Sticken für Anfänger – Anleitung und Grundlagen
Sticken ist nicht nur eine tolle und beruhigende Nebenbeschäftigung nach stressigen Tagen, sondern kann bestehende Handarbeitsprojekte schön abrunden. Ob beim Nähen, Stricken oder Häkeln: Mit einem hübsch gestickten Namen oder einem kleinen Motiv kann man jede Arbeit aufpeppen.
Ich möchte Ihnen heute einige Grundlagen für Anfänger zeigen, die Sie im Nu beherrschen werden. Mit einem Überblick über die vielfältigen Stiche und Techniken werden Sie am Ende dieser Anleitung schon in der Lage sein, viele verschiedene Muster oder Motive sticken zu können.
Schwierigkeitsgrad 1/5
Alle Stiche auch für Anfänger geeignet
Materialaufwand 1/5
Für die Grundausstattung ca. EUR 25 – Garn und Stoff sind günstig in allen Shops erhältlich
Zeitaufwand 1/5
Variiert je nach Größe
Inhalte
Material und Vorbereitung
Das benötigen Sie:
- bestehendes Bastelprojekt oder einfach weißen Stickstoff
- Garn
- Sticknadel
- Stickrahmen
- Schere
- eventuell Stickmuster
Für Anfänger empfiehlt es sich, eine Basis Ausstattung zu besorgen. Meist reichen verschiedene bunte Garne, eine Sticknadel, ein Stickrahmen und gegebenenfalls ein „zählbarer“ Stoff – auch „Aida Stoff“ genannt. Damit sind Materialien gemeint, bei denen die einzelnen Fäden gezählt werden können: Diese Stoffe sind beispielsweise notwendig bei Projekten mit Kreuz-, Kelim – oder Gobelinstich.
Grundsätzlich können alle anderen Stiche auch auf Materialien ohne zählbare Fäden verwendet werden. Hierbei sollte man als Anfänger allerdings ein gutes Auge haben oder das Motiv möglichst präzise auf dem Stoff vorzeichnen.
Anfang und Ende des Fadens
Wo man früher einen Knoten in das Stickgarn gemacht hat, um den Faden vor dem Herausrutschen zu schützen, tendiert man heute dazu, von hinten durch den Stoff zu stechen und dabei ca. 5 cm des Garns auf der Rückseite zu belassen. Dieses Stück wird mit einer Hand für den ersten Stich gehalten, dann wird normal weitergestickt. Dasselbe machen wir am Ende des Fadens – ein kleiner Rückstand wird dabei nach hinten gezogen.
Beide Fadenenden werden zum Schluss mit der Nadel noch einmal aufgenommen, und auf der Rückseite der Arbeit durch einige bestehende Stiche gefädelt, damit der Faden nicht lose baumelt und sich die Stiche nicht lösen können.
Damit vermeidet man zu viele Unebenheiten auf der Rückseite und es entsteht ein schönes Bild, wenn die Arbeit gewendet wird.
Der Stickrahmen
Bei vielen Nähprojekten mit einfachen Stoffen ist ein Stickrahmen eine große Hilfe: Durch die Oberflächenspannung des Stoffes kann genauer und schneller gearbeitet werden. Um den Stoff in den Stickrahmen zu legen, muss dieser vorher in seine zwei Bestandteile geteilt werden. Dann wird der Stoff über den inneren, kleineren Rahmen gelegt. Mit dem größeren Rahmen drücken Sie nun von oben auf den Stoff und schrauben den Rahmen möglichst fest, damit das Material nicht mehr verrutschen kann.
Stickstiche lernen
Bei allen Stichen muss handelsübliches Stickgarn vorher geteilt werden. Normalerweise besteht ein solcher Strang aus sechs Fäden. Für fast alle Stiche verwende ich normalerweise zwei dieser Fäden zum Sticken. Lediglich den Gobelin- und Kelimstich sticke ich mit drei oder vier Fäden, damit der Stich „voller“ wirkt.
Kreuzstich
Der Kreuzstich ist wohl einer der beliebtesten und bekanntesten Stiche. Hierbei benötigt man „zählbare“ Stoffe, also Fabrikate, bei denen die Fäden sichtbar und teilbar sind. Die Kästchen sollten immer gleich groß sein, damit die Stiche ein homogenes Stickbild liefern. Für den Kreuzstich stechen Sie von der Rückseite aus nach vorne und wiederum diagonal über das Kästchen hinweg in die rechte obere Ecke. Dann wird die Nadel in das rechte untere Eck geführt und auf die Vorderseite geholt.
Dann stechen Sie in das linke obere Eck und fertig ist der Kreuzstich.
Da man bei einer Stickarbeit meist mehrere Kästchen mit Kreuzstich verarbeitet, bietet es sich an, erst eine Reihe mit dem „halben“ Kreuzstich zu sticken, und dann die zweite Hälfte zurück zu sticken. Das ist durch gleichbleibende Bewegungen etwas leichter und spart Zeit.
Für einen diagonalen Verlauf des Kreuzstiches stechen Sie von der Ecke wieder in das nächste Kästchen rechts oben, bis ein diagonaler Strich entsteht. Auf dem Rückweg sticken Sie wiederum die zweite Hälfte des Stiches.
Rückstich
Der Rückstich ist eine gute Möglichkeit, gerade Linien schön zu sticken. Zunächst stechen wir wieder von hinten durch den Stoff auf die Vorderseite. Dann stechen wir waagrecht in das nächste Kästchen und lassen bis zum nächsten Loch eine Lücke. Nun kann der Rückstich beginnen: Sie stechen in das vorherige Kästchen, um an die Linie anzuschließen und lassen wieder eine Lücke für den nächsten Rückstich.
Stielstich
Hier arbeiten wir ähnlich wie bei dem Rückstich, allerdings ist der Stich zurück etwas länger: Er umfasst die Hälfte des vorherigen Stiches. Von dort lassen wir wieder eine Lücke von einem Kästchen, gehen dann allerdings immer zwei Kästchen zurück.
ACHTUNG: Achten Sie hierbei darauf, dass der Faden immer oberhalb des vorherigen Fadens liegt, damit die Linie gerade und regelmäßig wird!
Vorstich
Der wohl einfachste Stich ist der sogenannte Vorstich: Sie stechen wieder durch die Rückseite nach vorne, ein Kästchen weiter stechen Sie wieder nach unten. So lassen Sie bei jedem zweiten Stich eine Lücke an der Vorderseite.
Hexenstich
Mit dem Hexenstich erarbeiten wir nun einen meiner Lieblingsstiche. Er eignet sich perfekt für Zierleisten oder Umrandungen bestehender Stickarbeiten. Sie stechen von hinten durch den Stoff, lassen zwei Kästchen frei und stechen diagonal in die rechte obere Ecke. Nun gehen Sie mit der Nadel einen Schritt zurück in das vorherige Loch und stechen wieder heraus. Dasselbe machen wir nun an der rechten unteren Ecke, usw.
Wichtig ist dabei, dass der „lange“ Stich immer diagonal verläuft und zwei Kästchen umfasst.
Gobelinstich
Der Gobelinstich ist der sogenannte „halbe“ Kreuzstich. Hier geht das Garn nur von der linken unteren Ecke in das rechte obere Loch. Für diesen Stich teile ich das Garn gerne in vier statt zwei Fäden, damit das Kästchen schön ausgefüllt wird.
Kelimstich
Dieser Stich ist der Gobelinstich, kombiniert mit seinem spiegelverkehrten „Bruder“. So sieht es aus, als ob die Fäden von unten nach oben eine gezackte Linie ergeben.
Kettstich
Beim Kettstich entstehen kleine Schlaufen, durch die wir den Faden führen. Zunächst stechen wir durch ein Loch an die Vorderseite. Mit dem Faden bilden wir eine Schlaufe und stechen langsam in dasselbe Loch, durch das wir nach vorne gestochen haben. Ein Kästchen weiter stechen wir wieder nach vorne, achten dabei aber darauf, dass die Schlaufe immer noch intakt ist! So bilden sich kleine Ketten und ergeben eine schöne Linie.
Schlingstich
Auch der Schlingstich eignet sich perfekt für schöne Umrandungen. Hierbei stechen wir von hinten zur Vorderseite und in der rechten oberen Ecke wieder in den Stoff hinein.
ACHTUNG: Den Faden noch nicht festziehen! Ein Loch weiter unten kommt die Nadel
wieder aus dem Stoff hervor. Das Wichtige beim Schlingstich: der Faden bleibt hier an der Vorderseite unterhalb der Nadel und wird erst am Ende des Stiches festgezogen.
Tipp: Um Ecken mit dem Schlingstich zu sticken, stechen Sie beim letzten Kästchen statt der rechten oberen Ecke in die linke Ecke.
Anschließend stechen Sie in das rechte obere Loch, um die Ecke zu vollenden.
Diese verschiedenen Stiche sind bereits eine gute Grundlage für jegliche Stickarbeit. Egal ob Sie nach einem bestimmten Vordruck sticken oder selbst Motive entwerfen: Sie sind bestens gerüstet!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Sticken!
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