Haus und Fassade nachträglich verklinkern – Anleitung
Eine Putzfassade ist sehr pflegeintensiv, damit ist sie gleichzeitig teurer im Unterhalt. Die ursprüngliche Einsparung ist dann innerhalb von wenigen Jahren wieder verbraucht. Eine verklinkerte Fassade mag beim Bau höhere Kosten verursachen, doch Klinker sehen nicht nur wertiger aus, sie behalten ihren Wert und die Substanz. Daher zeigen wir Ihnen, worauf Sie achten sollten, wenn Sie die Fassade nachträglich verklinkern wollen.
Um den Wert des Hauses zu steigern, ist das nachträgliche Verklinkern der Außenfassade eine gute Lösung. Hinter der neuen Verklinkerung kann zudem noch eine effektive Dämmung eingebracht werden. Das ist gerade bei älteren Häusern ideal, in denen die Räume ohnehin recht klein sind. Die Isolierung der Innenwände ist in diesen Fällen immer mit einem schmerzhaften Verlust von Wohnfläche verbunden. Die Verklinkerung ist robust und benötigt kaum Pflege. Wenn Sie genug davon haben, die Fassade zu streichen oder Risse im Putz auszubessern, dann zeigen wir Ihnen hier in der Anleitung, wie die Fassade nachträglich verklinkert wird.
Inhalte
Material
Das benötigen Sie:
- Spaten
- Schaufel
- Mischmaschine
- Maurerkelle
- Fugenkelle
- Maurerbrett
- Schubkarre
- Wasserwaage
- Zollstock
- Bleistift
- Winkelschleifer / Flex
- Zange zum Eisenbiegen
- Schalplatten / Holzplatten
- Quast
- Pinsel
- Zement
- Sand
- Dämmung
- Spezialkleber
- Dichtbahn
- Moniereisen / Baustahlmatten
- Klinkersteine
- Isolierklinker / Riemchen
- Dampfsperre
Riemchen als Alternative
Es gibt die Möglichkeit die Außenfassade in einer Klinkeroptik zu gestalten, ohne dabei erst das Maurerhandwerk zu erlernen. Dabei werden sogenannte Riemchen auf die alte Fassade aufgeklebt. Diese Riemchen gibt es auch in einem Komplettsystem als Isolierklinker, in dem gleich die Dämmung der Außenhülle mit enthalten ist. Allerdings altern diese aufgeklebten Riemchen sehr schnell und sind dann optisch längst nicht mehr mit einer echten Klinkerwand zu vergleichen. Außerdem sind Hauskäufer diesen Riemchen gegenüber eher skeptisch eingestellt, der Wert des Hauses wird daher durch diese Riemchen nicht gesteigert.
Bebauungsplan und Bauamt
Jede bauliche Veränderung eines Wohngebäudes ist zunächst einmal genehmigungspflichtig. Daher sollten Sie erst den Weg zum örtlichen Bauamt gehen, bevor Sie mit der Arbeit beginnen. Dort können Sie auch den Bebauungsplan für Ihr Baugebiet einsehen. Viele neue Baugebiete haben extrem eng gefasste Bebauungspläne, in denen unter Umständen sogar die genaue Farbe der Steine oder einer Fassade am Haus festgeschrieben ist. Möglicherweise dürfen Sie in einigen Baugebieten nicht einmal Klinker am Haus anbringen. Bei älteren Baugebieten sind die Bestimmungen jedoch selten derartig eng gefasst. Außerdem könnte im Bebauungsplan vermerkt sein, wie breit der Dachüberstand sein muss. Ebenfalls also eine wichtige Information, bevor Sie mit dem Verklinkern des Hauses beginnen.
Kosten für das Verklinkern des Hauses
Damit Sie in etwa abschätzen können, welche Kosten das Verklinkern pro m² verursacht, haben wir hier einige Beispielpreise aufgelistet. Wenn der Hersteller lediglich die Preise für 1.000 Steine jeweils angibt, müssen Sie die betreffende Seitenlänge des Steins und dessen Höhe umrechnen, um festzustellen, wie viele Steine pro Quadratmeter Sie etwa benötigen werden. Was nützt Ihnen schließlich die Menge der Steine, wenn Sie Ihr eigenes Haus verklinkern wollen? Also ein Stein, der beispielsweise 25 Zentimeter lang und 4 Zentimeter hoch ist, deckt 100 Quadratzentimeter ab. In einem Quadratmeter befinden sich 10.000 Quadratzentimeter. Sie benötigen also 100 Steine pro Quadratmeter.
Das passt natürlich nur bei diesem Beispiel, die Klinkersteine sind in ihren Abmessungen ganz unterschiedlich. Außerdem müssen Sie noch etwas Verschnitt mit einbeziehen. Dieser richtet sich nach der Anzahl der Ecken des Hauses und nach dem Können und der Erfahrung des Maurers. Als Heimwerker benötigen Sie naturgemäß ein wenig mehr. Prüfen Sie, ob es möglich ist, Reste an den Hersteller oder den Baustoffhandel zurückzugeben, falls Sie zu viele Steine gekauft haben.
- Klinkerstein friesisch bunt, extra glatt etwa 35 Euro je m² teuer
- Klinkerstein rot-bunt etwa 40 Euro je m² teuer
- Klinkerstein bronze-bunt etwa 25 Euro je m² teuer
- Klinkerstein vintage (künstlich gealtert) etwa 60 Euro je m² teuer
Tipp: Wenn Sie Erfahrung im Mauern haben, ist es natürlich relativ einfach, das Haus selbst zu verklinkern. Wer jedoch noch nie gemauert hat, wird mit dem Klinkern einige Schwierigkeiten haben. Je nachdem, welche Klinker Sie auswählen, sind diese eventuell auf der Oberseite sehr rau. Hier setzt sich der Zement sehr leicht fest, was dann nach der Fertigstellung einen unschönen grauen Schleier vom Zement ergibt. Gerade ungeübte Heimwerker kleckern aber beim Mauern sehr stark.
Hohl- oder Vollklinker
Nicht nur der Brennvorgang bei der Herstellung der Ziegel beeinflusst die Qualität der Steine. Hart gebrannte Ziegel sind nahezu unverwüstlich. Sie lassen sich aber später auch deutlich schwieriger schneiden. Neben diesen Vollklinkern gibt es auch noch sogenannte Hohlklinker, die zwangsläufig leichter und nicht so teuer sind. Welche Steine Sie bevorzugen, ist zu einem großen Teil Geschmackssache. Allerdings können die Hohlklinker für einen Einsteiger etwas schwieriger zu vermauern sein, da die Fugen hier meist deutlich schmaler sein müssen.
Zubehör
Neben dem Hauptkostenfaktor, den Klinkersteinen, benötigen Sie teilweise noch Maueranker und eine Dampfbremse, die zwischen Mauerwerk und Klinker eingebracht werden muss. Beides sind keine großen Kostenfaktoren. Was jedoch Ihr Budget belasten wird, sind Sand und Zement. Die Sandlieferung wird regional unterschiedliche Kosten verursachen.
- Sand gesiebt 10 m³ regional unterschiedlich zwischen 100 und 200 Euro
- Sack Zement mit 25 Kilo ab etwa 8 Euro
- Beton für Fundament je nach Druckfestigkeit pro m³ ab 75 Euro
Kosten für einen Maurer
Wenn Sie sich nicht ganz zutrauen, eine schöne Hausfassade mit den Klinkersteinen selbst zu mauern, können Sie natürlich einen professionellen Maurer oder ein Unternehmen damit beauftragen. Die Kosten sind regional leider sehr unterschiedlich, generell sollten Sie ein erfahrenes Unternehmen beauftragen und möglichst einen Komplettpreis vereinbaren. So gehen eventuelle Probleme und Verzögerungen später nicht so stark zu Ihren Lasten. Denn schon die Witterung kann Ihnen einen Strich durch den Zeitplan machen. Wenn Sie dann Stundenlohn bezahlen müssen, wird das Budget schnell ausgereizt.
- Maurer regional pro Quadratmeter Fassade zwischen 40 und 80 Euro teuer
Anleitung – Fassade verklinkern
Ob Sie zusätzliche Wandanker benötigen, die das alte und das neue Mauerwerk miteinander verbinden, hängt zu einem großen Teil von der Stärke Ihrer Klinker ab. Aber auch die zu mauernde Höhe der Klinkerwand spielt eine entscheidende Rolle. Sie sollten sich also zu Ihren ausgewählten Steinen und der Fassadenhöhe informieren, was erforderlich ist.
1. Fundament herstellen
Im Gegensatz zur Anbringung von Klinkerriemchen benötigen Sie für eine echte Verklinkerung, die nachträglich angebracht werden soll, zwingend ein Fundament. Dieses muss frostsicher gegründet werden. Das heißt, dass es hierzulande mindestens 80 Zentimeter tief sein sollte. Den Boden des Fundaments sollten Sie mit etwas Kies ausstreuen, bevor Sie die Armierung aus Eisenmatten oder Moniereisen in die Grube einlegen. Anschließend wird der frische Beton aus Ihrer Mischmaschine mit der Schubkarre in die Verschalung der Grube eingeschüttet. Stochern Sie mit einem Besenstiel etwas nach, damit der Beton in jeden Winkel bis ganz nach unten rutscht.
Tipp: Wenn Sie genügend kostenlose Helfer haben, um das Fundament zügig zu schütten, können Sie auch das Schütten des Fundaments selbst erledigen. Mit einer Lieferung von Fertigbeton kommen Sie jedoch nicht so viel teurer und gehen sicher, dass die komplette Menge zügig in das vorbereitete Fundament laufen kann. Außerdem ist die ganze Betonmenge von der gleichen Qualität, was beim Mischen in einer kleinen Mischmaschine natürlich nicht immer zu garantieren ist.
2. Dämmung anbringen
Durch die Verklinkerung haben Sie die Möglichkeit, eine Vorwanddämmung in gewünschter Stärke zu installieren. Die meisten dieser Systeme bestehen aus dicken Blöcken, die einfach mit einem Spezialkleber untereinander sauber verklebt werden. Die unterschiedlichen Hersteller liefern zu ihren Dämmsystemen eine Anleitung mit, diese sollten Sie vor dem Verkleben genau studieren.
Tipp: Bevor Sie eine derartige Arbeit beginnen oder überhaupt nur ein Dämmsystem auswählen, sollten Sie prüfen, ob Sie dafür nicht eine Förderung bekommen können. Die Bundesregierung und einige regionale Programme bieten für eine nachträgliche Wärmedämmung teilweise recht hohe Zuschüsse. Diese müssen aber unbedingt immer beantragt werden, bevor Sie mit der Arbeit beginnen. Auch die Materialrechnung darf kein früheres Datum aufweisen, wenn Sie Geldmittel erhalten wollen – achten Sie darauf!
Vor der Auswahl der Dämmung sollten Sie sich den Dachüberstand anschauen. Durch die neue Klinkermauer vor der Fassade wird der Überstand oft ohnehin verlängert werden müssen. Bei vielen älteren Häusern, die nachträglich mit Klinkern verkleidet wurden, sehen Sie, wie es aussieht, wenn der Dachüberstand nicht verlängert wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass ein Teil des Regenwassers schon hinter der Dachrinne in die Klinkermauer eindringt. Diese würde dann bei Frost schnell beschädigt werden. Soll also eine starke Dämmung installiert werden, muss diese Stärke zusätzlich bei der Verlängerung des Dachüberstands einkalkuliert werden.
3. Klinker aufmauern
Je weniger Erfahrungen Sie beim Mauern haben, desto glatter sollten die ausgewählten Klinkersteine sein. Verkleckerter Zement würde sich anderenfalls als hässlicher grauer Schleier in den feinen Poren des Steins festsetzen. Das Fundament muss vollständig durchgetrocknet sein, bevor Sie mit dem Mauern anfangen können. Legen Sie auf dem Fundament einen Streifen Dichtbahn aus, bevor Sie die erste Reihe mauern. Wenn Sie kein bestimmtes kompliziertes Muster für die Verblendung ausgesucht haben, sollten Sie im Verbund mauern. Das heißt, die Fuge zwischen den Steinen der zweiten Reihe ist mittig auf dem darunterliegenden Klinker.
Tipp: Passen Sie sehr genau auf, dass Sie in diesem Verbund bleiben. Ein Verrutschen würde später ein hässlich ungleichmäßiges Muster auf der Wand erzeugen. Der Verlauf wäre unruhig und außerdem hätten Sie an den Ecken größere Probleme mit dem Abschluss.
Wenn Sie Klinkersteine kaufen, die innen hohl sind, also sogenannte Hohlklinker, sollten Sie nicht nur ganze Steine kaufen, sondern auch halbe. Diese Steine können Sie an den Ecken nicht einfach abschneiden, da dann die Hohlkammern zum Vorschein kommen. Auch die Vollklinker sollten Sie aber nicht an den Ecken zuschneiden, da die Oberfläche nach dem Schneiden anders beschaffen ist als nach dem Brennen der Klinker. Versuchen Sie die notwendigen Zuschnitte in Ihrem Muster mit einzubauen, zum Beispiel indem Sie den geschnittenen Stein in jeder zweiten Reihe auf der anderen Seite Ihrer Hauswand einarbeiten.
Tipp: Die Querfugen sollten je nach Klinker etwa einen Zentimeter stark sein. Sollten Sie zu viel Zement zwischen die Steine bekommen oder etwas auf die bereits fertige Mauer gefallen sein, muss das sofort mit einem Quast und klarem Wasser weggewaschen werden. Sie sollten daher immer einen Eimer mit Wasser und einen Quast bei der Maurerarbeit dabeihaben.
Sie müssen nicht extra eine teure Steinschneidmaschine anschaffen. Mit einem Winkelschleifer beziehungsweise einer Flex und einer guten Diamantscheibe erzielen Sie das gleiche Ergebnis. Achten Sie aber auf die Scheibengröße, denn Sie sollten einen Klinkerstein schon mit einem Schnitt ablängen können. Wenn Sie von allen Seiten her schneiden müssen, wird das Schnittbild unsauber und schief.
4. Klinker verfugen
Beim Mauern wird die Fuge zwischen den Steinen nie komplett sauber verfüllt. Das muss nachträglich erledigt werden. Lassen Sie Ihr neues Mauerwerk einige Tage gut austrocknen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Wird das Verfugen zu früh durchgeführt, kann die Feuchtigkeit nur in die alte Hauswand ausweichen und das ist natürlich nicht wünschenswert. Die Fugen werden mit der schmalen Fugenkelle mit Fugenmörtel verfüllt. Dabei sollte die Fugenfüllung aber einige Millimeter zurückspringen. Geben Sie mit der Maurerkelle einen dicken Klecks Mörtel auf das Maurerbrett und halten Sie dieses direkt unter die jeweilige Fuge an die Wand. Schieben Sie mit der schmalen Fugenkelle dann immer etwas Mörtel in die Fuge. Den Mörtel müssen Sie mit der Fugenkelle richtig fest eindrücken und glatt ziehen.
Tipp: Bei dieser Arbeit sollten Sie neben dem Quast auch einen schmalen Pinsel bereithalten. Mit dem Quast reinigen Sie wieder die Steine von überschüssigem Mörtel mit dem Pinsel ziehen Sie die neue Mörtelfuge etwas nach. So bekommt die Fuge ein einheitliches glattes Mörtelbild ohne Absätze oder Versprünge.
Tipps für Schnellleser
- Möglichkeiten auswählen zum Verklinkern
- eventuell Bebauungsplan bezüglich Fassadengestaltung prüfen
- Riemchenklinker ankleben nach Grundreinigung
- Fundament rund um das Haus erstellen
- Boden ausheben und frosttief betonieren
- Förderprogramme für Dämmkosten prüfen und beantragen
- Dämmung an der Hauswand anbringen
- eventuell Dampfsperre an Hauswand anbringen
- Dichtband auf Fundament auslegen
- Klinker im Verbund aufmauern und sichern
- Klinker schneiden mit Winkelschleifer und Diamantscheibe
- Zementreste zügig mit Quast entfernen
- Klinker anschließend verfugen
- Zementüberschüsse wieder mit Quast abwaschen
- Fugen im Klinker mit Pinsel nachziehen
1 Comments
Eine gute Inspiration, da ich gerede ein kleines Gartenhaus baue musste ich mir noch Gedanken über die Außenhaut machen. vielen dank für diesen Artikel.