Zum Inhalt springen
Start » Do it yourself » Gute-Nacht-Geschichten für Kinder » Gute-Nacht-Geschichte „Als die Sonne einmal die Sterne sehen wollte“

Gute-Nacht-Geschichte „Als die Sonne einmal die Sterne sehen wollte“

Gute-Nacht-Geschichte für Kinder

Die Sonne hat Sehnsucht, die Sterne zu sehen. Leider ist dies nicht möglich. Ihr Freund, der Mond, zeigt ihr, dass sie dennoch glücklich sein kann.

Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:

  • Gute-Nacht-Geschichte zum Einschlafen
  • Alter: 4 bis 6 Jahre
  • Lesedauer: 10 Minuten
  • Thema: Sehnsucht und Glück
Talu Video-Tipp

Als die Sonne einmal die Sterne sehen wollte

Die Sonne war gerade aufgestanden und noch ein wenig müde. Wie jeden Morgen schob sie sich über den Horizont, um ihre wärmenden Strahlen auf die Erde zu schicken. Für einen kleinen Moment wurde die Landschaft in orangefarbenes Licht getaucht und leichter Nebel schwebte über den Flüssen und Wäldern. Immer höher stieg die Sonne, um ihre Wanderung über den Himmel zu beginnen.

Zur gleichen Zeit versank ein schwacher, runder Lichtschimmer am anderen Ende des Horizontes. „Hallo, Mond!“, rief die Sonne quer über die Erde und schickte ein paar besonders helle Lichtstrahlen zu ihrem Freund hinüber. Der Mond funkelte zurück. „Guten Morgen, liebe Sonne. Wie geht es dir?“ Die Sonne seufzte. „Es geht mir so weit ganz gut. Aber manchmal ist es schon ein wenig einsam, so allein am Himmel.“ Der Mond nickte verständnisvoll. „Ja, das denke ich mir. Ich bin nie alleine, denn die Sterne leisten mir Gesellschaft.“

„Die Sterne?“, fragte die Sonne erstaunt. „Wer ist denn das?“ Der Mond überlegte kurz, bevor er erklärte: „Die Sterne sind viele, viele kleine Lichtpunkte am Himmel. So ähnlich wie du, nur viel kleiner. Sie sind am ganzen Nachthimmel verteilt und es sieht wirklich schön aus, wie sie am schwarzen Firmament funkeln. Sie leisten mir Gesellschaft. Mit den Sternen ist es niemals langweilig, denn sie sind immer gut gelaunt und zu Späßen aufgelegt.“

Die Sonne seufzte und zog einen Schmollmund. „Das klingt wirklich schön. Ich bin die meiste Zeit des Tages allein. Manchmal zieht ein Flugzeug an mir vorüber, aber das redet nicht mit mir.“ „Das tut mir leid für dich. Aber weißt du was? Ich werde dich einmal besuchen kommen tagsüber. Doch jetzt muss ich weiter, die Nacht ist schon lange vorbei und ich bin müde.“ Der Mond nickte der Sonne zum Abschied zu und versank hinter dem Horizont.

„Mach’s gut, lieber Mond!“, rief ihm die Sonne hinterher. Dann begann sie ihren täglichen Lauf in Richtung Westen. Während sie über den Himmel zog, grübelte sie über das nach, was der Mond über die Sterne gesagt hatte. Zu gerne würde sie die Sterne einmal mit eigenen Augen sehen. Das Funkeln am schwarzen Nachthimmel musste umwerfend aussehen. Doch die Sonne konnte nachts nicht an den Himmel kommen. Sie war viel zu müde von ihrer anstrengenden Runde. Traurig wandert die Sonne weiter.

Als sie sich dem Horizont näherte, fasste sie einen Entschluss. Heute würde sie die Sterne sehen, egal was passierte. Sie müsste nur weit genug untergehen, dass es schon dunkelt. Dann würde sie die Sterne sicherlich entdecken können. Langsam ließ sie sich über den Rand des Horizontes hinabsinken, bis nur noch ein kleiner Rand von ihr zu sehen war. Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und ließ ihren Blick über den schon recht dunklen Himmel gleiten. „Gleich werde ich die Sterne sehen“, dachte sie, als auf einmal der ganze Himmel in einem satten Orange zu leuchten begann – das Abendrot. „Oh nein!“, schimpfte sie. „So sehe ich doch gar nichts!“ Angestrengt versuchte sie, wieder etwas über den Horizont zu gelangen, doch ein starker Sog zog sie weiter hinter den Horizont, und müde, wie sie war, konnte sie sich nicht mehr dagegen wehren. Enttäuscht ging sie ganz unter, um zu ruhen.

Von nun an versuchte die Sonne es Tag für Tag wieder, einen Blick auf die Sterne zu erhaschen. Und nie gelang es ihr. Entweder blendete sie das farbenfrohe Abendrot, oder sie wurde so müde, dass sie sich nicht lange am Horizont halten konnte. An einem Tag stieß sie sich sogar die Nase fest an einem Gebirge an bei dem Versuch, den Sternenhimmel zu betrachten. Und trotzdem versuchte sie es immer und immer wieder. Die Sonne konnte mittlerweile an nichts anderes mehr denken als die Sterne.

Einige Tage später traf sie während ihrer täglichen Reise auf den Mond, der sie besuchen wollte. „Sei gegrüßt, liebe Sonne!“, rief er ihr zu und kniff die Augen zusammen. Jetzt am Tag, strahlte die Sonne so hell und warm, dass er sie kaum anschauen konnte. „Guter Mond!“, erwiderte die Sonne erfreut, „Wie schön, dass du mich besuchen kommst. Hast Du mir vielleicht einen Stern mitgebracht? Ich habe seit Tagen versucht, einen Blick auf den Sternenhimmel zu erhaschen. Aber das Einzige, was ich erhascht habe, war ein ordentlicher Nasenstüber.“ Sie deutete auf ihre immer noch etwas rote Nase. „Das tut mir wirklich leid, Sonne“, antwortete der Mond. „Einen Stern habe ich dir nicht mitgebracht. Alle, die ich gefragt habe, ob sie mich begleiten, haben ‚Nein‘ gesagt. Dein Licht sei ihnen viel zu hell und schmerze sie in den Augen. Vermutlich wirst du nie einen Stern zu Gesicht bekommen.“ Der Mond seufzte mitfühlend. „Ich hätte es dir wirklich gewünscht, dass du den Sternenhimmel einmal sehen kannst.“ Die Sonne blickte betrübt vor sich hin. Dann fragte sie den Mond leise: „Weißt du denn wirklich keine Lösung für mich?“

Kindergeschichte

Der Mond antwortete ihr eine ganze Weile nicht. Zu fasziniert war er von dem Anblick, der sich ihm unten auf der Erde bot. Das ganze Land war in ein helles, warmes Licht getaucht, und er konnte die Schatten der Wolken auf der Landschaft vorbeiziehen sehen, die über den Himmel glitten. Kleine und große Boote fuhren über die Flüsse und Seen. Vögel flogen durch die Lüfte und stimmten ein lautes Konzert an. Bunte Blumen reckten ihre Köpfe in die Höhe, grüne Bäume standen auf den Wiesen und blühende Hecken und Sträucher säumten die Felder. Überall waren Menschen zu sehen. Sie gingen spazieren, fuhren mit dem Rad oder dem Auto, Bauern bestellten die Felder, Bauarbeiter errichteten Häuser, Hirten trieben Schafe auf die Weide und Kinder tollten auf Spielplätzen umher. Es gab so viel zu bestaunen, dass der Mond nicht wusste, wo er zuerst hinschauen sollte.

„Wo kommen denn die vielen Tiere und Menschen her?“, fragte er die Sonne erstaunt. „Ach die?“, antwortete die Sonne gleichgültig. „Die sind immer da.“ Ehrfürchtig und fasziniert schaute sich der Mond alles an. Kristallklare See, das blaue Meer, schneebedeckte Berge, staubige Wüsten, bunte Wiesen und Felder, tiefgrüne Wälder. Und überall, selbst an den entlegensten Orten, waren Menschen und Tiere zu sehen. Der Mond blickte die Sonne lange an. Dann sagte er: „Wie kannst Du einsam sein? Schau dich mal um. Dort, in dem Dorf, feiern die Menschen ein Fest. Sie haben Spaß, singen und tanzen. Dort, in der Savanne, liegen die Löwen und lassen sich von deinen Strahlen den Pelz wärmen. Dort am Nordpol spielen zwei kleine Eisbären miteinander. Und dort, am Meer, liegen ganz viele Menschen am Strand und freuen sich darüber, dass du da bist. Die ganzen Tiere und Menschen dort auf der Erde, das sind deine Sterne. Nur sind sie eben am Boden und nicht am Himmel.“

Die Sonne dachte nach. So hatte sie das noch nie betrachtet. „Du hast recht, guter Mond. Auch wenn ich die Sterne nicht sehen kann, brauche ich nicht einsam sein. Danke, dass du es mir gezeigt hast.“ Der Mond lächelte die Sonne an. „Manchmal, wenn man sich einsam und traurig fühlt, braucht man jemanden, der einem zeigt, wie schön die eigene Welt ist.“ Eine Weile zogen die beiden gemeinsam über den Himmel und betrachteten die Welt bei Tag. Dann verabschiedete sich der Mond und ging zu Bett, denn er musste des Nachts wieder seine Runde ziehen.

Am Abend, als die Sonne hinter dem Horizont versank, blickte sie liebevoll auf die in rotes Licht getauchte Landschaft. Das Wuseln und das bunte Treiben wurden ruhiger und die meisten Menschen und Tiere begaben sich zur Ruhe. Dass sie die Sterne am Nachthimmel nie zu sehen bekommen würde, fand die Sonne immer noch schade. Doch sie war nicht mehr traurig deswegen, denn sie hatte ihre eigenen Sterne, die ihr Gesellschaft leisteten. Nur eben am Boden.

Es gibt 1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Scroll Up