Portemonnaie nähen – Schnittmuster und Anleitung für eine Geldbörse
Ein Portemonnaie kann man immer brauchen, oder? Das ist ja sowas wie eine Mini-Handtasche. Was da immer so alles drin steckt… und ich nehme es täglich mehrfach in die Hand. Da macht es natürlich gleich doppelt so viel Spaß, wenn man sagen kann: „Meine Geldbörse n nähe ich selbst!“
Auch bei dieser Anleitung können Sie wieder Ihre Stoffreste vernähen. Wenn die Stoffstücke zu klein sind, um daraus die Schnittmuster zuzuschneiden, nähen Sie diese vorher einfach im Patchwork-Stil zusammen (siehe auch meine Anleitung zur Patchworkdecke). In dieser Anleitung zeige ich Ihnen, wie sie eine einfache Geldbörse nähen können. Im Anschluss zeige ich Ihnen zwei leichte Abwandlungen davon sowie eine aufwändigere Börse, die jedoch nicht so detailliert erläutert wird.
Schwierigkeitsgrad 1/5
(auch für Anfänger geeignet, weitere Modelle für Fortgeschrittene bis Profis)
Materialkosten 1/5
(von EUR 0,- aus Ihrer Restebox bis zu EUR 30,- aus hochwertigen Stoffen mit Dekomaterial)
Zeitaufwand 1/5
(nach Erstellung des Schnittmusters ist Ihr erstes Portemonnaie binnen einer Stunde fertig)
Material und Vorbereitung
Die Materialauswahl
Am besten eignen sich hierfür nicht dehnbare Stoffe zum Nähen wie zum Beispiel viele Leinen- und Möbelstoffe, alte Jeanshosen (keine Stretch) oder aber auch Patchwork-Webware aus Baumwolle. Ich verwende für diese Anleitung hauptsächlich Patchwork-Stoffe in der Form von Fat Quaters von Zwirnpiraten
Was sind Fat Quaters?
Fat Quaters sind bereits fertig vorgeschnittene Stoffstück-Rechtecke aus Baumwoll-Webware, die aus einer Kollektion bestehen. So ist sichergestellt, dass alle Stoffstücke gut miteinander harmonieren. Diese Stoffe sind besonders hochwertig und trotzdem sehr dünn, was das Arbeiten immens erleichtert, vor allem, wenn man durch mehrere Stofflagen nähen muss.
Es können problemlos verschiedene Materialien kombiniert werden. Auch dehnbare Stoffarten wie Jersey sind durchaus möglich, dazu braucht man aber etwas Übung. Genauso wie für dickere Stoffe wie zum Beispiel Jeansstoff.
Portemonnaie nähen
Ich möchte in meine Geldbörse nebeneinander zwei Plastikkarten nach Wahl verstauen können, daraus ergibt sich aufgerundet eine Endgröße von etwa 9 cm Höhe und 12 cm Breite. Das Portemonnaie wird aus nur zwei Schnitt-Teilen bestehen.
Für den Innenteil verdopple ich die Höhe und rechne an jeder Seite 1 cm Nahtzugabe hinzu:
9×2=18+2=20 cm
Die Breite nehme ich aufgrund der eingesetzten Falttechnik mal drei und füge ebenso 2 cm hinzu:
12×3=36+2=38 cm
Der Innenteil wird einmal zugeschnitten und bei der Verwendung dünnerer Stoffe zur Stabilität mit Bügeleinlage verstärkt.
Für die Portemonnaie Klappe rechne ich zur Breite der Geldbörse 2 cm Nahtzugabe hinzu, also 14 cm und die Höhe nehme ich doppelt zuzüglich Nahtzugabe: 9 x 2=18 + 2 = 20 cm. Die Klappe wird doppelt zugeschnitten. Es können beide Schnitt-Teile mit Bügelvlies verstärkt werden, aber es reicht auch, wenn eines der beiden Stücke stabilisiert wird.
Tipp: Gut gebügelt ist halb genäht! Hier können Sie wirklich viel bügeln und sparen sich damit Ärger und Arbeit.
Zuerst falte ich den Innenteil links auf links (also mit den „schönen“ Stoffseiten nach außen) in der Mitte zusammen. Hier können Sie schon über den Falz bügeln! Dann halbiere ich nochmal in die andere Richtung, diesmal ohne bügeln. Im nächsten Schritt messe ich vom seitlichen Bug weg die gewünschte Portemonnaie breite zuzüglich 0,5 cm Kulanz ab und zeichne eine Hilfslinie auf den Stoff. Entlang dieser Hilfslinie nähe ich einmal durch alle Stofflagen. Am Anfang und Ende gut vernähen (also einmal extra vor und zurück nähen).
Dann falte ich die beiden kurzen Enden auseinander und falte das lange Ende mit dem Bug in der Mitte auseinander und lege die Mitte genau auf die gegenüberliegende Naht. Es kann jetzt gerne wieder gebügelt werden, damit die einzelnen Stoffschichten schön flach aufliegen.
Legen Sie nun eines der Klappenteile (das ohne Verstärkung) mit der rechten Stoffseite nach oben vor sich hin, platzieren sie kantengleich das Innenteil (mit den offenen Enden nach unten) darauf und legen Sie das zweite Stoffteil mit der rechten Seite nach unten darauf.
Tipp: Bügeln Sie an den Oberkanten jeweils 1 cm links auf links und falten Sie diese vor dem Nähen wieder auf. So geht das Schließen der Wendeöffnung später leichter von der Hand und die Nahtzugaben für das Portemonnaie müssen nicht umständlich eingebügelt werden.
Stecken Sie alles gut fest und nähen Sie ein „U“, beginnend an einer langen Kante, über die Unterseite bis zur zweiten langen Kante und wieder ganz nach oben. Schneiden Sie die Ecken in den Nahtzugaben schräg ab.
Wenden Sie die Geldbörse und formen Sie die Ecken schön aus. Legen Sie sich die Nahtzugaben der Wendeöffnung schön nach Innen, stecken Sie diese fest und nähen Sie noch einmal ein „U“, diesmal ein kleineres, von Innenteil zu Innenteil an der Außenkante der Klappe entlang. Somit ist das einfache Portemonnaie schon so gut wie fertig.
Für diese Naht können Sie ganz nach Wunsch und Geschmack auch eine Ziernaht verwenden.
Damit nichts herauspurzelt, muss noch ein Verschluss angebracht werden. Denkbar ist hier einiges: vom Magnetpin über Knopf & Knopfloch nähen bis zu KamSnaps ist alles möglich. Auch ein Klettverschluss ist eine elegante, zuverlässige Lösung.
Design 2
Genauso wie bei Variante 1 berechne ich mir das Schnittmuster und schneide mir die Stoffe zu. Hier habe ich das Schnitt-Teil der Klappe aber um weitere 2 cm verlängert.
Bei dieser Variante habe ich noch einen Streifen für Passfotos eingeplant. Dazu habe ich nicht klebende Bucheinbandfolie und ein Ribsband verwendet. Für zwei Passfotos sollte der Aufsatz mindestens 5 cm hoch sein und über die volle Taschenbreite gehen. Ich habe 1 cm hinzugerechnet, da jeweils etwa 0,5 cm an den Außenseiten vom Ripsband bedeckt sein werden.
Den Streifen bringe ich nun am Stoffteil ohne Bügeleinlage an. Dafür messe ich vom Rand weg inklusive Nahtzugabe 3,5 cm nach innen. Denken Sie daran, nur die nach innen liegende Seite und die Seitenkanten (wieder ein „U“) anzunähen. Der Plastikstreifen muss an einer Seite offen bleiben, damit Sie Fotos hineinstecken können.
Weiter geht es genau wie bei Variante 1. Wenn der Innenteil fertig genäht ist, legen Sie das Stück mit dem Fotobereich nach oben vor sich hin, legen Sie den Innenteil darauf und fügen Sie zum Schluss den zweiten Klappenteil an. Nachdem Sie wieder ein „U“ genäht haben, schneiden Sie die Ecken schräg ab und wenden Sie die Geldbörse.
Klappen Sie die Nahtzugaben nach innen und bügeln Sie diese ein. Fixieren Sie die einzelnen Stofflagen getrennt mit Stecknadeln.
Messen Sie an der Innenseite der Klappe mittig ab der Kante 2,5 cm nach Innen und bringen Sie an diesem Punkt eine KamSnap an. Schließen Sie die Geldbörse und markieren Sie sich den gegenüberliegenden Punkt zu Ihrem Druckknopf. Setzen Sie das KamSnap-Gegenteil ein.
Und auch diese Geldbörse ist fertig!
Design 3
Die dritte Variante des Portemonnaies hat eine kleine Abwandlung, die aber einen großen Effekt hat.
Für Variante 3 habe ich Jeansstoff verwendet, hier ist keine Verstärkung nötig. Das Schnittmuster ist hier leicht abgewandelt, und zwar habe ich den Innenteil um 2 cm schmäler zugeschnitten, sodass beim Zusammennähen der drei Schnitt-Teile der Innenteil nur an der Unterseite und in der seitlichen Nahtzugabe mitgenäht wird.
Sinn der Abwandlung ist ein großartiger Effekt: das Portemonnaie lässt sich auffalten und bietet somit mehr Platz und einen leichteren Eingriff.
Schnellanleitung
1. Schnittmuster erstellen und ausschneiden
2. Schnitteile unter Hinzufügen der Nahtzugaben zuschneiden
3. Innenteil falten
4. Portemonnaie Breite mit 0,5 cm Kulanz ausmessen und die Hilfslinie einzeichnen
5. Entlang der Hilfslinie zusammennähen
6. Umfalten
7. Zwischen die Klappenteile legen
8. Beide langen und die untere kurze Seite zusammennähen – ein „U“ nähen
9. Ecken in den Nahtzugaben abschrägen
10. Wenden und schön ausformen
11. Eventuell Verschluss anbringen
12. Klappe schließen mit einem kleinen „u“
Und fertig!
Die Zwirnpiratin
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