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Samt und Seide nähen – Anleitung und Tipps

Samt und Seide nähen

Haben Sie auch Lust auf ein wenig Prunk und Glamour? Heute möchte ich Ihnen zeigen, was es bei den beiden beliebten Materialien Samt und Seide nähen zu beachten gibt, damit das neue Stück schon während der Entstehung Freude bereitet. Diese beiden Materialien können eine ganz schöne Herausforderung sein, wenn man nicht weiß, worauf man sich einlässt.

Wichtige Tipps:

Heute zeige ich Ihnen also, worauf Sie bei der Verarbeitung achten müssen, wenn Sie Samt nähen und Seide nähen, welche Tricks Sie einsetzen können und wie diese beiden Stoffarten gepflegt werden.

Vorab aber noch einige grundsätzliche Worte zum Seide und Samt nähen:

Waschen Sie Stoffe immer vor. Einerseits werden dadurch Produktionsrückstände aus den Fasern entfernt, andererseits gehen alle Stoffe beim Waschen ein. Bei Baumwolljersey ist das oft so minimal, dass es nicht auffällt, warum auch viele darauf verzichten. Alternativ können Sie auch – bei Stoffen, die wenig eingehen – mit dem Dampfbügeleisen nachhelfen, um sich das waschen zu ersparen.

Talu Video-Tipp

Samt

Was ist Samt überhaupt?

Als Samt werden Stoffe mit einer Florhöhe von bis zu 3mm bezeichnet. Flor beschreibt dabei die kleinen, feinen Fädchen, die den Stoff so interessant machen. Ist der Flor flachgepresst, spricht man von Pannesamt.

Die häufigsten Grundmaterialien für Samt waren Baumwolle, Viskose und Seide. Heutzutage wird Samt aber auch oft synthetisch hergestellt. Samt aus Naturmaterialien ist sehr hochwertig und war früher nur einem kleinen Kreis Auserwählter zugänglich. Samt hat immer eine so genannte Strichrichtung.

Samt

Die Strichrichtung

Schon in der Planung des Zuschnitts sollten Sie darauf achten, dass die Strichrichtung immer bei allen Teilen übereinstimmt. Üblicherweise wird mit dem Strich von oben nach unten zugeschnitten. Die Strichrichtung ermitteln Sie, indem Sie mit der flachen Hand parallel zur Webkante über den Stoff streichen.

Die Richtung, in die sich der Flor am schönsten und leichtesten glatt legt, ist die Strichrichtung. Angenommen, Sie nähen sich einen Samtanzug. Wenn Sie vorne über den Blazer streichen, tun Sie das in den meisten Fällen von oben nach unten, darum sollte auch die Strichrichtung genau so verlaufen. Früher wurde das übrigens genau umgekehrt gemacht.

Samt Strichrichtung

TIPP: Um den Flor beim Zuschneiden nicht zu verletzen, achten Sie darauf, hier gegen die Strichrichtung zu gehen.

Wie nähe ich Samt?

Auch beim Samt nähen sollten Sie darauf achten, immer in die Strichrichtung zu arbeiten. Verwenden Sie dazu eine feinere Nadel (hier sollten Stärke 70 bis 80 reichen). Durch den Flor neigt Samt beim Nähen dazu, zu verrutschen. Fixieren Sie hier besonders sorgfältig mit Nadeln, schneiden Sie alle Schnittteile nur einlagig zu und heften Sie idealerweise alle Nähte vor!

TIPP: Heften Sie jeweils auf jeder Seite der Nahtlinie einmal und nähen Sie dann in der Mitte, so wird die Naht exakt.

Beim Nähen von Knopflöchern empfiehlt es sich, auf beiden Stoffseiten ein kleines Stück Organza in passender Farbe mitzunähen und dann bis zur Naht zurück zu schneiden. Auf diese Weise sitzt das Knopfloch exakt, verzieht sich nicht und franst nicht aus.

Samt bügeln und pflegen

Ich empfehle ja gerne, während des Nähens lieber einmal zu oft zu bügeln als einmal zu wenig. Bei Samt sollten Sie dabei Vorsicht walten lassen. Mit etwas Hintergrundwissen und der entsprechenden Vorbereitung ist das jedoch kein Problem:

Bügeln Sie ausnahmsweise sparsam, also nur dann, wenn Sie es wirklich für nötig erachten. Außerdem sollten Sie Samt nur von links bügeln (also von der Seite mit dem Flor) und im besten Fall so, dass er rechts auf rechts (also mit dem Flor zueinander) auf einem weiteren Samtstück liegt. So können sich die beiden Florseiten verbinden und die feinen Fädchen knicken nicht ab.

Anstatt Ihre Dampfbügelfunktion zu nutzen sollten Sie hier besser mit einem feuchten Baumwolltuch bei wenig Druck arbeiten. Je nach Grundmaterial ist auch die Temperatureinstellung variabel. Baumwollsamt kann zum Beispiel sehr heiß gebügelt werden, ohne Schaden zu nehmen. Seiden- oder Pannesamt hingegen vertragen die Hitze gar nicht und sollen nur mit Wärme behandelt werden.

Samt pflegen

Mit hochwertigen Samtstoffen wie Seidensamt sollten Sie besonders sorgsam umgehen. Hängen Sie Ihre Lieblingsstücke immer auf Kleiderbügel. Wird Samt zusammengelegt, bekommen Sie die Falten im schlimmsten Fall nie wieder weg. Das liegt daran, dass die kleinen Florhaare irreparabel knicken können. Sollte es unbedingt nötig sein, das Kleidungsstück zu falten, wenden Sie es auf links und legen Sie Seidenpapier zwischen die Florseiten. Leichte Knitterfältchen können Sie mit etwas Glück mit warmem Dampf wieder entfernen. Hängen Sie das Kleidungsstück dazu über in eine Dusche oder eine mit heißem Wasser gefüllte Badewanne.

Der Samt soll so angefeuchtet, aber nicht durchnässt werden! Stecken Sie ihn auch nie in die Waschmaschine oder in den Wäschetrockner! Waschen Sie ihn äußerst vorsichtig von Hand oder geben Sie das Kleidungsstück in die professionelle Reinigung!

Seide

Was ist Seide überhaupt?

Seide besteht aus tierischem Eiweiß, das von den Seidenraupen zur Verpuppung in einem etwa 3000m langen Doppelfaden gesponnen wird. Für die Seidengewinnung kommen verschiedene Spinner in Frage. Eine der wichtigsten wild lebenden Arten ist der Tussahspinner. Mittlerweile werden aber eigens Raupen gezüchtet, da bei den wilden Arten durch das Schlüpfen die Seidenfäden durchtrennt werden und damit nicht mehr so hochwertig sind. Für die Züchtungen wird der Maulbeerspinner verwendet. Die Seide kann somit nur dort gezüchtet werden, wo Maulbeerbäume wachsen, was hauptsächlich in einigen asiatischen Ländern und in Brasilien der Fall ist.

Seide

Eigenschaften der Seide

Einerseits fühlt sich Seide auf der Haut kühl an, andererseits ist sie aber wärmespendend – eine spannende Kombination. Seide kann viel Feuchtigkeit in Form von Dampf aufnehmen, etwa um die 30%, fühlt sich dabei aber nicht feucht an. Seide ist sehr elastisch und knitterarm. Je nach Seidenart variieren die Eigenschaften leicht.

Ganz charakteristisch: Der Seidenschrei. Dieses Geräusch ist zu hören, wenn man die Seide knittert. Es erinnert an Schritte in frischem Schnee.

Wie nähe ich Seide?

Beim Zuschneiden sollte darauf geachtet werden, dass vorab der Mittelbug ausgebügelt wird. Wenn sich dieser nicht mehr entfernen lässt, bleibt er dauerhaft, daher sollte er nicht mit zugeschnitten werden, sondern daneben. Seide soll nur ganz hell und sehr vorsichtig markiert werden. Selbstauflösender Trickmarker ist hier eine wundervolle Möglichkeit!

Zum Seide Nähen verwenden Sie ebenfalls feine (70er bis 80er) Nadeln oder besonders feine, noch dünnere (Microtex). Verwenden Sie bei Seidenstoffen nur einwandfreie – am besten neue – Nadeln, da bei diesen Stoffen jeder kleinste Zug sofort zu sehen ist. Wählen Sie außerdem eine kleine Stichart von etwa zwei Millimetern.

So feine Stoffarten sollten möglichst wenig durchstochen werden, darum verwenden Sie lieber Wonderclips anstatt der üblichen Stecknadeln.

TIPP: Die beste Wahl: nähen Sie Seide mit der sogenannten „Französischen Naht“. Dabei werden die einzelnen Teile erst links auf links, dann rechts auf rechts zusammengenäht.

Die „Französische Naht“

Im Detail kann das zum Beispiel so aussehen: Messen Sie vom Rand den gewünschten Abstand aus und rechnen Sie fünf Millimeter hinzu. Wenn Sie bezüglich der Maße nicht sicher sind, bleiben Sie mit der ersten Naht auf jeden Fall innerhalb der geplanten Nahtzugabe. Etwa mittig ist ein guter Richtwert.

Anzeichnen mit Kreide

Nähen Sie nun fünf Millimeter neben der Nahtlinienmarkierung beide Stoffteile links auf links zusammen und schneiden Sie die Nahtzugabe auf wenige Millimeter gleichmäßig zurück.

Seide zusammennähen

Bügeln Sie die Nahtzugabe auf die gewünschte Seite und legen Sie die beiden Stoffteile an der Naht rechts auf rechts zusammen und bügeln Sie die Kante in Form. Steppen Sie nun entlang der Nahtmarkierung beide Stoffteile zusammen. Bügeln Sie die so entstandene Nahtzugabe auf die gewünschte Seite.

Seide bügeln

Seide bügeln und pflegen

Wenn Sie Seide bügeln wollen, sollte dies im noch feuchten Zustand geschehen. Die Temperatur sollte nicht zu hoch sein und es wird immer von links gebügelt. Sollten Sie einmal von rechts bügeln „müssen“, legen Sie zum Schutz noch eine Stofflage auf die Seide. Auf Dampf sollten Sie aufgrund der Fleckenproblematik (siehe Absatz Seide pflegen) lieber verzichten.

zusammengenähte Seide

Seide pflegen

Grundsätzlich sollten Sie hochwertige Seidenstoffe reinigen lassen. Bei unifarbenen Basics können sie sich auch mal selbst versuchen. Besonders wichtig dabei: Waschen Sie nie nur eine Stelle oder einen Teil des Kleidungsstücks! Es bildet sich ein Wasserrand, den Sie nie wieder loswerden. Gewaschen wird immer das gesamte Kleidungsstück, und zwar in lauwarmem Wasser von Hand oder im Spezialprogramm für Seide in Ihrer Waschmaschine.

Trocknen Sie Seidenstoffe langsam und schonend, am besten liegend oder hängend.

TIPP: Im Zweifel versuchen Sie alles vorab an einem kleinen Stoffstück, bis sie die richtige Umgangsweise mit diesem wunderbaren Stoff gefunden haben.

Ich hoffe, dieser kleine Exkurs konnte einige Fragezeichen lösen und Sie dazu ermutigen, sich an neue Stoffarten zu wagen.

Die Zwirnpiratin

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