:
- Hinreihen: Randmasche – 1 rechte Masche – 5 x Musterrapport – 1 rechte Masche – Randmasche
- Rückreihen: Randmasche – 1 rechte Masche – 45 linke Maschen – 1 rechte Masche – Randmasche.
- Die jeweils links und rechts nach bzw. vor der Randmasche rechts gestrickte Masche verhindert, dass sich der Rand des Schals zu sehr aufrollt.
- Wiederholen Sie die Musterfolge in der Höhe so lange, bis Ihr Schal die gewünschte Länge erreicht hat, oder die Wolle fast aufgebraucht ist und Ketten Sie zum Schluss alle Maschen ab.
Beachten Sie bitte die Hinweise zum Fadenübergang und -vernähen sowie zum Waschen und Verspannen.
Muster II
- Schlagen Sie 49 Maschen an. Damit der Anschlag nicht zu eng wird, können Sie die Anfangsmaschen evtl. mit doppelter Nadel anschlagen.
- Es folgt anschließend eine Rückreihe mit durchgehend linken Maschen, 1 Hinreihe mit durchgehend rechten Maschen und eine weitere Rückreihe mit durchgehend linken Maschen.
- Arbeiten Sie jetzt nach der Anleitung für das Muster II in folgender Einteilung:
- Hinreihen: Randmasche – 1 rechte Masche – 6 x Musterrapport – 1 x halber Musterrapport (3 rechte Maschen in Musterreihe 1,3,5 bzw. 1 Umschlag – 3 Maschen rechts überzogen zusammenstricken – 1 Umschlag in Musterreihe 7, 9, 11) – 1 rechte Masche – Randmasche
- Rückreihen: Randmasche – 1 rechte Masche – 45 linke Maschen – 1 rechte Masche – Randmasche.
- Die jeweils links und rechts nach bzw. vor der Randmasche rechts gestrickte Masche verhindert, dass sich der Rand des Schals zu sehr aufrollt.
- Wiederholen Sie die Musterfolge in der Höhe so lange, bis Ihr Schal die gewünschte Länge erreicht hat, oder die Wolle fast aufgebraucht ist.
- Abschluss: 1 Hinreihe rechte Maschen und 1 Rückreihe linke Maschen. Ketten Sie in einer letzten Reihe alle Maschen ab.
Beachten Sie bitte die Hinweise zum Fadenübergang und -vernähen sowie zum Waschen und Verspannen. Dann können Sie stolz auf Ihr Lace-Kunstwerk sein und haben lange Zeit Freude mit dem wunderschönen Accessoire!
2 Comments
In der 5. Hinreihe gehört die letzte rechte Masche nicht zum Rapport
Erstmal vielen dank für den tollen Artikel und die Anleitungen! Ich habe jetzt das Muster I nachgestrickt und gemerkt, dass da ein Fehler vorliegen muss. Der Rapport soll ja 9 Maschen haben, in Reihe 5 sind es aber 10. Wie muss diese Reihe denn korrekt gestrickt werden?