Angelaufenes Silber reinigen – Wirkungsvolle Hausmittel
Silber putzen ist eine Meditation für Zen-Meister und ein Alptraum für gut beschäftigte Menschen. Es sei denn, Sie wissen, wie Sie Silber richtig reinigen, und das erfahren Sie in diesem Artikel. Sie erfahren auch, welche Hausmittel wirken, warum Hausmittel dem Silber auch schaden können und wie Sie dem Anlaufen vorbeugen.
Silber putzen hat schon Generationen von Dienstmädchen gründlich die Laune verdorben. Nachfolgend werden viele Hausmittel zum Silber reinigen aufgeführt. Sie erfahren weiter, wie Sie Silber draufputzen statt wegputzen, warum Silber anläuft und wie Sie das verhindern können.
Inhalte
Wirkungsvolle Hausmittel
Sie wollen sofort loslegen, am besten mit einem Mittel, dass sie ohnehin schon im Haus haben? Bitte sehr, die Liste der Hausmittel zum Silber reinigen ist beeindruckend lang:
- Alufolie – Einwickeln, 1 Stunde im Wasser köcheln lassen
- Ammoniaklösung – Salmiakgeist ist stark ätzend
- Asche und Natron als Reinigungspaste
- ATA oder andere Reiniger mit feinen Schleifmitteln
- Backpulver – mit Wasser mischen, über Nacht einlegen
- Bier – einlegen und polieren
- Buttermilch – Silber hinlegen und einige Stunden ziehen lassen, mit heißem Wasser abspülen und trocken polieren
- Gebissreiniger, Tablette in Wasser auflösen, Silber über Nacht einlegen
- Geschirrspülmaschine: In Alufolie eingewickelt mitwaschen
- Natron als Putzpaste
- Rohe Kartoffel reinigt Silber durch Abreiben
- Salz auf das Silberteil, etwas Zitronensaft dazu, polieren, abspülen, trockenreiben
- Sauermilch – Silberteile über Nacht einlegen, am nächsten Morgen mit Wasser abspülen
- Schlämmkreide aus der Apotheke als feines Schleifmittel
- Terpentin – mit Lappen auftragen und polieren
- Zahnpasta – kurz einwirken lassen, mit alter Zahnbürste abreiben und mit Wasser abspülen, nachpolieren
Das wundersame Silberbad
Oberflächenschonender als durch Abrasion (Abschleifen) wird die Schicht auf dem Silber durch Reduktion entfernt. „Brutale“ Reduktion durch ein Silberputzmittel/-bad aus dem Handel oder schonende, aufbauende Reduktion durch ein selbst und mit Haushaltsmitteln zusammengestelltes Silberbad:
1. Käufliches Silbertauchbad
Käufliche Silbertauchbäder sind echte Kraftpakete, die die beim Anlaufen entstandenen Silberverbindungen chemisch in wasserlösliche Komplexverbindungen verwandeln. Das tun sie mit einer Mischung höchst aggressiver Stoffe wie Natriumthiosulfat, Ammoniak, Thioharnstoff, nichtionischer Tenside, Salzsäure, Schwefelsäure.
Die Silberteile werden in die nach Gebrauchsanweisung zubereitete, höchst aggressive Lösung getaucht, dann abgespült und abgetrocknet. Die Tauchbäder greifen das Silber an und sind äußert umwelt- und gesundheitsschädigend. Wenn die Eintauchzeit überzogen wird oder ein Silbergegenstand unterschiedlich dicke Schichten aufweist, löst diese Mischung das Silber bis in die nicht oxidierte Substanz hinein.
Auch flüssige Silberputzmittel, Pasten, Pulver sind in der Regel Komplexbildner. Wenn sie einwirken sollen, deutet das in diesem Fall darauf hin, dass hier eine chemische Reaktion stattfinden soll. Sie enthalten dann die entsprechenden gesundheitsgefährdenden Substanzen und manchmal auch Schleifmittel und andere (meist unnötige) Reinigungsstoffe.
Fazit: Finger weg von käuflichen Silbertauchbädern und Silberputzmitteln.
2. Das selbst gemachte Silberbad
Schlauer als „Silber wegputzen“ ist sicher „Silber draufputzen“, und das funktioniert ebenfalls über eine chemische Reaktion. Die allerdings mit einfachen Hausmitteln ausgelöst werden kann:
Heißes Wasser mit Soda oder Kochsalz, etwas Säure (Zitrone, Essig) und Aluminium (Alufolie) reduziert die oxidierte Schicht auf dem Silber, sie geht aber nicht gelöst ins Wasser über oder wird mit der Reinigungspaste weggeputzt, sondern wird auf dem Silbergegenstand selbst von Silbersulfid in Silber zurückverwandelt.
Silber und Aluminium bilden ein elektrochemisches Kurzschluss-Element, es fließt Strom zwischen Aluminium und Silber, das Aluminium korrodiert (zersetzt sich), am Silber bildet sich Wasserstoff, der mit dem Silbersulfid reagiert und es in Silber zurückbildet.
Silberbad selber machen:
- Starke Geruchsbelastung möglich, auf gute Durchlüftung achten
- 1 L Wasser mit 6 El Kochsalz oder Soda zum Kochen bringen
- Locker zusammengeknüllte Alu-Folie hineingeben
- Alu-Folie muss frei von Kunststoffbeschichtung sein
- Silbergegenstand hineinhalten oder -legen, muss Kontakt zum Aluminium haben
- In kurzer Zeit hellt der silberne Gegenstand auf
Die Schwefelverbindungen sind zu riechen und die Alu-Folie wird dunkel. Das Silber muss nun schnell aus dem Bad genommen werden, da sich die Rückbildung des Belags beschleunigt und sich irgendwann auch reine Silber-Ionen lösen.
Seine Grenzen erreicht das Alu-Silberbad bei feinem Schmuck und ähnlichem, weil die Chance, das Alufolie und Silber überall Kontakt haben, auf vielfältigen, unregelmäßigen Flächen mächtig abnimmt. Bei Ketten und anderen Stücken mit Lötstellen müsste z. B. jedes Glied Kontakt mit der Alu-Folie haben, weil der Elektronenfluss an den Phasengrenzen (Lötstellen) meist gestört wird. Solche Stücke lassen sich am besten mit dem richtigen Ultraschallreiniger säubern, leider kein Hausmittel und ohnehin ein eigenes Thema.
Warum läuft Silber an?
Nachdem die ungeduldigen Menschen, die lieber handeln als viel lesen wollen, loslegen können, wird nachfolgend dem Problem auf den Grund gegangen.
Silber ist ein im Grunde relativ reaktionsträges Edelmetall, das aber leider ausgerechnet mit dem Sauerstoff in der Luft in gewissem Maße reagiert. Wenn Silber nur mit reiner Luft in Berührung käme, würde es sich lediglich mit einer dünnen durchsichtigen Silberoxidschicht überziehen, die das Metall dann vor einer weiteren Oxidation in der Luft schützen würde.
Silber kommt in unserer Umwelt aber nicht nur mit reiner Luft in Berührung, sondern die Luft enthält einige Spurengase, deren Anteil durch menschliche Einwirkung erhöht wurde.
Schwefeldioxid wird mit Wasser zu Schwefelwasserstoff und Sauerstoff. Kommt nun Silber mit einer dieser Schwefelverbindungen in Kontakt läuft es an. Der unschöne Überzug besteht aus Silbersulfid und aus Silberchlorid. Auslöser für das Anlaufen können sein:
- feuchte Luft
- menschliche Haut
- Leitungswasser (Chlor)
Die Gründe des Anlaufens sind durchaus von praktischem Interesse. Wenn man weiß, was weggeputzt werden muss und womit diese Substanz reagiert, lässt sich besser ergründen, womit sie am besten weggeputzt werden kann, ohne dem Silber selbst Schaden zuzufügen.
Wenn ein Silberteilchen oxidiert, löst es sich aus seinem festen Metallgitter und liegt nur noch ziemlich lose auf dem Silberstück. Wenn das zum Silberputzen eingesetzte Hausmittel abrasiv, also reibend oder schleifend, arbeitet, wird die angelöste Silberverbindung mit Putztuch und Putzmittel vom silbernen Gegenstand ganz einfach weggeputzt/abgewischt. Dadurch verringert sich der Silbergehalt bei jedem Putzen, zwar nur im molekularen Bereich, aber ein Silberlöffel wird so im Laufe der Zeit auch wahrnehmbar dünner. Wenn die geputzten Silberstücke nur versilbert sind, ist der Silberbelag manchmal recht schnell abgerieben.
Außerdem hinterlässt jeder mit Schleifmitteln weggeputzte schwarze Fleck feine Kratzer bzw. kaum wahrnehmbare Vertiefungen in der Silber-Oberfläche. Dadurch vergrößert sich die angreifbare Fläche.
Einige Hausmittel entfernen den Belag durch abschleifen, wieder andere durch chemische Reaktionen. Eigentlich müsste man erst ergründen, wie die chemischen Mittel wirken, ehe man diese auf das Silber einwirken lässt. Der Gebissreiniger besteht z. B. aus 20 verschiedenen Inhaltsstoffen, die möglicherweise mit dem Silber reagieren können.
Nie wieder Silber putzen
Wie gesagt, der Silberbelag entsteht, weil die Oberfläche der silbernen Gegenstände mit dem Schwefel in Luft, Hautfeuchtigkeit, Lebensmitteln u.a. reagiert. Seit Silber von Menschen verarbeitet wird (etwa seit dem 5. Jahrtausend v. Chr.), versucht man das Anlaufen frühzeitig aufzuhalten.
Sie könnten Gegenstände, die wenig bewegt oder angefasst werden (Pokale, Schalen, Servierplatten, Vasen usw.) mit einer dünnen Lackschicht überziehen, die vor Luftkontakt schützt. Kaufen Sie im Fachhandel und verlangen Sie einen für Silber geeigneten, und unter Umständen lebensmittelechten Lack.
Nur gelegentlich benutztes Silberbesteck und -geschirr kann vor dem Wegpacken als Anlaufschutz dünn mit Glycerin eingerieben werden.
Sie könnten auch versuchen, silbernes Besteck und Geschirr vor dem Kontakt mit schwefelhaltigen Nahrungsmitteln zu bewahren, der noch schneller Belag erzeugt als Luft. Schwefelhaltige Lebensmittel gibt es aber sehr viele, (mächtige) 50 bis 400 mg Schwefel pro 100 g enthalten:
- Nüsse
- Muscheln
- Gänsefleisch
- Kaviar
- Garnelen
- Fische und Tintenfische
- Fleisch, Leber
- Sojabohnen
- Kresse
- Kohl und Zwiebeln
Verpacken Sie Ihr Silber im traditionellen gepolsterten, dichtschließenden Besteckkasten oder schlagen es in weiche Tücher oder Papiertücher ein und lagern Sie es in einer Schublade. Plastikbeutel eignen sich nicht, sondern fördern durch Kondensation das Anlaufen vielleicht noch.
Legen Sie einen „Schwefelabsorber“ dazu, der den Schwefelwasserstoff aus der Luft filtert, weil der mit diesem Stoff leichter reagiert als mit Silber. Das können ein paar Kupferpfennige (Centstücke) sein oder imprägnierte Anlauftücher aus dem Haushaltswarengeschäft.
Weiter können Sie ein paar Stücke Tafelkreide oder Silica-Gel-Beutelchen (aus der Verpackung von elektronischer Geräte oder dem Schuhkarton) dazulegen, diese verzögern auch das Anlaufen, indem sie Feuchtigkeit aufsaugen.
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