Naturfarben herstellen: malen mit Pflanzenfarben – DIY-Anleitung
Malen mit Pflanzenfarben ist neben der Verwendung von Farbstoffen tierischen oder anorganischen Ursprungs die älteste Art, Farbe auf einen Untergrund zu bringen. Naturfarben herstellen macht nicht nur Spaß, sondern bietet einen Einblick in die einzelnen Schritte, die für diesen Vorgang notwendig sind. Gerade Kinder können mit einer DIY-Anleitung begeistert eigene Pflanzenfarben herstellen und diese danach zum Malen benutzen.
Wussten Sie, dass Safran einen intensiven Gelbton erzeugt, der gerne für Textilien verwendet oder die Farbe Indigo aus Pflanzen wie dem Färberwaid oder der tropischen Indigofera tinctoria gewonnen wird? Schon immer haben Menschen die natürlichen Farbstoffe innerhalb von Pflanzen zum Färben von Kleidung oder Speisen oder zum Malen genutzt, da diese in der Natur vorhanden waren. Während der heutige Farbenmarkt von chemischen Erzeugnissen dominiert wird, können Sie selbst Naturfarben herstellen und diese verwenden. Gerade das Malen mit Pflanzenfarben begeistert, da alle notwendigen Farbtöne auf eigene Faust hergestellt werden können und viele der benötigten Materialien sogar im Haushalt zu finden sind.
Inhalte
Naturfarben herstellen
Welche Farben lassen sich selbst herstellen?
Zu Beginn sollten Sie erst einmal einen Überblick über die Farben erhalten, die Sie selbst aus Pflanzen herstellen können. Nicht alle Gewächse, Früchte, Wurzeln, Blumen oder andere Pflanzenteile sind hierfür geeignet, da die enthaltenen Farbstoffe entweder nicht kräftig genug färben oder deren Konzentration nicht hoch genug ist. Der große Vorteil: Ein Großteil der verwendbaren Pflanzenteile stammt aus den heimischen Gefilden oder sind zur heutigen Zeit deutlich einfacher zu beschaffen. Die folgende Liste gibt Ihnen eine Übersicht über mögliche „Rohstoffe“, aus denen Sie Naturfarben herstellen können:
- gelb: Möhren, Zwiebelschalen, Curry, Kurkuma, Färberkamillenblüten, Birkenblätter
- rot: Rote Beete, Rotkohl, Hibiskusblüten (getrocknet), Himbeeren, Dahlienblüte
- violett: Heidelbeeren, Holunderbeeren, Rotkohl, Ligusterbeeren
- braun: schwarzer Tee, Zwiebelschalen, Kaffee, Schalen von Walnüssen
- grün: Brennnesseln, Spinat, Petersilie, Schachtelhalmblätter, Brombeerblätter, Himbeerblätter, Mate-Tee
- blau: Malvenblüten, Kornblumenblüten
- schwarz: Galläpfel
- orange: Färbermeier-Wurzeln (bot. Asperula tinctoria), Sumpfdotterblume (bot. Caltha palustris)
Besonders schwer sind blaue Farben herzustellen, da die Farbtöne entweder häufig ins Rote oder Violette übergehen oder einfach nicht kräftig genug sind. Für blaue Pflanzenfarben gibt es daher ausschließlich die Blüten der Malve, die ein ansprechendes Blau erzeugen, das Sie vor allem zum Einfärben von Textilien oder als Wasserfarbe verwenden können. Ein großer Vorteil an all den oben genannten Pflanzen ist die Aufteilung in verschiedene Herstellungsmethoden, die sich problemlos zu Hause erledigen lassen. Dazu gehören zum Beispiel das Aufkochen oder Einlegen der Pflanzenteile. Manche Zutaten wie Rotkohl verändern ihre Farbe entsprechend weiter Bestandteile wie Essig oder Natron. Wie Sie die Naturfarben herstellen und malen mit diesen Pflanzenfarben, erfahren Sie in den kommenden Abschnitten.
Tipp: Sie können ebenfalls etwas experimentieren, wenn Sie eine nicht aufgelistete Blume oder Pflanze daheim haben und darüber nachdenken, diese zur Farbherstellung zu benutzen. Nehmen Sie dafür ein weißes Blatt Papier zur Hand und reiben Sie das Pflanzenmaterial auf diesem, um zu überprüfen ob dieses färbt und anschließend zu Farbe verarbeitet werden kann.
Methoden
Naturfarbe auspressen
Das Auspressen von Pflanzenteilen ist eine klassische Methode, um Farbstoffe als Saft zu erhalten, der danach zum Färben verwendet werden kann. Aufgrund des hohen Feuchtigkeitsanteils ist diese Methode gut für die folgenden Maltechniken geeignet:
- Aquarell
- malen mit Feder
- lasieren
Da all diese Techniken auf schwächere Farben setzen, bietet sich diese Methode hervorragend dafür an. Sie können hierfür entweder Karotten, Rote Beete, Tee oder Kaffeesatz nehmen, da diese sich am besten zum Auspressen eignen. Wenn Sie sich für Rote Beete entscheiden, sollten Sie unbedingt aufpassen, nicht zu viel zu spritzen. Rote Beete ist aus manchen Oberflächen und Kleidungsstücken nur schwer zu entfernen. Gehen Sie für die Herstellung der Naturfarbe wie folgt vor:
- raspeln Sie das Gemüse
- füllen Sie dieses in ein sauberes Tuch
- Tee oder Kaffeesatz einfach in ein sauberes Tuch füllen
- oben verschließen
- kräftig den Inhalt in eine Schale oder Flasche auspressen
- das Gemüse kann danach in Salate gegeben oder gekocht werden
- Tee und Kaffeesatz danach entsorgen oder im Garten verwenden
Beim Malen mit diesen Pflanzenfarben müssen Sie den hohen Feuchtigkeitsgehalt im Auge behalten. Wenn Sie sich schon mit Aquarellfarben auskennen, fällt Ihnen die Verwendung deutlich leichter. Ebenso können Sie die Farbe auf den Pinsel geben und gezielt auf das Papier spritzen. Dadurch lassen sich ansprechende Akzente setzen, die aufgrund der Wässrigkeit der Farbe sogar verlaufen können. Je nach Stil und gewünschtem Ergebnis kann diese Farbe genau den eigenen Anforderungen entsprechen.
Tipp: Selbst die Verwendung von Kaffee- und Teeresten in der Kanne können in einer Flasche gesammelt und anschließend als dunkle Farbe verwendet werden. Dafür müssen Sie diese nicht einmal auspressen, da es sich schon um eine wässrige Lösung handelt.
Farbmischungen: DIY-Anleitung
Die klassischen Farbmischungen sind besonders einfach umzusetzen, da Sie hier den Rohstoff einfach nur mit Wasser mischen müssen. Trotz der simplen Anwendung sind nicht alle der oben genannten Pflanzen hierfür nutzbar und nur die folgenden Gewürze lassen sich verwenden:
- Kurkuma
- Curry
- Färbermeier-Wurzeln
All diese Pflanzen werden als Pulver benötigt, da sie nur so zu einer ebenmäßigen Paste vermischt werden können, die sich zum Malen eignet. Aus diesem Grund müssen Sie die Wurzeln des Färbermeier zuerst etwas trocknen und anschließend reiben, damit ein Pulver wie der Gewürz-Kurkuma und Curry entsteht. Haben Sie diese im gebrauchsfertigen Zustand, gehen Sie wie folgt vor:
- geben Sie einen Teelöffel der Zutaten in eine Schale
- mischen Sie zwei Esslöffel Wasser dazu
- dieses sollte zuvor gekocht werden
- nun gut umrühren
- es sollte eine geschmeidige Paste entstehen
- optional noch einen Esslöffel Wasser hinzugeben
Die Intensität der Farbe nimmt mit einer erhöhten Wassermenge ab. Sie benötigen aber einen bestimmten Anteil an Wasser, da Sie sonst die Farbe nicht auf eine Leinwand auftragen können. Der große Vorteil dieser Farbe ist die Einfachheit, wie Sie angewandt wird. Malen mit diesen Pflanzenfarben geschieht auf die gleiche Weise wie viele Farben aus der Tube. Nehmen Sie einen Pinsel zur Hand und legen Sie einfach drauf los.
Tipp: Auf die gleiche Weise können aus Safran Naturfarben herstellen, die Sie mit ihrem intensiven, goldgelben Farbton begeistern werden. Leider ist Safran sehr teuer und wird aus diesem Grund schon lange nicht mehr für diesen Zweck verwendet, da die Kosten für eine kleine Menge Farbe einfach viel zu hoch wären.
Einlegen: DIY-Anleitung
Beim Einlegen nutzen Sie an sich nur einen Farbträger und die entsprechenden Pflanzenteile um die Naturfarben selbst herstellen zu können. Genutzt wird diese Methode ausschließlich für die Blüten der Malve und des Hibiskus, die ihre Farbstoffe an das Wasser abgeben und so einen intensiven Ton ermöglichen. Für das Einlegen benötigen Sie ein Glas und Wasser, in das die Blüten gelegt werden. Je mehr Blüten Sie in das Wasser geben, desto stärker wird der Farbton. Schon nach etwa zwei Stunden im Wasser sollte die Farbe ausreichend stark konzentriert sein, um sich problemlos als Wasserfarbe nutzen zu lassen. Sie können die Blüten natürlich noch eine Weile länger im Wasser einlegen. Danach seihen Sie die Blüten aus der Farbe ab und können diese benutzen. Ebenso werden Walnussschalen auf diese Weise verwendet. Jedoch ist hier die Herstellung anders:
- 150 Gramm Walnussschalen trocknen
- zerkleinern
- in ein Glas mit 500 Milliliter Wasser geben
- 24 Stunden einweichen
- abseihen
Der braune Farbton ist angenehm hell.
Aufkochen: DIY-Anleitung
Das Aufkochen der Zutaten ist eine der am häufigsten angewandten Methoden, selbst Naturfarben herzustellen. Verwendet wird diese Methode bei den folgenden Zutaten:
- Brennnesseln
- Petersilie
- Färberkamille
- Birkenblättern
- Zwiebelschalen
- Schachtelhalmblätter
- Brombeerblätter
- Himbeerblätter
- Rotkohl
- Sumpfdotterblume
- Rote Beete
Sobald Sie sich für eine dieser Zutaten entschieden haben, können Sie mit dem Herstellen der Farbe beginnen. Dabei folgen Sie dieser DIY-Anleitung:
- zerkleinern Sie die Blätter oder den Kohl mit einem Messer
- zerreiben Sie Knollen
- Kamillenblüten und Zwiebelschalen am Stück nutzen
- einen Kochtopf mit Wasser vorbereiten
- eine halbe bis maximal ganze Tasse verwenden
- die zerkleinerten Zutaten hineingeben
- 15 bis 30 Minuten köcheln lassen
- nicht auf höchster Stufe kochen
- das zersetzt die Farbstoffe
- danach kalt abseihen
Je nach verwendeter Zutat kann die Farbe dünn- oder dickflüssiger ausfallen. Zudem variieren die Farbtöne stark von einer Zutat zur anderen. Gerade Birkenblätter und Färberkamillen sind für ihre starke Farbleistung bekannt. Zwiebelschalen sorgen für einen dunkleren Farbton, sobald sie einige Stunden vorher eingeweicht wurden.
Mörsern: DIY-Anleitung
Das Mörsern gelingt besonders einfach und neben einem Mörser benötigen Sie nur noch ein Sieb und ein Tuch. Alternativ zum Mörser können Sie eine Gabel benutzen, wenn es sich um Zutaten wie Beeren handelt, da diese weiches Fruchtfleisch haben. Neben Heidel- und Holunderbeeren sind es die Beeren vom Liguster, die hervorragend durch diese Methode zu einer intensiven, dickeren Farbe führen. Das Besondere an diesen Farben: Sie lassen sich hervorragend mit dem Finger benutzen. Nur müssen Sie beim Liguster darauf achten, dass die Beeren der beliebten Heckenpflanze giftig sind. Gehen Sie bei der Herstellung wie folgt vor:
- eine Tasse Beeren wird benötigt
- diese in den Mörser geben
- gründlich zerkleinern
- alternativ in eine Schüssel geben und mit Gabel zerkleinern
- danach die Farbe durch ein Sieb drücken
- dadurch werden Kerne und Häute entfernt
Die herausgedrückte Farbe können Sie sofort verwenden. Schon zu Zeiten der Steinzeitmenschen wurden auf diese Weise Beeren verwendet, da die Farbintensität sehr hoch ist. Zudem ist die Farbe sehr resistent und lässt sich nur schwer entfernen. Falls Sie einen helleren Ton wünschen, können Sie etwas Wasser dazugeben.
Tipp: Den Mörser können Sie ebenfalls benutzen, um verschiedene Blüten zu zerstampfen und darauf eine Farbe zu gewinnen. Besonders gut geeignet sind hierfür Rosen, Geranien und Mohn, die nach dem Mörsern mit heißem Wasser abgeseiht werden und anschließend verwendet werden können.
Farbpüree: DIY-Anleitung
Das Farbpüree verbindet zwei Methoden: auspressen und einlegen. Vor allem Rotkohl und Spinat werden auf diese Weise zu einer Farbe verarbeitet, die Sie nachher verwenden können. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- zerkleinern Sie den Rotkohl oder Spinat
- mischen Sie diese mit ein wenig Wasser
- es darf nicht zu viel sein
- pürieren
- das Püree in ein Stofftuch geben
- ausdrücken
Die Farbe ist recht intensiv und lässt sich hervorragend mit dem Pinsel auftragen oder effektiv zur Färbung von Kleidung oder Stoffbahnen verwenden. Wenn Sie den Rotkohl in seiner Farbe variieren wollen, nutzen Sie neben dem Wasser noch folgende Zutaten:
- Essig: intensives Rot
- Natron: bläulich-violett
Gallapfel-Schwarz herstellen
Bei Galläpfeln handelt es sich um kugelige Gebilde an der Unterseite von Eichenblättern, die Sie im Herbst sammeln können. Die ehemaligen Behausungen der Gallwespenlarven ermöglichen die Herstellung einer intensiv schwarzen Farbe, ohne dass Sie den Gallwespen schaden. Sie benötigen für 150 Milliliter Farbe 20 Gramm der Gallen, eine Messerspitze Eisen(II)-Sulfat aus der Apotheke und zwei Messerspitzen Gummi arabicum. Auf die folgende Weise stellen Sie die Farbe her, die Sie danach wie Tinte verwenden können:
- Galläpfel gut zerkleinern
- im Wasser für zwölf Stunden einweichen
- danach aufkochen
- fünf Minuten köcheln lassen
- abkühlen
- Eisen(II)-Sulfat und Gummi arabicum untermischen
- dabei Handschuhe tragen
Nach der Fertigstellung muss die Tinte noch 24 bis 36 Stunden ruhen und kann anschließend umgefüllt und verwendet werden. Bekannt ist das Erzeugnis unter dem Namen Eisengallustinte.
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