Zimmer streichen: so werden Ihre Wände wie vom Profi
Das Streichen von einem Zimmer wirkt beim Zuschauen immer so leicht. Wer es aber ohne das nötige Hintergrundwissen einmal versucht hat, wird schnell eines Besseren belehrt. Wenn die Farbe abblättert, der Anstrich fleckig wird oder die Kanten eingelaufen sind, dann bleibt meistens nur noch das neu tapezieren. Damit Ihr Renovierungsprojekt auf Anhieb gelingt, haben wir Ihnen diesen Ratgeber zusammengestellt.
Ein Zimmer zu streichen sagt sich leicht. Ein Zimmer besteht jedoch aus vielen Segmenten, für die jeweils spezifische Herausforderungen für das Anstreichen gelten. Ein Zimmer besteht aus:
- Decke
- Vollwand
- Außenwand mit Fenster
- Innenwand mit Tür
- Fußleisten
- Türrahmen
- Fensterrahmen
Die Zimmerdecke ist, sofern sie nicht abgehängt, verkleidet oder stuckatiert ist, eine durchgehende Fläche. Das macht das Anstreichen nur auf den ersten Blick einfach. Tatsächlich sind hier strenge Regeln einzuhalten, wenn man ein flächiges, übergangsloses Ergebnis haben möchte.
Die Vollwand hat keine Durchbrüche wie Fenster oder Türen. Sie ist, wie die Decke, vollflächig bestreichbar. Die Vollwand eignet sich aber besonders dazu, interessante Akzente verschiedener Art zu setzen.
Eine Fensterwand hat zwar nur eine kleine zu bestreichende Fläche. Die Zargen und die Heizkörper sind zum Anstreichen eine zusätzliche Herausforderung.
Die Innenwand mit Tür erfordert beim Anstrich einen besonders sorgfältigen Umgang mit der Zarge.
Tür- und Fensterrahmen sowie Decken- und Fußleisten werden nicht gestrichen, sondern lackiert. Darauf sollte man vor allem in Mietwohnungen achten. Mit Dispersionsfarbe bespritzte, gestrichene oder verschmierte Rahmen oder Leisten sind ein schwerer Mangel, welcher die gesamte Kaution gefährden kann!
Inhalte
Welche Farbe?
Bevor man zu Farbe und Pinsel greift, lohnt es sich, etwas Gedanken über die Gestaltung des Raums zu machen. Zwar ist ein neutral weißer Anstrich am einfachsten umzusetzen und garantiert keine unerwünschten Kontraste mit der Einrichtung. Dennoch kann eine geschickte Auswahl von Farben die Raumwirkung in einer gewünschten Weise steuern. Dazu gelten folgende Regeln:
Raum weiten: Decke und Seitenwände hellblau streichen. Der Raum wird dadurch auch „kühler“. Wenn man dies vermeiden möchte, hat ein dunkler Boden bei weißen/hellen Wänden und Decke den gleichen Effekt.
Raum verkleinern: Decken und Seitenwände in rotbraun streichen. Der Raum wirkt dadurch auch „wärmer“. Alternativ kann man die Wände mit diagonalen Streifen streichen. Der Raum wird dadurch aber auch optisch unruhiger.
Raumhöhe verkleinern: Das Zimmer wirkt optisch niedriger, wenn die Decke dunkel ist. Ein weiterer Trick ist, die Deckenfarbe als Streifen von 20-30cm auf den Seitenwänden fortzusetzen.
Raumhöhe betonen: Dunklere Seitenwände als die Decke erhöht den Raum. Der Effekt wird verstärkt, wenn die Wandfarbe als breiter Streifen auf die Decke übertragen wird. Ein anderer Weg ist, die Seitenwände mit senkrechten Streifen zu streichen.
Raum verkürzen: Wenn die Sichtwand von der Tür aus gesehen in einer dunkleren Farbe gestrichen wird, wirkt der Raum kürzer
Raum verlängern: Beim umgekehrten Kontrast wird der Raum verlängert.
Zimmer Streichen
Raum vorbereiten
Um den Raum optimal auf das Anstreichen vorzubereiten, wird alles demontiert und heraus geräumt, was möglich ist. Schalter und Steckdosen sind so konstruiert, dass man sie gefahrlos entfernen kann. Von Deckenlampen werden die Schirme entfernt. Anschließend werden mit leicht lösbarem Krepp-Klebeband die Türzargen und Fensterrahmen abgeklebt. Für den Boden eignet sich alles, was preiswert ist.
Ein Tipp dazu: Die Restrollen von Druckereien geben hervorragendes Deckpapier für den Boden. Sie sind sehr schnell und effizient ausgelegt und zudem kostenlos verfügbar. Zur Sicherheit sollte der Boden mit dieser preiswerten Lösung aber mindestens doppelt, besser dreifach ausgelegt werden.
Wichtig: Steckdosen werden mit Kreppfolie und Plastikfolie gewissenhaft abgeklebt. Sie dürfen beim Streichen keinesfalls mit Farbe verschmutzt werden. Dies kann den Schutzkontakt außer Kraft setzen, wodurch angeschlossene Elektrogeräte Schaden nehmen können.
Zimmer überprüfen
Ein Schritt, den viele Heimwerker beim Streichen vergessen sind, die Wände vor dem Streichen zu überprüfen. Dies ist jedoch wichtig, wenn man nicht viel Zeit und Geld verschwenden möchte.
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen gestrichenen und verputzten Wänden. Um eine gestrichene Wand zu prüfen, streicht man zunächst trocken mit der flachen Hand darüber. Wenn sich die Farbe nicht abgelöst hat, klebt man ein Stück Krepp-Klebeband an die Wand und reißt es wieder ab. Wenn sich beim Streich- und später auch beim Reißtest keine Farbe abgelöst hat, kann man sich das Grundieren sparen. Andernfalls muss grundiert werden.
Bei verputzten Wänden streicht man mit der flachen Hand über die Wand und prüft, ob sich Sand ablöst. Anschließend bespritzt man die Wand mit etwas klarem Wasser. Wenn es sofort tief einzieht, muss die Wand ebenfalls grundiert werden.
Trockenbauwände aus Gipskartonplatten werden grundsätzlich grundiert.
Spart man sich die Grundierung, kann die frische Farbe nicht richtig haften. Sie blättert dann ab, was am Ende nur noch durch neues Tapezieren wieder begradigt werden kann.
Wand reinigen
Wenn der alte Farbanstrich leicht lösbar ist, muss er entfernt werden. Das ist besonders bei tapezierten Wänden eine große Herausforderung, da keinesfalls die Tapete mit abgelöst werden darf. Zum Abwaschen von Altfarbe wird ein rauer Schwamm und warmes Wasser verwendet. Dabei muss man zügig vorgehen. Das Wasser sollte nur die Farbe, aber nicht die Tapete durchfeuchten. Mit großen, kreisenden Bewegungen wird die Feuchtigkeit möglichst großflächig verteilt und gleichzeitig die alte Farbe entfernt. Statt eines rauen Schwamms kann man auch einen Schrubber verwenden. Anschließend wird die gelöste Farbe nochmals mit einem weichen Schwamm abgewaschen. Danach lässt man die Wand trocknen.
Bei verputzten Wänden kann eine alte Farbe meist mit einem Spachtel trocken abgekratzt werden. Eingekratzte Spuren und Löcher sind bei verputzten Wänden weniger dramatisch, da sie einfach mit Gips wieder zu gespachtelt werden können.
Wände grundieren
Zum Grundieren der Wand benötigt man:
- Tiefgrund
- Quast
- Wassereimer
Tiefgrund wird gebrauchsfertig oder als Konzentrat angeboten. Fertig gemischter Tiefgrund kostet ca. 8-10 Euro für das 5 Liter Gebinde. Konzentrat zum selbst Mischen kostet ca. 5-8 Euro pro Liter. Ein guter Quast ist für ca. 6 Euro erhältlich.
Der Tiefgrund wird gemäß Herstellervorschrift und Saugfähigkeit des Untergrunds vorgemischt. Beim Auftragen mit dem Quast ist darauf zu achten, dass der Tiefgrund gleichmäßig verteilt wird. Zu dick aufgetragener Tiefgrund erzeugt Sperrschichten, auf denen die Farbe nicht mehr haftet. Man erkennt zu dick aufgetragenen Tiefgrund an den glänzenden Stellen nach dem Trocknen. Hier muss mit einem rauen Schwamm wieder etwas vom Tiefgrund abgetragen werden.
Ecke zu Fläche, Decke vor Wand
Zum Streichen des Zimmers braucht man:
- Hochwertige Wandfarbe in gewünschter Tönung (ca. 5-8 Euro pro Liter)
- Pinsel (10 Euro im 4er Set)
- Kleine Rolle (5 Euro)
- Große Rolle (8 Euro)
- Abziehgitter (1 Euro)
- Farbschale (1 Euro)
- Leiter (100 Euro)
Man streicht einen Raum immer von der Ecke zur Fläche und von der Decke zur Wand. Zunächst werden alle abgeklebten Flächen mit einem Pinsel abgetupft. Das Tupfen verhindert, dass Farbe unter dem Klebeband einläuft. Danach werden die Ecken mit dem Pinsel vorgestrichen.
Beim Streichen mit der Rolle wird diese niemals ganz in die Farbe eingetaucht. Immer nur so weit eintauchen, bis das Vlies benetzt ist. Dann wird die Rolle ein Stück weiter gedreht und wieder benetzt. Dies wird so lange wiederholt, bis die ganze Rolle mit Farbe befeuchtet, aber nicht durchnässt ist.
Decken streichen
Beim Streichen der Decke streicht man mit dem Pinsel Quadrate von ca. 1 m² vor. Es genügt, schnell, grob und dünn vorzustreichen, da diese Quadrate nur zur Orientierung dienen. Die Decke wird nun quadratweise erst längs, dann quer gestrichen. Wichtig ist, dass die Quadrate beim Streichen überlappen und dass immer nass-in-nass gestrichen wird.
Nachdem die Fläche fertig gestrichen ist, lässt man sie mindestens 2 Stunden trocknen. Eine angeschaltete Heizung auf mittlerer Wärme kann helfen, die Trockenzeit zu verkürzen. Wenn die Wand trocken ist, wird das Ergebnis überprüft. Einzelne Stellen können vorsichtig mit einem Pinsel ausgebessert werden. Der sicherere Weg ist jedoch, die Fläche nochmals im Kreuzgang zu überstreichen.
Wände streichen
Wände werden in Bahnen von ca. 1 Meter Breite gestrichen. Die große Rolle wird von oben nach unten geführt. Wenn die Farbe bahnweise vorgestrichen ist, wird im Schräg-Kreuzgang die Farbe verteilt und der Strich dadurch wieder entfernt. Darum muss man hier etwas schnell arbeiten. Das schräg-kreuzweise Ausstreichen der Farbe muss passieren, solange die Farbe noch feucht ist. Die nächste Bahn wird überlappend aufgetragen. Wenn die Wand fertig gestrichen ist, lässt man sie wieder trocknen und das Ergebnis wird überprüft. Wenn die Wand ein zweites Mal gestrichen werden muss, beginnt man wieder mit den Klebestellen.
Dazu ein Tipp: Wenn Klebeband zum Herstellen von Farbakzenten verwendet wurde, entfernt man es am besten solange die Farbe noch feucht ist. So erhält man die saubersten Übergänge.
Bei Fensterwänden werden die Zargen mit der kleinen Rolle gestrichen. Hier ist vorsichtiges Arbeiten sehr hilfreich. Angetrocknete Farbe an Fenstern, Fensterbänken, Rahmen und Heizkörpern ist nur sehr schwer zu entfernen.
Die kleine Rolle kommt auch für das Streichen der Wand hinter dem Heizkörper zum Einsatz. Obwohl dieser Stelle im Raum nur wenig Beachtung geschenkt wird, sind es genau dieses Details, die den Gesamteindruck deutlich verbessern können. Dazu zählt auch, den Heizkörper, die Fensterrahmen, die Fußleisten, die Schalter und die Steckdosen vor der Wiedermontage gründlich abzuwaschen.
Der Unterschied zwischen einem unrenovierten und einem frisch gestrichenem Zimmer ist enorm. Man spürt förmlich, wie der Raum scheinbar seine Dankbarkeit ausatmet, wenn die Renovierungsaktion geglückt ist.
Tipps für Schnellleser
- Raum gründlich vorbereiten
- Haftung von Putz und Farbe prüfen
- Nicht zu dick grundieren
- Steckdosen abkleben
- Was nicht gestrichen wird, gründlich abwaschen
- Restrollen sind kostenlos in Druckereien erhältlich
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