Kunstleder kleben oder nähen? | Künstliches Leder verarbeiten
Heute widmen wir uns dem Thema Kunstleder. Der künstliche Ersatz für tierisches Leder bringt zahlreiche Vorteile mit sich, allen voran natürlich der – im Gegensatz zu echtem Leder – geringere Preis. Wir erklären, wie Sie Kunstleder kleben oder nähen und richtig verarbeiten.
Auch die Verarbeitung von Kunstleder ist deutlich einfacher als bei echtem Leder, da Letzteres oft nur sehr fest und dick erhältlich ist. Ist dies der Fall, brechen Nähmaschinennadeln sehr schnell und der Stoff lässt sich nur schwer unter dem Nähfuß weiterbewegen. Was die Pflege des Materials betrifft, ist Kunstleder auch hier eine Nasenlänge voraus: Es kann großteils mit Wasser gereinigt werden, etwaige Flecken durch Öl oder andere schwer zu entfernende Flüssigkeiten dringen nicht so tief ins Gewebe ein wie bei echtem Leder.
Nun werden wir uns gemeinsam ansehen, wie Kunstleder am besten verarbeitet werden kann und klären die häufig gestellte Frage: Soll man Kunstleder kleben oder nähen?
Was ist Kunstleder?
Künstlich hergestelltes Leder ist nicht aus Tierhaut gefertigt, sondern besteht aus PVC oder anderen Polyestermischungen. Mittlerweile sind die verschiedenen künstlichen Ledertypen so gut gemacht, dass kaum ein Unterschied zu echtem Leder festgestellt werden kann.
Tipp: Kunstleder kann grundsätzlich auch in der Waschmaschine gewaschen werden! Dabei ist allerdings Feinwaschmittel zu verwenden und die Temperatur sollte 30 °C nicht überschreiten.
Bügeln sollte man Kunstleder auf keinen Fall. Die Kunstfasern können bei zu hohen Temperaturen schnell schmelzen und kleben anschließend auf der Unterseite des Bügeleisens fest.
Da auf dem Kunstleder leicht kleine Risse oder Knicke entstehen können, muss der Stoff stets in einer Rolle transportiert werden. Auch bei der Aufbewahrung zu Hause ist darauf zu achten, dass das Leder nicht zu stark geknickt wird.
Kunstleder nähen
Wer für die Herstellung von Accessoires oder Kleidung mit Kunstleder nähen möchte, sollte folgende Punkte im Auge behalten:
1. Zum Markieren der Schnittteile sollte stets die Rückseite des Kunstleders verwendet werden. Dort findet man meist eine textile Oberfläche, auf der Kugel- oder Filzschreiber gut haften.
Tipp: Zum Schneiden des Kunstleders wird eine normale, scharfe Schere verwendet. Stoffschere oder Rollschneider werden durch das Material schnell stumpf und sollten aus diesem Grund nur für reine Textilfasern verwendet werden.
2. Weil Kunstleder – wie auch echtes Leder – durch Nadelstiche beschädigt werden kann, eignen sich Clips besser als Stecknadeln, um die Arbeit vor dem Nähen zu fixieren! Etwaige kleine Löcher bleiben im Gewebe und sind später sichtbar.
3. Wie bei echtem Leder ist beim Kunstleder nähen auch eine Leder-Nähnadel zu verwenden. Sie hat einen sehr spitzen Kopf und durchdringt auch festere Materialien. Andere Nadeln (wie etwa Jerseynadeln) habe stumpfe Köpfe und können daher leicht brechen.
4. Eines der größten Probleme beim Nähen von (Kunst)Leder ist der Transport der Nähmaschine. Die etwas klebrig erscheinende Oberfläche bleibt oft am Nähfüßchen hängen und der Stoff wird nicht ordentlich transportiert. Das führt zu Fehlstichen und Fadensalat.
Merke: Beim Nähen von Leder oder Kunstleder empfiehlt sich die Verwendung eines Teflon-Nähfüßchens oder eines Obertransport-Fußes. Beides ist bereits um kleines Geld im Handel erhältlich.
5. Ein toller Tipp für den richtigen Transport des Kunstleders ist die Verwendung von Washi oder Masking-Tape. Kleben Sie an die Stelle, an der die Naht später gemacht werden soll, einen Streifen Klebeband.
Das Band hat eine etwas rauere Oberfläche und wird leichter und gleichmäßiger transportiert. Das Tape kann dann ganz einfach wieder abgezogen werden.
Tipp: Die empfohlene Stichlänge bei Kunstleder ist größer als 3. Zu viele Stiche auf kleinem Raum können das Leder zum Reißen bringen und Löcher entstehen lassen.
Sie sehen – das Nähen mit Kunstleder ist eigentlich sehr einfach. Wichtig sind dabei lediglich die Verwendung der richtigen Hilfsmittel und etwas Übung bei der Handhabe.
Kunstleder kleben
Da die Unterseite des Kunstleders meist mit einem Textilstoff überzogen ist, lässt es sich auch relativ einfach kleben.
1. Kunstleder kleben mit Textilkleber: Kleinere Flächen (wie etwa Patches oder Applikationen aus Kunstleder) können mit Textilkleber angebracht werden. Drücken sie die geklebten Flächen etwas länger als gewohnt aufeinander, damit die textilen Unterseiten fest miteinander verbunden werden.
2. Kunstleder kleben mit Sprühkleber: Größere Flächen können mit einem (festen) Sprühkleber geklebt werden. Legen Sie das Lederstück dazu auf eine ausgebreitete Zeitung und sprühen den Kleber vorsichtig auf die textile Rückseite des Stoffes. Anschließend drücken Sie das Kunstleder auf den gewünschten Punkt und lassen die Arbeit einige Minuten trocknen.
Achtung: Sprühkleber ist von anderen Oberflächen nur noch schwer zu entfernen. Achten Sie deswegen darauf, nur das gewünschte Stoffstück mit Kleber zu bedecken.
Wir empfehlen
Unser Fazit: Bei der Entscheidung, wie das Kunstleder am besten verarbeitet werden sollte, kommt es vor allem auf den Zweck an. Bei Arbeiten, bei denen das Kunstleder keiner großen Belastung ausgesetzt wird oder nicht per se „verwendet“ wird, kann Textil- oder Sprühkleber benutzt werden.
- Beispiele Kunstleder kleben: Applikationen, Patches oder Dekorationselemente, Verkleidung von Gegenständen
Bei allen anderen Projekten sollte man das Kunstleder nähen. Vor allem, wenn der Stoff einer Belastung ausgesetzt und einem gewissen Verwendungszweck gewidmet ist.
- Beispiele Kunstleder nähen: Taschen, Kleidung oder andere Gebrauchsgegenstände
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