Sägeketten schärfen – Kettensäge richtig scharf machen!
Früher oder später verschleißt auch die beste Sägekette, dies lässt sich leider nicht vermeiden. In stumpfem Zustand ist sie aber natürlich in keinster Weise zu gebrauchen. Was also tun? Mit einigen Werkzeugen und der richtig sowie gründlich durchgeführten Vorgehensweise gelingt es Ihnen, Ihre Kettensäge wieder auf Vordermann zu bringen. Wir erklären Ihnen sehr ausführlich und anschaulich, wann es an der Zeit für eine Schärfung ist, welche Utensilien Sie zu diesem Zweck konkret benötigen und wie Sie genau vorgehen!
Holzernte ist Schwerstarbeit – das weiß jeder, der sie schon einmal selbst durchgeführt hat. Zum Glück gibt es moderne motorisierte Kettensägen, die einem das körperlich und geistig anspruchsvolle Werk erheblich erleichtern – allerdings nur, wenn die Maschinen auch gut gewartet sind. Dies gilt in besonderem Maße für die Kette: In scharfem Zustand kann die Säge ihre Kraft optimal in Schnittleistung umsetzen. Die Arbeit geht schneller und komfortabler von der Hand. Zudem reduzieren sich Verschleiß und Benzinverbrauch ebenso wie das Verletzungsrisiko.
Kurzum: Eine geschärfte Sägekette ist unverzichtbar. Heißt im Umkehrschluss: Gegen ein stumpfes Modell muss umgehend vorgegangen werden. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, wie Sie es am besten anpacken!
Inhalte
Wann Sie Ihre Sägekette schärfen
Stellen Sie eines der folgenden Alarmsignale fest, ist es höchste Zeit, die Sägekette zu schärfen:
- Die Sägekette zieht sich nicht mehr selbst ins Holz, sondern muss mit Druckausübung auf die Motoreinheit regelrecht zum Schneiden gezwungen werden.
- Beim Ablängschnitt erzeugt die Sägekette statt grober Späne feines Sägemehl.
- Trotz intakter Kettenschmierung und korrekter Kettenspannung kommt es zu Rauchentwicklung im Schnitt.
- Der Schnitt verläuft augenscheinlich in eine Richtung (Hinweis auf einseitig abgestumpfte und/oder ungleichmäßig lange Schneidezähne).
- Beim Sägen „rattert“ oder „hüpft“ die Motorsäge (in diesem Fall müssen Sie zunächst die Tiefenbegrenzerabstände überprüfen! Details dazu liefern wir Ihnen gegen Ende unseres DIY-Ratgebers).
Wie Sie Ihre Sägekette vorbereiten
Bevor Sie der Sägekette so richtig an den Kragen gehen, sollten Sie einige Vorbereitungen treffen:
1. Verschleißgrad prüfen
Zu allererst sollten Sie prüfen, wie hoch der Verschleißgrad ist. Orientieren Sie sich an unserer Abbildung: Sind die eingezeichneten Verschleißmarkierungen erreicht, nützen alle Folgemaßnahmen rein gar nichts. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig als die alte Sägekette durch ein neues Exemplar zu ersetzen.
2. Beschädigungen feststellen
Auch wenn die Sägekette den Verschleißgrad-Check besteht, sind Sie noch nicht ganz auf der sicheren Seite. Es können andere Beschädigungen vorhanden sein. Schauen Sie sich das Gerät sehr genau an. Liegen abgenutzte oder beschädigte Teile vor, so müssen diese zwingend ausgetauscht werden. Machen Sie hier keine Kompromisse.
3. Sägekette reinigen
Soweit alles roger? Dann ist jetzt erst einmal das ungeliebte Putzen angesagt: Reinigen Sie die Sägekette gründlich – am besten mit Bürste, Lappen beziehungsweise Papiertuch und hochwertigem Harzlöser (etwa von Ballistol oder Stihl – die Kosten belaufen sich auf 15 bis 40 Euro pro Liter, je nach Hersteller und Anbieter).
4. Sägekette spannen
Spannen Sie die Sägekette für das Schärfen straffer als normal. Auf diese Weise verhindern Sie ein Kippen der Schneidezähne. Zudem erleichtert Ihnen die ausgeprägtere Spannung das Einhalten der korrekten Winkel (auf die Winkel kommen wir später noch genauer zu sprechen).
Tipp: Vergessen Sie nicht, nach dem Schärfen wieder die gewöhnliche Kettenspannung einzustellen!
5. Richtzahn festlegen
Fahnden Sie nach dem kürzesten Schneidezahn und markieren Sie ihn als Richtzahn (etwa mithilfe eines Filzstifts). Seine Länge fungiert beim eigentlichen Akt des Schärfens als Modell für alle anderen Schneidezähne der Kette. Beim Feilen werden Sie entsprechend mit ihm beginnen und danach die weiteren Schneidezähne auf die Länge des geschärften Richtzahns zurückstutzen.
6. Führungsschiene einspannen
In Abhängigkeit von der Position des Richtzahns spannen Sie nun die Führungsschiene wahlweise in einen Schraubstock oder Feilbock ein:
- Befindet sich der Richtzahn in der rechten Zahnreihe, so spannen Sie die Führungsschiene mit der Schienenspitze nach links ein.
- Gehört der Richtzahn hingegen zur linken Zahnreihe, spannen Sie die Führungsschiene mit der Schienenspitze nach rechts ein.
Ziehen Sie zunächst den Richtzahn in den Feilbereich. Anschließend legen Sie die Kettenbremse ein. Um die Kettensäge nach dem Schärfen der ersten Zähne weiterzuziehen, lösen Sie die Kettenbremse und legen sie vor dem Feilen der nächsten Schneidezähne wieder ein.
7. Passende Rundfeile auswählen
Der richtige Durchmesser der Rundfeile, mit der Sie Ihre Sägekette schärfen, hängt von der Teilung der Kette ab. Lesen Sie die entsprechende Kennzeichnung einfach auf der Außenseite des Tiefenbegrenzers ab.
Wir haben Ihnen eine kleine Tabelle erstellt, in der jeder Kettenteilung ein bestimmter Rundfeilendurchmesser zugeordnet ist. So erkennen Sie auf einen Blick, welchen Durchmesser die Rundfeile für Ihre Sägekette haben muss.
Kennzeichnung am Tiefenbegrenzer | Alternative Kennzeichnung | Ketteneinteilung | Rundfeile |
1 | 1/4 | 1/4“ | 4,0 mm |
2 | 325 | .325“ | 4,8 mm |
3 | 3/8 | 3/8“ | 5,2 mm |
4 | 404 | .404“ | 5,5 mm |
6 | P, PM | 3/8“ Picco | 4,0 mm |
7 | 1/4“ Picco | 3,2 mm |
Achtung: Verwenden Sie ausschließlich Feilen, die speziell für Sägeketten konzipiert sind!
Nun sind Sie am Ende mit allen Vorbereitungsmaßnahmen. Zusammenfassend möchten wir Ihnen noch einmal auflisten, welche Werkzeuge und Hilfsmittel Sie für die Wartung Ihrer Sägekette benötigen:
- Bürste, Lappen oder Papiertuch sowie Harzlöser
- Filzstift
- Schraubstock oder Feilbock
- Rundfeile
Noch nicht erwähnt, aber ebenfalls wichtig:
- Feillehre
- Flachfeile
Wie Sie Ihre Sägekette schärfen
Die Kunst beim Schärfen der Sägekette besteht darin, die Rundfeile richtig zu führen. So geht’s:
Tipp: Die Feile greift nur im Vorwärtsstrich. Heben Sie sie beim Rückführen also stets ab.
- Mit einer Hand halten Sie den Griff der Feile fest, mit der anderen führen Sie die Feile im Vorwärtsstrich am Schneidezahn vorbei.
- Legen Sie die Feile so auf den Schneidezahn, dass Sie sie auf Druck von innen nach außen am Zahn entlangführen können.
- Feilen Sie stets im 90°-Winkel zur Führungsschiene.
- Achten Sie auf den richtigen Schärfwinkel der Hauptschneide. Er sollte generell nicht weniger als 25°, aber auch nicht mehr als 35° betragen.
- Drehen Sie die Feile in regelmäßigen Abständen ein wenig. So vermeiden Sie eine einseitige Abnutzung des Werkzeugs.
- Führen Sie die Sägekettenfeile so, dass ungefähr ein Viertel des Feilendurchmessers über das Schneidezahndach hinausragt.
- Beginnen Sie mit dem Richtzahn und feilen Sie ihn so lange, bis eine perfekte Schneide vorhanden ist. Danach tun Sie dasselbe mit allen anderen Zähnen
Tipp: Zur besseren Einhaltung des optimalen Schärfwinkels ist bei vielen Ketten auf dem Zahndach eine Markierung eingestanzt, an der man sich orientieren kann.
Praktische Tipps zum Feilvorgang
- Ob ein Schneidezahn gut geschärft ist, erkennen Sie an den (nicht mehr vorhandenen) Lichtreflexen. Genauer: Nach dem Feilen des ersten Schneidezahns schauen Sie, ob Sie noch Lichtreflexe an der Schneidkante erkennen. Ist dies der Fall, müssen Sie weiterfeilen – und zwar so lange, bis keine Lichtreflexe mehr auftreten. Erst dann sollten Sie zum nächsten Zahn übergehen.
- Feilen Sie zunächst alle Zähne der Richtzahnseite nach dem immer gleichen Muster. Danach wenden Sie die Säge um 180° und schärfen alle Schneidezähne der anderen Seite. Wichtig (weshalb wir es gerne noch einmal sagen): Orientieren Sie sich bei jedem einzelnen Schneidezahn am Richtzahn!
- Markieren Sie Ihren Richtzahn oben mit einem Filzstift. Nach zwei bis drei Feilenstrichen überprüfen Sie den Materialabtrag. Zeigt er sich gleichmäßig, arbeiten Sie richtig. Bemerken Sie hingegen, dass die Farbe nur stellenweise abgetragen ist, gibt es vermutlich ein Problem. Kontrollieren Sie, ob Sie auch wirklich die korrekte Feile verwenden, und achten Sie darauf, die Feile weder zu hoch noch zu tief zu führen.
- Zählen Sie die Feilenstriche und führen Sie an jedem einzelnen Schneidezahn dieselbe Anzahl an Strichen durch. So gelingt Ihnen ein gleichmäßiges Resultat.
- Werden die Schneidezähne einer Zahnreihe doch kürzer als die der anderen, haben Sie auf der kürzeren Seite höchstwahrscheinlich mit mehr Anpressdruck gearbeitet. Gleichen Sie die Zahnlängen einander an, indem Sie an den längeren Schneidezähnen noch einmal jeweils ein bis zwei Feilenstriche durchführen.
Nachdem Sie Ihre Sägekette komplett geschärft haben, müssen Sie den Tiefenbegrenzerabstand prüfen und gegebenenfalls anpassen. Warum? Weil sich ebendieser Tiefenbegrenzerabstand beim Schärfen der Sägezähne in der Regel verringert.
Zur Prüfung des Tiefenbegrenzerabstands verwenden Sie die zur jeweiligen Kettenteilung passende Feillehre. Legen Sie sie auf die Sägekette. Ragt der Tiefenbegrenzer über die Feillehre hinaus, müssen Sie ihn bündig zur Feillehre nacharbeiten.
Hinweis: Haben Sie es mit einer Sägekette mit Höckertreibglied zu tun, so bearbeiten Sie zusätzlich zum Tiefenbegrenzer auch den Höcker.
Zu guter Letzt gilt es noch, das Tiefenbegrenzerdach mit einer geeigneten Flachfeile schräg nachzufeilen. Orientieren Sie sich dabei an der (gemeinhin vorhandenen) Servicemarkierung und arbeiten Sie parallel zu ihr. Die höchste Stelle des Tiefenbegrenzers sollten Sie nicht weiter herabsetzen, denn: Zu niedrige Tiefenbegrenzer erhöhen die Rückschlagneigung Ihrer Kettensäge.
Tipp: Die Feillehre dient auch zur stichprobenartigen Kontrolle der Zahnwinkel während des Schärfungsvorgangs. Mit seiner Hilfe können Sie also ein noch genaueres Ergebnis erzielen.
Vorsicht: Vermeiden Sie es, die frisch geschärften Schneidezähne mit der Flachfeile zu berühren. Sorgfältiges und ruhiges Arbeiten ist demnach sehr wichtig.
Zum Abschluss noch ein allgemeiner Hinweis, der Sie (zukünftig) vor größerem Wartungsaufwand bewahren kann: Arbeiten Sie niemals so lange mit Ihrer Sägekette, bis diese ganz stumpf ist. Anders formuliert: Legen Sie lieber zwischendurch immer mal wieder kurze Sessions mit wenigen Feilenstrichen ein. So dauert jeder Schärfungsakt nur einen winzigen Bruchteil der Zeit, die Sie für eine ausgedehnte Aktion brauchen.
Fazit
Wer mit einer Kettensäge umgehen – also Holz schneiden – kann, schafft es auch, die Sägekette zu warten. Menschen, die bislang wenig bis gar nicht mit Kettensägen hantierten und sich entsprechend ungenügend mit den Geräten auskennen, sollten sich allerdings nicht an diese relativ schwierige Aufgabe wagen. In jedem Fall müssen die beschriebenen Schritte eingehalten und natürlich die richtigen Materialien verwendet werden. Zudem ist es bedeutsam, sich die nötige Ruhe und Zeit zu nehmen, um keine Fehler zu machen und ein rundum zufriedenstellendes Resultat zu erwirken. Alle Werkzeuge und Hilfsmittel, die zum Schärfen der Sägekette erforderlich sind, erhalten Sie im Online-Baumarkt oder örtlichen Fachgeschäft. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen beim Feilen – möge Ihre Kettensäge demnächst wieder messerscharf schneiden!
Tipps für Schnellleser
- Verschleißgrad der Sägekette überprüfen
- Sägekette auf sonstige Beschädigungen untersuchen
- Bei starken Beschädigungen ist ein Austausch unvermeidbar
- Sägekette mit einem Harzlöser reinigen und straff(er) spannen
- Richtzahn (das ist der kürzeste Zahn) ermitteln und markieren
- Führungsschiene passend zum Richtzahn in Schraubstock oder Feilbock einspannen
- Passende Rundfeile auswählen (hängt von der Kettenteilung ab)
- Feile im Vorwärtsstrich am Schneidezahn vorbeiführen (die richtigen Winkel beachten)
- Feilenstriche zählen und immer die gleiche Anzahl durchführen
- Feile regelmäßig drehen (das verhindert eine einseitige Abnutzung)
- Mit dem Richtzahn beginnen und andere Zähne an ebendiesen anpassen
- Tiefenbegrenzerabstand prüfen und gegebenenfalls korrigieren
- Tiefenbegrenzerdach mit einer Flachfeile schräg nacharbeiten
- Zähne fortan in kürzeren Abständen feilen (erspart den ganz großen Akt)
- Materialien: Bürste, Papiertuch, Harzlöser, Filzstift, Schraubstock oder Feilbock, Rundfeile, Flachfeile, Feillehre
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