Kalligraphie lernen: Erste Schritte und DIY-Anleitung für Anfänger
Die Kalligraphie, das „Schönschreiben“, ist eine Kunstform, die Sie autodidaktisch erlernen können. Sie brauchen lediglich das richtige Werkzeug, viel Motivation – und einen Guide, der Ihnen die Basics an die Hand gibt. Unser Beitrag führt Sie einfach (und) praktisch in die faszinierende Welt der Kalligraphie ein!
Wenn Sie Kalligraphie lernen und beherrschen, haben Sie die Möglichkeit, Grußkarten und unzähligen anderen Gegenständen beziehungsweise Geschenken eine ganz besondere Ausdrucksstärke, Tiefgründigkeit und Persönlichkeit zu verleihen. Kalligraphie-Schriften zeichnen sich durch ihre Schönheit aus. In Kalligraphie-Stilen geschriebene Worte sprechen das Auge des Betrachters buchstäblich an. Mit unserem Ratgeber tauchen Sie in den fast magisch anmutenden Kosmos der Schönschrift ein. Wir verraten Ihnen, was Sie benötigen und wie Sie am besten starten.
Hinweis: Unsere Anleitung ist für blutige Anfänger gedacht!
Inhalte
Kalligraphie
Was ist Kalligraphie?
Der Begriff „Kalligraphie“ (auch Kalligrafie) stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie „die Kunst des schönen Schreibens“. Schon vor Jahrhunderten diente sie den Menschen als Kommunikationsmittel, beispielsweise in Form von Höhlenmalerei, Hieroglyphen, asiatischen Schriftzeichen oder arabischer Schrift. Heutzutage ist diese spezielle Kunst wieder mehr im Kommen, ein wachsender Trend – vielleicht, um dem digital-computerisierten Alltag etwas wortwörtlich Handfestes entgegenzusetzen.
Materialien
Welche Ausrüstung braucht es, um Kalligraphie zu lernen?
Glücklicherweise erfordert die Kalligraphie nicht viel Zubehör. Umso wichtiger ist es aber, bei den benötigten Utensilien auf hohe Qualität zu achten. Nur so gelingen Ihnen wirklich schöne, überzeugende Ergebnisse, die Sie motivieren, weiter an Ihrer Schrift zu arbeiten.
Diese Elemente brauchen Sie für die Kalligraphie:
- Federhalter
- Feder
- Tinte
- Papier
- Reinigungsutensilien
Werkzeug-Details
Federhalter
Der Federhalter bildet das Basiswerkzeug. Er nimmt die von Ihnen zum Kalligraphieren gewählte Feder auf. Achten Sie darauf, dass er gut in der Hand liegt. Es gibt Modelle aus Holz und solche aus Kunststoff.
Feder
Die Feder ist das Herzstück beim Kalligraphieren. Sie entscheidet zusammen mit Ihren Fertigkeiten darüber, wie die jeweilige Schrift aussieht. Zur Wahl stehen verschiedenste Ausführungen.
Tipp: Um moderne Kalligraphie-Schriftarten auszuprobieren, sollten Sie eine spitze Feder verwenden. Diese ist sehr flexibel, sodass Sie die Strichstärke durch Druck verbreitern können.
Daneben existieren noch einige andere Federarten, etwa Bandzugfedern, Plakatfedern, Pfannenfedern, Schnurzugfedern, Zeichenfedern, linksgeschrägte Federn oder Rechteckplattenfedern. Mit diesen sollten Sie sich jedoch erst dann beschäftigen, wenn Sie mit den Basics der Kalligraphie vertraut sind.
Achtung: Im Fachhandel erwarten Sie auch Kalligraphie-Pinsel. Diese werden für die asiatische Kalligraphie genutzt. Kalligraphie-Filzstifte können Sie grundsätzlich schon für Ihre ersten Schritte verwenden. Sie weisen angeschrägte Schreibflächen auf. Allerdings gestaltet sich die Technik im Vergleich zur Feder anders. Zum Variieren des Schriftbilds (sprich der Schriftstärke) müssen Sie den Stift gezielt drehen – mit Druck richten Sie hier nichts aus.
Für Anfänger ist fertig gemischte Zeichentusche optimal.
Tipp: Schauen Sie sich im Handel nach Chinatusche, India Ink oder Sumi Ink um – dies sind geeignete Varianten.
In Bezug auf das Papier kommt es vor allem auf einen Aspekt an: die Glätte. Nutzen Sie ausschließlich Papier mit glatter Oberfläche. Sinnvoll sind Layout- und Aquarellpapier.
Achtung: Herkömmliches Kopierpapier eignet sich leider NICHT. Es hat nämlich eine grobe Oberfläche, auf dem die Zeichentusche „ausblutet“ und verläuft.
Tipp: Layoutpapier ist leicht durchsichtig. Dadurch können Sie ein durchscheinendes Blatt mit Hilfslinien oder eine unserer ausgedruckten und kostenlosen Talu-Übungsblätter-Vorlagen darunterlegen – optimal, um die Kalligraphie zu lernen und zu üben.
Vor und nach jeder Verwendung müssen Sie Ihre Feder gründlich säubern. Dazu sind ein kleines Gefäß mit Wasser, ein fusselfreies Tuch und Seife oder Reinigungsalkohol wichtig.
Kalligraphie lernen | Erste Schritte
Zunächst einmal: Sie müssen keine Vorkenntnisse mitbringen, wenn Sie die Kalligraphie lernen wollen. Die oben beschriebenen Werkzeuge und Materialien reichen aus, um sich erst einmal in die Kunst des schönen Schreibens einzuarbeiten. Für Anfänger ist es aber ratsam, zusätzlich Kalligraphie-Übungsblätter einzusetzen. Diese helfen, bald zu einem harmonischen, gleichmäßigen Schriftbild zu kommen.
Bevor Sie sich auf die Übungsblätter stürzen, sollten Sie sich allerdings mit Ihrer Feder beziehungsweise Ihrem Kalligraphie-Stift vertraut machen.
Kostenloser Download | Kalligraphie lernen Talu-Übungsblätter-Vorlagen
Folgen Sie unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung:
1. Schritt: Reinigen Sie die Feder. Das Werkzeug entweder in Reinigungsalkohol oder Seifenwasser tauchen und vorsichtig mit dem fusselfreien Tuch säubern.
2. Schritt: Benetzen Sie die Feder mit Tinte. Letztere sollte ungefähr bis zur Mitte des kleinen Lochs in der Kalligraphie-Feder reichen (Stichwort Tintenreservoir).
3. Schritt: Nehmen Sie den Federhalter mit der Feder in Ihre Schreibhand. Achten Sie darauf, den Federhalter beim Schreiben stets in einem 45-Grad-Winkel zum Blatt (oder später dem sonstigen Untergrund) zu halten.
4. Schritt: Üben Sie nun erst einmal Striche: Linien, Wellen, Kreuze, Kreise und so weiter. Dazu orientieren Sie sich am besten an den allgemeinen Tipps und Hinweisen, die wir Ihnen im nächsten Abschnitt geben.
5. Schritt: Sobald Sie in der Lage sind, die Dicke der Striche nach Belieben zu variieren, können Sie die ersten Buchstaben probieren (Übungsblätter!).
Hinweis: Lassen Sie sich Zeit, setzen Sie sich niemals unter Druck. Es kann eine Weile dauern, bis Ihnen die Federführung spielerisch leicht gelingt und Sie sich „eins“ mit dem Federhalter fühlen.
Kalligraphieren | Tipps
Allgemeine Tipps rund um das Kalligraphieren
Vorbemerkung: Die folgenden Tipps beziehen sich zum Teil ausschließlich auf das Kalligraphieren mit einer Feder.
- stellen Sie sicher, auf Ihrer Arbeitsfläche genügend Platz zur Entfaltung zu haben, denn: hat Ihr Schreibarm nicht genügend Freiraum, kann dies zu verkrampften Haltungen und damit unschönen Ergebnissen führen
- als Rechtshänder sollten Sie beim Schreiben alle Materialien (Tusche et cetera) auf der rechten Seite Ihres Schreibplatzes positionieren, als Linkshänder auf der linken Seite
- eine geneigte Arbeitsfläche (ein geneigtes Zeichenbrett) ist ideal, um einen perfekten Blick auf das entstehende Kunstwerk zu haben und gut schreiben zu können
- befestigen Sie mehrere übereinanderliegende Blätter als stabilisierende Unterlage auf Ihrem Zeichenbrett, um einen festen Untergrund zu haben
- fassen Sie den Kalligraphie-Stift mit Zeigefinger und Daumen
- stützen Sie ihn mit dem Mittelfinger
- wenngleich die Führung des Stiftes möglichst sicher und kontrolliert sein sollte, muss sie sich auch locker und bequem anfühlen
- generell gilt: üben Sie nicht zu viel Druck aus, ansonsten ermüdet Ihre Hand schnell – dies wiederum führt dazu, dass die Schrift starr und entsprechend unschön wird
- üben Sie beim Schreiben mehr Druck aus, wird die Linie breiter; bei weniger Druck wird sie schmaler
- Aufstriche (Striche, die von unten nach oben führen) sollten Sie dünner gestalten (also mit weniger Druck arbeiten), Abstriche (Striche, die von oben nach unten führen) hingegen dicker (mit mehr Druck arbeiten)
- jedes Strich-Ziehen sollte gleich lang dauern
- ein gleichmäßiger Schreibrhythmus ist essenziell für ein rundum harmonisches Ergebnis
- für Anfänger empfiehlt es sich, extrem langsam zu beginnen und die Geschwindigkeit erst nach und nach zu erhöhen
- achten Sie auf harmonische Abstände zwischen Buchstaben
Beispiel: Stehen zwei sehr schmale Buchstaben nebeneinander, etwa zwei kleine „l“, braucht es zwischen diesen etwas mehr Abstand als zwischen einem breiten und schmalen oder zwei breiten Lettern. Kurzum bestimmt in erster Linie die Wortstruktur, wie die Abstände sein sollten. Später, wenn Sie mit unterschiedlichen Schriftarten operieren, spielen auch diese eine Rolle.
- reinigen Sie Ihre Feder zwischendurch feucht, wenn Sie merken, dass die Tusche klumpt
- eventuell müssen Sie die Tusche auch mit einer mit Wasser gefüllten Pipette minimal verdünnen, um das Verklumpen zu vermeiden – verwenden Sie dazu ein gesondertes Gefäß
- zeichnen Sie Ihre Worte mit Bleistift vor
Wollen Sie mit Talu.de auch das „Handlettering erlernen“ oder benötigen Sie noch ein klein wenig Inspiration für Ihre kunstvoll geschriebenen Kalligraphie-Schriftbilder?! Wir haben auch eine Sprüche-Sammlung für Sie in unserem Beitrag „Handlettering: 155 Sprüche für jede Gelegenheit“ vorbereitet.
Selbst einige Profis tun dies noch! Gerade am Anfang ist Ihr Kopf nicht in der Lage, die komplizierte Schreibtechnik und die Wegstrecke der Feder gleichzeitig umzusetzen. Deshalb ist das Vorzeichnen hilfreich. Praktisch: Tusche ist radierbeständig – bei hochwertigen Papieren sieht man die Vorzeichnungen nach dem Wegradieren überhaupt nicht mehr.
Tipp: Weiche 4B-Bleistifte sind optimal für erste Schreibübungen.
Das Einmaleins der Hilfslinien
Mit einem Geodreieck und einem 2H-Bleistift können Sie die Hilfslinien für die Buchstabenneigung problemlos selbst einzeichnen. Möchten Sie sich diese Extraarbeit sparen, nutzen Sie Übungspapier mit vorhandenen Hilfslinien (im Handel erhältlich). Hier einige grundlegende Infos zu den Hilfslinien.
Schauen Sie sich die folgende Abbildung an:
1 = Basislinie (Schreiblinie, auf die Sie den Körper des Buchstabens legen)
2 = Oberlinie (Leitlinie, gibt die Höhe eines aufsteigenden Buchstabens vor)
3 = Oberlinie für Großbuchstaben (Leitlinie, gibt die Höhe eines Großbuchstabens vor)
4 = Oberlänge (Teil eines längeren Buchstabens, der zwischen x-Linie und Oberlinie liegt)
5 = Unterlänge (Teil eines üppigeren Buchstabens, der unter der Basislinie liegt)
6 = x-Höhe (Buchstabenhöhe oder Schriftteil, die/der zwischen der Basislinie und der Oberlinie liegt)
7 = x-Linie (Leitlinie, bestimmt die richtige Position für die obere Grenze der x-Höhe)
8 = Neigungslinie (Leitlinie, gibt die richtige Schräge vor)
Durch die Verwendung der Hilfslinien gelingt Ihnen ein gleichmäßiges Schriftbild, bei dem …
- … die Auf- und Abstriche jeweils parallel zueinander stehen.
- … die Ober- und Unterlängen gleich lang sind.
- … eine einheitliche Grundlinie den Rahmen bildet.
Ein paar Tipps zur konkreten Gestaltung der Hilfslinien:
Mit einer markant hohen oder markant niedrigen x-Höhe erzielen Sie besondere Effekte. Aber Achtung: Wählen Sie eine höhere x-Höhe, sollten Sie die Buchstaben schmaler und dichter zusammenschreiben. Andernfalls wirkt die Schrift möglicherweise zu ausladend. Umgekehrt empfiehlt es sich bei einer niedrigeren x-Höhe, die Buchstaben einen Tick breiter zu schreiben und etwas größere Abstände zu wählen, um die Lesbarkeit gut und angenehm zu halten. Probieren Sie einfach verschiedene Varianten aus und sehen Sie selbst, was Ihnen am besten gefällt.
Generell ist es gerade zu Beginn sehr sinnvoll, viel zu experimentieren und dabei auch die eigene Schreibschrift als Ausgangspunkt zu nutzen, um eine individuelle Kalligraphie zu entwickeln. Unser Rat: Zeichnen Sie sich die oben gezeigten und beschriebenen Hilfslinien in diversen Varianten vor (oder nutzen Sie unsere kostenlosen Druckvorlagen, die Sie kostenlos downloaden können, dort finden Sie leere Hilfslinienzeilen) und schreiben Sie folgenden Satz in die „Masken“.
„The quick brown fox jumps over the lazy dog“
Dieser englische Satz erscheint auf den ersten Blick sinnlos, aber: Er enthält sämtliche Buchstaben unseres Alphabets und ist deshalb der perfekte Trainingssatz. Seien Sie beim Schreiben experimentierfreudig, lernen Sie Ihre eigene Schrift neu kennen und verändern. Mit der Zeit (und vor allem der Übung) entsteht nach und nach Ihre Kalligraphie. Fehler beziehungsweise Ungleichmäßigkeiten sind am Anfang vollkommen normal, doch Sie werden sehen, wie Sie mit jedem Mal besser und sicherer werden.
Tipp: Natürlich können Sie sich auch bewusst eine andere, existierende Kalligraphie-Schrift aneignen. Dazu brauchen Sie lediglich entsprechende Vorlagen aus Büchern oder aus dem Internet.
Und noch eine Empfehlung zum Abschluss: Binden Sie das Kalligraphie-Lernen praktisch in Ihren Alltag ein. Beschriften Sie Einladungskarten oder Grußbotschaften auf Zetteln ab sofort kalligraphisch. Die Empfänger werden überrascht und begeistert sein – und für Sie ist jede Übungseinheit ein Schritt in Richtung einer schreibkünstlerisch erfolgreichen Zukunft!
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