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Kunststoff lackieren und streichen – vier ausführliche Anleitungen

Kunststoff lackieren

Der Gartenstuhl ist mit Kratzern übersät, der Küchenschrank eine Zumutung fürs Auge. Ganz zu schweigen von den Fenstern und Böden, die dringend bearbeitet werden müssen. Das Problem ist nur: Sie alle sind aus Kunststoff gefertigt – und Kunststoffteile zu lackieren erfordert genaueste Kenntnisse und ein akkurates Vorgehen des Renovierers. Mit unseren detaillierten Schritt-für-Schritt-Anleitungen gelingt es jedoch, das Abenteuer „Plastikteile streichen“ erfolgreich zu meistern – und zwar in Eigenregie!

Das Lackieren von Kunststoffen ist eine große Herausforderung für den Heimwerker. Vom Reinigen und Anrauen über die Haftgrundierung bis hin zum Lack muss wirklich alles stimmen, damit nicht nur ein ansehnliches, sondern auch langanhaltendes Ergebnis erzielt wird. In unserem Beitrag wollen wir gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Wir liefern Ihnen vier sehr konkrete Anleitungen zu Kunststoffelementen, die früher oder später aufgrund von Kratzern, unschönen Fettrückständen oder anderen Verschmutzungen beziehungsweise Beschädigungen einen neuen Anstrich brauchen. Erfahren Sie nachfolgend, wie Sie die Plastikteile eines Gartenstuhls und Küchenschranks sowie Kunststofffenster und PVC-Böden richtig lackieren beziehungsweise streichen!

Talu Video-Tipp

Vorwort

Bevor wir direkt mit dem Gartenstuhl loslegen, liefern wir Ihnen noch ein paar grundlegende Informationen und Hinweise zum Lackieren von Kunststoffen.

Die Hauptschwierigkeit liegt darin, zu erkennen, um welche Art Plastik es sich bei dem jeweiligen Objekt handelt. Nicht immer lässt sich das zu 100 Prozent sicher herausfinden, sodass Sie ein wenig Experimentierfreudigkeit mitbringen sollten, um Kunststoffteile zu streichen. Eventuell gibt der Materialstempel Aufschluss, das wäre natürlich die optimalste Lösung. Andernfalls helfen nur Lackierproben. Lassen Sie sich auch im Baumarkt beraten, welche Produkte am besten geeignet sind, wenn nicht ganz klar ist, mit welcher Kunststoffvariante Sie es zu tun haben. Fühlen Sie sich ausreichend kompetent, genügt es auch, die technischen Merkblätter der in Frage kommenden Artikel gründlich zu lesen – idealerweise auch schon vor Ort, also vor dem tatsächlichen Kauf.

Besonders widerspenstig verhalten sich übrigens Plastikteile aus PE und PP (kurz für Polyethylen und Polypropylen). Auch weichere PVC-Mischungen (Polyvinylchlorid) bereiten durch die enthaltenen Weichmacher oftmals Haftungsprobleme. Haftgrundierung und Lack müssen entsprechend gewählt werden, ansonsten ist nicht auszuschließen, dass Sie beim oder spätestens nach dem Akt des Streichens ziemlich enttäuscht sind. Nun aber rein in die Praxis!

Gartenstuhl aus Kunststoff lackieren

Seine vielen Kratzer haben den Klapp-Gartenstuhl aus Kunststoff mit den Jahren wirklich unansehnlich gemacht. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern!

Das brauchen Sie:

  • Eimer, Wasser, Kunststoffreiniger und Schwamm
  • Schleifpapier
  • Haftvermittler
  • Acryllack
  • Lackrolle, Lackpinsel und Lackwanne

Kunststoff lackieren

So gehen Sie vor:

  1. Schritt: Säubern Sie den gesamten Stuhl mit Wasser, speziellem Kunststoffreiniger und Schwamm.
  2. Schritt: Schleifen Sie die Kunststoffteile mit Schleifpapier an. Die Körnung ist sekundär. Achten Sie jedoch darauf, durch UV-Licht zerstörtes Oberflächenmaterial komplett abzutragen. Resultierende Staubreste entfernen Sie mit einem feuchten Schwamm.
  3. Schritt: Tragen Sie danach den Haftvermittler auf (beispielsweise die zwei Liter fassende wasserbasierte 2in1-Rostschutzgrundierung von Alpina, die für ungefähr 20 Euro im Fachhandel vor Ort oder online zu haben ist und das Haftvermögen bei „Problemkunststoffen“ wie Hart-PVC unterstützt). Größere Flächen behandeln Sie mit einer Lackrolle, kleinere Ecken hingegen mit einem Lackpinsel.

Tipp: Nicht immer ist der Haftvermittler zwingend notwendig, vor allem, wenn die eigentliche Farbe als Grundierung und Lack in einem fungiert. Allerdings reduziert er das Risiko, dass der verwendete Lack nicht haften bleibt. Aus diesem Grund empfiehlt sich seine Anwendung.

Farbfächer

  1. Schritt: Sobald der Haftvermittler trocken ist (Herstellerangabe beachten!), schleifen Sie den gesamten Stuhl noch einmal leicht an.
  2. Schritt: Lackieren Sie die Plastikteile mit Acryllack in Ihrem Wunschfarbton (beispielsweise den Alpina 2in1-Premiumlack in Blau oder Moosgrün – 500 Milliliter kosten rund fünf Euro).
  1. Schritt: Nach der Trocknungszeit schleifen Sie den Kunststoff noch einmal vorsichtig an.

Tipp: Sie fragen sich, wozu Sie die Plastikteile ständig anschleifen müssen? Die Antwort: Es dient der besseren Haftung des Lacks.

  1. Schritt: Tragen Sie die zweite Lackschicht auf. Wiederum trocknen lassen. Schon ist Ihr neuer alter Gartenstuhl fertig gestrichen!

Hinweis: Der (erwähnte) Lack haftet sowohl auf den Kunststoffflächen als auch dem beschichteten Stahlgestell des Klapp-Gartenstuhls, der nun wie neu aussieht.

Küchenschrank neu streichen

Feine Kratzer, Fingerabdrücke und Fett – der Küchenschrank aus kunststoffbeschichteter Spanplatte hat seine beste Zeit längst hinter sich. Um ihn vor dem Sperrmüll zu retten, wird der kunststoffbeschichtete Schrank einfach neu lackiert!

Das brauchen Sie:

  • Eimer, Wasser, Kunststoffreiniger, Schwamm
  • Schleifpapier (P180)
  • Haftgrund und Härter
  • Acryl- oder Alkydharzlack
  • Lackrolle, Lackpinsel und Lackwanne
Schrank anschleifen
Schrank anschleifen

So gehen Sie vor:

  1. Schritt: Reinigen Sie den Schrank sorgsam, befreien Sie ihn von den Fett- und Fingerabdrücken.
  2. Schritt: Schleifen Sie alle Flächen und Kanten mit feinem Schleifpapier (P180) an. Bedenken Sie, dass vor allem Umleimerkanten Haftungsprobleme bereiten können. Insofern sollten Sie diese Stellen besonders gründlich anschleifen.
  3. Schritt: Mischen Sie Haftgrund und Härter (etwa DurAcryl 2K von Schöner Wohnen – im Set für rund 30 Euro erhältlich) im richtigen Verhältnis (5:1) gründlich an.
  4. Schritt: Verarbeiten Sie die Grundierung innerhalb von 1,5 Stunden nach dem Anmischen. Verwenden Sie je nach Flächengröße eine Lackrolle und/oder einen Lackpinsel.
  5. Schritt: Nach ungefähr zwölf Stunden können Sie den Acryl- oder besser Alkydharzlack in Ihrer gewünschten Farbe auftragen. Nehmen Sie sich dieser Aufgabe innerhalb von 48 Stunden nach der Grundierung an, brauchen Sie ebendiese nicht mehr vorher anzuschleifen. Fertig ist der frisch lackierte Küchenschrank!

Lackroller

Kunststofffenster lackieren

Das inzwischen stark mitgenommene Kunststofffenster soll nun endlich wieder in schönem Weiß erstrahlen oder durch eine peppige Farbe aufgefrischt werden? Kein Problem!

Vorbereitung

  • Eimer, Wasser, Spülmittel, Schwamm, eventuell auch alkoholhaltiges Reinigungsmittel (Terpentinersatz) und Schaber
  • Kreppband und Abdeckfolie
  • Schleifpapier (P240)
  • Haftgrund (und eventuell allgemeine Grundierung)
  • Acryllack
  • Kunstharzlack
  • Lackrolle, Lackpinsel und Lackwanne (eventuell Spraydose)

Hinweis: Für die Innenseiten Ihrer Fenster sollten Sie stets einen wasserbasierten Kunststofflack – also Acryllack – verwenden. Im Vergleich zu Kunstharzlacken ist dieser deutlich ärmer an Giftstoffen. Die Außenseiten der Fenster profitieren jedoch von einem chemiebasierten Kunstharzlack. Er zeigt sich wesentlich robuster gegen Wettereinflüsse und punktet durch die lange Haltbarkeit, mit der er einhergeht.

So gehen Sie vor

Schritt 1: Reinigen Sie die zu lackierenden Plastikteile sorgfältig. Je akribischer Sie vorarbeiten, desto sehenswerter wird das Streichergebnis. Am Ende dieses ersten Schritts muss die Fläche frei von Staub und Schmutz sowie absolut eben(mäßig) sein.

Fenster reinigen
Fenster reinigen

Tipp: Bei kleineren Verschmutzungen reichen Wasser, Spülmittel und Schwamm für die Reinigung absolut aus. Hartnäckigere Stellen (etwa durch Aufkleberreste) beackern Sie mit alkoholhaltigen Reinigungsmitteln wie Terpentinersatz sowie einem Schaber. Wenn Sie gesundheitsschädliche Substanzen verwenden, sollten Sie möglichst bei offenem Fenster operieren und Ihre Kinder unbedingt „aussperren“.

Schritt 2: Kleben beziehungsweise decken Sie vor dem Lackieren die Fenstergriffe, Scharniere, Scheiben und Dichtungen ab. Vor allem bei den Letztgenannten gilt es, sehr genau vorzugehen, da sie sehr empfindlich auf Haftgrund und Lack reagieren. Zum Abkleben und Abdecken verwenden Sie einfach Kreppband und Abdeckfolie.

Fenster abkleben
Fenster abkleben

Schritt 3: Rauen danach Sie die Kunststoffoberfläche mit dem Schleifpapier (Körnung 240) an. Tun Sie dies nicht zu energisch, um das Material nicht zu beschädigen. Zurückbleibende Staubreste entfernen Sie mit einem feuchten Schwamm.

Fenster anschleifen
Fenster leicht anschleifen

Schritt 4: Tragen Sie die Grundierung mithilfe eines Lackpinsels auf den angerauten Rahmen auf.

Schritt 5: Nach dem Trocknungsprozess bringen Sie die allgemeine Grundierung an.

Tipp: Dieser Schritt ist je nach Untergrund und Lacksorte nicht unbedingt notwendig. Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, sollten Sie auf die allgemeine Grundierung jedoch nicht verzichten – auch wenn es Mehraufwand und höhere Kosten impliziert.

Schritt 6: Rauen Sie die Kunststoffteile des Rahmens noch einmal leicht an und entfernen Sie die Staubreste wiederum mit einem feuchten Schwamm.

Schritt 7: Sobald die vom Hersteller angegebene Trockenzeit vorbei ist, kommt der eigentliche Lack zum Einsatz. Hierbei haben Sie die Wahl zwischen klassischem Weiß und vielen bunten Farben. Tragen Sie ihn auf, indem Sie stets in Längsrichtung von oben nach unten arbeiten. Für größere Flächen eignet sich die Lackrolle, kleinere Ecken und Rillen lassen sich hingegen mit einem Lackpinsel oder einer Spraydose bestens bearbeiten.

Tipp: Tragen Sie nicht zu viel Lack auf, um unschöne Lacknasen zu vermeiden.

Schritt 8: Steigern Sie die Deckkraft bei Bedarf mit einem zweiten Durchgang. Natürlich erst dann, wenn die erste Schicht trocken ist und Sie diese noch einmal angeraut haben (was einem späteren Abblättern des Lacks vorbeugt).

Tipp: Der zweite Anstrich empfiehlt sich vor allem, wenn Sie farbige Kunststofffenster weiß streichen wollen. Er sorgt allerdings generell – also unabhängig von der alten und neuen Farbe – für eine Perfektionierung des Ergebnisses.

PVC-Boden streichen

Im Laufe der Jahre nutzt sich ein PVC-Boden ab. Der resultierende Anblick ist daher wahrlich kein schöner. Streichen Sie ihn neu und lassen Sie ihn wieder in frischem Glanz erstrahlen!

Das brauchen Sie:

  • Eimer, Wasser, Kunststoffreiniger, Wischmop
  • Schleifpapier (P400) und Spezial-Reinigungsvlies
  • Grundierungslack
  • PU-Lack
  • eventuell Zusatzhärter
  • Lackrolle, Lackpinsel und Lackwanne (eventuell auch Spraydose beziehungsweise Spritzpistole)

Lack

So gehen Sie vor:

  1. Schritt: Sorgen Sie für absolute Fett- und Staubfreiheit, indem Sie mehrmals gründlich über die PVC-Oberfläche wischen. Dies tun Sie am besten mit einem Wischmop und einem verdünnten Kunststoffreiniger.
  2. Schritt: Anschließend schleifen Sie die Oberfläche mit feinem 400er-Schleifpapier gleichmäßig über Kreuz an (Kreuzschliff bezeichnet in diesem Fall die Überlagerung von drehenden und geraden Bewegungen des Schleifpapiers). Die resultierenden Schleifstaubpartikel entfernen Sie mit dem Spezial-Reinigungsvlies. Arbeiten Sie dabei genau, es dürfen keine Reste zurückbleiben!
  3. Schritt: Tragen Sie anschließend den Grundierungslack im Farbton des späteren Anstrichs dünn und gleichmäßig auf. Operieren Sie mit Lackrolle und -pinsel und achten Sie beim Streichen auf die Einebnung aller Schleifrillen. Lassen Sie die Grundierung für mindestens 24 Stunden trocknen und folgen Sie den Herstellerangaben.
  4. Schritt: Es folgt der erste Anstrich. Handelt es sich um eine sehr glatte und harte Oberfläche, können Sie den Lack mit einer Sprühpistole beziehungsweise Spraydose auftragen. Sicherer ist allerdings das Lackieren mit Rolle und Pinsel, da es eventuell poröse oder undichte Stellen ausgleicht.
  5. Schritt: Je nachdem, wie deckend der erste Anstrich war, empfehlen sich ein bis drei weitere Durchgänge mit dem Lack. Dazwischen sollten jeweils mindestens acht Stunden Trocknungszeit liegen.

Tipp: Für ein rundum schönes Resultat ist es besser, stets dünne Schichten aufzutragen und dafür lieber vier Mal dezent loszulegen als nur zweimal richtig dick.

Wichtige Hinweise zum Lack

Bei den meisten als PVC-Bodenfarben ausgewiesenen Lacken dient eine Urethan-Acrylat-Dispersion als Basis. Diese Lackart lässt sich mit Wasser verdünnen und enthält möglicherweise zusätzliche Härter (ist dies nicht der Fall, sollten Sie einen Extra-Härter kaufen, um das Ergebnis zu optimieren). Zudem gibt es als PU-Lacke bezeichnete Spezialfarben in praktischen schnelltrocknenden Varianten.

Für das Lackieren eines PVC-Bodens müssen die verwendeten Streichmittel neben einer ausgeprägten Abriebfestigkeit auch eine hohe Dehnbarkeit aufweisen. Aus welchem Grund? Nun, bei jedem Betreten des Bodens gibt der elastische Untergrund nach – und der Lack muss diesen Bewegungen folgen, ohne dabei zu reißen. Im Fachjargon wird die Dehnbarkeit als Reißdehnungsgrad bezeichnet. Dieser sollte mindestens 200 Prozent betragen. Noch besser sind Produkte mit 300 bis 400 Prozent Reißdehnung. Die Eigenschaft muss auch unterschiedlichen Temperaturbedingungen standhalten. Beachten Sie beim Kauf also nicht nur den Grad der Reißdehnung, sondern auch die Angaben zur sogenannten Zäh-Elastizität und dem Temperaturbereich.

lackieren

Fazit

Die Eckpfeiler beim Lackieren von Kunststoff sind das Ermitteln der vorliegenden Kunststoffart und die Verwendung von Grundierungen und Lacken, die mit der jeweiligen Variante harmonieren. Nur so lässt sich ein schönes und vor allem wirklich (langfristig) haftendes Ergebnis erzielen. Mit den richtigen Produkten, die von Schleifpapier und Reinigungsvlies über Grundierung, Lack und Spraydose bis hin zu Lackpinseln, -rollen und -wannen allesamt im örtlichen oder Online-Baumarkt erhältlich sind, schafft es auch ein Hobby-Heimwerker ohne große Mühe, seinen Gartenstuhl, Küchenschrank, die Fenster oder den PVC-Boden neu zu streichen!

Tipps für Schnellleser:

  • Gartenstuhl, Küchenschrank, Fenster, PVC-Boden aus Kunststoff lackieren
  • zu lackierende Flächen mit Kunststoffreiniger gründlich säubern
  • anschließend anliegende Flächen mit Kreppband und/oder Abdeckfolie schützen
  • zu lackierende Kunststoffteile mit Schleifpapier vorsichtig anschleifen (anrauen)
  • danach alle Staubpartikel mit einem feuchten Schwamm entfernen
  • zum Kunststoff passende Grundierung mit Lackpinsel, -rolle oder Spraydose auftragen
  • trocknen lassen und dann einen adäquaten Lack in der Wunschfarbe auftragen
  • weitere Schicht(en) des Lacks für eine verstärkte Deckkraft auftragen
  • zwischen den Lackierungen die Oberfläche immer wieder leicht anrauen

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