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Rauhfaser selbst tapezieren – DIY-Anleitung

Sie können Rauhfaser selbst an die Wand bringen, sogar wenn Sie es das erste Mal in Ihrem Leben mit Tapete zu tun haben. Auf den ersten Blick ist die DIY-Anleitung simpel, aber es gibt so manchen Trick, wie Sie sich das Leben und das Tapezieren leichter machen können.

Talu Video-Tipp

Rauhfaser tapezieren

Raufaser selbst tapezieren ist nicht sehr schwierig und wird noch schneller funktionieren, wenn Sie in einer sinnvollen Reihenfolge vorgehen:

1. Messen und Rechnenraufaser-tapezieren-bedarf-messen

Gute Vorbereitung ist alles, was beim Tapezieren zunächst Ausmessen der zu tapezierenden Flächen bedeutet. Pro Zimmer:

Länge der Wand x Höhe, das 4mal, minus Fenster, Türen und weitere Flächen, die nicht tapeziert werden müssen (verkleidete Heizungen z. B.).

Je genauer Sie diese Flächen vom Bedarf abziehen wollen, desto eher lohnt es sich, von jeder Wand einen Plan zu machen und die zukünftige Tapete Bahn für Bahn „an die Wand zu zeichnen“.

Das müssen Sie aber nicht – klassische, weiße Raufaser gibt es für 52 Cent pro Quadratmeter, die bei Erfurt Rauhfaser Classico z. B. in einer Bahnenlänge von 25 m und einer Bahnenbreite von 0,53 m verkauft wird.

Beispiel-Rechnung

beispiel-rechnung-tapetenbedarf-berechnen

Bei 120 m Bedarf an Raufasertapete benötigen Sie knapp 5 Rollen á 6,85 € = 34,25 € für die ganzen 60 qm inklusive Verschnitt. Da werden sich zumindest Eltern mit malbegeisterten Kindern nicht mehr die Mühe machen, Fenster und Türen rauszurechnen.

2. Material und Werkzeug

Wenn Sie errechnet haben, was an Material eingekauft werden muss, kommt das benötigte Werkzeug auf die Einkaufsliste:

wasserwaage-tapezieren

  • Tapeziertisch zum Zuschneiden
  • Cutter-Messer oder Tapezier-Schere
  • Bleistift
  • Zollstock oder Zentimetermaß
  • Kleistereimer (oder Kleistergerät)
  • Rührholz
  • dicken, bürstenartigen Pinsel (Quast)
  • Tapeziergrund (extra Kleister zum Verdünnen, Grundierung, Streichmakulatur)
  • Tapezierspachtel und/oder Kanten-Beschneideschiene oder andere Schneidekante
  • Tapezierbürste
  • Kleisterrolle mit langem Stil
  • Schlagschnur (Lot)
  • Leiter
  • Tapetebahnen
  •  Tapetenkleister
  • Pinsel und weiße Farbe

3. Untergrund vorbereiten

Wenn die Wand bereits tapeziert ist, muss diese alte Tapete erst einmal runter. Wenn Sie aber eine frisch verputzte Wand tapezieren wollen, sollte die Wand erst grundiert werden, damit der Untergrund verfestigt wird und seine Saugfähigkeit reguliert wird. Das können Sie gleich mit 1:7 verdünntem Kleister durchführen (daran denken, entsprechend mehr Kleister einzukaufen).

raufaser-tapezieren-untergrund-vorbereiten-02

Wenn an einer Wand einzelne Stellen mit Gips, Wandspachtel o.ä. ausgebessert wurden, sollten Sie auch vor dem Tapezieren noch einmal mit der Rolle über die Wand gehen, damit die Fläche einheitlich saugfähig wird. Ob Sie als Tapeziergrund am besten verdünnten Kleister, Streichmakulatur oder Tiefgrund-Grundierung verwenden, hängt von der Beschaffenheit der Wand ab.

Insgesamt muss der Untergrund normgerecht sein, der Ausdruck bezieht sich auf das, was ein für seine Arbeit haftender Handwerker vorfinden sollte. Für selbst Tapezierende heißt das einfach, dass er trocken, fest, eben und saugfähig sein muss.

raufaser-tapezieren-untergrund-vorbereiten

Nachdem die Grundierung getrocknet ist, folgt ein sorgfältiger Rundgang durch den Raum. Sämtliche herausstehende Nägel müssen mit einer Kneifzange gezogen werden, sie fetzen Ihnen später die Tapete auf. Wenn Dübel in der Wand sind und in der Wand bleiben sollen, weil sie Sie später wieder nutzen möchten, müssen diese markiert werden, zum Beispiel mit einem Streichholz. Sie sollten dann aber schon ungefähr wissen, wo Sie die hervorstehenden Streichholzköpfe später suchen müssen, um sie vorsichtig rundum auszuschneiden und zu entnehmen.

Hinter den Heizkörpern müssen Sie einmal mit dem Pinsel und weißer Farbe langstreichen. Die Wand dahinter werden Sie nicht komplett tapezieren können – also einfach streichen und später die Kanten der Tapete soweit es geht über die Farbe tapezieren.

Jetzt ist die Wand fast fertig vorbereitet. Nun müssen nur noch die Abdeckungen der Lichtschalter und Steckdosen entfernt werden. Natürlich nachdem Sie die zugehörige Sicherung ausgeschaltet, mit dem Phasenprüfer kontrolliert und alle Beteiligten über das Ausschalten der Sicherung informiert haben.

Während des Tapezierens und Trocknens bitte Fenster und Türen geschlossen halten und die Heizung ausschalten.

4. Decke tapezieren

Falls auch die Decke tapeziert werden soll, geschieht das vor den Wänden. Normalerweise werden Decken heute aber nur gestrichen, und Sie beginnen an der Wand mit dem Tapezieren.

5. Zuschneiden

Damit geht es los: Bei einfacher Raufaser, bei der Sie nicht auf ein Muster Rücksicht nehmen müssen, können Sie je nach Raumsituation in der Wohnung wählen, ob Sie gleich alle Bahnen zuschneiden und in einem separaten Raum lagern oder Bahn für Bahn bei Bedarf zuschneiden.

Die richtige Bahnlänge: Höhe des Raumes plus 5 bis 10 cm Zugabe – wie viel genau, sollten der Händler oder die Produktbeschreibung der Tapete Ihnen verraten.

kleister-anruehren-grafik6. Kleister anrühren

Benutzen Sie den passenden Kleister für die jeweilige Tapetenart:

Für ganz normale Rauhfaser können Sie auch ganz normalen Tapetenkleister verwenden. Ob Sie für besonders feine oder besonders grobe Rauhfaser einen Spezial-Kleister brauchen, sollten Sie beim Tapetenkauf erfragen.

Speziellen Kleister brauchen Sie, wenn Sie einen Raum für Allergiker tapezieren möchten. Passend zur entsprechenden Tapete (z. B. von Brillux) gehört auch ein bestimmter Kleister

Wenn Sie ein Kleistergerät einsetzen, sollten Sie einen speziellen Tapeziergeräte-Kleister verwenden.

Hinweise zur richtigen Kleistersorte finden Sie üblicherweise auf dem Rolleneinleger der Tapeten. tapetenkleister

Das Ansatzverhältnis steht auf der Packung:

  • Tapeziergerätekleister 1:30
  • Spezialkleister 1:20

Mischen Sie den Kleister mit kaltem, sauberem Wasser. Wichtig ist rasches Anrühren – d.h. erst das Wasser mit dem Rührstab in Bewegung bringen, dann schnell das Pulver zugeben. Rühren Sie, bis alles gleichmäßig vermischt ist – eventuell muss der Kleister ein wenig stehen und nochmal durchgerührt werden.

7. Tapete einkleistern einkleistern-grafik

Wenn der Kleister eingerührt wurde und nach Packungsanweisung gequollen ist, können Sie loslegen:

Die Tapetenbahnen werden gleichmäßig eingekleistert und noch auf dem Tisch so zusammengelegt, dass sich nur die eingekleisterten Seiten berühren. Anschließend können sie eingerollt oder gefaltet und zum Einweichen zur Seite gelegt werden.

Achten Sie darauf, dass jede Bahn ausreichend lange und gleichmäßig eingeweicht wird – nur so bringen Sie die Tapete einwandfrei an die Wand.

tapete-anbringen-grafik-018. Tapete anbringen

Beginnen Sie am Fenster mit Tapezieren – an Wänden wird mit dem Lichteinfall tapeziert.

So gehen Sie vor:

Messen Sie von der Mitte des Fensters aus, wo die erste Bahn ansetzen muss, damit die Bahnen links und rechts davon zum Teil das Fenster und zum Teil die Wände daneben bedecken.

Setzen Sie die erste Bahn an der Decke mit dem zugeschnittenen Überstand an. Richten Sie diese erste Bahn in der Mitte des Fensters mit Lot oder Wasserwaage ganz genau senkrecht aus – nur dann verlaufen auch die angrenzenden Bahnen gerade. Drücken Sie diese Bahn (wie alle Folgenden) mit Tapezierbürste oder Moosgummirolle von der Mitte zur Seite blasenfrei an. Wenn dabei Kleister austritt, sollte dieser sofort mit einem feuchten Schwamm oder Tuch abgetupft werden.

Rechts und links davon treffen Bahnen auf Fensterlaibung und Wand. Diese werden im Bereich des Fensters waagerecht eingeschnitten, in die Laibung geklappt und angedrückt. Wenn noch Tapete auf die Fensterfläche kommt, wird dieser Überstand vor dem Andrücken weggeschnitten, damit sich die Tapete entspannt in die Laibung fügen kann.
Danach werden die angrenzenden Bahnen auf Stoß tapeziert

9. Um Türen und Heizkörper tapezieren

Türen nehmen Sie einfach mit, wie sie Ihnen unterkommen. Irgendwann kommen Sie mit einer Bahn an einer Tür an, dann drücken Sie die Bahn erst einmal ganz vorsichtig an die Wand an, schneiden den Überstand grob weg, befestigen die Bahn glatt und schneiden sie dann an der Türkante sauber ab.

Dann kommt eine Bahn, die auf der Oberkante des Türrahmens landet, wo sie nur waagerecht abgeschnitten werden muss. Wiederholen Sie dies auf der anderen Seite der Tür.

Hinter den Heizkörpern sollten Sie die äußeren paar Zentimeter tapezieren, wie es von der Bahnbreite her gerade klappt. Deshalb werden die Heizkörper vorher großzügig mit weißem Farbanstrich umgeben.

10. Um die Ecke tapezieren

Wenn die Bahnbreite vom Fenster aus nicht genau aufgeht, was fast immer der Fall ist, müssen Sie um die Ecke tapezieren. Eigentlich wird aber gar nicht „um die Ecke tapeziert“, sondern eine Bahn so zugeschnitten, dass sie ein, zwei Zentimeter um die Ecke reicht. Dieser Überstand wird nun mit der Schere mehrfach waagerecht eingeschnitten, sodass kleine Dreiecke entnommen werden können:

Dann kommt die Bahn an die Wand. An die Wand um die Ecke wird eine neue Bahn geklebt und über den Streifen mit den Dreiecken.

tapete-abschneiden-grafik11. Kanten beschneiden

Kanten beschneiden Sie am besten mit einer speziellen Kanten-Beschneideschiene mit besonders geformten Profil. Diese soll den saubersten Abschluss an Decke und Fußleiste herstellen, weil sie exakten Ansatz bei Ausgleich von Höhenunterschieden erlaubt, ohne den Untergrund zu beschädigen oder die Messerklinge stumpf zu machen.

Viele Heimwerker kommen aber auch gut damit klar, am Tapezierspachtel oder an einer anderen Schneidekante entlang zu schneiden.

12. Rauhfaser streichen

Ist die Rauhfaser abgetrocknet, kann sie nach ca. 12-24 Stunden gestrichen werden.

Jetzt müssen nur noch die Öffnungen für Steckdosen und Lichtschalter (über die wurde einfach drüber tapeziert) kleiner als die Abdeckungen ausgeschnitten werden. Dann können die Abdeckungen der Steckdosen und Lichtschalter wieder angebracht werden – und Sie sind fertig!

Bunt bemalen statt neu tapezieren

Wenn Sie es mit einer Rauhfaser zu tun haben, die unübersehbar „angegammelt“ wirkt, aber ansonsten fest an der Wand hängt – und Sie nicht genau wissen, wie diese Wand aussehen wird, wenn Sie diese runterholen, ist es vielleicht empfehlenswerter nur drüber zu streichen.

Säubern Sie die Raufaser so gut es, danach ausbessern und eventuell mit Grundierung einen einheitlichen Untergrund schaffen. Anschließend kommt die gewünschte Farbe an die Wand, uni, in mehreren sanften Abstufungen oder vielleicht auch richtig bunt:

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