Möbel/Holz ablaugen selber machen – DIY-Anleitung & Kosten
Es gibt so schöne alte Möbel, die wir alle gern in unsere Wohnung stellen würden. Wir müssen Sie nur unter vielen Schichten überaus hässlicher Farbe erst einmal finden. Wie Sie die Möbel aus Holz von einer Verkleidung von Farbschichten befreien, zeigen wir in der Anleitung: Ablaugen selber machen.
Es ist oft ein richtiges Versteckspiel und Sie können nur ahnen, ob sich tatsächlich ein Schätzchen aus wunderschönem Holz unter der dicken Ladung alter Farbe verbirgt. Jedes Jahrzehnt hatte seine eigene Moderichtung und seinen eigenen Farbstil. Um die wahre Schönheit freizulegen, muss die Farbe herunter. Dazu wird das Möbelstück aus echtem Holz abgelaugt. Das können Sie sogar selber machen. In unserer DIY-Anleitung zeigen wir die einzelnen Arbeitsschritte. Ein Überblick über die anfallenden Kosten wird Ihnen zeigen, ob es sich überhaupt lohnt, selbst Hand anzulegen.
Das benötigen Sie:
- Spachtel/Abzieher
- Drahtbürste
- Beitel schmal
- Pinsel/Kunststoffschwamm/Kunststoffbürste/Wurzelbürste
- Mundschutz/Augenschutz
- Handschuhe speziell für Chemikalien
- Ablauger/Natronlauge/Salmiakgeist/Ätznatron/Kalilauge
- (Abbeizpaste)
- alte Handtücher
Wozu Holz ablaugen?
Das schöne alte Buffet aus der Jahrhundertwende hat schon so einige Anstriche hinter sich gebracht, oder besser über sich ergehen lassen. Entfernt wurden die alten Schichten meist nicht, bevor ein anderer Anstich erfolgte. So finden sich heute noch das Vanillegelb der Fünfziger und das knallige Orange aus den Siebzigern, gefolgt von einem grausam hässlichen Dunkelgrün aus den Achtzigern. Heute ist das gute Stück noch mit der blauen sichtbaren Schicht der letzten Mode verschandelt. Abschleifen ist daher kaum möglich, da sich die Farbe sofort in das Schleifpapier setzt und Sie Unmengen davon verbrauchen würden. So bleibt nur die Lösung, das Möbelstück entweder mit Ätznatron oder Natronlauge abzulaugen oder abzubeizen.
Tipp: Nicht jede Holzart kommt mit dem Ablaugen gut zurecht. Eiche zum Beispiel enthält viele Gerbstoffe und verfärbt sich beim Ablaugen leicht bräunlich oder grau. Nicht alle diese Einflüsse lassen sich beim gründlichen Abspülen nach dem Ablaugen komplett herunterspülen. Erkundigen Sie sich daher, aus welcher Holzart Ihr Möbelstück hergestellt wurde. Eventuell sollten Sie lieber einen Fachbetrieb mit dem Ablaugen beauftragen, als es selber durchzuführen.
Inhalte
Ablaugen oder Abbeizen?
Die beiden Verfahren werden häufig in einen Topf geworfen, wenn es um das Entfernen von Farbschichten auf Holz geht. Das mag daran liegen, dass Mittel zum Ablaugen oft als alkalische Abbeizmittel bezeichnet werden. Eine Lauge zum Entfernen von Farbe verwandelt fettsäurehaltige Farben und Beschichtungen in eine Art von Seife. Auch die ölhaltigen Inhalte der alten Farben werden zu Seife aufgelöst. Beide Stoffe können dann relativ einfach vom Holz abgezogen werden. Dazu werden entweder Spachtel und Abzieher verwendet und / oder die Reststoffe werden abgewaschen. Abgelaugt werden nahezu ausschließlich Antiquitäten, da moderne Lacke oft nicht abgelaugt werden können.
Fachunternehmen tauchen die Möbelstücke meist in den Ablauger und spülen sie später gründlich ab. Das Problem besteht in der verwendeten Farbe, denn, so wie oben beschrieben, können Ablauger natürlich nur bei Farben wirken, in denen auch tatsächlich Öl enthalten ist. Daher kommen nur diese Farben für den Ablauger auf Basis von Ätznatron oder Natronlauge infrage:
- Ölfarben
- Lack auf Ölbasis
- Alkydharzlack
In den letzten Jahren wird jedoch fast nur noch Acryllack verwendet, der mit Wasser verdünnt werden kann. Bei dem Acryllack ebenso wie bei Dispersionsfarben, die meist als Wandfarbe genutzt werden, ist mit dem typischen Ablauger überhaupt keine Wirkung zu erzielen. Diese Farben müssen mit einer Abbeize behandelt werden, die aber Lösemittel enthält. Wenn es nicht möglich ist, einen Ablauger zu verwenden, sollten Sie doch lieber zum Schwingschleifer und Schleifpapier greifen, da die Abbeizmittel nicht zuletzt wegen der Lösemittel als hochgradig gesundheitsgefährdend gelten. Wollen Sie dennoch derartige Abbeizer verwenden, müssen Sie sich unbedingt mit einem Atemschutz ausrüsten. Zudem sollten Sie diese Produkte nur im Außenbereich anwenden.
Kosten und Preise für das Ablaugen
Es gibt Pasten, Pulver und fertige Mischungen, die mit mehr oder minder großem Erfolg jede Farbschicht vom Holz entfernen. Es ist aber nicht zwingend erforderlich, eine fertige Mischung zu kaufen, viele andere Mittel haben die gleiche Wirkung. Es kann außerdem von der ursprünglich verwendeten Farbe abhängen, welche Lauge besser wirkt und die Farbe zügig vom Holz herunternimmt. Salmiakgeist, Ätznatron oder Natronlauge aus der Apotheke haben die gleiche Wirkung. Bei der Natronlauge sollte eine etwa zehnprozentige Mischung verwendet werden.
Das benötigte Zubehör ist nicht teuer und auch der Ablauger ist es in der Regel nicht. Schon ab etwa 10,00 Euro je Liter bekommen Sie einen Ablauger in jedem Baumarkt. Je größer das Gebinde ist, desto geringer ist normalerweise auch der Literpreis. Wie viel von dem Produkt Sie benötigen, hängt zum einen von der Art der Farbe und zum anderen von der Anzahl der Farbschichten ab.
- Ablauger 1 Liter – ab 10,00 Euro
- Ablauger 10 Liter – ab 70,00 Euro
- Ablauger 20 Liter – ab 130,00 Euro
Was kostet ein Handwerker oder ein Fachunternehmen?
Wenn etwas abgelaugt werden soll, handelt es sich meist um kostbare antike Möbel, die nicht nur finanziell einen hohen Wert haben. Vielfach sind es sogar Erbstücke, die seit Langem in der Familie sind und daher auch einen emotionalen Wert besitzen. Hier daher ein Überblick, was ein Fachunternehmen für diese Arbeiten verlangt:
Möbelstücke
- Kommode bis 80 cm breit – ab 130,00 Euro
- Holztruhe bis 60 cm breit – ab 70,00 Euro
- Tisch bis 100 cm breit – ab 120,00 Euro
- Sitzbank bis 100 cm breit – ab 120,00 Euro
- Stuhl – ab 50,00 Euro
- Stuhl mit Armlehnen – ab 70,00 Euro
- Vertiko ohne Aufsatz bis 80 cm breit – ab 130,00 Euro
- Vertiko mit Aufsatz bis 80 cm breit – ab 160,00 Euro
- Buffet ohne Aufsatz bis 140 cm breit – ab 180,00 Euro
- Buffet mit Aufsatz bis 140 cm breit – ab 220,00 Euro
- Kinderbett – ab 80,00 Euro
- Einzelbett – ab 100,00 Euro
- Doppelbett – ab 160,00 Euro
- Nachtschrank – ab 70,00 Euro
Tipp: Sie sollten den Preis aber mit dem Unternehmen ganz genau abstimmen. Sollten viele Schichten von verschiedenen älteren Farben vorhanden sein, verlangen die meisten Unternehmen Aufschläge von bis zu 30 Prozent. Bevor also nach der Arbeit das böse Erwachen entsteht, sollten Sie das Unternehmen bitten, einen Festpreis zu nennen.
Auch Elemente aus einem Altbau müssen bei einer Renovierung eventuell abgelaugt werden. Hier einige Beispiele für die Kosten, die für diese Dinge bei einem Fachunternehmen anfallen:
Altbau-Elemente
- Handlauf Treppe – pro Meter etwa 10,00 Euro
- Geländer Treppe – pro Meter etwa 10,00 Euro
- Fensterläden – je Quadratmeter ab 50,00 Euro
- Zimmertüren – Stück bis 2 Quadratmeter ab 110,00 Euro
- Haustüren – Stück bis 2 Quadratmeter ab 180,00 Euro
Tipp: In diesen Preisen ist noch nicht die Abholung oder das Zurückbringen der behandelten Möbel enthalten. Das müssen Sie entweder selber machen oder bei der Fachfirma zusätzlich zahlen. Meist werden bestimmte Preise pro Kilometer verlangt. Sie sollten also ein Unternehmen auswählen, das möglichst nah an Ihrem Wohnort liegt.
Möbel selbst ablaugen – Schritt für Schritt
Sie sollten einen Augenschutz und Handschuhe tragen, die beständig gegenüber Chemikalien sind. Außerdem ist, vor allem wenn Sie in einem Innenraum arbeiten, ein Atemschutz sehr wichtig. Die Mittel zum Ablaugen lösen nicht ohne Grund selbst die robustesten Farben in relativ kurzer Zeit auf. Das gleiche Ergebnis erzielen die Produkte auch auf der Haut und den Augen.
Wichtig: Sicherheit ist der wichtigste Arbeitsschritt für einen Heimwerker.
Schritt 1 – Gebrauchsanweisung lesen – Informationen einholen
Da alle diese Mittel recht gefährlich sind, sollten Sie bei einem gekauften Ablauger unbedingt die Gebrauchsanweisung sehr genau studieren. Viele Heimwerker unterlassen diesen Punkt inzwischen sehr gern, daher wollen wir hier noch einmal darauf hinweisen. Auch wenn Sie ein Produkt aus der Apotheke nutzen, sollten Sie sich vor der Anwendung umfassend informieren.
Schritt 2 – Auftragen des Ablaugers
Fragen Sie im Baumarkt nach einem Schwamm, der Natronlauge oder Ätznatron aushält. Einige Produkte lösen sich nämlich davon auf. Sie können das Produkt auch mit einer Kunststoffbürste auftragen, was aber deutlich mehr Spritzer erzeugt. Tragen Sie daher den Ablauger mit dem Schwamm auf. Je nach Hersteller wird schon beim ersten Einreiben eine Wirkung sichtbar.
Tipp: Wenn Sie Natronlauge selbst zu einer zehnprozentigen Lauge gerührt haben, sollten Sie so lange weitere Lauge auf die Farbschicht aufwischen, bis die Farbe anfängt sich abzulösen. Es ist wichtig, die Natronlauge ausreichend stark zu vermischen, da sonst später auf dem Holz ein weißer Schleier zurückbleibt, der sich nicht mehr entfernen lässt. Gerade Einsteiger neigen dazu, die Natronlauge zu stark anzumischen, da sie hoffen, die Wirkung zu beschleunigen.
Schritt 3 – Möbel abwaschen – Farbe abkratzen
Vieles von der alten Farbe wird nun schon beginnen, sich aufzuwellen und abzulösen. Schieben Sie mit einem Spachtel oder einem dreieckigen Abzieher die Farbreste von dem Möbelstück herunter. Falls Sie mit einer Drahtbürste arbeiten wollen, sollten Sie gerade bei Weichholz sehr vorsichtig vorgehen. Sollte die Farbe noch zu fest sitzen, können Sie mit dem Schwamm noch wieder etwas Ablauger auftragen. Ist ein großer Teil der Farbe entfernt, können Sie den Rest mit Wasser und einer groben Bürste entfernen. Achten Sie darauf, dass sich nirgendwo Wasser sammelt und an einer Stelle auf dem Möbelstück stehen bleibt.
Tipp: Einige Handwerker nutzen für die Reinigung einen Hochdruckreiniger. Das sollten Sie aber nur tun, wenn Ihr Hochdruckreiniger einen einstellbaren Strahl besitzt. Bei Weichholz, wie Kiefer oder Fichte, sollten Sie die Finger vom Hochdruckreiniger lassen. Die Gefahr, in das alte Weichholz Dellen zu fräsen ist einfach zu groß. Was nützt es, wenn die Farbe zwar weg ist, das Holz aber auch?
Bürsten Sie das Wasser immer zügig vom Möbelstück herunter. In den Ecken müssen Sie eventuell mit einem Beitel oder einem Schlitzschraubendreher die Farbreste noch abkratzen.
Schritt 4 – Fertigstellung und Trocknung
Wenn Sie die Farbe komplett entfernt haben und die Lauge gut abgewaschen ist, können Sie mit alten Handtüchern einen Großteil der Feuchtigkeit auf dem Möbelstück aufsaugen. Im Gegensatz zu einem Fachmann ist es für einen Heimwerker nicht zu empfehlen, das Möbelstück mit viel Wärme schnell zu trocknen. Die geleimten Verbindungen fallen dadurch häufig komplett auseinander. Außerdem kann das Holz durch zu schnelles Trocknen schrumpfen und sich ungleichmäßig verziehen. Das Trocknen kann unter normalen Temperaturen bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Diese Zeit müssen Sie leider aussitzen.
Tipp: Wenn Sie noch einige kleinere Flecken abschleifen wollen oder müssen, sollten Sie das erst nach der Trocknung des Holzes tun. Das Schleifpapier setzt sich sehr schnell zu, wenn das Holz noch etwas feucht ist. Zudem müssen eventuell einige Verbindungen neu geleimt werden. Das sollten Sie vor dem letzten Anschliff tun, damit Sie austretenden Leim gleich mit entfernen können.
Video – Holz ablaugen
Schönes Video mit guter Erklärung, welche Holzarten gelaugt werden dürfen:
Tipps für Schnellleser
- Ablauger kaufen oder selber mischen
- Angebot Fachbetrieb prüfen
- Abholkosten erfragen
- möglichst Art der alten Farbe ermitteln
- Gebrauchsanweisung genau lesen
- persönlichen Schutz Augen, Hände, Atemschutz beachten
- Ablauger mit Schwamm auftragen
- Ablauger einwirken lassen und anfeuchten
- Farbe mit Spachtel und Drahtbürste entfernen
- Abwaschen des Ablaugers
- kein stehendes Wasser auf dem Holzmöbel
- Ecken genau nacharbeiten
- Holzmöbel abtrocknen mit alten Handtüchern
- Möbelstück muss in Ruhe trocknen
- eventuell Verbindungen neu verleimen
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