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Rigips spachteln und verschleifen

Mit Rigips lassen sich in kürzester Zeit schöne glatte Wände und Decken herstellen. Ob als raumteilende Zwischenwand oder auf einer unschönen Steinwand, der Gipskarton wird entweder direkt aufgeklebt oder auf einem Grundgerüst aufgeschraubt. Anschließend müssen nur noch die Nähte der einzelnen Platten gut gespachtelt werden. Wie Sie eine glatte Wand aus Gipskarton erhalten, zeigen wir Ihnen hier in dieser Anleitung.

Kaum ein Material wird heute so häufig im Trockenbau genutzt wie Gipskartonplatten. Das liegt zu einem großen Teil an der besonders einfachen Verarbeitung dieser Platten. Dazu werden weder kostspielige Spezialwerkzeuge benötigt noch spezielle Kenntnisse vorausgesetzt. Dank dieser mit einem Spezialpapier beschichteten Gipsplatten kann jeder Heimwerker in kurzer Zeit eine Wand errichten und glatt spachteln. Sogar schräge Wände und Decken lassen sich mit den Gipsplatten schnell verkleiden.

Das benötigen Sie:

  • Spachtelmasse
  • Glättekelle
  • Spachtel
  • Silikon/Acryl
  • Schleifpapier

Das Verspachteln und Verschleifen von Gipskartonplatten ist eine relativ aufwändige und staubige Angelegenheit, aber eben auch sehr wichtig, um gute Ergebnisse zu erhalten. Worauf Sie achten sollten, um eine glatte Fläche zu erhalten, steht in unserer ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Talu Video-Tipp

Schritt 1 – Reinigen und Entstauben

Bevor Sie mit den Arbeiten beginnen, müssen Sie den Rigips gründlich entstauben. Mit einem möglichst sauberen Handfeger oder einem feinen Besen sollten Sie vor dem Spachteln die Rigipsplatten entstauben. Der Fokus liegt hierbei auf den Stellen, die später verputzt werden sollen. Besonders an den Nähten und dort wo Sie Schrauben verspachteln werden müssen, muss aller Staub sorgfältig entfernt werden, damit die Spachtelmasse später ganz sicher hält. Überlegen Sie währenddessen, wo Sie überall Gewebeband einfügen möchten.

Gründliche Reinigung
Gründliche Reinigung

Schritt 2 – Spachtelmasse anrühren

Bei der Spachtelmasse haben Sie Auswahl zwischen einer gebrauchsfertigen Mischung aus der Tube und der selbst angerührten Variante. Letztere eignet sich mittelgroße bis große Flächen. Handelt es sich jedoch um eine kleinere Fläche, dann kann auf die Fertigmischung zurückgegriffen werden.

Tipp: Achten Sie darauf, hochwertige Spachtelmasse zu kaufen, bei diesem Punkt darf nicht gespart werden. Gips oder Ansetzbinder sind für Rigips nicht geeignet.

Die meisten Gips- oder Spachtelmassen werden schnell hart. Daher sollten Sie immer nur eine kleinere Menge anrühren. Es ist nicht schlimm, wenn die Masse etwas zu flüssig ist, dann rühren Sie einfach noch etwas Pulver dazu. Zum Anrühren können Sie einen schmalen Spachtel verwenden.

Kanten abschrägen
Kanten abschrägen

Tipp: Schrägen Sie die Kanten der Gipskartonplatten mit dem Cuttermesser ein wenig an. Scharfe Kanten drücken sich später durch das Gewebeband und können die Spachtelmasse herausdrücken.

Die Spachtelmasse anrühren

Stellen Sie die Spachtelmasse selbst her, dann werden auch Fertigmischungen im Handel angeboten. Rühren Sie das Pulver langsam in kaltes Wasser ein. Die genauen Arbeitsanweisungen hängen vom gewählten Produkt ab und sind auf der Verpackung in der Rege ersichtlich.

Schritt 3 – Vorspachteln

Das Spachteln selbst verläuft in zwei Schritten, begonnen wird mit dem Vorspachteln.

  1. Fugen grob füllen

Nehmen Sie eine Glättekelle und tragen Sie die Spachtelmasse quer zu den Fugen auf. Drücken Sie die Masse nun hinein. Ziehen Sie anschließend die überschüssige Spachtelmasse wieder ab. Am besten arbeiten Sie hierfür mit der breiten Seite der Glättekelle. Nachdem Sie die überflüssige Masse von einer Fuge abgezogen haben, können Sie sie in die nächste Fuge einbringen.

Drücken Sie zunächst nur ein wenig Spachtelmasse in die Fugen und Lücken. Auch auf eventuell entstandene Löcher sollten Sie ein wenig Spachtelmasse geben. Die Spachtelmasse darf wiederum nicht zu nass sein, damit sich der Gips in der Platte nicht auflöst und das Papier nicht wellig wird.

Restliche Spachtelmasse regelmäßig von Glättekelle entfernen
Restliche Spachtelmasse regelmäßig von Glättekelle entfernen

Tipp: Kratzen Sie in regelmäßigen Abständen die sich an der Kelle befindliche Spachtelmasse ab. Vermeiden Sie ein Aushärten, da sich ansonsten Klumpen bilden, die nur schwer entfernt werden können.

Bei der Vorgehensweise der Fugenbearbeitung hat es sich bewährt, zunächst einmal die waagerechten Fugen zu behandeln. Anschließend werden die senkrechten Fugen mit Spachtelmasse versehen.

Tipp: Wenn Sie die senkrechten Fugen spachteln, dann arbeiten Sie von unten nach oben. Dadurch sinkt die Gefahr, dass ein Teil der Spachtelmasse herunter fällt.

Fugen von unten nach oben spachteln
Fugen von unten nach oben spachteln
  1. Gewebeband einlegen

In die noch feuchte Spachtelmasse der Fugen wird nun das Gitterband oder Fugenband eingedrückt. Verwenden Sie immer ein ausreichend breites Band, um die Fugen und die abgerundeten Seitenstreifen der Platten voll zu überdecken. Das Band sollte aber nicht breiter sein, da es sonst auf der glatten Oberfläche durchdrückt.

Gewebeband
Gewebeband

Fahren Sie mit der großen Glättekelle längs über die Fuge, um überstehende Spachtelmasse schon jetzt zu beseitigen, umso weniger müssen Sie später schleifen und schmirgeln.

Tipp: Wenn Sie ein ganzes Haus mit Gipskarton ausgestattet haben, sollten Sie im Internet oder im Baumarkt nach Kartonabnahmen für das Fugenband nachfragen. Die Preise sind dann häufig noch um einiges geringer als bei den einzelnen Rollen. Auch wenn zum Beispiel 90 Meter recht viel erscheint, müssen Sie doch nur einmal die Fugen in einem Raum nachmessen, um dort schon die volle Rolle zu verbrauchen.

Der Einsatz von Gewebeband ist sinnvoll, da dadurch die Fuge wirklich dicht wird und spätere Spannungsrisse vermieden werden. Das Band sorgt dafür, dass die Gipsmasse auch dann noch hält, wenn das Haus bei Temperatur- und Wetteränderungen etwas arbeitet oder wenn Sie einmal eine Tür zuknallen.

Tipp: In den meisten Baumärkten gibt es unterschiedlich breite Gewebebänder. Schauen Sie genau, welche Breite Sie benötigen. Meist können Sie das erst entscheiden, wenn die Platten bereits an der Wand sind. Zur Not müssen Sie einfach ein breites Band mit der Haushaltsschere durchschneiden.

  1. Die Schraubenlöcher verspachteln

An den Stellen, an welchen die Rigipsplatte mit der Verschalung verschraubt wurde, entstehen durch die Schraublöcher Unebenheiten. Versenken Sie zunächst einmal die Köpfe der Schrauben vollständig im Gipskarton. Danach füllen Sie das entstandene Loch mit der Spachtelmasse auf.

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Hinweise:

  • Die Spachtelmasse schrumpft beim Trocknen ein wenig ein, daher sollten Sie die Masse etwas stärker auftragen.
  • Vor dem nächsten Schritt muss die Spachtelmasse gut trocknen.

Schritt 6 – Nachspachteln

Beim Nachspachteln werden die Übergänge perfektioniert. Somit erhält Ihre Arbeit nun den Feinschliff. Entfernen Sie zunächst einmal große Unebenheiten mit Schleifpapier und Spachtel. Bürsten Sie nun mit einem kleinen Besen den vom Schleifen entstandenen Staub ab. Tragen Sie nun die Spachtelmasse erneut so auf, dass eine ebene Fläche zwischen der Wand und den Fugen entsteht.

Tipp: Rühren Sie die Spachtelmasse diesmal etwas dünner an, damit lässt sich eine feinere Verarbeitung ermöglichen.

Lassen Sie der Spachtelmasse immer ausreichend Zeit um zu trocknen. Desto weniger müssen Sie später nacharbeiten und desto weniger Risse entstehen bei der trockenen Spachtelmasse. Achten Sie besonders auf die Schraubenlöcher, notfalls müssen Sie die eine oder andere Schraube noch ein wenig besser versenken. Dabei sollten Sie sehr genau arbeiten, da Sie sonst nach dem Trocknen der Spachtelmasse den Schraubenkopf durchschimmern sehen.

Auch der geübteste Trockenbauer übersieht gern die ein oder andere Delle oder Kante. So ist es zumeist unerlässlich, nach dem ersten Spachteln noch einmal über sämtliche Bereiche zu sehen und, wenn nötig, Bereiche auszubessern.

Wichtig ist: Umso sorgfältiger man beim Verspachteln vorgeht, umso weniger Schleifarbeiten hat man im nächsten Arbeitsschritt.

Bevor Sie die gespachtelten Flächen mit dem Schwingschleifer glätten können, muss der Gips wieder gut durchtrocknen. Lassen Sie dem Material aber die Zeit. Wenn Sie Heizgeräte aufstellen, um den Vorgang zu beschleunigen, entstehen im Gips viele kleine Risse und er wird brüchig.

Glättekelle mit Spachtelmasse
Glättekelle mit Spachtelmasse

Schritt 5 – Ecken und Kanten verfugen

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Boden- und Deckenfuge sowie auf den Wandansatzfugen. Hier können Sie mit Silikon oder Acryl arbeiten, um die Fugen zu verschließen. Unterschiedliche Bauteile arbeiten auch unterschiedlich stark, daher verschieben sich die Wände und Böden immer ein wenig, das würde die Spachtelmasse im Laufe der Zeit aus der Fuge sprengen.

Wandecken, die ein wenig vorspringen, sollten Sie immer mit einem Kantenprofil versehen. Rigips ist sehr stoßempfindlich, Löcher und Dellen werden durch Kantenprofile verhindert. Das Profil können Sie ebenfalls mit der Spachtelmasse oder mit Silikon an dem Rigips befestigen. Einige Profile sollten Sie jedoch direkt bei der Anbringung der Platten mit verarbeiten.

Zum Boden und zur Decke hin sollte ebenfalls unbedingt eine elastische Fuge gesetzt werden. Je nachdem, wie viel Arbeit die anderen Fugen machen, desto später sollten Sie die Silikonfugen herstellen. Eventuell macht es sogar Sinn, diese erst ganz zum Schluss nach dem Schleifen und Streichen der Gipsfugen herzustellen.

Wandfugen mit Silikon oder Acryl auffüllen
Wandfugen mit Silikon oder Acryl auffüllen

Tipp: Das Silikon sollte unbedingt farblich zu der späteren Wandfarbe passen. Wenn Sie sich mit den Farben noch nicht sicher sind, ist Acryl die bessere Wahl für flexible Fugenanschlüsse, denn das Acryl lässt sich besser überstreichen und stößt die Farbe nicht ab.

Schritt 7 – Verschleifen

Nach einer langen Trockenpause muss nun die getrocknete Spachtelmasse an die Oberfläche angepasst werden, um entstandene Kanten zu entfernen. Dafür nutzt man Schleifklötze oder einen Schwingschleifer, der direkt an den Baustaubsauger angeschlossen ist, dies ist schonender für das Handgelenk und die Lunge. So effektiv ein Exzenterschleifer oder ein Bandschleifer auch sein kann, bei Gipskarton sind diese Geräte zu schwer zu handhaben und können schnell zu unschöne Ringen in den Platten führen. Ein guter Bandschleifer schmirgelt in Kürze die ganze Platte Rigips weg. Oftmals bleibt nichts anderes übrig als mit der Hand die Spachtelmasse abzuschleifen. Wofür Sie sich entscheiden hängt demzufolge auch etwas vom geschickten Umgang mit den Werkzeugen ab.

Mit einem feinen Schleifpapier werden nun alle Spachtelflächen nachgearbeitet, bis alles plan ist.

Tipp: Die Hand ist in Sachen Oberflächenkontrolle besser als jedes Werkzeug. Einmal über die geschliffene Stelle mit der glatten Hand zu streichen offenbart jede Unebenheit und Delle.

Selbst wenn die Fugen zwischen den Rigipsplatten schon glatt wirken, sehen sie später nach dem Streichen doch noch aus wie eine Kraterlandschaft. So heißt es also schleifen, schleifen und noch einmal schleifen, wenn Sie ein schönes Ergebnis wollen. Nicht ganz so mühsam ist es, wenn Sie später eine Vinyltapete oder eine sehr grobe Raufasertapete über den Gipskarton kleben wollen.

Wichtig: Den Raum versuchten abzudichten, da viel Staub vom Schleifen aufgewirbelt wird.

Beim Verschleifen Atemschutzmaske tragen
Beim Verschleifen Atemschutzmaske tragen

Sollten nach dem Schleifen noch Lücken und Unebenheiten vorhanden sein, müssen Sie leider noch einmal mit der Spachtelmasse und dem Flächenspachtel an die Arbeit gehen. Danach muss die Masse wiederum erst trocknen, bevor Sie erneut schleifen können.

Schritt 8 – Grundieren

Der letzte Arbeitsschritt ist das Grundieren. Nach Herstellerangaben wird die Grundierung aufgetragen. Am besten eignet sich hierzu ein Farbroller oder ein Quast.

Tipp: Folie auslegen, da Grundierung wie Wasser ist und sehr zum Tropfen und Kleckern neigt. Aus Sicherheitsgründen sollte die Grundierung zwei Mal aufgetragen werden.

Lammfell-Roller oder Maler-Quast
Lammfell-Roller oder Maler-Quast

Den Tiefengrund auftragen

Bevor schließlich die Weiterbearbeitung der Rigipswand beginnt, müssen Sie diese mit einem Tiefengrund vorbehandeln. Achten Sie darauf, dass der ausgewählte Putz bzw. die Farbe und der Tiefengrund miteinander harmonieren. Im Handel werden unterschiedliche Produkte angeboten, die aufeinander abgestimmt sein müssen. Haben Sie den gewünschten Tiefengrund gefunden, dann tragen Sie diesen entweder mit dem Lammfellroller oder dem Quast auf. Er muss in jedem Fall satt aufgetragen sein und gründlich trocknen.

Tipps für Schnellleser:

  • Fugen mit Spachtelmasse füllen
  • Fugenband oder Gewebeband in Spachtelmasse betten
  • Fugen und Schraublöcher verfüllen
  • Anschlüsse an andere Materialien mit Silikonfugen versehen
  • Innen- und Außenecken mit Silikon/Acryl verfugen
  • Gipsfugen glatt schleifen
  • eventuell noch einmal nachspachteln
  • mit feinem Schleifpapier glätten
  • mit der Hand die Oberfläche prüfen
  • passenden Tiefengrund auftragen

1 Comments

Sehr gut gemachter und ausführlich bebilderter Beitrag – inhaltlich ist den Ausführungen nichts mehr hinzu zu fügen … danke für die exzellente Arbeitsanleitung!

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