Was ist eine Rigole? Kosten, Aufbau und Anleitung zum Bauen
Ein Rigolentank ist ein Vorhaltespeicher für Regenwasser. Er dient dazu, anfallendes Niederschlagswasser durch Versickern der Erde zuzuführen. Mit einer zwischen geschalteten Zisterne lässt sich das Regenwasser zudem für die eigenen Zwecke nutzen. Erfahren Sie in dieser Anleitung alles, was Sie Rigolen und ihren Bau wissen müssen.
Problem Bodenversiegelung – Jahrzehntelang wurden Gebäude mit Dachentwässerungen ausgestattet, welche direkt an die Kanalisation angeschlossen waren. Diese überaus simple und bequeme Lösung hat aber in der Vergangenheit zu immer größeren Problemen geführt. Zum einem müssen die Kanalsysteme auf die Aufnahme von Regenwasser ausgelegt sein. Angesichts der vielerorts regelmäßig überfluteten Straßen bei Starkregenereignissen ist ersichtlich, dass hier Investitionen in Milliardenhöhe notwendig wären. Andererseits führt das zu schnelle Ableiten von Regenwasser zu einem Absinken des Grundwasserspiegels. Das von Dach, Straßen und Parkplätzen abgeleitete Wasser landet im nächsten Fluss und nicht unter den Feldern und Wäldern, wo es dringend benötigt wird. Die Bodenversiegelung und zu schnelle Ableitung des Regenwassers wird daher als echtes Problem angesehen, dem mit technischen Maßnahmen aber gut begegnet werden kann.
Neben der Dachbegrünung ist der unterirdisch eingebaute Rigolentank ein immer beliebteres Mittel, der Bodenversiegelung zu begegnen. In vielen Regionen ist der Einbau einer Rigole bei Neubauvorhaben bereits verpflichtend. Wo ein Haus ohne Rigole errichtet wurde, ist in den meisten Fällen ein nachträglicher Einbau möglich. Dies lassen sich viele Städte und Gemeinden auch etwas kosten: Einsparungen oder Wegfall bei den Kanalgebühren sind hier ein häufiger Weg, mit dem die Kommunen den Besitzern von Ein- und Mehrfamilienhäusern den Einbau von einem Rigolentank schmackhaft machen.
Inhalte
Vor- und Nachteile einer Rigole
Mit dem Einbau einer Rigole lassen sich viele Vorteile erzielen. Diese sind:
- Nutzbarmachung von Regenwasser (beim Zwischenschalten eines Auffangbeckens)
- Einsparung von Kanalgebühren
- Beitrag zur Ökologie
- Steigerung vom Wert des Gebäudes.
- Unsichtbarer Einbau mit sehr geringem Wartungsaufwand.
- Einfacher Einbau durch eigene Kraft
- Ausgereifte Technik
Nachteile einer Rigole:
- Erdarbeiten für den Einbau notwendig
- Hohe Anfangsinvestitionen (ca. 2000 Euro – diese amortisieren sich nach ca. 3-4 Jahren wieder durch die eingesparten Kanalgebühren)
Arten von Rigolen
Man unterscheidet zwischen offenen und geschlossenen Rigolen.
Offene Rigolen werden auch Kanal- oder Muldenrigolen bezeichnet. Sie bestehen aus einer Senke, deren Boden mit Kies oder Lava aufgefüllt ist. Offene Rigolen sind so ausgelegt, dass das anfallende Regenwasser schnell versickert. Sie lassen sich daher nicht als Gartenteich nutzen. Der Vorteil von offenen Rigolen ist ihr einfacher Einbau. Ihr größter Nachteil ist jedoch ihr hoher Platzbedarf: Die Grundstücksfläche, welche durch eine offene Rigole blockiert ist, kann nicht mehr anderweitig benutzt werden. Deshalb sind geschlossene Rigolen wesentlich beliebter und bezeichnen den Standard von diesen Einbauten an Gebäuden.
Geschlossene Rigolen bestehen aus einem unterirdischen Tank mit offenen Boden. Das Regenwasser von Dach und idealerweise allen anderen versiegelten Flächen wird eingeleitet. Dort staut es sich etwas, versickert dann aber allmählich im Erdreich. Der Vorteil von geschlossenen Rigolen ist, dass die für sie verwendete Grundstückfläche weiterhin genutzt werden kann. Unterirdische Rigolen können problemlos wieder mit Rasen bedeckt werden. Einmal im Garten eingebaut, sind sie unsichtbar und weitestgehend wartungsfrei. Die Wartung ist jedoch ein Nachteil bei der unterirdischen Rigole. Sie muss peinlich genau hergestellt und mit allen Schutzmaßnahmen gegen Verlandung ausgestattet werden. Dazu sind der Einbau von Sandfängen bzw. Feststoffsammlern notwendig. Allerdings kann eine zwischen geschaltete Regentonne oder Zisterne bereits einen großen Teil der angespülten Feststoffe verhindern. Der Vorteil ist, dass das Regenwasser so zunächst als kostenloses Nutzwasser zur Verfügung steht, bevor es in der Rigole versickert. Der Einbau von einem Wartungsschacht für die Rigole ist zwar nicht verpflichtet aber dringend empfohlen. Eine einmal zugesandete Rigole lässt sich in der Regel nur durch Ausgraben wieder säubern, wenn keine Möglichkeit zur Wartung eingebaut wurde.
Bei den geschlossenen, also unterirdischen und unsichtbaren Rigolen wird nochmals zwischen den offenen und halboffenen Systemen unterschieden. Offene Systeme müssen gewissenhaft mit FilterVlies umwickelt werden. Nur so wird seitlich eingespülter Sand am Eindringen in den Rigolentank verhindert. Halboffene Rigolentanks haben nur einen offenen Boden. Zur Seite sind sie wasserdicht. Die Kosten für beide Systeme sind vergleichbar.
Funktionsweise und Berechnung
Rigolen werden an die Dachentwässerung angeschlossen. Der auftreffende Niederschlag wird von der Dachfläche gesammelt und über die Fallrohre in die Rigole geleitet. Dort sammelt sich das Regenwasser und versickert allmählich im Erdreich. Damit die Rigole nicht überläuft, muss sie ausreichend groß dimensioniert sein. Die dazu benötigte Formel ist recht komplex. Einfacher ist es, ein Online-Tool zu verwenden: http://expert.hauraton.de/rig_drainbloc.php
Hierzu müssen folgende Daten bekannt sein:
- Durchschnittliche Regenmengen vor Ort (sind im Online-Tool hinterlegt)
- Rigolentyp
- Höhe des Speichers
- Breite des Speichers
- Höhe der Überdeckung oberhalb vom Rigolenspeicher
- Summe aller versiegelter Flächen, von der Regenwasser in den Rigolenspeicher geleitet werden soll
- kf-Wert (Sickerfähigkeit des Bodens)
- Gemittelter Drosselabfluss aus dem Rigolenspeicher
Der ermittelte Wert gibt ein Volumen vor. Da Volumen gleich Länge mal Breite mal Höhe ist, lässt sich so leicht durch Umstellen die passende Rigole für das Grundstück ermitteln. Die Hersteller bieten hierzu inzwischen eine große Auswahl verschiedener Typen an.
Kosten einer Rigole
Im Grunde ist es nicht schwer, sich einen Rigolentank selbst zu mauern. Es ist nur fraglich, ob sich angesichts der breiten Auswahl an günstigen Fertigprodukten der Aufwand lohnt. Außerdem bieten die dünnwandigen Rigolen aus PVC oder Bakelit ein größeres Nutzvolumen. Schneller eingebaut sind sie ohnehin, so dass wir hier zum Kauf eines Fertigprodukts raten möchten. Die meisten gängigen Rigolen bestehen aus einem Schachtsystem, welcher als zylindrisches Rohr ausgebildet ist. Der kreisförmige Querschnitt garantiert bestes Längen-Breiten-Verhältnis und minimale Einbaufläche. Allerdings muss bei dieser Lösung auch entsprechend tief ausgeschachtet werden. Da dazu aber ohnehin ein Minibagger die sinnvollste Lösung ist, ist es letztendlich nur eine Frage von wenigen zusätzlichen Arbeitsstunden im Vergleich zu einem quaderförmigen Rigolentank.
Gängige Rigolen beginnen bei ca. 100 Euro. Diese Lösungen bieten aber meist nur ein geringes Nutzvolumen. Eine typische Preisübersicht über Rigolen kann so aussehen:
- Quader-Rigolenblock Nutzvolumen 840 Liter: 300 Euro
- Quader-Rigolenblock Nutzvolumen 1680 Liter: 510 Euro
- Quader-Rigolenblock Nutzvolumen 2500 Liter: 720 Euro
- Quader-Rigolenblock Nutzvolumen 3400 Liter: 950 Euro
Hierbei ist es gleichgültig, welcher Rigolentyp verwendet wird. Die Preis/Volumen-Verhältnis ist in der Regel sehr ähnlich.
Bei einem Rigolenblock ist die verwendete Grundfläche in der Regel gleich, lediglich die Höhe des Tanks variiert je nach Volumen. Das macht es einfacher, einen entsprechend größeren Tank zu wählen.
Die Rigolen werden üblicherweise im Komplettset geliefert. Ein Inspektionsschacht kostet nochmals ca. 100 Euro. Die Gruben für flache, quaderförmige Rigolen sind leichter auszuschachten als für tiefe, zylindrische Rigolen. Ein Minibagger kostet pro Wochenende ab ca. 150 Euro. Hier kann ruhig das kleinste Modell gewählt werden, um auch an schwer zugänglichen Bereichen eine Rigole setzen zu können.
Aufbau einer Rigole
In dieser Schritt- für- Schritt Anleitung zeigen wir Ihnen, wie einfach der Aufbau von einem Rigolenspeicher ist.
Sie brauchen:
- Schaufel,
- Harke
- Spaten
- 4 x Holzlatten, Stäbe oder Zaunpfähle
- schwerer Hammer
- Schubkarre
- Seil
- Rigolentank
- Schutzvlies
- Drainage-Rohr
- Große Wasserwaage
- Sandfang oder vorgeschaltete Regentonne/Zisterne
1. Schritt: Einmessen und abstecken
Bevor Sie mit dem Aufbau beginnen, haben Sie die notwendige Größe vom Rigolenspeicher ermittelt und die notwendige Aufbaufläche errechnet. Danach können Sie die Stelle, wo der Rigolentank mit den Latten und dem Seil abstecken. Achten Sie beim Planen vom Aufbau darauf, dass die Strecke zwischen Dachablauf und Rigolentank möglichst gerade ist.
2. Schritt: Rasen entfernen
Der Rasen wird nun mit dem Spaten rechteckig ausgestochen. Bei den meisten Flächen für den Aufbau von einem Rigolentank genügt eine einzige Matte. Sie kann anschließend eingerollt und auf Seite gelegt werden. Bei größerem Aufbau stechen Sie Quadrate von ca. 1 Meter Kantenlänge aus. Legen Sie die Rasenstücke mit der Grasseite nach oben. Bei trockenem Wetter gießen Sie das ausgestochene Rasenstück. Es vertrocknet sehr leicht. So vermeiden Sie zusätzliche Kosten für einen neuen Rasen.
3. Schritt: Ausheben der Grube
Nun wird ausgehoben. Je nach Größe vom Rigolentank kann jetzt der Minibagger zum Einsatz kommen. Andernfalls ist Muskelkraft für den Aufbau gefragt. Die Grube muss ca. 100 – 130 cm tiefer sein, als das Rigolenmodul. Der Oberboden ist mit 30 cm dick genug, um die Rasendecke wieder zu schließen. Die Überdeckung von 100 cm Erdreich gewährleistet eine Frostfreiheit. Ein durchgefrorener Rigolentank ist in der Regel zerstört und muss ersetzt werden. Das verursacht hohe, zusätzliche Kosten.
4. Schritt: Nivellieren vom Boden
Der Aufbau vom Rigolentank benötigt einen ebenen Untergrund. Nivellieren Sie daher den Boden vom Schacht mit Hilfe der Wasserwaage genau aus.
5. Schritt: Vlies verlegen
Die Rigolenelemente werden nicht direkt auf das Erdreich gelegt, sondern benötigen für den Aufbau ein SchutzVlies. Dieses wird nun in die Grube gelegt. Es wird so dimensioniert, dass es den gesamten Tank umschließt und überlappt. Das ist bei den offenen „Bierkasten-Rigolenelementen“ sehr wichtig. Halboffene Systeme benötigen nur nach Unten einen Abschluss aus Vlies. Dieser sollte auch verwendet werden, wenn es in der Anleitung nicht ausdrücklich verlangt wird. Es gibt einfach ein zusätzliches Plus an Sicherheit.
6. Schritt: Rigolenelemente einbauen
An diesem Punkt der Anleitung wird es spannend: Die Elemente werden nun eingebaut. Bei großen Rigolentanks ist ebenfalls der Minibagger beim Aufbau hilfreich. Die offenen „Bierkasten-Elemente“ sind so konstruiert, dass sie händisch verlegt werden können. Die Anleitung ist hierbei selbsterklärend: Sie können ineinander gesteckt werden.
7. Schritt: Zuleitung herstellen
Nun wird das Fallrohr vom Haus von der Kanalisation getrennt. Eine Anleitung ist hierzu kaum notwendig: Das Fallrohr wird durch ein Bogenstück ergänzt. Der Zulauf zum Kanal wird mit einem Blindstopfen verschlossen. Unterhalb vom Bogenstück wird ein kleines Schachstück angebaut. Dies wird mit dem Drainagerohr verbunden, welches über einen eigens gegrabenen Kanal zum Rigolentank führt. Die Anleitung empfiehlt hier ein Drainagerohr anstatt einem durchgehendem Kanalrohr, da bereits in diesem perforierten Ablaufrohr ein Teil vom Regenwasser versickern kann. Außerdem läuft damit der Rigolentank nicht so schnell voll. Die Kosten sind für beide Rohrarten in etwa gleich hoch. Das Gefälle vom Graben sollte ca. 2% betragen. Das verhindert einen Rückstau und die Verlandung. Idealerweise wird das Drainagerohr ebenfalls in ein Vorbett aus Vlies gelegt. Damit wird ausgeschlossen, dass Sand eindringen kann.
8. Schritt: Sandfang einbauen
Der Sandfang kommt beim Aufbau vom Rigolentank hinter das Drainagerohr. Der Sandfang ist ein leicht zugänglicher Schacht, der alle Feststoffe auffängt, bevor das Regenwasser in den Rigolenspeicher läuft. Dies ist dringend empfohlen, auch wenn es nicht in der Anleitung vom Fertigprodukt steht. Der Rigolenspeicher kann sich sonst zu setzen und wird unbrauchbar.
9. Schritt: Aufbau beenden durch verschließen der Grube
Nun kann die Grube verschlossen und mit den Rasensonden wieder abgedeckt werden.
Kosten und Nutzen
Beim Selbsteinbau von einem Rigolentank muss man mit Kosten von ca. 2000 Euro rechnen. Je nach Größe vom Grundstück können die eingesparten Kanalgebühren diese Kosten nach wenigen Jahren wieder herein holen. Ab dann wird quasi Geld verdient – und das nicht wenig. Je mehr man selbst macht, desto geringer werden die Kosten. Wichtig ist, dass man bei der Anleitung keine Fehler macht. Nichts ist schlimmer, als eine zugesetzten Rigolenspeicher zu haben, weil man beim Aufbau Fehler durch Nichteinhaltung der Anleitung gemacht hat. Anstatt zu versickern, überflutet das Regenwasser das Grundstück, wenn der Rigolentank durch Beschädigung oder Verlandung zu gesetzt ist. Da ein vollgelaufener Rigolentank nur durch Zerstörung wieder entfernt werden kann, steigen die Kosten für den neuerlichen Aufbau zusätzlich. Die Anleitung ist deshalb unbedingt einzuhalten.
Tipps für Schnellleser
- Immer Vlies verwenden
- Tief genug ausschachten
- immer an die Anleitung halten und Rat vom Fachmann einholen
- Fertig-Rigolentanks sparen Kosten und sind schneller verbaut.
1 Comments
Das ist ne tolle Seite der Nachhaltigkeit.
Aus Anlass unserer Sensibilisierungs Gruppe in unserem Ort Nähe witzenhausen bin ich auf Ihre Web Seite gestoßen.
Sehr verständlich
danke