Hydraulischer Abgleich an Heizung | Anleitung mit Tipps
Hydraulischer Abgleich. Dieser Begriff beschreibt einen essentiellen Punkt bei der Nutzung und Instandhaltung von Heizungssystemen. Die Methode wird genutzt, um die Widerstände der einzelnen Heizkörper so anzupassen, dass es nicht zu einem unregelmäßigen Wasserdurchfluss kommt. Grund für diesen Zustand sind nicht optimal aufeinander abgestimmte Elemente innerhalb der Anlage. Der Abgleich behebt dieses Problem, was sich positiv auf den Energieverbrauch auswirkt.
Ein hydraulischer Abgleich ist ein oft unterschätztes Tool, um den Energieverbrauch Ihrer Heizungsanlage zu verringern. Wenn die Widerstände der einzelnen Komponenten innerhalb der Heizanlage wasserseitig nicht ideal abgestimmt sind, kommt es zu einer Vielzahl von Problemen, die die Leistung der Heizung verringern und den Energieverbrauch steigern. Auf Dauer zahlen Sie mehr. Der Abgleich behebt dieses Problem und optimiert die Anlage, damit die Wasserzufuhr für jeden Heizkörper so effektiv wie möglich funktioniert. Zwischen 15 bis 20 Prozent Heizkosten können unabhängig von der Größe und Art des Hauses eingespart werden, wenn die Widerstände ideal angepasst wurden.
Inhalte
Wann ist ein hydraulischer Abgleich notwendig?
Die Notwendigkeit für einen hydraulischen Abgleich macht sich über eine Reihe von Anzeichen bemerkbar. Besonders wirken sich diese auf die Heizkosten und Leistung aus, was glücklicherweise recht schnell bemerkbar wird. Vor allem im Winter ist es nicht selten, dass ein hydraulischer Abgleich nachgeholt werden muss, um die Heizanlage zu optimieren.
Die folgenden Punkte gehen auf die Situationen ein, wann der Abgleich stattfinden sollte:
Steigende Heizkosten
Eines der auffälligsten Probleme, die durch ein falsch abgeglichenes System entstehen, ist der erhöhte Verbrauch von Brennstoffen für die Heizung. Dazu zählt ebenfalls der Verbrauch von Energie, die durch Solaranlagen erzeugt wird. Wenn Sie bemerken, dass Sie immer mehr Brennstoff benötigen oder sich der Verbrauch durch Ihre Solaranlage ständig erhöht, sollten Sie einen Abgleich in Erwägung ziehen.
Steigende Stromkosten für die Pumpe
Das gleiche gilt für die Stromkosten, die für die Nutzung der Pumpe notwendig sind. Wurden die Heizelemente nicht richtig abgeglichen, muss die Pumpe stärker arbeiten, was die Betriebskosten deutlich erhöht. Steigt Ihre Stromrechnung unaufhaltsam, sollten Sie die Pumpleistung im Auge behalten und einen Abgleich nutzen, um sie wieder optimal verwenden zu können.
Vernehmbare Fließgeräusche
Vernehmen Sie ein Gluckern, Klackern oder andere Fließgeräusche, kann es sich ebenfalls um ein Problem mit den Widerständen handeln. Wird die Heizanlage regelmäßige gewartet, entstehen Fließgeräusche in den meisten Fällen immer durch eine nicht optimale abgestimmte Anlage. In diesem Fall ist es wichtig, die Widerstände abzugleichen, damit das Wasser effektiv arbeiten kann. Die Fliegeräusche entstehen nämlich, wenn zu viel oder zu wenig Heizwasser transportiert wird.
Ungenügende Heizleistung
Direkt mit den bereits genannten Punkten geht eine deutlich schlechtere Heizleistung einher. Einzelne Heizkörper sind deutlich kühler oder unterbrechen immer wieder ihre Funktion, was sich nicht nur negativ auf Ihre Energiebilanz und Heizkosten auswirkt, sondern das Wohlbefinden innerhalb der eigenen Räumlichkeiten massiv stört. Manchmal müssen Sie die Heizung sogar wieder anschalten, damit wieder geheizt wird.
Heizelemente erwärmen sich nicht zeitgleich
Ebenso kann es vorkommen, dass die Heizkörper nicht zur gleichen Zeit funktionieren. Wenn Sie zum Beispiel über den Winter das Schlaf- und Esszimmer heizen wollen und die Heizung anschalten, kann es passieren, dass Sie ewig auf Wärme beim Schlafen warten müssen. Das ist in keiner Weise ideal.
Wie Sie sehen, wirkt sich eine falsch abgeglichene Heizanlage negativ auf alle Aspekte aus, die mit der Heizung in Verbindung stehen. Da Sie die Auswirkungen in den meisten Fällen recht schnell bemerken, können Sie ebenso effektiv handeln. Der Abgleich ist ebenfalls notwendig bei Fußbodenheizungen.
Tipp: Ideal ist ein hydraulischer Abgleich im Frühling oder Sommer, wenn die Temperaturen noch nichts ins Minus gehen. Die Heizung kann dadurch so effektiv wie möglich über die kalte Jahreszeit funktionieren.
Kosten für einem professionellen Abgleich
Da Sie den hydraulischen Abgleich ohne entsprechende Fachkenntnisse nur mit sehr viel Vorsicht selbst ausführen sollten, bietet sich ein professionelles Unternehmen oder einen selbstständigen Fachmann deutlich besser an. Das trifft vor allem zu, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie die Heizung selber optimieren. In diesem Fall kontaktieren Sie immer einen Fachmann, um zusätzliche Probleme zu vermeiden. Die Kosten für den Abgleich sind abhängig vom Alter, der Ausstattung und Größe der Anlage. Speziell die Ausstattung ist wichtig, da eine voll ausgestattete Heizung nur überprüft und nicht mehr mit weiteren Komponenten ausgestattet werden muss. Von den folgenden Komponenten ist die Rede:
- moderne Pumpen
- Thermostatventile (bereits eingestellt)
Sie reduzieren den Arbeitsaufwand für das beauftragte Unternehmen deutlich, wenn diese Komponenten installiert sind, was die Kosten für den Abgleich um mehr als die Hälfte reduziert. Insgesamt stehen für Besitzer eines Einfamilienhauses drei Preisvarianten zur Verfügung, die von den Komponenten abhängig sind:
- Pumpe und Thermostatventile eingebaut: 300 Euro bis 600 Euro
- nur Thermostatventile eingebaut: 500 Euro bis 1.000 Euro
- beide Komponenten fehlen: 600 Euro bis 1.300 Euro
Speziell der Austausch alter oder zu großer Pumpen wird Ihnen ins Geld gehen. Je moderner und energiesparender Ihre Heizanlage ist, desto günstiger ist der Abgleich. Die Pumpen und Ventile werden abhängig von den bereits verfügbaren Komponenten entweder neu installiert oder ausgetauscht, was die hohen Kosten verursacht.
Tipp: Nutzen Sie die zahlreichen Fördermittel, die Hauseigentümern bei den Kosten unter die Arme greifen. Zu nennen sind hier die Programme des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), mit denen Sie anfallende Kosten deutlich senken können.
Hydraulischer Abgleich: Anleitung
Die Anleitung für einen hydraulischen Abgleich unterscheidet sich etwas von anderen Arbeiten am eigenen Haus. Der Grund: Die Komplexität des Abgleichs. Schon kleine Fehler reichen aus, um die Optimierung der Heizanlage zu verschlechtern, wodurch sich die Betriebskosten noch einmal steigern könnten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie ein Altbau oder eine komplett neue Heizanlage besitzen, für den Abgleich benötigen Sie mathematische, physikalische und handwerkliche Grundkenntnisse. Ebenfalls werden die folgenden Utensilien benötigt:
- Mess- und Berechnungssoftware (bspw. DanBasic)
- technische Informationen über die Heizanlage
- Informationen zum Wärmebedarf
Sie erleichtern den Abgleich der Heizung, solange Sie sich ein wenig mit der Materie auskennen. Auf jeden Fall sollten Sie sich genug Zeit für das Projekt nehmen, wenn Sie es selbst ausführen wollen. Bedenken Sie aber, dass die Anleitung nur einen groben Überblick gibt und Sie sich bei manchen Punkten noch weiter einarbeiten müssen. Zudem sollten Sie niemals Komponenten wie die Pumpe oder Ventile selbst auswechseln, denn das darf ausschließlich von einem Fachmann durchgeführt werden. Falls Sie den Wechsel auf eigene Faust durchziehen und es anschließend zu einem Schaden kommt, müssen Sie die Kosten für die Reparatur selbst aufwenden, da Versicherungen in diesem Fall nicht zahlen. Die folgende Anleitung geht auf die einzelnen Schritte ein, die für den Abgleich notwendig sind:
1. Wärmebedarf und Heizlast ermitteln
Um die Heizlast einzelner Räume berechnen zu können, benötigen Sie den Wärmebedarf. Falls Ihnen dieser nicht bekannt ist, ermitteln Sie diese nach den Energieeffizienzklassen der Energieeinsparverordnung (EnEV). Diese führen genau auf, wie viel Watt pro Quadratmeter benötigt werden. Ein kleiner Überblick:
- Passivhaus: durchschnittlich 10 W/m²
- Niedrigenergiehaus: 25 W/m² bis 40 W/m²
- Gebäude vor 1977: 130 W/m² bis über 200 W/m²
Sobald der Wärmebedarf ermittelt wurde, multiplizieren Sie die Fläche der einzelnen Räume mit dem Wert pro Quadratmeter. Am Ende erhalten Sie die Heizlast für den entsprechenden Raum.
2. Heizflächen
Als nächstes müssen Sie die Heizflächen ermitteln. Damit sind nicht die beheizbaren Räume gemeint, sondern die Oberflächen der Heizkörper. Je nach Art des Heizkörpers unterscheiden sich die Heizflächen, was beachtet werden muss. Notieren Sie sich die Ausmaße. Integrieren Sie anschließend die aus der Heizungsleistung entnehmbare Systemtemperaturen der Heizkörper.
3. Heizkörper-Leistung
Die Heizkörper-Leistung ist der nächste Wert, den Sie benötigen. Diese entspricht der ausgerechneten Heizlast, wenn es sich um einen Heizkörper mit einer nach der DIN EN 442-2 bestimmten Vorlauftemperatur von 75°C und Rücklauftemperatur von 65°C handelt. Andere Heizkörper werden zusätzlich mit den folgenden Werten multipliziert:
- Vorlauftemperatur 70°C und Rücklauftemperatur 55°C: 1,24
- Vorlauftemperatur 55°C und Rücklauftemperatur 45°C: 1,94
4. Volumenstrom ermitteln
Der Volumenstrom der Heizkörper wird über eine ganz bestimmte Formel berechnet, in die Sie erforderlichen Werte nur einsetzen müssen:
- Heizkörperleistung (Q) in W
- Spezifische Wärmekapazität (c): 1,16 x (Anzahl Wattstunden (Wh) / (Kilogramm (kg) x Kelvin (K)))
- Wasserdichte (p): 1 x (kg/l)
- Temperaturspreizung: müssen Sie selbst ermitteln
- Anschließend setzen Sie die Werte in folgende Formel ein: Volumenstrom = Q / (c x p x Temperaturspreizung)
5. Ventile einstellen
Die Ventile werden nach den Angaben der Hersteller eingestellt. Die Voreinstellung wird über deren Auslegungsdiagramme zur Verfügung gestellt. Sie können diese Werte nicht selbst ermitteln.
6. Förderhöhe- und Menge
Ein hydraulischer Abgleich kann nur optimiert werden, wenn Sie die Förderhöhe kennen. Dafür dividieren Sie das Produkt aus dem Rohrreibungsverlust, dem Zuschlagsfaktor (Formstücke, Armaturen und Strangregulierventile) und der ungünstigen Stranglänge (Rück- und Vorlauf addieren) mit einem Faktor von 10.000. Die Fördermenge ist der letzte Wert, den Sie für den Abgleich benötigen. Dafür benötigen Sie die folgenden Werte:
- Wärmestrom
- Wasserdichte
- spezifische Wärmekapazität
- Temperaturspreizung
Für die Ermittlung der Fördermenge wird der Wärmestrom durch das Produkt dividiert, das Sie aus den anderen drei Werten erhalten.
7. Abschluss
Lassen Sie den hydraulischen Abgleich unbedingt von einem Fachmann kontrollieren. Auf diese Weise gehen Sie auf Nummer sicher, dass es nicht doch zu einem Problem kommt. Aus diesem Grund sollten Sie jeden einzelnen Schritt gründlich dokumentieren, damit der Fachmann genau weiß, was ermittelt und eingestellt wurde.
Ein hydraulischer Abgleich bei Fußbodenheizung ist deutlich komplizierter. Für diese sollten Sie sich an einen Fachmann wenden.
Bedenken Sie: Falls Sie den Abgleich auf eigene Faust umsetzen, können Sie keine staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Dafür müssen Sie die Hilfe eines Fachplaners für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) in Anspruch nehmen.
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