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Löcher in Plexiglas bohren – so gelingt’s bei Acrylglas

Plexiglas bohren

Plexiglas ist ein beliebter Werkstoff, da das Material als robust und komfortabel gilt. Es wird in verschiedenen Größen und Formen angeboten und kann mit der richtigen Anleitung leicht verarbeitet werden. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Sie Löcher in das Acrylglas bohren und somit die Einsatzmöglichkeiten erhöhen.

Die Vorteile von Plexiglas sind bereits seit langem bekannt. Das Material wird häufig als Ersatz für Glas genutzt, da es transparent ist. Gleichzeitig punktet jedoch die hohe Robustheit. Während Glasplatten leicht zerspringen können, ist Acrylglas widerstandsfähig. Es hält hohen Belastungen statt, wie beispielsweise Witterungseinflüssen. Daher kommt Plexiglas sowohl im Innenbereich wie auch im Außenbereich zum Einsatz. Regen, Sturm und auch Hagel werden in der Regel abgefangen und das Material bleibt intakt. Hinzu kommen die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Sie können das Acrylglas in verschiedenen Farben erwerben und bei Bedarf sogar biegen. Durch das Bohren von Löchern in die Oberfläche erhöhen Sie noch einmal die Verwendungsmöglichkeiten, sodass die Platten Teil von kleineren und größeren Bauprojekten werden.

Plexiglas - unterschiedliche Stärken (2 mm, 3 mm)
Plexiglas – unterschiedliche Stärken (2 mm, 3 mm)
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Das Reinigen von Plexiglas

Sowohl vor als auch nach dem Bohren der Löcher müssen Sie die Oberfläche des Acrylglases reinigen. Da Schmutz sich auf dem glatten Material nur schwer festsetzen kann, ist im Allgemeinen eine Reinigung mit einer Mischung aus Wasser und Geschirrspülmittel ausreichend. Würde der Staub vom Bohren jedoch auf der Oberfläche verbleiben, dann würden Kratzer entstehen.

Tipp: Verwenden Sie zur Reinigung ein weiches und fusselfreies Tuch. Ein Schwamm ist ebenfalls geeignet, dieser darf jedoch nicht mit der rauen Seite verwendet werden.

Wichtig ist, dass Sie die Oberfläche nicht trocken abwischen. Vorhandene Schmutzpartikel würden dadurch über das Plexiglas reiben und Kratzer hinterlassen. Handelt es sich um Fettablagerungen auf der Oberfläche, dann eignet sich alternativ auch benzolfreies Reinbenzin.

Tipp: Achten Sie beim Bohren darauf, mit der Hand nicht über die mit Spänen bedeckte Oberfläche zu wischen. Dadurch würden bereits Kratzer entstehen.

Das Bohren der Löcher

Für das Bohren von Löchern in Plexiglas ist die Auswahl des richtigen Werkzeugs und der korrekten Vorgehensweise entscheidend. Wichtig ist, dass Sie keinen zu großen Druck ausüben oder eine zu hohe Drehzahl verwenden. Beachten Sie die richtige Arbeitsweise, dann ist das Bohren von Acrylglas nicht wesentlich schwerer als das Bohren in Holz. Spezialmaschinen sind jedoch nicht notwendig, Sie benötigen lediglich die passenden Werkzeugaufsätze.

Schritt 1 – Ausreichende Kühlung

Sie müssen in jedem Fall vermeiden, dass sich das Material zu stark erhitzt. Durch die Wärmeentwicklung entstehen im Acrylglas Spannungen. Die Molekülketten verändern sich, sodass Veränderungen am Material auftreten, die nicht wieder rückgängig gemacht werden können. Kommt es zur Bildung von Rissen, dann ist das Plexiglas irreparabel geschädigt.

Schritt 2 – Auswahl des Bohrers

Messingbohrer:
Der Bohrer sollte über eine polierte Innenseite verfügen. Außerdem muss der Spanwinkel negativ sein. Ähnliche Anforderungen gelten für Messingarbeiten, sodass Sie sich bei der Auswahl der Bohrer an diesen Eigenschaften orientieren können.

Metallbohrer
Metallbohrer

Stahlbohrer:
Stahlbohrer sind im Prinzip geeignet, allerdings ist die Schneide nicht stumpf genug. Nach einer kleinen Modifikation können Sie daher auch den Stahlbohrer verwenden: Nutzen Sie den Stahlbohrer, um ein Loch in Beton zu bohren. Wichtig ist, dass sich die Schneide dadurch abnutzt und stumpf wird. Der Bohrer arbeitet dadurch spanend, was für das Arbeiten mit Plexiglas wichtig ist.

Holzbohrer und Kunststoffbohrer:
Holzbohrer und Kunststoffbohrer sind für das Bohren in Plexiglas sehr gut geeignet.

Spiralbohrer, Stufenbohrer, Kegelbohrer oder Senken?

Alle diese Varianten sind prinzipiell geeignet. Der Spiralbohrer sollte einen Spitzwinkel zwischen 60 Grad und 90 Grad besitzen. Haben Sie sich für einen Spiralbohrer entschieden, dann müssen Sie darauf achten, dass dieser schabt und nicht schneidet. Entscheidend sind hierfür die beiden Schneiden beziehungsweise der Spanwinkel. Die Scheiden sollten entsprechend zurück geschliffen sein. Durch das Schaben anstelle des Schneidens verhindern Sie Ausbrüche und Risse. Die Vorteile vom Kegelbohrer liegen in der konischen Bohrung, sollte diese erwünscht sein. Für das Entgraten ist der Senker die richtige Wahl.

Senkbohrer
Senkbohrer

Dies müssen Sie bei der Wahl des Bohrers und beim Bohren bedenken

  1. Wenn Sie die Bohraufsätze für Acrylglas verwendet haben, dann sollte diese nicht mehr für andere Stoffe eingesetzt werden.
  2. Durch einen Bohrständer arbeiten Sie sauberer und präziser.
  3. Beträgt die Bohrtiefe mehr als 5 Millimeter, dann sollten Sie in jedem Fall für eine ausreichende Kühlung durch Pressluft oder Wasser sorgen.
  4. Um das Erhitzen des Materials und des Bohrers zu reduzieren, sollten Sie ab einer Bohrtiefe von 5 Millimetern das Werkzeug zwischendurch mehrfach entlüften. Heben Sie die Bohrerspitze hierfür nach dem ersten Millimeter kurz aus dem Material. Diese Prozedur führen Sie nach jedem gebohrten Millimeter erneut durch.
  5. Kontrollieren Sie zwischendurch den Span, um die Bohrgeschwindigkeit und den Vorschub anzupassen.
  6. Sind Sie kurz vor dem Ende des Werkstücks angelangt, dann müssen Sie den Vorschub reduzieren. Durchstoßen Sie das Ende des Bohrstücks nie mit einem hohen Vorschub.

Schritt 3 – Das Bohren

  1. Zeichnen Sie zunächst einmal die gewünschten Löcher vor. Achten Sie darauf, dass zwei benachbarte Löcher nicht zu dicht nebeneinander liegen.
  2. Spannen Sie die Plexiglasscheibe ein, sodass sie nicht verrutschen kann. Achten Sie darauf, dass Material nicht zu fest zu fixieren, da es ansonsten zu einer zu hohen Spannung kommt.
Plexiglas mit Klebeband
Plexiglas mit Klebeband

Tipp: Eventuell den den Bohrbereich mit Klebeband abdecken, um ein Ausbrechen und Einreißen zu verhindern.

  1. Sorgen Sie für die ausreichende Kühlung und führen Sie zunächst einmal eine Probebohrung durch. Gegebenenfalls müssen Sie den Bohraufsatz wechseln.
  2. Setzen Sie die Bohrmaschine an und achten Sie auf einen ausreichenden aber nicht zu hohen Druck. Beginnen Sie mit einer niedrigen Drehzahl und steigern Sie diese gegebenenfalls.

Wichtig: Arbeiten Sie lieber langsamer als zu schnell.

  1. Kurz vor dem Durchbruch reduzieren Sie die Geschwindigkeit wieder. Zwischenzeitlich kontrollieren Sie den Span und entlüften den Bohrer.

Die Kontrolle der Vorgehensweise

Um sicherzustellen, dass Sie korrekt arbeiten und somit Schäden am Material vermeiden, müssen Sie zwischendurch den Span betrachten. Ist dieser krümelig und gestaucht, dann existieren zwei verschiedene Ursachen. Entweder ist die Drehzahl zu hoch oder Sie arbeiten mit zu viel Vorschub. Auf der anderen Seite führen eine zu niedrige Drehzahl oder ein zu geringer Vorschub zu einem verschmolzenen Span.

Beim langsamen Bohren entstehen kleine Spiralen
Beim langsamen Bohren entstehen kleine Spiralen

Welche Probleme können beim Bohren auftreten?

Beim Arbeiten mit Plexiglas können verschiedene Schwierigkeiten auftreten:

  • Die Löcher können schief werden. Dies passiert beispielsweise dann, wenn sich die Scheibe beim Bohren nach oben biegt beziehungsweise vom Bohrer mit nach oben genommen wird.
  • Die Löcher können über ausgerissene Ränder verfügen. In diesem Fall wurde meistens der falsche Bohrer verwendet. Am besten geeignet sind Kunststoffbohrer oder HSS-Bohrer. Der ideale Anschliff liegt zwischen 60 Grad und 90 Grad.

Tipp: Führen Sie eine Probebohrung durch. Im Rahmen dieser Aktion erkennen Sie, ob Sie das richtige Werkzeug ausgewählt haben. Sollten Risse an den Rändern zu erkennen sind, dann empfiehlt sich ein Wechsel des Arbeitsgerätes. Das Problem bei den Rissen ist, dass die Ränder geschwächt werden. Dies wiederum erhöht das Risiko eines Bruchs.

Wenn ALLES erledigt ist, die Schutzfolie abziehen
Wenn ALLES erledigt ist, die Schutzfolie abziehen

Der Schwierigkeitsgrad beim Bohren von Löchern in Plexiglas

Das Bohren der Löcher erfordert keine großen Fertigkeiten sondern lediglich Konzentration und Präzision. Wichtig ist, dass Sie mit Bedacht und nicht zu schnell arbeiten. Beachten Sie jedoch, dass es durch Fehler oder auch Materialschwäche zu Schäden am Plexiglas kommen kann. Daher müssen Sie stets damit rechnen, dass die Platten einen Schaden erleiden. In diesem Fall muss das Acrylglas ausgetauscht werden.

Die Kosten für das Bohren

Besondere Kosten entstehen nicht. Lediglich der verwendete Bohraufsatz wird für andere Werkstoffe unbrauchbar, was Sie bei der Auswahl beachten müssen.

Tipps für Schnellleser:

  • die passende Bohrervariante auswählen
  • Spiralbohrer, Stufenbohrer, Kegelbohrer oder Senken
  • Messingbohrer, Holzbohrer, Kunststoffbohrer, Stahlbohrer
  • Span regelmäßig kontrollieren
  • Vorschub und Geschwindigkeit anpassen
  • krümeliger Span: Drehzahl und Vorschub reduzieren
  • verschmolzener Span: Drehzahl und Vorschub leicht erhöhen
  • für eine ausreichende Kühlung sorgen
  • Bohrer entlüften: zwischendurch aus dem Material heben
  • Risse und Brüche vermeiden
  • Vorschub verringern, um Schäden zu vermeiden
  • Probebohrung durchführen: gegebenenfalls Bohrer austauschen
  • mit Wasser oder Pressluft kühlen

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