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MDF Platten lackieren – DIY-Anleitung in 5 Schritten

MDF Platten haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Holzwerkstoffen – sie lassen sich besonders glatt schleifen und mit dem richtigen Lack sogar zu extremem Hochglanz verhelfen. So bauen Sie sich mit diesen mitteldichten Faserplatten Ihre teuren Hochglanzmöbel ganz einfach selbst. Wie Sie MDF nach dem Möbelbau in nur fünf Schritten selbst lackieren können, zeigen wir Ihnen in der Anleitung.

Ob matt oder hochglänzend, bei der mitteldichten Faserplatte ist später keinerlei Holzstruktur sichtbar. Das liegt vor allem an der feinen Oberfläche der Faserplatten. Da die Platten aber aus kleinsten zerkleinerten Fasern bestehen, saugen sie auch sehr viel Farbe auf. Vor allem die Schnittkanten der MDF-Platten sollten besonders vorbehandelt werden, da hier anderenfalls die Farbe komplett verschwindet. Die homogene Oberfläche dieser Fasern erlaubt gleichzeitig viele Anwendungszwecke in fast jedem Raum des Hauses. Die besitzt sogar eine größere Dichte als normale Bretter. Hier zeigen wir Ihnen in der Anleitung, wie Sie die Faserplatten aus MDF professionell lackieren können.

Das benötigen Sie:

  • Pinsel
  • Lackrolle
  • Lackschale
  • Schwingschleifer
  • Exzenterschleifer
  • Schleifpapier
  • Polierschwamm
  • Spachtel
  • Zahnstocher
  • Staubtuch speziell für Lackarbeiten
  • MDF-Platte
  • Kunstharzlack
  • Acryllack
  • Autolack / Spraydosen
  • Isolierfüller / Isoliergrund
  • Kunstharzverdünnung
  • Grundierung
  • Klarlack
Talu Video-Tipp

MDF-Platten – Einsatzzweck bestimmt die Lackierung

Vom Zweck der Platte hängt es ab, wie diese lackiert werden sollte. Wird die Platte zum Beispiel als Küchenfront genutzt, sollte Sie vollständig in mehreren Schichten versiegelt werden. Für den Bau von Lautsprechern, die nur im Wohnzimmer verwendet werden, ist eine Versiegelung der Innenseite nicht so zwingend notwendig. Für tolle hochglänzende Möbel, die Sie auch einmal auf der Terrasse verwenden können, eignet sich Autolack, den Sie mit einem Lacksprayer aufsprühen können oder gleich in Spraydosen kaufen. Damit wird die Platte gleichzeitig resistent gegen Feuchtigkeit und Wasserflecken. Denn einen Nachteil hat MDF normalerweise, es quillt leicht auf, wenn es feucht wird. Dann ist so eine Platte nur noch Sperrmüll, denn sie erhält ihre Form auch nach dem Trocknen nicht wieder zurück.

  • Küchenfronten
  • Lautsprecherboxen
  • Möbel und Regale
  • Innenausbau

Voranstrich – Grundierung – Füller

Um die feinen Kapillaren der Faserplatten zu verschließen, benötigen Sie einen Lackfüller. Denn, ebenso wie die Faserplatten Feuchtigkeit aufsaugen, wird auch der Lack völlig von ihnen aufgenommen. Einige Heimwerker haben schon ganze Dosen von gutem Lack verschwendet und nicht einmal eine Schattierung der gewünschten Farbe auf den Faserplatten hinterlassen. Es ist also zwingend erforderlich, diese feinen Faserplatten vorher zu versiegeln. Das geht nicht mit einer normalen Grundierung, sondern nur mit Isoliergrund oder Isofiller, da dieser die feinen Kapillaren schnell verschließt. So können die Kapillaren keine Farbe oder Feuchtigkeit mehr aufsaugen. Allerdings muss der Isogrund dafür meist etwa in drei Schichten aufgetragen werden.

Isogrund
Isogrund

Kosten und Materialpreise

Die Faserplatten selbst sind nicht übermäßig teuer. Allerdings sollten Sie einen hochwertigen Lack verwenden. Zusätzlich ist der Filler oder Isogrund ein ziemlicher Kostenfaktor. Eine Dose mit 750 ml kostet schon um die 25 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass Sie für eine Faserplatte mit Hochglanz bis zu drei Schichten davon auftragen müssen.

  • MDF-Platte – 800 x 500 x 16 mm – 25 Euro
  • Isogrund / Isofiller ab 25 Euro / 750 ml
  • Farblack ab 15 Euro / 750 ml
  • Klarlack ab 10 Euro / 750 ml

Hersteller und Farbsysteme

Die meisten Hersteller bieten ganze Reihen von aufeinander abgestimmten Produkten an. Oft gibt es diese Lacksysteme sogar als Acryllacke, die sich mit Wasser verdünnen lassen. So können Sie die einzelnen Farbschichten noch feiner und dünner auftragen. Unter diesen Farbsystemen sind auch spezielle Effektlacke, die mit Glitter in der letzten Farbschicht bestimmte optische Effekte bieten. Außerdem gibt es Metalliclacke, die allerdings ebenso wie der Effektlack noch weitere zusätzliche Arbeitsgänge erfordern. Neben der Grundierung müssen dann die üblichen etwa drei Lackschichten aufgetragen werden. Erst danach kommen meist die Metallic- oder Effektlacke auf die Oberfläche. Auch diese müssen meist zweimal aufgetragen werden und werden anschließend noch von einer oder zwei Lagen Klarlack geschützt. Viel Arbeit also, doch die Optik einer metallisch glänzenden Lautsprecherbox beispielsweise in Rot macht den Aufwand sicherlich wieder wett.

Lack
Lack

Tipp: In jedem Fall sollten Sie beim Kauf der einzelnen Produkte in einer Produktreihe bleiben und alle benötigten Lacke vom gleichen Hersteller kaufen. Das verhindert Abstoßungen und sichert eine gleichmäßige Oberfläche ohne hässliche Blasen.

Schleifgeräte

Ohne ein elektrisches Schleifgerät ist das Lackieren einer MDF-Platte auf Hochglanz kaum zu realisieren. Es sind einfach zu viele Schleifgänge notwendig. Viele empfehlen einen Exzenterschleifer für diese Arbeiten. Doch wenn Sie als Einsteiger die MDF-Platten anschleifen wollen, kann der Exzenterschleifer etwas schwierig im Umgang sein. Beim Aufsetzen kann leicht ein unschöner Schleifteller in der Oberfläche entstehen. Einfacher ist ein Schwingschleifer zu handhaben, da er nicht ganz so schnell ist. Natürlich ist der Arbeitsaufwand dadurch auch etwas größer.

MDF-Platten in 5 Schritten lackieren

In dieser Anleitung wollen wir die MDF-Platten mit Hochglanz lackieren. Etwas weniger Arbeit haben Sie, wenn Sie eine seidenmatte Oberfläche ohne Hochglanz erzielen möchten. Trotzdem sollten Sie auch dann noch als Abschluss einen Klarlack auftragen, der die Fläche der Faserplatte nämlich nicht nur auf Hochglanz bringen kann, sondern auch schützt. Der Klarlack sollte dann natürlich ebenfalls seidenmatt sein.

1. Reinigen und entstauben

Tatsächlich ist es bei MDF-Platten nicht notwendig, die Oberfläche vor der Behandlung anzuschleifen, denn aufnahmefähig ist die Faserplatte sowieso. Dafür muss die Platte allerdings staubfrei und sauber sein. Wurde die Platte bereits genutzt, muss sie mit einem Fettentferner kurz gereinigt werden. Zu empfehlen ist es aber, wenn Sie eine Platte lackieren wollen, nur neue Platten zu verwenden. Die Seitenkanten der Platte sollten vorsichtig etwas angeschliffen werden. Jeglicher Staub muss gründlich mit einem speziellen Mikrofasertuch entfernt werden.

Kanten brechen und reinigen
Kanten brechen und reinigen

Tipp: Die Faserplatten sollten zwar nicht angeschliffen werden, es ist aber sinnvoll, die Kanten der Faserplatten ganz leicht zu brechen. Damit ist natürlich nicht wirklich ein Brechen gemeint, sondern nur das leichte Anschleifen der Ecken einer Faserplatte. Bleiben die Ecken scharfkantig, kommt es in diesem Bereich später leicht zum Abplatzen der Farbe.

2. Voranstrich – Grundierung

Der Lackfüller oder Isolieranstrich ist ein füllender Voranstrich, der die Poren der Faserplatten verschließt. So wird die Platte daran gehindert weiteren Lack aufzusaugen und sich regelrecht vollzusaugen. Der Lackfüller trocknet normalerweise sehr schnell. Lesen Sie aber vorsichtshalber die Anleitung des Herstellers. Sie können für diese Grundierung keine normalen Lackgrundierungen verwenden, da diese genauso wie die Farbe einfach nur aufgesaugt wird.

Isogrund-2

Tipp: Einen Teil der Arbeit mit dem Filler können Sie einsparen, wenn Sie folierte Faserplatten verwenden. So müssen dann nur noch die offenen Kanten und Schnitte vor dem Lackieren dreifach mit dem Filler versiegelt werden.

Die Flächen, auf denen Folie ist, müssen allerdings für ein hochglänzendes Ergebnis trotzdem noch einmal mit Isogrund gestrichen werden. Allerdings sind diese Platten etwas teurer. Wenn Profile in die Faserplatten geschnitten werden sollen, ist es besser die normalen Faserplatten zu verwenden, denn die Riefen in den Profilmustern würden sonst eine etwas andere Oberfläche haben.

Isogrund-3

Auch den Isogrund gibt es wie den hochglänzenden Lack in unterschiedlichen Farben. Meist sind in den Baumärkten jedoch nur die Farben weiß oder schwarz zu bekommen. Passen Sie die Grundierung dann an die spätere Farbe der Faserplatte an. Soll diese beispielsweise knallrot werden, ist eine Grundierung mit weißem Untergrund optimal. Für eine dunkle Platte in dunkelblau oder anthrazit ist der schwarze Isogrund die richtige Wahl.

3. Schleifen

MDF-schleifenWenn der Isogrund gründlich durchgetrocknet ist, sollte die Faserplatte leicht geschliffen werden. Dazu können Sie mit einem 240er-Schleifpapier beginnen. Sollte die Oberfläche sehr rau sein, ist es eventuell notwendig vorher noch mit einer 180er-Körnung zu schleifen. Die Grundierung mit dem Lackfüller und die ersten Schleifgänge sollten Sie im Wechsel durchführen. Dabei verwenden Sie nach jedem Gang ein etwas feineres Schleifpapier. Um echten Hochglanz zu erzielen, sollten Sie am Ende nach dem letzten Farbauftrag ein 400er-Schleifpapier verwenden.

 

Nach jedem Schleif- oder Poliervorgang muss die Faserplatte wieder absolut staubfrei gemacht werden. Dazu können Sie ein spezielles Mikrofasertuch verwenden. Häufig gibt es auch in den Baumärkten gute Spezialtücher. Sollten Sie hier nicht fündig werden, können Sie beim Autozubehör nachsehen, denn auch die Autolackierer nehmen für kleine Arbeiten derartige Tücher.

4. Lackieren

Für die Lackierung der Faserplatte eignen sich feine Schaumstoffrollen. Den Lack geben Sie möglichst einige Zeit vor dem Anstrich schon in die Lackschale. Durch das Umfüllen sind oft einige Luftbläschen in der flüssigen Farbe. Diese sollten sich erst setzen, damit Sie die Luftbläschen nicht mit auftragen. Der Lack würde sonst eher wie ein Schaumbad wirken und eine hochglänzende Oberfläche wäre nicht zu erzielen. Sie können die Bläschen noch in der Lackschale auch mit einem Zahnstocher etwas anstechen, wenn diese zu groß sind. Sollten beim Lackieren Bläschen auf der Faserplatte auftauchen, sollten die ebenfalls gleich zerstochen werden.

Luftbläschen aufstechen
Luftbläschen aufstechen

Wichtig: Sie sollten die Platte mit langen Strichen immer in eine Richtung mit der Schaumstoffrolle anstreichen. Fahren Sie nie seitlich hin und her, da die Oberfläche dann unruhig und ungleichmäßig wird.

Nach jedem Streichgang muss die Farbe ausgiebig trocknen und anschließend wieder sehr fein angeschliffen werden. Eine satte Farbgebung wird normalerweise mit drei Farbschichten erzielt. Nach der dritten Schicht sollten Sie nur sehr fein nachschleifen. Stellen sich dann jedoch noch Unebenheiten heraus, sollten die beseitigt werden, bevor Sie den Klarlack auftragen.

Lackieren mit der Schaumrolle
Lackieren mit der Schaumrolle

Tipp: Möchten Sie nur einige recht kleine MDF-Platten schön hochglänzend streichen, dann eignen sich Sprühdosen mit Autolack sehr gut. Dazu gibt es auch die passende Grundierung und einen guten Klarlack.

So können Sie tolle Farben in einer hochglänzenden Optik erzielen. Für Lautsprechergehäuse oder Bilderrahmen ist diese Methode gut geeignet. Wollen Sie jedoch die kompletten Fronten einer Küche hochglänzend streichen, sollten Sie den Lack lieber in Dosen kaufen.

5. Klarlack auftragen

Wenn ein Effekt oder eine edle Metalliclackierung aufgetragen werden soll, wird diese nach den Angaben des Herstellers normalerweise vor dem Klarlack aufgetragen. Bei einer hochglänzenden Oberfläche ist der Klarlack nicht nur für den Glanz zuständig, er schützt die Farbschichten auch vor Kratzern und Feuchtigkeit. Tragen Sie den Klarlack möglichst zügig auf. Der Lack sollte aber vor dem Auftragen in der Lackschale wieder etwas ruhen, damit keine Luftblasen mit aufgetragen werden. Ein Polierfell oder ein Polierschwamm beseitigt nach dem Trocknen kleine Makel, die vielleicht im Klarlack auftauchen. Tragen Sie für einen strahlenden Hochglanz mindestens zwei Schichten Klarlack mit der Schaumstoffrolle auf. Sie können natürlich auch mit Lackspray arbeiten, sollten jedoch immer im gleichen Lacksystem bleiben.

Tipps für Schnellleser

  • Platten entstauben und Kanten brechen
  • Isogrund auftragen und trocknen lassen
  • drei Schichten Isogrund auf die Kanten
  • eine Schicht Isogrund auf folierte Flächen
  • MDF-Platten mit feiner Körnung schleifen
  • Kanten schleifen und eventuell Isogrund auftragen
  • Faserplatten und Kanten lackieren
  • Bläschen im Lack sofort zerstechen
  • nach Trocknungszeit Faserplatte schleifen
  • weiteren Farbanstrich auftragen und polieren
  • eventuell Farbauftrag und Polierung wiederholen
  • auf Wunsch Effektlack oder Metalliclack auftragen
  • Effektlack eventuell ebenfalls noch einmal anschleifen
  • Klarlack auftragen, trocknen lassen und polieren

2 Comments

Ja, das war professionell geschildert. Das sagt ein alter Mann, der schon vor 65 Jahren als Tischlerlehrling im Ladenausbau tätig war. Die Platten wurden Hartfaserplatten genannt und galten als Billigware. Besser war schon Sperrholz oder Resopal auf Sperrholz verklebt.
Es grüßt Horstotti, Fachwirt IHK, Hamburg

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