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Welchen mineralischen Putz für Fassaden – Mineralputz oder Silikonharzputz?

Mineral -oder Silikonharzputz

Wie eine Fassade verputzt wird, hängt im Wesentlichen davon ab, ob sie mit einem Dämmsystem ausgestattet ist. Mineralputz und Silikonharzputz sind zwei Putzsorten, welche besten Schutz bieten und dennoch diffusionsoffen sind. Dies ist zum Erhalt der Dämmschicht unverzichtbar. Beide Putzsorten haben ihre Vor- und Nachteile. Welcher Baustoff für welchen Zweck ideal ist, kann dieser Ratgeber klären.

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Funktion – Oberputz

Ein Oberputz verhüllt eine stark strukturierte gemauerte Wand und gibt ihr eine ebenmäßige und gleichförmige Oberfläche. Dies hat nicht nur optische Vorteile. Eine verputzte Wand schließt ein Gebäude nach Außen gegen Witterungseinflüsse ab. Wind und ablaufendes Wasser haben bei einem Oberputz weniger Angriffspunkte, um Schäden anzurichten. Bevor die Wand strukturell durch ausgespülten Mörtel oder durch Frost geschädigte Steine zerstört wird, zerbricht zuerst die Putzschicht. Dies fällt an einer verputzten Wand aber sofort auf und die Schadstelle kann schnell und einfach repariert werden. Bei ungedämmten Wänden wird Putz in einer Dicke von 15-20 Millimeter aufgetragen. Mit dieser Schichtdicke wird die aus Steinen und Fugen bestehende Struktur der Mauer vollständig ausgeglichen. Die Oberfläche kann, je nach Wunsch, spiegelglatt abgezogen werden.

Bei gedämmten Wänden ist die Struktur der gemauerten Wand bereits größtenteils ausgeglichen. Vor allem bei Altbausanierungen, bei denen eine alte Putzschicht an der Fassade bestehen bleibt, ist ein Ausgleichen der Mauerstruktur durch den Putz nicht mehr notwendig. Das verführt viele Bauunternehmen und Hausbesitzer dazu, die Oberputzschicht extrem dünn auszuführen. Der Grund dafür liegt in den Kosten. Ein dreistöckiges Mehrfamilienhaus von zehn Metern Höhe, acht Metern Breite und zwölf Metern Länge hat eine zu verputzende Fassadenfläche von ca. 350 m². Drei Millimeter zusätzliche Dicke am Putz verteuern den Bau bereits um über tausend Euro. Jedoch ist dies definitiv am falschen Ende gespart.

Wärmedämm-Verbundsystem

Die Energie-Einsparverordnung schreibt vor, dass beheizte Räume mit einem geeigneten Dämmsystem nach außen isoliert werden müssen. Bei Neubauten und bei der Sanierung von Altbauten mit unstrukturierten Fassaden kommt dafür die Außendämmung zum Einsatz. Diese besteht aus leichten Materialien mit einem hohen Luftanteil. Die Dämmwirkung dieser Baustoffe ist davon abhängig, wie trocken sie sind. Eine Durchfeuchtung durch Schlagwasser von außen ist deshalb ebenso schädlich für einen Dämmstoff, wie nicht diffundierendes Schwitzwasser von Innen. Um die Wärmedämmung trocken zu halten, muss ein Außenputz deshalb zwei Eigenschaften haben, die sich in gewisser Weise gegenseitig ausschließen: Sie müssen wasserdicht und dennoch diffusionsoffen sein. Dies können Mineralputze und Silikonharzputze leisten.

Loch im Putz

Vor- und Nachteile von Mineralputzen

Ein Mineralputz ist ein auf Zement basierendes, feinkörniges Material, welches im pastösen Zustand auf die Fassade aufgetragen oder aufgespritzt wird. Ein hoher Zementanteil und widerstandsfähige Zuschlagstoffe aus Quarzsand geben dem Mineralputz eine hohe Festigkeit. Schwundrisse werden durch das Einarbeiten von einem Putznetz oder Putzgitter verhindert. Mineralputz ist ein seit Jahrtausenden bewährtes Baumaterial, welches billig und einfach zu verarbeiten ist. Mineralputz lässt sich einfach in Trockensilos auf der Baustelle lagern und sehr effizient mit Pumpsystemen auf die Fassade auftragen. Fertig ausgehärtet, saugt Mineralputz Schlagwasser teilweise auf und bindet es in seinen Kapillaren. Das Wasser dampft nach dem Regen allmählich wieder ab. Ein Durchfeuchten der Wärmedämmung wird durch den Mineralputz wirkungsvoll verhindert.

Die Mindestdicke von 2 Millimetern hat sich in der Praxis jedoch als zu dünn erwiesen. Hagel oder andere mechanische Einschläge konnten den Putz beschädigen, wodurch Frostschäden möglich wurden. Selbst durch Spechte aufgepickte Fassaden hat es schon gegeben. Das Problem ist hier, dass der spröde Mineralputz auf einem elastischen Untergrund aufliegt. Bei mechanischen Eingriffen überträgt sich die Druckkraft zu schnell auf die Dämmung, da sie nicht durch eine dickere Putzschicht auf einer größeren Fläche verteilt wird. Sie wird auf einer zu kleinen Querschnittsfläche aufgenommen. Bei gleichem Druck gibt eine große Druckfläche nur wenig nach, eine kleine Druckfläche dafür umso mehr. Dies erzeugt bei zu dünnen Oberputzen die gefürchteten Brüche, die sich zu massiven Bauschäden auswachsen können.

Darum sollte der Mineralputz auf einem Wärmedämm-Verbundsystem mindestens 7 Millimeter betragen. Ein Wärmedämm-Verbundsystem kann eine Außenputzdicke von bis zu 20 Millimetern vertragen. Die notwendige Diffusionsoffenheit ist durch diese Dicke noch gewährleistet. Die Aufnahmefähigkeit des Mineralputzes von Schlagwasser und Druckkräften ist bei dieser Dicke natürlich wesentlich besser ausgeprägt, als bei den extrem dünnen Putzschichten. Ab 8 Millimetern ist jedoch ein zweilagige Ausführung empfohlen, da die thermischen Dehnspannungen im Putz sonst zu Schäden führen können. Mineralputz dehnt sich unter Wärme aus und zieht sich bei Abkühlung wieder zusammen. Die entstehenden Spannungen können Risse verursachen, in welche erst Wasser eindringt und dann für Frostschäden sorgt.

Nachteilig am Mineralputz ist, dass er nur in einer sehr begrenzten Farbauswahl verfügbar ist. Die Farbe wird vom Zement und von den Zuschlagstoffen vorgegeben. Zement hat eine graue Farbe, welche durch die Wahl geeigneter Zuschläge etwas ins rötliche, weiße oder gelbe verfärbt werden kann. Entspricht die Zementfarbe aber nicht dem Geschmack des Gebäudebesitzers, muss die Fassade in der Wunschfarbe gestrichen werden. Beim Rückbau des Gebäudes ist Mineralputz unkritisch. Er kann recycelt oder problemlos deponiert werden. Bei Wärmedämm-Verbundsystemen muss beim Streichen einer mit Mineralputz verkleideten Fassade darauf geachtet werden, dass offenporige Farbe verwendet wird. Die Diffusionsoffenheit der Fassade darf durch die Farbe nicht gefährdet werden.

Mineralputz

Bei zu dünnem Auftrag auf Wärmedämm-Verbundsystemen haben sich Mineralputze zudem als anfällig für einen Algen- und Pilzbefall erwiesen. Dabei bietet nicht der Putz selbst den Nährboden für Schimmel und Flechten, sondern durch Wind aufgetragene organische Substanzen, wie beispielsweise Pollen und Sporen. Algen und Schimmel bilden sich dabei vor allem an der Nordseite, da die geringe Fähigkeit zur Wärmespeicherung des zu dünnen Putzes die Wand stark abkühlt. Tauwasser hält sich auf dünnen, mit Wärmedämm-Verbundsystemen kombinierten Putzschichten lange genug, um ein permanentes Algen- und Schimmelwachstum zu begünstigen.

Insgesamt ist Mineralputz aber ein sehr dauerhafter Werkstoff, der bis zu 100 Jahren ohne Beschädigung an einer Fassade überdauern kann.

Hochwertiger Mineralputz kostet ca. 1 Euro pro Quadratmeter und Millimeter Schichtstärke. Hinzu kommen noch Kosten für Farbe (ca. 0,32 Euro pro Quadratmeter) und Putz-Armierungsgewebe (ca. 0,80 Euro pro Quadratmeter). Insgesamt muss man pro Quadratmeter Außenputz bei einer empfohlenen Mindestdicke von 7 Millimetern von ca. 8,50 pro Quadratmetern ausgehen. Hinzu kommen noch Kosten für Werkzeuge und Gerüste. Da die aber bei den Silikonharzputzen in gleicher Höhe anfallen, werden die Kosten dafür an dieser Stelle nicht aufgeführt.

Zusammengefasst hat Mineralputz folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile Nachteile
+ Preiswert
+ Bewährt
+ Einfach zu lagern und zu verarbeiten
+ sehr wirksam und dauerhaft, sofern in ausreichender Dicke aufgetragen
– muss immer wieder überstrichen werden
– sehr rissanfällig bei zu dünnem Auftrag
– Anfällig für Schimmelbefall bei zu dünnem Auftrag

Vor- und Nachteile von Silikonharzputzen

Silikonharzputze verwenden keinen Zement als Bindemittel, sondern ein spezielles Kunstharz. Außerdem haben sie als Zuschlagstoff ganz oder teilweise Kunststoffgranulate. Es sind recht neu entwickelte Werkstoffe, für die es noch keine allgemeingültige Normung gibt. Ähnlich, wie bei Werkzeugen für die Bezeichnung von „Chrom Vanadium Stahl“ lediglich etwas Chrom und Vanadium im Metall eingerührt sein muss, genügt auch der kleinste Zusatz von Silikonharz, um aus einem ganz normalen Mineralputz einen Silikonharzputz zu machen. Um wirklich ein hochwertiges und wirkungsvolles Material zu erhalten, ist das kompetente Studieren der Datenblätter notwendig.

Silikonharz ist elastischer und wasserundurchlässiger als zementgebundene Mineralputze. Dadurch versprechen Silikonharze einige Vorteile. Wasser perlt ab und wird nicht aufgesaugt. Dadurch bleibt die Fassade stets trocken genug, um gegen Schimmel- und Algenbefall resistent zu sein. Bei mechanischer Belastung, beispielsweise durch Hagelschlag oder Bälle von spielenden Kindern, reagiert Silikonzharzputz elastisch. Vor allem bei dünnem Auftrag und dickem Wärmedämm-Verbundsystem kommt Silikonharzputz mit mechanischen Belastungen besser zurecht, als mineralischer Putz.

Silikonharzputz kann in vielen Farben bestellt werden. Der Putzstoff ist dabei durchgefärbt. Kratzer, beispielsweise durch angelehnte Fahrräder, fallen nicht auf und müssen nicht überstrichen werden. Ein zusätzlicher Anstrich ist beim Verwenden von Silikonharzputz nicht notwendig.

Silikonharzputz ist jedoch wesentlich weniger diffusionsoffen, als ein Mineralputz. Es besteht bei der Verwendung von Silikonharzputz deshalb die Gefahr, dass die Dämmschicht von innen nach außen durchfeuchtet. Das senkt ihre Wirkung und sorgt früher oder später für Kältebrücken in das Innere des Gebäudes. Die Folgen können dann gestiegene Heizkosten oder sogar eine Bildung von Schimmel sein.

Silikonharzputz kostet von den reinen Materialkosten her wesentlich mehr als Mineralputz. Ein Auftrag von ca. 2 Millimetern kostet bereits 7 Euro pro Quadratmeter. Dafür muss Silikonharzputz aber nicht nachgestrichen werden. Der Kostennachteil ist jedoch relativ zur empfohlenen Dicke des Putzes zu sehen: Bei Silikonharzputzen reichen zwei Millimeter aus, bei Mineralputze werden 5-7 Millimeter empfohlen. Damit relativiert sich der Kostenvorteil des Mineralputzes wieder. Die geringere Schichtdicke vom Silikonharzputz liegt in seiner größeren Elastizität. Dieser Putz reagiert bei mechanischer Belastung elastisch und federt wieder zurück.

Diese angenehm elastischen Eigenschaften hat der Silikonharzputz aber nur, wenn er neu ist. Sobald er dauerhaft dem Sonnenlicht ausgesetzt wird, versprödet der Putz mit der Zeit. Vor allem die harte UV-Strahlung ist für den Silikonharzputz gefährlich. Auch die Wetterseite des Hauses ist für den Silikonharzputz ungeeignet, da die Weichmacher, die für die Elastizität verantwortlich sind, schneller ausgewaschen werden. Dies kann nur verhindert werden, wenn die Putzfläche regelmäßig mit einem Schutzanstrich versehen wird. Silikonhartzputz ist ein Kunststoff, welcher nicht die guten Recyclingeigenschaften besitzt wie Mineralputz.

bröckelnder Putz

Zusammengefasst finden sich beim Silikonharzputz folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile Nachteile
+ In dünnen Schichten auftragbar
+ Wasserabweisend
+ Resistent gegen Befall durch Schimmel und Algen
+ Durchgefärbt, dadurch kein zusätzlicher Anstrich nötig
+ Unkritisch bei Kratzern
+ Mechanisch belastbar durch hohe Elastizität
– Zusammensetzung ist nicht genormt
– Hohe Sachkenntnis notwendig.
– verliert seine mechanischen Eigenschaften allmählich
– Entsorgung nach Rückbau schwieriger als beim Mineralputz

Kombination

Neueste Überlegungen zum Brandschutz planen, dass mit Polystyrol gedämmte Fassaden mit Brandriegeln ausgestattet werden sollen. Diese trennen die einzelnen Etagen bereits an der Außenseite voneinander ab, so dass sich ein Brand nicht über die Fassade auf das ganze Haus übergreifen kann.

Es ist zu erwarten, dass diese Riegel so ausgeführt werden, dass sie stets sichtbar sind. Für die Auswahl der Oberputze hat dies große Vorteile. Der optische Bruch in der Fassade macht die Kombination verschiedener Putzmaterialien wesentlich einfacher.

Mechanische Einflüsse auf den Putz sind vor allem im Sockelbereich bis zur ersten Etage auf der Verkehrsseite zu erwarten. Dort empfiehlt sich die Verwendung von Silikonharz-Putzen.
Ebenso ist die beschattete Nordseite eines Gebäudes mit einem Silikonharz-Putz besser ausgestattet als mit einem Mineralputz. Die Gefahr eines Schimmel- oder Algenbefalls ist dadurch geringer. Jedoch sollte an dieser Stelle unbedingt auf die Diffusionsoffenheit des Materials geachtet werden. Sonst verlagert man im schlimmsten Fall die Schimmelbildung nur nach Innen.

Sockel mit Putz

Der Rest des Hauses kann mit preiswertem Mineralputz verkleidet werden. Lediglich die Farbe muss, wenn man unbedingt eine gleichfarbige Fassade möchte, aufeinander angepasst werden.

Tipps für Schnellleser

  • Datenblätter von Silikonputzen genau lesen
  • Mit Kombination von Putzen beste Ergebnisse erzielen
  • Mineralputze ausreichend dick auftragen.
  • Überalterungseffekte beim Silikonharzputze berücksichtigen

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