Latexfarbe überstreichen und richtig von der Wand entfernen
Wird eine neue Wohnung bezogen oder steht eine Renovierung ins Haus, stehen viele Bauherren vor einem Problem namens Latexfarbe. Was früher oft mit dem guten Gedanken aufgetragen wurde, damit die Wände vor Schmutz zu schützen, kann bei einer Renovierung zum echten Problem werden. Doch eine Wandfläche mit dieser Farbe ist nicht verloren, es gibt Lösungsmöglichkeiten für Heimwerker.
Überstreichen oder entfernen ist möglich
Wie Sie eine Wandfläche mit Latexfarbe behandeln sollten ist maßgeblich davon abhängig, ob es sich um industrielle oder alte Farben handelt oder ob es moderne Latexfarben sind. Früher enthielt die Farbe tatsächlich Latexbestandteile, während heute nur noch ein Bindemittel aus Kunstharz zugesetzt wurde, um den Glanzeffekt zu erhöhen. Während sich neue Latexfarben oft noch überstreichen lassen, ist es bei alten Farben nicht möglich und sie müssen entfernt werden. Herkömmliche Tapetenlöser nutzen hier aber nicht viel, denn die Farbe ist wasserundurchlässig und reagiert nicht. Mit einigen Tricks lässt sich das Latex aber dennoch von der Wand entfernen.
Ihre Einkaufsliste, wenn Sie die Farbe überstreichen möchten:
- Grundierung
- Pinsel für die Ecken
- Farbrolle in zwei Größen
- Teleskopstiel
- Abstreifgitter
- Abdeckfolie
- Malerkrepp
- Quirl / Rührstab
Für die Entfernung der Latexfarbe benötigen Sie zudem:
- Schwingschleifer (bei Farbe direkt auf dem Putz)
- Tapetenigel (bei Farbe auf Tapete)
- Sprühflaschen mit Pumpen
- Schutzmaske (Atmung)
- eventuell Beizmittel
- Spülmittel und Wasser
- Cuttermesser
- harte Bürste
- Tapeziererbürste
Inhalte
Latexfarbe mit Dispersionsfarbe überstreichen
Gleich vorab sollten Sie wissen, dass alte Latexfarben nicht überstrichen werden können. Anders sieht es bei den neueren Varianten aus, die eigentlich kein Latex mehr enthalten, sondern stattdessen auf Kunstharzbasis aufgebaut sind. Dennoch gestaltet es sich auch hier schwierig, bei mehr als zwei Schichten Latex ist ein Überstrich nicht mehr zu empfehlen. Wenn Sie erneut Farbe auf Latexbasis auftragen möchten, ist keine besondere Vorsicht erforderlich. Es ist nicht einmal eine Grundierung notwendig. Haben Sie sich jedoch entschieden, ihre bisherige Latexwand mit Disperionsfarbe zu überstreichen, müssen Sie einige Vorarbeit leisten.
Achtung: Eine stark glänzende Latexwand kann nicht mit einer matten Disperionsfarbe bedeckt werden. Die Dispersionsfarbe würde nicht haften und es käme zu einer massiven Blasenbildung.
Die Vorbereitung
Bevor Sie mit den Malerarbeiten beginnen können, sollten Sie den Raum sorgfältig abdecken. Achten Sie darauf auch Lichtschalter, Steckdosen und Leisten sorgfältig mit Malerkrepp und Folie zu bedecken. Sind diese Schritte erledigt, ist eine Inspektion der zu behandelnden Wände unerlässlich. Gibt es Löcher oder Risse, müssen diese zunächst mit Spachtelmasse aufgefüllt werden. Erst nachdem alle sichtbaren Schäden ausgebessert wurden, können Sie mit der Grundierung beginnen.
Die Grundierung
Da Latexfarben wasserabweisend sind, haften andere Farben nur schwer daran, dies gilt auch für Dispersionsfarbe. Um dennoch ein optisch annehmbares Ergebnis zu erzielen, ist eine Grundierung notwendig. Bevor diese jedoch aufgetragen wird, sollten Sie die Wände vorsichtig aufrauen. Hierfür ist entweder ein Schwingschleifer oder Schleifpapier erforderlich. Mit dem Schwingschleifer lassen sich auch große Flächen mühelos aufrauen, beim Einsatz von Schleifpapier ist viel Körpereinsatz erforderlich, bevor die Wand rau genug ist, um die Disperionsfarbe aufzunehmen. Bei großen Wandflächen sollte immer überprüft werden, ob eine Entfernung der Tapete/Farbe nicht sinnvoller ist.
Rühren Sie die Grundierung nach Herstellerangaben an und achten Sie darauf, dass das Grundierungsmittel keine Klümpchen enthält. Tragen Sie nun die erste Schicht mit einer Farbrolle sorgfältig auf. Beginnen Sie an der Fläche rechts neben der Tür und arbeiten Sie sich im Uhrzeigersinn durch den Raum vor. Zum Schluss bedecken Sie die Decke mit Grundierung, wenn auch hier ein neuer Anstrich erfolgen soll. Lassen Sie die Grundierung mindestens sechs Stunden trocknen. Diese Zeit kann je nach Herstellerangaben variieren. Erst nachdem die Grundierung vollkommen durchgetrocknet ist, kann mit dem eigentlichen Anstrich begonnen werden.
Der Hauptanstrich
Prüfen Sie das Ergebnis der Grundierung mit den Händen. Fühlt sich die Oberfläche rau an, kann mit dem Auftragen des eigentlichen Anstrichs begonnen werden. Blättert jedoch die Tapete ab oder sind Risse und Blasen zu sehen, ist der Anstrich überflüssig, die Tapete muss dann entfernt werden. Wenn der Untergrund keine Beschädigungen aufweist, können Sie den Farbeimer öffnen und die Dispersionsfarbe gründlich mit einem Quirl durchrühren. Auch ein Holzkochlöffel ist bedingt geeignet, wenn es sich um einen kleinen Farbeimer handelt.
Tipp: Rührquirle können auch auf die Bohrmaschine gesteckt werden, so rühren Sie zähe Disperionsfarbe problemlos um.
Wenn Sie die Dispersionsfarbe abtönen möchten, mischen Sie die Abtönfarbe sorgfältig unter und verrühren Sie sie gut. Ansonsten können Sie direkt mit dem Anstrich beginnen. Benutzen Sie zunächst den Pinsel und streichen Sie die Ecken mit einer dünnen Schicht Farbe. Auch um die Steckdosen und Lichtschalter herum muss mit dem Pinsel gearbeitet werden. Gleiches gilt für die Übergänge zwischen Wänden und Decke und im Bereich der Fußleisten. Wenn alle Ecken gestrichen wurden, kommt die Farbrolle zum Einsatz. Beachten Sie beim Überstrich von Latexfarben bitte, dass die Dispersionsfarbe dünn und in mehreren Schichten aufgetragen werden sollte.
Diesmal beginnen Sie den Anstrich an der Decke, damit später keine Farbe an die gestrichenen Wände tropft, wenn Sie die Decke streichen. Nachdem die Decke den ersten Anstrich erhalten hat, arbeiten Sie sich Seite für Seite durch den Raum. Arbeiten Sie mit zügigen Bewegungen und verstreichen Sie die Farbe im Kreuzstrich. Ist eine gleichmäßige, erste Schicht auf die Wände aufgebracht, ist eine Trockenzeit von mindestens 12 Stunden erforderlich. Erst danach kann die zweite Schicht Farbe aufgetragen werden.
Zwischenkontrolle
Nachdem die erste Schicht Disperionsfarbe getrocknet ist, müssen Sie den Zustand der Tapete kontrollieren. Haftet diese nicht mehr richtig oder sind Blasen, sowie Risse zu sehen, brechen Sie den Anstrich ab und entfernen Sie die Tapete. Sind hingegen keine Beschädigungen zu erkennen, können Sie nach Einhaltung der Trockenzeit mit dem Anstrich fortfahren.
Der zweite Anstrich
Es sind mindestens zwei Anstriche erforderlich, wenn Sie Latexfarben mit Disperionsfarbe überstreichen möchten. Im Einzelfall kann es jedoch vorkommen, dass noch ein weiterer Durchgang benötigt wird. Dies ist abhängig vom optischen Ergebnis. War die ursprüngliche Farbe sehr dunkel und soll nun mit einem hellen Produkt überstrichen werden, sind oft ein dritter und vierter Durchgang erforderlich.
Die Entfernung von Latexfarbe
Wurde alte, latexhaltige Farbe auf den Wänden verstrichen, kommen Sie um eine Entfernung nicht herum. Grundsätzlich sollten auch Tapeten entfernt werden, die mehr als einmal mit moderner Latexfarbe überstrichen wurden. Die Entfernung kann auf verschiedene Weisen erfolgen, der Einsatz eines elektrischen Schwingschleifers ist oft aber eine enorme Arbeitserleichterung. Welche Methode Sie auswählen hängt von mehreren Faktoren ab. Wenn Sie eine große Fläche von Farbe befreien möchten, sollten Sie nicht ohne elektrische Geräte arbeiten. Sind hingegen nur einzelne Wände oder kleine Räume mit Latexfarben behandelt, können Sie auch mit der Einweichmethode vorgehen.
Entfernung der Tapete mit dem Tapetenigel
Ein sehr nützliches Werkzeug bei der Entfernung von Tapeten, die mit Latexfarben behandelt wurden, ist der sogenannte Tapetenigel, auch Stachelwalze genannt. Hiermit lassen sich vorhandene Tapeten perforieren, damit Wasser und Tapetenlöser besser aufgenommen werden können. Latexfarbe hat die Eigenschaft, dass sie kein Wasser eindringen lässt. Somit ist ein normales einweichen der Tapeten nicht möglich, wenn sie mit dieser Farbe behaftet sind.
Haben Sie sich für die Entfernung mittels Stachelwalze entschieden, sollten Sie die Böden vorher gründlich abdecken. Es ist mit hohem Schmutzaufkommen zu rechnen, daher sollten Sie alte Kleidung und eine Atemschutzmaske tragen. Zunächst ritzen Sie die Tapete mit dem Teppichmesser mehrmals kreuzförmig ein. Schneiden Sie dabei aber nicht zu tief, so dass keine sichtbaren Fugen im Untergrund zurückbleiben. Nun setzen Sie den Tapetenigel an der Wand an und ziehen ihn mit kräftigem Druck von oben nach unten. Beginnen Sie an der linken Wandseite und arbeiten Sie sich mit dieser Methode bis zur anderen Seite durch. Die Tapete löst sich durch den Einsatz der Walze nicht von den Wänden, bekommt aber Risse, die Ihnen die folgenden Schritte erleichtern.
Einweichen und ablösen
Nachdem die Tapeten perforiert wurden, kommen herkömmliche Ablösemethoden zum Einsatz. Zunächst müssen Sie die Wand sorgfältig einweichen. Hierfür eignet sich Spülmittellauge mit warmem Wasser. Sie können auch auf ein Beizmittel zurückgreifen, wenn die Tapete sehr hartnäckig ist und sich nicht von der Wand lösen lässt. Beachten Sie beim Einsatz von Beizmittel jedoch, dass Sie unbedingt einen Atemschutz tragen müssen. Das Wasser wird mittels einer Sprayflasche auf die Wände gesprüht. Hier darf nicht gespart werden, es ist ein enormer Flüssigkeitsbedarf vorhanden, damit die Tapeten wirklich eingeweicht werden. Rechnen Sie pro Wand mit einem Flüssigkeitsbedarf von ca. vier Litern.
Tipp: Befüllen Sie gleich mehrere Sprühflaschen mit Spülmittellauge, so müssen Sie die Arbeit nicht unterbrechen.
Lassen Sie die Feuchtigkeit für etwa 15 Minuten eindringen und fangen Sie dann an die Tapete mit dem Spachtel abzukratzen. Der Arbeitsaufwand ist bei dieser manuellen Methode sehr hoch, doch je besser die Tapete eingeweicht ist, desto besser lässt sie sich lösen. Sollte sich die farbbedeckte Tapete nicht lösen lassen, müssen Sie mit einer Kleisterbürste weiteres Wasser auf die Wände bringen. Sparen Sie nicht an Feuchtigkeit und ritzen Sie die Tapeten nochmals mit dem Cuttermesser ein, wenn sich keine Erfolge zeigen.
Entfernung der Latexfarbe direkt von der Wand
Wurden Latexfarben direkt auf die Wand gestrichen, ist die Entfernung etwas komplizierter, aber dennoch machbar. In diesem Fall ist es maßgeblich entscheidend, wie dick die Farbschicht ist. Bei einer sehr dünnen Farbschicht können Sie diese mit Beizmittel einweichen und dann mit einer Bürste abkratzen. Sie können auch Spiritus fürs einweichen nehmen, hier ist der Geruch zwar unangenehmer, die Gefahr einer Hautreizung aber nicht zu hoch. Bei der Verwendung von Beizmitteln und Spiritus ist es dringend erforderlich, dass Sie Handschuhe und eine Atemmaske tragen.
Bei dickeren Farbschichten ist es mit Lösungsmitteln nicht mehr getan, hier muss dann der Schwingschleifer eingesetzt werden. Mit diesem ist es recht problemlos möglich, die Farbe von der Wand zu schleifen. Beginnen Sie die Arbeit immer auf einer Seite der Wand und arbeiten Sie sich dann auf die andere Seite vor. Der Schwingschleifer sollte über ein Staubsystem verführen, so dass entstehender Staub sofort gefiltert wird und Ihre Gesundheit nicht belastet. Alternativ können Sie auch einen Bandschleifer verwenden, hier sollten Sie die Schleifung aber in zwei Schritten durchführen. Der erste Schleifgang erfolgt dann mit einem grobkörnigen Papier, der zweite Durchgang mit einem feinkörnigen Papier.
Wenn nur kleine Wandflächen von Farbe befreit werden müssen, können Sie auch handelsübliches Schleifpapier verwenden. Beginnen Sie hier mit einem grobkörnigen Papier und gehen anschließend noch einmal mit feingekörntem Schleifpapier über die Fläche. Da diese Variante sehr arbeitsintensiv, können Sie die zu bearbeitenden Flächen auch an mehreren Tagen nacheinander abschleifen.
Tipps für Schnellleser
Latexfarbe überstreichen:
- Überstrich nur von neuer Latexfarbe möglich
- Grundierung vor Dispersionsfarbe notwendig
- Wand auf Schäden kontrollieren und reparieren
- Grundierung anrühren und zügig auftragen
- Mindesttrocknungsdauer sechs Stunden
- Disperionsfarbe in zwei Schritten auftragen
- Farbschichten immer dünn halten
- bei dunkler Ausgangsfarbe mehrere Anstriche nötig
- für Entfernung der Tapeten Walze benutzen
- Tapete einritzen und Walze darüber ziehen
- Wände nun mit Spüliwasser einweichen
- Problemwände mit Beizmittel behandeln
- Tapetenreste mit Spachtel entfernen
- Farbe mit einem Schwingschleifer abschleifen
- kleine Flächen einfach mit Schleifpapier säubern
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