Reifenprofil messen – Profiltiefe ohne Messgerät bestimmen
Die Reifen sind die Kontaktstellen zur Straße. Alle vier Reifen zusammen ergeben lediglich eine Fläche von ca. einem DIN A 4 Blatt, mit denen ein tonnenschweres Auto den Boden berührt. Auf die Reifen kommen deshalb besondere Herausforderungen zu, die keine Kompromisse dulden. Erfahren Sie in diesem Text alles darüber, wie Sie Ihre Reifen auch ohne Messgerät überprüfen können.
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Aufbau – Autoreifen
Um zu verstehen, wie wichtig die Tiefe vom Reifenprofil ist, muss einmal in den Reifen hinein geschaut werden.
Die Pneus von Fahrzeugen bestehen aus einem Verbundwerkstoff. Im Innern haben sie ein Geflecht aus Stahldrähten, die sogenannte „Karkasse“. Das hält den Reifen zusammen und macht ihn so hoch belastbar. Das Stahlgeflecht wird mit einer Schicht aus Gummi umhüllt. Eine beschädigte Karkasse ist an Beulen und Blasen in der Flanke erkennbar. Der Gummi hält den Reifen luft- und wasserdicht. Außerdem schützt es das Stahlgeflecht gegen Rost. Das Gummi ist an den Flanken der Reifen recht dünn, da es dort nur diese dichtende Funktion erfüllen muss. An der Innenseite ist es jedoch wesentlich dicker. Hier findet die Übertragung der Bewegung statt.
Der Kontakt zum Asphalt der Straße sorgt für eine Erwärmung und einen permanenten Abrieb der Reifen. Damit der Reifen stets genug Reibung, in der Fachsprache „Grip“ genannt, zur Straße hat, ist er mit einem Profil ausgestattet. Das Profil vergrößert die Oberfläche des Reifens. Unter dem Druck des Gewichts vom Auto dehnt sich der Reifen etwas aus. So können die Innenflanken des Profils auch auf den Boden wirken und die Haftung verbessern.
Voraussetzung für einen guten Grip
Für einen optimalen Grip müssen vier Bedingungen erfüllt sein:
- Zum Fahrzeug passende Bereifung
- Genügend Weichmacher im Gummi
- Korrekter Luftdruck im Rad
- Ausreichende Profiltiefe am Reifen
Die Bereifung muss zum Fahrzeug, zum Anwendungsfall und zur Jahreszeit passen. Hochleistungs-Sportwagen sind mit Standard-Reifen oder runderneuerten Pneus meistens nicht optimal ausgestattet. Für Traktoren gibt es Reifen für den Ackerbetrieb und für Straßenfahrten. Schließlich dürfen Sommerreifen keinesfalls im Winter gefahren werden. Umgekehrt ist es ebenfalls nicht optimal, aber zulässig.
Der Weichmacher im Gummi entgast mit der Zeit. Vor allem Erwärmung lässt den Gummi hart und spröde werden. Deshalb haben Reifen nur eine begrenzte Haltbarkeit. Spätestens alle fünf Jahre sollten sie ausgetauscht werden, sonst droht ein Kontrollverlust während der Fahrt. Dies führt in der Regel immer zu Unfällen. Zu harte Reifen werden aber beim Fahren schnell bemerkt. Das Auto fährt unsicher und die Reifen beginnen in jeder Kurve zu quietschen. Dann sollte spätestens das Alter der Reifen überprüft werden. Dazu genügt ein Blick auf die Reifen: die vierstellige DOT-Nummer sagt aus, wie alt der Reifen ist. Der Nummerncode 1914 bedeutet „19. Kalenderwoche 2014“
Mit dem Luftdruck wird bestimmt, wie prall der Reifen gefüllt ist. Ein zu hoher Luftdruck verringert die Auflagefläche des Reifens. Das vermindert wieder den Grip. Außerdem können weit über Maß gefüllte Reifen bei Erwärmung unvermittelt platzen. Ein zu niedriger Reifendruck lässt das Auto „schwimmen“. Es fährt sehr unsicher und nur widerwillig durch die Kurven. Der korrekte Reifendruck ist meistens an einem der Türrahmen oder auf der Innenseite vom Tankdeckel vermerkt. Moderne Fahrzeuge ab Baujahr 2014 müssen über ein Reifendruck-Kontrollsystem verfügen. Dazu müssen die Felgen mit Drucksensoren ausgestattet sein. Auf dieses Detail muss beim Kauf von Zubehör Felgen unbedingt geachtet werden, sonst erlischt die Betriebserlaubnis des Autos. Ein zu geringer Reifendruck erhöht den Verschleiß am Profil und an der Karkasse.
Das Reifenprofil ist für die Funktion des Rades entscheidend. Ein abgefahrener Reifen fährt sich sehr unsicher. Eine blanke Rollfläche ist nicht mehr verkehrssicher. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindesttiefe von 1.6 Millimeter. Der ADAC empfiehlt jedoch für Sommerreifen eine Mindesttiefe von 3 Millimeter, für Winterreifen eine mindeste Profiltiefe von 4 Millimetern.
Folgen von zu geringem Reifenprofil
Reifen mit zu geringem Profil verursachen ein unsicheres Fahrverhalten. Das äußert sich durch einen verlängerten Bremsweg und das Auto kommt leicht ins Schleudern. Alte Reifen können zudem leicht platzen. Wer mit abgefahrenen Reifen erwischt wird zahlt 60 Euro Bußgeld und bekommt einen Punkt im Zentralregister. Bei Unfällen, bei denen abgefahrene Reifen festgestellt werden, hat der Verkehrsteilnehmer in der Regel eine Mitschuld. Zudem gefährdet man seinen Versicherungsschutz mit einem nicht verkehrssicheren Auto.
Profiltiefe messen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auch ohne Profiltiefenmesser die Mindesttiefe des Profils festzustellen.
Die schnellste und einfachste Möglichkeit ist das Ein Euro Stück. Der bronzefarbene Rand der Ein-Euro-Münze ist genau 3 Millimeter breit. Die Münze wird einfach in die Mitte vom Profil gesteckt. Verschwindet der Bronzerand im Reifenprofil, ist die Mindesttiefe erreicht. Bleibt er Rand sichtbar, sollte genauer nachgeprüft werden.
Das Reifenprofil hat auch eine „letzte Warnung“ eingebaut. Dies sind kleine Querstege, welche das absolute Minimum der Profiltiefe anzeigen. Ist der Reifen so weit abgefahren, dass die Stege in das Reifenprofil übergehen, muss er zwingend sofort ausgetauscht werden.
Ein normaler Zolllstock kann auch als Profiltiefenmesser dienen. Er ist nicht ganz so präzise wie die professionellen Messgeräte, für die ungefähre Einschätzung reicht er aber auch. Tipp: Einen Reifen immer mit einem Bild verkaufen, bei dem die Tiefe vom Reifenprofil sichtbar ist. Das schafft Vertrauen und sorgt für Transparenz und Klarheit.
Reifen genau inspizieren
Beim Messen der Profiltiefe sollte der ganze Reifen genau untersucht werden. Typische Indikatoren für einen Reifentausch sind:
- Beulen und Blasen an der Flanke
- Risse und poröse Stellen im Reifen
- Einseitig abgefahrene Reifen
- „Bremsplatten“
Beulen und Blasen an der Flanke weisen auf eine beschädigte Karkasse hin. Das Stahlgeflecht ist gebrochen und kann den Druck nicht mehr halten. Dann drückt der Luftdruck gegen die Flanke und lässt sie ausbeulen.
Risse und poröse Stellen entstehen durch einen zu niedrigen Reifendruck und durch eine Überalterung der Reifen. Wenn das Gummi schwächer wird, kann es die Dichtheit nicht mehr herstellen. Wasser kann eindringen und die Karkasse rosten lassen.
Einseitig abgefahrene Reifen weisen auf einen Fehler am Fahrwerk hin. Meistens ist die Spur verstellt. Das kann durch normalen Verschleiß geschehen. Meistens ist jedoch etwas an der Lenkmechanik defekt. Typische Schäden sind ausgeschlagene Querlenker, defekte Stoßdämpfer oder ein zu geringer Reifendruck.
Der Bremsplatten entsteht bei Fahrzeugen, die eine Vollbremsung aus hoher Geschwindigkeit machen und dabei die Räder blockieren. Dieses Phänomen kommt bei der flächendeckenden Verbreitung der ABS-Systeme nur noch selten vor. Dennoch sollte ein älterer Reifen auch darauf untersucht werden. Ein Bremsplatten hat in der Regel auch eine innere Beschädigung zur Folge.
Gebrauchte Reifen kaufen?
Gebrauchte Reifen sind nur dann empfehlenswert, wenn das Alter und der Zustand zufriedenstellend sind und die Profiltiefe noch die doppelte bis dreifache Mindesttiefe besitzt. Alles andere ist auch bei knappen Budget nicht empfehlenswert. Da die Entsorgung, die Montage und das Auswuchten der Reifen jedoch einen Großteil des Reifenkaufs ausmachen, sollte man auch bei knappen Budget auf hochwertige Reifen ausweichen. Alternativ zum Gebrauchtreifen bietet der Handel auch günstige No-Name Reifen oder runderneuerte Reifen an.
Tipps für Schnellleser
- Eine Ein-Euro-Münze reicht für die Reifenkontrolle
- Moderne Autos brauchen Reifen-Druck Sensoren
- Ein Profiltiefenmesser gehört in jedes Auto
- Reifen immer vollständig kontrollieren
- Bei sichtbarem Steg ist der Reifen abgefahren und muss zwingend getauscht werden.
- Reifen immer auf Fremdkörper wie Nägel überprüfen
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