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Bohrer schleifen – Anleitung zum Schärfen von verschiedenen Bohrerarten

Bohrer schleifen

Unter Bohrern verstehen die meisten Hobbyhandwerker sehr preiswerte Werkzeuge. Für einem normalen Bohrersatz von 3-18 Millimetern Durchmesser trifft das auch zu. Jedoch werden im semiprofessionellen und professionellen Bereich auch Bohrgrößen benötigt, die nicht im Baumarkt erhältlich sind. Steinbohrer für einen Bohrhammer oder Metall- und Holzbohrer über 23 Millimeter Durchmesser können leicht über 25 Euro kosten. Auch der Ersatz von kleineren Bohrern ist immer mit Aufwand verbunden. Mit ein wenig Übung und dem passenden Werkzeug lässt sich ein Bohrer auch schnell nachschärfen. So spart man viel Zeit und Geld.

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Bohrertypen für den Handwerker

Stumpfe Metall- oder Holzbohrer sind mehr als nur ein Ärgernis. Wenn das Bohren schwerer wird, üben die meisten Arbeiter etwas mehr Druck auf. Dann besteht die Gefahr, dass die Bohrspitze überhitzt. Bei Metallbohrern kann nun die Spitze erst ausglühen und anschließend überhärten. Dann kann es passieren, dass die Bohrspitze unvermittelt abbricht. Im besten Fall ist der Metallbohrer zerstört. Im schlimmsten Fall kann man sich an einem abbrechenden Metallbohrer auch sehr verletzen.

Ein überhitzender Holzbohrer kann das Bohrloch verkohlen. Dies kann bis zum Entstehen von Brandflecken führen. Steinbohrer können ebenfalls im Bohrloch abbrechen, wenn sie nicht mehr ausreichend scharf sind.

Es werden zwischen drei Typen von Bohrern unterschieden:

  • Metallbohrer bzw. Spiralbohrer
  • Holzbohrer
  • Steinbohrer

Metallbohrer sind normale Spiralbohrer. Sie bestehen aus einem Schaft, der gedrehten Bohrspirale, die in einer einfachen Bohrspitze endet. Metallbohrer haben keine zusätzlich beschichtete Spitze und sind vom Material her monolithisch aufgebaut. Die einfach geformte Spitze macht den Metallbohrer ideal zum Nachschleifen. Dafür stehen verschiedene Wege bereit.

Metallbohrer

Holzbohrer sind für weiche Werkstoffe wie Holz, Holzspanplatten und Kunststoffe ideal. Sie sind leicht an der Hohlkehle an ihrer Spitze zu erkennen. Holzbohrer sind extrem empfindlich und können keinesfalls für Mineralien oder Metalle verwendet werden. Sie werden bei einer falschen Anwendung unweigerlich sofort zerstört. Das Nachschleifen von Holzbohrern ist eine große Herausforderung, für die Spezialwerkzeuge und ein großes Können notwendig sind. Alternativ zu speziellen Holzbohrer-Schleifgeräten können die Holzbohrer auch von Hand nachgeschliffen werden. Dazu ist eine Vielzahl diverser Feilen notwendig. Beim Arbeiten mit Holzbohrern muss man besonders vorsichtig sein. Holzbohrer sind sehr spitz und man kann sich leicht an ihnen verletzen. Holzbohrer existieren in einer besonders großen Auswahl mit sehr unterschiedlich geformten Bohrertypen.

Holzbohrer

Steinbohrer erkennt man an den Hartmetallspitzen. Sie haben eine deutliche Verdickung am Kopf. Steinbohrer müssen sich durch härtestes Mineral bohren können. Ein normaler Metallbohrer würde dabei überhitzen und schlimmstenfalls abbrechen. Ein Steinbohrer mit Hartmetallspitze ist deshalb für Naturstein, Beton und Kalksand-Vollstein ideal. Steinbohrer können nur bedingt und nur eingeschränkt häufig nachgeschliffen werden. In der Regel ist ein Nachschleifen bei diesen Bohrertypen auch nur selten notwendig.

Steinbohrer

Hier finden Sie noch weitere und detaillierte Hinweise und Tipps zu den verschiedenen Bohrerarten: Bohrerarten

Metallbohrer schleifen

Metallbohrer sind die gängigsten Bohrertypen, für die ein Nachschärfen in Frage kommt. Dazu ist etwas Grundwissen nötig.

Die Spitze des Metallbohrers hat einen definierten Winkel von 118°. Ein zu spitzer Winkel würde den Metallbohrer an der Spitze zum Glühen und Schmelzen bringen. Ein zu stumpfer Winkel dringt nicht tief genug ins Material ein. Darum muss der Spitzenwinkel des Bohrers exakt eingehalten werden. Ein einfacher Trick ist dazu sehr hilfreich:

Nimmt man zwei große Sechskantmuttern und klebt sie an einer Seite aneinander, so erhält man eine perfekte Lehre von exakt 120°. Diese kann man als Schablone für die Bohrspitze nun verwenden. Empfehlenswerter ist jedoch die Verwendung einer Bohrerlehre. Dies sind kleine Hilfsmittel aus Metall, in denen die Winkel exakt eingestanzt sind. Eine Bohrerlehre kostet ca. 5 Euro und sollte in keiner Werkstatt fehlen. Achtung: Die „Bohrerlehre“ nicht mit der „Bohrlehre“ verwechseln. Letztere dient zum Ansetzen von Bohrungen aber ist für das Schleifen von Metallbohrern nicht zu gebrauchen.

Neben dem Spitzwinkel der Schneidflächen zueinander, ist jede Schneidfläche in einem Winkel von 55° zur horizontalen Ebene gekippt. Diese Schneidfläche nennt man „Querschneide“. Sie ist außerdem leicht bogenförmig geformt. Auch dies muss beim manuellen Schleifen berücksichtigt werden.

Winkel vom Metallbohrer

Metallbohrer können auf drei Arten geschliffen werden:

  • Mit einer Feile schleifen
  • Schärfen mit einem Schleifbock
  • Mit einem Bohrer-Schleifgerät schärfen

Für das Schleifen mit einer Feile oder einem Schleifbock benötigt man eine Schablone, die man sich, wie beschrieben, aus zwei Sechskantmuttern herstellen kann. Beim Schleifen mit einer Feile benötigt man darüber hinaus einen Schraubstock, der fest auf einer Werkbank verschraubt ist.

Feile

Das Schleifen mit der Feile ist mühsam, jedoch sehr präzise. Die Gefahr von Fehlschliffen und Beschädigungen ist beim manuellen Schleifen mit einer Metallfeile sehr gering.
Zum manuellen Feilen von Metallbohrern sind Schlüsselfeilen ideal. Diese feinen und sehr harten Feilen kosten im Set ab ca. 30 Euro.

Der Metallbohrer wird senkrecht mit Hilfe von zwei kleinen, dünnen Holzbrettern oder Scheiben aus Aluminium fest im Schraubstock eingespannt. Diese Puffer dienen dazu, den Gewindeschaft des Metallbohrers beim Einspannen nicht zu beschädigen. Je kürzer die Spitze des Metallbohrers aus dem Schraubstock hinaus schaut, desto besser kann geschliffen werden. Ein lang hinausragender Bohrerschaft schwingt beim Schleifen mit, was das Ergebnis verschlechtert und die Arbeit erschwert. Es muss aber genügend Platz vorhanden sein, um die Feile ansetzen zu können.

Anschließend wird mit präzisen und kräftigen Zügen Material von der Bohrspitze abgetragen. Der Schleifvorgang wird immer vom Körper weg durchgeführt. Mit der bereit gelegten Schablone wird der Spitzenwinkel immer wieder kontrolliert.

Das manuelle Feilen eines Metallbohrers braucht etwas Übung. Wichtig ist, diese Arbeit mit Geduld durchzuführen. Wenn der Metallbohrer durch zu hartes Schleifen überhitzt, ist er unbrauchbar. Einen überhitzten Metallbohrer erkennt man an der bläulichen Färbung.

Schleifbock

Ein Schleifbock besteht aus einem kräftigen Motor und einer rotierenden Scheibe. Der Schleifbock wird direkt auf die Arbeitsplatte angeschraubt oder hat einen separaten Ständer.
Bei einem Schleifbock wird der Metallbohrer an einer rotierenden Scheibe bearbeitet. Diese Arbeit ist natürlich wesentlich schneller als das Schleifen mit Hand und Feile. Jedoch ist diese Arbeit auch nicht ganz ungefährlich, da die rotierende Schleifscheibe bei der kleinsten Berührung für Abschürfungen sorgt. Dennoch: Das Tragen von Handschuhen ist beim Arbeiten mit einem Schleifbock absolut verboten! Wenn der Handschuh von der rotierenden Schleifscheibe erfasst wird, entstehen wesentlich größere Verletzungen als bei einer Abschürfung!

Beim Arbeiten mit einem Schleifbock ist das Tragen einer Schutzbrille obligatorisch. Ein Gehörschutz ist ebenfalls empfohlen.

Der Metallbohrer wird über den Zeigefinger an die Schleifscheibe geführt. Mit dem Finger als Widerlager spürt man auch sofort, wenn der Metallbohrer überhitzt. Es erfordert viel Geschick und Übung, bis man beidseitig präzise die Schneidflächen korrekt nachgeschliffen hat. Wenn das Schleifen aber erst einmal beherrscht wird, ist das Nachschleifen vom Metallbohrer nur noch eine Sache von Sekunden.

Der Handel bietet für das Schleifen von Metallbohrern spezielle Vorrichtungen an. Diese halten den Metallbohrer im festen Griff und sind so einstellbar, dass sie die exakten Schliffe durchführen. Diese Schleifvorrichtung zum Bohrerschärfen kostet ca. 180 Euro. Sie bietet ein deutliches Plus an Sicherheit und garantiert gute Ergebnisse. Sie sind damit ein Zwischenschritt zum rein maschinellen Schleifen.

Bohrer-Schleifmaschine

Der Handel bietet Bohrer-Schleifmaschinen ab ca. 29 Euro an. Wirklich empfehlenswert sind jedoch nur Geräte ab ca. 500 Euro. Das Schleifen von Metallbohrern ist eine Aufgabe, die höchste Präzision verlangt. Dies können Billiggeräte nicht leisten. Wenn sich der Kauf eines hochwertigen Bohrer-Schleifgerätes nicht lohnt, sollte eher auf die manuellen Schleifverfahren zurückgegriffen werden.

Die Verwendung von einem billigen Bohrer-Schleifgerät wird wahrscheinlicher dazu führen, dass die Metallbohrer nach dem Schleifversuch verschrottet werden müssen. Eine hochwertige Bohrer-Schleifmaschine ist jedoch sehr einfach zu bedienen und liefert stets beste Ergebnisse: Der Metallbohrer wird in die vorgesehene Halterung mit dem korrekten Abstand eingespannt. Dafür sind an der Maschine alle notwendigen Spannfutter und Schablonen vorhanden. Anschließend wird der Bohrer am Einspannfutter in die Schleifvorrichtung eingeführt und mehrmals hin- und her bewegt. Die Maschine schleift zuverlässig und präzise den Bohrer exakt in der korrekten Weise ab. Diese Maschine ist besonders für den Einsatz in Lehr- oder Miet- und Instandsetzungswerkstätten geeignet. Mit ihr lassen sich große Mengen von Spiralbohrern schnell nachschleifen.

Ölen ist besser als Schleifen

Man kann die Lebensdauer von einem Bohrer dadurch verlängern, indem man beim Bohren eine Ölkühlung zufügt. Dies muss nicht immer die permanente Spülung sein, wie man sie von CNC- Maschinen kennt. Bereits wenige Spritzer von Bohr- und Schneidöl, welches während dem Bohrvorgang aufgetragen wird, verbessert das Bohrergebnis erheblich: Die Kanten reißen weniger aus und die Senkung wird insgesamt glatter. Dennoch ist für ein perfektes Ergebnis nach einem Bohren durch Blech oder Stahl das anschließende Fasen bzw. Senken mit einem passenden Senkwerkzeug notwendig. Eine Dose Schneid- und Bohröl kostet ca. 10 Euro und sollte beim Arbeiten mit Metall immer vorrätig sein. Normals Kriechöl kann zur Not ebenfalls verwendet werden. Angepasste Bohr- und Schneidöle sind jedoch zu diesem Zweck optimal.

WD-40

Schleifen von Holzbohrern

Für das Schleifen von Holzbohrern kommen ebenfalls manuelle und maschinelle Lösungen in Frage. Das Schleifen von Holzbohrern ist jedoch wesentlich komplizierter als das Schärfen von Metallbohrern. Grund dafür ist die komplexe Geometrie an der Spitze.

Manuelles Schleifen von Holzbohrern

Der Holzbohrer wird ebenfalls mit Hilfe von zwei Holzplättchen in den Schraubstock eingespannt. Je nach Bohrertyp kommen unterschiedliche Feilenarten zum Schärfen in Frage.

Ein komplettes Schleifset für Holzbohrer besteht aus:

  • Arkansas-Formstein
  • Diamant-Flachfeilen (z.B. der benannte Schlüsselfeilensatz)
  • Scharfkantiger, rautenförmiger Abziehstein
  • Quadratischer Schleifstift
  • Runder Schleifstift

Der Arkansas-Formstein, auch „Ölstein“ genannt, verbindet Feinkörnigkeit mit Härte und sehr scharfen Abziehkanten. Im Set werden Akansas-Formsteine ab ca. 75 Euro verkauft. Dieses Schleifmittel ist beim Schleifen von Holzbohrern vor allem für das Schärfen der Zentrierspitze ideal.

Diamant-Flachfeilen werden beim Holzbohrer wie beim Metallbohrer auch für das Schleifen der Schneidfasen (Schneidflächen) eingesetzt. Ebenso sind die Vorschneider ideal mit Diamant-Flachfeilen nachzubearbeiten.

Diamantfeilen
Diamantfeilen

Die Abziehsteine dienen zum Nachschärfen von Gewindegängen. Das Set kostet ca. 15 Euro. Alternativ zum scharfkantigen Abziehstein kann dazu auch eine Diamant-Flachfeile mit entsprechendem Querschnitt verwendet werden. Diese werden auch „Sägefeilen“ genannt. Hochwertige Dreikant- Sägefeilen kosten ab ca. 15 Euro.

Mit Schleifstiften werden die von den Diamant-Flachfeilen vorgeschärften Schneidfasen nachgeschärft.

Maschinelles Schleifen von Holzbohrern

Ein normaler Schleifbock kommt für das Nachschleifen von Holzbohrern nicht in Frage. Dazu ist ihre Spitze viel zu komplex ausgeformt, als das ein manuelles bearbeiten auf einem Schleifbock möglich wäre. Es gibt jedoch Anbieter von sehr hochwertigen Schleifmaschinen, die auch das Schleifen von Holzbohrern im Programm haben. Diese bestehen aus einem Schleifgerät, das einem Schleifbock zwar sehr ähnlich sieht, aber nicht mit ihm vergleichbar ist. Auf diesem kommt eine besonders dünne Schleifscheibe. Eine spezielle Schleifvorrichtung mit Bohrerhalter ermöglicht schließlich das präzise Ansetzen des Bohrers. Eine Schleifmaschine für das Schärfen von Holzbohrern kostet ca. 1400 Euro. Damit ist sie vor allem für professionelle Tischlereibetriebe interessant.

Steinbohrer schleifen

Steinbohrer müssen aufgrund ihrer harten Bohrspitze nur sehr selten geschärft werden. Die Schneidkanten von Steinbohrern sind sehr einfach ausgeprägt. Das macht das Schärfen von Steinbohrern mit Schraubstock und Feile oder mit einem Schleifbock recht problemlos. Jedoch muss beim maschinellen Schleifen von Steinbohrern unbedingt ein Augenschutz getragen werden. Das Hartmetall der Bohrerspitze springt während des Schleifens sehr leicht. Ideal zum Schleifen von Steinbohrern ist wieder der Einsatz einer Schleifvorrichtung. Damit werden beste Ergebnisse garantiert und die Gefahr von Verletzungen weitestgehend ausgeschlossen.

Tipps für Schnellleser:

  • Beim Bohren von Metall immer ölen
  • Stumpfe Bohrer immer schleifen
  • Immer den passenden Metall-, Holz- oder Steinbohrer verwenden
  • Am Schleifbock immer Augenschutz aber nie Handschuhe tragen
  • Eine Bohrschleifvorrichtung für den Schleifbock ist besser als ein billiges Bohrschleifgerät

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