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Gute-Nacht-Geschichte „Zwei Brüder“

Gute-Nacht-Geschichte

Zwei Hahnenbrüder sorgen auf dem Bauern für Chaos und dürfen dennoch dank einer pragmatischen Lösung auf dem Hof wohnen bleiben.

Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:

  • Gute-Nacht-Geschichte zum Einschlafen
  • Alter: ab 4 Jahre
  • Lesedauer: 12 Minuten
  • Thema: Abenteuer und Spaß
Talu Video-Tipp

Zwei Brüder

Auf einem idyllischen Bauernhof in den Bergen lebte eine muntere Hühnerschar zusammen mit einem stattlichen Gockel. Sie führten ein wirklich schönes Leben mit einem geregelten Tagesablauf. Hatten sie Hunger, liefen sie über den Hof und pickten Körner auf, die der Bauer ihnen dorthin streute. Nach dem Essen scharrten sie sich Kuhlen in den Sandhaufen neben den Stall. Darin nahmen sie ein ausgiebiges Sandbad und dösten anschließend ein wenig in der Sonne.

Ab und an spazierten sie vom Hof und suchten auf den Wiesen und Äckern nach Würmern, Insekten und frischen Kräutern. Der Hahn passte stets gut auf seine Hühner auf. Erspähte er einen Raubvogel oder einen Fuchs, krähte er so laut er konnte und die Hühner flüchteten sich unter einen Busch oder in den Hühnerstall, bis die Gefahr vorüber war. Nachts schliefen alle im Stall, den der Bauer stets gut verschloss, damit der Fuchs die Hühner nicht nach und nach von der Stange holte, um sie zu verspeisen.

Es ging ihnen gut, aber etwas fehlte ihnen doch zu ihrem Glück – kleine, flauschige Küken. Noch nie hatte eines der Hühner seine gelegten Eier ausgebrütet und die Küken großgezogen. Jeden Mittag kam der Bauer in den Stall und sammelte die gelegte Eier ein; und wo keine Eier ausgebrütet werden konnten, gab es natürlich auch keinen Nachwuchs. Dies betrübte die Hühner sehr, aber es ließ sich leider nicht ändern. Der Bauer fand stets alle Eier, auch wenn die Hühner sie noch so gut versteckten.

Doch eines Tages ereignete sich ein kleines Wunder. Ein besonders schlaues Huhn hatte tatsächlich ein Versteck gefunden, welches der Bauer nicht erspäht hatte: ein kleiner Hohlraum in einem Brennholzstapel, welcher am Rand des Ackers zum Trocknen aufgetürmt war. Der Wind hatte allerhand trockenes Laub und Heu hineingetragen, sodass das Huhn das Nest sofort beziehen konnte. Jeden Tag lief es heimlich zu seinem Nest, um ein Ei hineinzulegen, und als sich dann nach einigen Tagen acht schneeweiße Eier im Nest befanden, begann das Huhn zu brüten. Drei lange Wochen dauerte es, bis sich die ersten Löcher in den Eierschalen zeigten und die Küken nach und nach ausschlüpften: sechs kleine Hennen und zwei kleine Hähne.

Der Bauer war sehr erstaunt, als das verschwunden geglaubte Huhn nach drei Wochen plötzlich wieder auftauchte – mit acht wunderhübschen gelben Küken im Schlepptau, die lebhaft um das Huhn herumwuselten. In einer Ecke des Hühnerstalls baute der Bauer der stolzen Glucke ein kleines Nest aus Heu, in welchem sie zusammen mit den Küken schlafen konnte. Jede Nacht kuschelten sich die kleinen Küken unter die Fittiche ihrer Mutter und schlummerten dort allesamt friedlich.

Während sich die sechs kleinen Hennen tagsüber stets in der Nähe ihrer Mutter aufhielten, damit sie bei Gefahr schnell bei ihr Schutz finden konnten, waren die beiden Hähne weit weniger vorsichtig. Ohne auf die Umgebung zu achten, tobten die beiden Brüder über den Hof. Sie eilten den Misthaufen hinauf, um gleich wieder lachend herunter zu purzeln. Danach stanken sie so fürchterlich, dass die Glucke sie in den nahen Ententeich scheuchte, um sie dort zu baden – und das, obwohl Hühner sehr wasserscheu sind und nicht gerne nass werden.

Hatte einer der beiden Brüder einen leckeren Wurm gefunden, versuchte der andere, den Leckerbissen zu stibitzen. Dabei jagten sie sich kreuz und quer über den Bauernhof, ohne auf die Umgebung zu achten. Näherte sich ein Hühnerhabicht aus der Luft, konnte der alte Hahn so laut krähen, wie er mochte – die beiden Brüder hörten es meist nicht und das Huhn hatte alle Mühe, sie einzufangen und in Sicherheit zu bringen.

Die zwei Brüder waren nicht nur wild, sondern auch überaus neugierig. Während die anderen Hühner brav auf dem Hof blieben, nutzten die beiden Rabauken jede Gelegenheit, um in das Bauernhaus zu gelangen. Immer, wenn die Tür zum Hof offen stand, huschten sie ins Innere. Dort gab es viele spannende Dinge zu entdecken und sie konnten wunderbar spielen. Unter dem alten gusseisernen Ofen, hinter dem Kühlschrank, zwischen den Stuhl- und Tischbeinen oder in den herumstehenden Schuhen gab es tolle Verstecke für die beiden; und wenn sie beim Spielen hungrig wurden, machten sie sich einfach über den Inhalt des Katzennapfs her, der in der Küche neben dem Ofen stand.

Geschichte für Kinder

Die Bauernfamilie mochte es überhaupt nicht, wenn es die beiden Brüder ins Haus hinein schafften, denn bei allen Hühnern gibt es ein Problem. Wenn sie einmal müssen, dann gehen sie nicht auf die Toilette. Sie lassen ihre Notdurft einfach auf den Boden fallen, wo sie gerade stehen. Anfangs hatte die Bäuerin noch ein Auge zugedrückt und die Hinterlassenschaften einfach weggewischt. Doch je größer die beiden wurden (und Hühner wachsen wirklich sehr schnell), umso ärgerlicher wurde sie, wenn sie die kleinen Hähne im Haus erwischte. Dann schnappte sie sich einen Besen und jagte die beiden schimpfend und zeternd aus dem Haus heraus, dass die Federn nur so durch die Gegend stoben.

Und auch die Hofkatze hatte langsam genug davon, dass die beiden Brüder ihr immer das Futter klauten. Denn diese waren mittlerweile so groß, dass sie den kompletten Inhalt des Napfes auffraßen, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten, und für die Katze blieben nur einige wenige Krümelchen übrig. Auch mit ihrem Vater, dem stattlichen Gockel, kam es zu immer mehr Streitereien. Denn wenn Junghähne erwachsen werden, möchten sie auch gerne der Anführer der Hühnerschar werden, und wenn es schon einen Chef gibt, führt dies unweigerlich zu Zänkereien.

Und so kam, was kommen musste. Eines Tages sagte der Bauer zu seiner Familie: „Mir reicht es. Die beiden Junghähne machen nichts als Ärger. Wir können sie nicht länger behalten. Morgen bringe ich sie zum Metzger, dann ist hier endlich wieder Ruhe.“ Doch seine beiden Töchter begannen zu weinen und bettelten ihren Vater an, es nicht zu tun. Sie hatte die beiden Hähne lieb gewonnen, auch wenn diese viel Unsinn im Kopf hatten, und sie wollten auf keinen Fall, dass sie geschlachtet würden. Da der Bauer ein weiches Herz hatte, gab er dem Bitten und Betteln seiner Töchter schließlich nach. „Na gut“, brummelte er. „Aber hierbleiben können sie auch nicht.“ Die Familie überlegte gemeinsam, wie sie das Problem lösen konnten, und nach einer Weile hatte die Bäuerin eine Idee, die alle ganz wunderbar fanden.

Gleich am nächste Tag, als die Kühe gefüttert und gemolken waren, ging der Bauer in seinen Werkstattschuppen und baute zwei neue, kleine Hühnerhäuser. Diese stellte er an zwei verschiedenen Ecken des Hofes auf, weit genug entfernt vom alten Hühnerstall. Und in jedes der neuen Hühnerhäuser durfte nun einer der beiden Hähne zusammen mit drei der jungen Hennen einziehen. So lebte jeder der beiden Brüder in einer anderen Ecke des Bauernhofes und hatte eine kleine Hühnerschar, um die er sich kümmern konnte. Während die Hühner nach Futter suchten, achteten sie auf die Umgebung und immer, wenn sich ein Fuchs oder ein Habicht näherte, krähten sie so laut sie konnten, um ihre Hühnerschar zu warnen.

Streit zwischen den Hähnen gab es nun keinen mehr, denn jeder war mit seiner Aufgabe voll und ganz beschäftigt und hatte auch keine Zeit mehr, im Bauernhaus für Chaos zu sorgen. Und noch etwas änderte sich nun: Niemand im Bauernhaus hat seit diesem Tag jemals wieder verschlafen. Denn wenn beim ersten Sonnenstrahl gleich drei Hähne lauthals um die Wetter krähen, ist an Weiterschlafen nicht mehr zu denken.

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