Weißer Schimmel an der Wand – was tun? Weißschimmel loswerden!
Schimmelbefall im Haus ist mehr als nur lästig und ärgerlich. Unbehandelt kann er sich als Gefahr für die Gesundheit der Bewohner und sogar für die Statik des Hauses auswachsen. Neben dem bekannten Schwarzschimmel gibt es auch den nicht weniger gefährlichen Weißschimmel. Wie dieser erfolgreich behandelt und bekämpft werden kann, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Schimmel ist überall
Es ist praktisch unmöglich, sich Schimmelsporen zu entziehen. Die weite Verbreitung dieser gefährlichen Pilze ist Teil ihrer Überlebensstrategie: Die extrem kleinen und flüchtigen Sporen sind überall und in geringer Konzentration absolut harmlos. Problematisch wird es erst, wenn er sich festsetzt und seine Sporen in Massen in geschlossenen Räumen abgibt. Neben einem äußerst unangenehmen Geruch drohen auch ernsthafte Gesundheitsschäden, wie beispielsweise eine Schädigung der Atemwege. Säuglinge, Kleinkinder und alte Menschen sind dabei besonders gefährdet. Neben dem bekannten Schwarzschimmel tritt der schädliche Pilz auch in anderen Erscheinungsformen auf. Eine davon ist der Weißschimmel. Jedoch kann dieser leicht auch mit einem anderen, an sich völlig harmlosen Phänomen, verwechselt werden.
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Weißschimmel erkennen
Bevor man beim Anblick eines flaumigen, weißen Belags an einer Wand an Schimmel denkt, sollte man die Substanz zunächst untersucht werden. Dazu hilft ein kleiner Fragenkatalog
- Befindet Landwirtschaft in der Nähe?
- Ist der weißliche Belag auf einer Rohbauwand?
- Handelt es sich bei dem weißlichen Belag ein pudriges Geflecht oder sind es deutlich hervorstehende Kristalle?
Wenn die Antwort Ja/ja/Kristalle lautet, dann kann vorerst Entwarnung gegeben werden. Es handelt sich bei dem weißlichen Belag (noch) nicht um Schimmel, sondern um harmlose Ausblühungen von Salpeter. Diese entstehen, wenn Rohbauwände mit stark nitrathaltiger (z.B. Gülle) Feuchtigkeit durchsetzt werden. Die ausgewaschenen Nitrate wachsen beim Wechselspiel zwischen Feuchtigkeit und Trocknung zu den weißlichen Salzkristallen aus. Eine Gesundheitsgefahr geht von ihnen nicht aus.
Salpeter als Warnzeichen nehmen
Auch wenn Salpeter an sich vollkommen harmlos ist, hat er dennoch eine durchfeuchtete Wand als Ursache. Diese kann aber jederzeit auch von Weißschimmel befallen werden. Darum ist der Salpeter als Warnzeichen und Handlungsaufforderung sehr gut geeignet. Je früher man den Schimmel bekämpft, desto eher ist eine potentielle Gefahr gebannt.
Was braucht der Schimmel?
Schimmel braucht drei Faktoren, um wachsen zu können:
1. Einen Nährboden aus organischem Material
2. Eine ausreichende Feuchtigkeit
3. Eine ideale Temperatur
Als Nährboden aus organischem Material genügt bereits eine tapezierte Wand. Tapetenkleister besteht aus zermahlenden Tierknochen und Tapete aus Zellstoff, der aus Bäumen gewonnen wird. Beides sind für Schimmel geeignete Nährböden. Noch besser sind organische und nicht imprägnierte Dämmstoffe (Wolle, Holzwolle, Schüttdämmung aus Papier), Holzwerkstoffe oder Textilien (Sofas, Sessel, Vorhänge usw.). Schimmel benötigt zum Wachstum eine relative Oberflächenfeuchte von über 70%. Schließlich liegt die ideale Temperatur für das Wachstum von Schimmel zwischen 10° C und 30°C.
Schimmel bekämpfen
Schimmel bekämpft man auf zwei Arten:
1. Den akuten Befall beseitigen
2. Die Ursachen für den Befall beseitigen und damit einem Wiederbefall vorbeugen
Der akute Befall
Um einen akuten Befall von Schimmel zu beseitigen benötigt man folgende Werkzeuge und Mittel:
- 1x Atemschutz, Stufe FFP2 oder höher (ab ca. 2 Euro)
- 1x Ganzkörperschutz (Papier-Overall genügt in der Regel) (ab ca. 2 Euro)
- 1x Augenschutz (ca. 5 Euro), idealerweise Vollsichtbrille mit luftdichtem Seitenschutz (ca. 5 Euro)
- Handschuhe (100 Stück 5 Euro)
- Spachtel (ca. 3 Euro)
- professioneller Schimmelvernichter (ca. 25 Euro pro Liter)
- professioneller Schimmelbefall-Desinfektor (ca. 25 Euro pro Liter)
- eine Rolle luftdichte, große Müllsäcke (ca. 5 Euro, reißfeste Qualität)
- Eimer und Schwamm (ca. 5 Euro)
- Putzbürste
- 1x leistungsstarker Staubsauger mit HEPA-Filter (ca. 100 Euro)
Bei Schimmelbefall sollte nicht mit Schimmelsprays, sondern mit Schimmel-Shampoos gearbeitet werden. Sprays sind einigermaßen brauchbar für Stellen, an die man sonst schlecht heran kommt. Eine großflächige Bearbeitung eines Schimmelschadens sollte jedoch mit Eimer, Schwamm und geeignetem Mittel begegnet werden.
Hausmittel wie Essig-Essenz sind dazu nach neuesten Erkenntnissen jedoch ungeeignet! Auch Essig wird aus Weintrauben hergestellt und ist somit in letzter Konsequenz ein Nährboden für Schimmelsporen!
Professioneller Schimmelvernichter kostet ca. 26 Euro pro Liter. Er ist jedoch sehr ergiebig. Da er sehr reizend ist, darf auf den Körper- und Augenschutz nicht verzichtet werden!
Man beseitigt einen akuten Schimmelbefall mit folgenden Arbeitsschritten:
1. Schutzkleidung anlegen
2. Befallene Möbel und Gegenstände (Bücher, Kissen, Vorhänge usw..) ganz aus der Wohnung entfernen
3. Wand- oder Bodenbeläge entfernen, die vom Schimmel befallen sind
4. Reststoffe in die luftdichten Müllsäcke geben und sofort entsorgen.
5. Den Schimmel zunächst mit einem Staubsauger mit HEPA Filter absaugen.
Falls kein Staubsauger mit HEPA Filter zur Verfügung steht, diesen Arbeitsschritt überspringen! Ein ungeeigneter Staubsauger verteilt die Schimmelsporen in der Wohnung und kann die Gesundheitsgefahr für die Bewohner verschlimmern!!
6. Den Staubbeutel und den HEPA-Einsatz entfernen und ebenfalls entsorgen
7. Den Schimmel mit Schwamm, Eimer und Schimmelvernichter genau nach Verarbeitungsvorschrift entfernen.
8. Die befallene Stelle mit dem Schimmel-Desinfektor und der Putzbürste nachbehandeln
Die Meinungen zu „Schimmel absaugen“ gehen auseinander. Mit geeignetem Werkzeug, vor allem dem schimmelsicheren HEPA-Filter, ist die Vorbehandlung des Schimmels durch Absaugung ungefährlich. Der Anwender beseitigt damit aber einen Großteil der gefährlichsten Schimmelgeflechte und vermindert damit die Gefahr für sich.
Ursachen bekämpfen
Nachdem der akute Schimmelbefall beseitigt wurde, muss nun die Ursache für die Entstehung des Schimmels bekämpft werden.
An der Temperatur kann man nur wenig ändern, ebenso wie an dem Vorhandensein der Nährböden. Der Faktor, der aber am wirkungsvollsten beeinflusst werden kann, ist die Feuchtigkeit. Diese kann auf zwei Arten entstehen:
- Feuchtigkeit durch Kondensation
- Feuchtigkeit durch Nässe im Mauerwerk
Die Feuchtigkeit durch Kondensation entsteht durch eine schlechte Belüftung, Fehler bei der Einrichtung oder durch eine falsche Wärmedämmung. Ein tägliches Stoßlüften kann bereits ausreichen, um das Entstehen von Oberflächen-Feuchtigkeit an der Wand zu verhindern. Auch kann ein Aquarium oder zu viele Zimmerpflanzen die Luftfeuchtigkeit im Innenraum so weit erhöhen, dass es erst zu Feuchtenestern und anschließend zur Schimmelbildung kommen kann. Zu dicht an Außenwänden aufgestellte Möbel können ebenfalls einen Feuchtigkeitsstau auslösen, so dass sich Schimmel an der Wand oder am Möbelstück bilden kann. Schließlich sind Waschküchen, insbesondere solche mit Trockenräumen, beliebte Schimmelherde. Hier muss besonders auf eine ausreichende Belüftung geachtet werden, sonst lässt der Schimmel nicht lange auf sich warten.
Mängel in der Wärmedämmung machen sich durch Kaltstellen an der Außenwand bemerkbar. An diesen schlägt sich Kondensationsfeuchte bevorzugt nieder und bildet dort den Schimmelherd. Um sicher zu gehen, können mit Hilfe einer Infrarot-Kamera alle Schwachstellen in der Isolierung aufgespürt werden. Brauchbare Systeme gibt es ab ca. 70 Euro/Tag. Noch besser ist allerdings der Service durch einen professionellen Energieberater. Dieser kann nicht nur die potentiellen Schimmelstellen identifizieren, sondern auch gute Tipps zum Senken der Heizkosten geben. Vertrauenswürdige Partner hierzu sind beispielsweise die Schornsteinfeger.
Feuchtigkeit im Mauerwerk ist immer ein Hinweis auf einen großen Baumangel. Wenn die Wand nicht leicht feucht, sondern regelrecht durchnässt ist, dann dringt von außen Wasser in die Wand ein. Um dies zu prüfen, drückt man mit der Hand ein Stück saugfähiges Küchenpapier an die Wand. Wenn die Hand einen Feuchteabdruck auf dem Papier entstehen lässt, ist die Ursache für den Schimmel keine Kondensationsfeuchte, sondern ein echter Wasserschaden.
Gründe für übermäßige Feuchtigkeit
Dafür gibt es drei mögliche Ursachen:
- Defekte an deiner Zuwasserleitung
- Defekte an einer Abwasserleitung oder Dachentwässerung
- Schäden an der Feuchtesperren (z.B. am Sockel, der Kellerwand oder am Dach)
Um welchen Schaden es sich handelt, muss vor Ort geklärt werden. Liegt der Verdacht auf eine defekte Zuwasserleitung vor, sollte vor dem Aufstemmen der Wand das Wasser abgedreht werden. Sonst setzt man sich schnell den ganzen Raum unter Wasser. Diesen Schaden zu beheben ist nicht schwer, jedoch mit viel Schmutzbildung verbunden. Ein professioneller Klempner braucht für den Austausch eines beschädigten Rohrs ca. 4 Stunden. Man kann die Kosten senken, indem man die Stemmarbeiten selbst durchführt. Dabei sollte aber nur von Hand gestemmt werden, um den Schaden am Wasserrohr nicht noch zu verschlimmern. Auch das anschließende Verputzen kann in Eigenleistung durchgeführt werden, so dass die Kosten für den Klempner auf das Austauschen des Rohres reduziert werden können. Dies sollte aber wirklich einem Profi überlassen werden.
Defekte an der Abwasserleitung sind einfacher zu beheben, da auf ihnen kein Druck liegt. Dennoch kann hier die Hilfe eines professionellen Klempners sinnvoll sein. Eine beliebte Schwachstelle ist hier beispielsweise unter einer Badewanne. Ist der Abwasser-Siphon durch einen ungeschickten Reinigungsversuch beschädigt worden, bleibt das austretende Wasser meistens so lange unbemerkt, bis es an einer angrenzenden Wand für die berüchtigte Schimmelbildung gesorgt hat.
Defekte an der Dachentwässerung sind in der Regel schnell gefunden und einfach zu beheben. Regenrinnen und Fallleitungen sind bei den meisten Häusern einfach zugänglich und können in Heimarbeit ausgetauscht werden.
Eine schadhafte Isolierung der Feuchtesperre im Keller zieht jedoch eine sehr aufwändige Reparatur nach sich. Die Wand muss von außen durch Ausschachten freigelegt und professionell versiegelt werden. Ausschachten und anschließendes Verfüllen kann in Heimarbeit erfolgen, das Abdichten sollte aber ein professionelles Bauunternehmen erledigen. So erhält man auch die wertvolle Garantie auf eine korrekt durchgeführte Maßnahme.
Schäden an einer defekten Feuchtesperre am Dach lassen sich jedoch mit etwas Sachverstand und dem geeigneten Werkzeug in der Regel selbst beheben.
Nachdem die Ursache für die Feuchtigkeit beseitigt wurde, lässt man die behandelte Stelle vollständig durchtrocknen. Der Einsatz von Gebläsen, Heizungen oder Bautrocknern ist dazu durchaus statthaft. Geeignete Mietgeräte sind bereits ab ca. 30 Euro pro Tag bei professionellen Anbietern erhältlich. Erst wenn die Schadstelle vollständig durchgetrocknet ist, kann sie repariert und versiegelt werden.
Tipps für Schnellleser
- Weißschimmel von Salpeter unterscheiden lernen
- Salpeter als Warnsignal nehmen
- Schimmelursachen erforschen und abstellen
- Professionellen Schimmelvernichter verwenden
- Persönliche Schutzausrüstung verwenden
- Erst wieder reparieren, wenn Schimmelgefahr beseitigt und Schadstelle vollständig getrocknet ist
- Professionelle Unterstützung durch Energieberater einholen
- Eigenleistung kann Geld sparen, auch wenn Klempnerarbeiten notwendig sind
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