Gute-Nacht-Geschichte „Die Hilfe der Meerjungfrau“
In unserer Geschichte hilft eine kleine Meerjungfrau Annika, ihre Angst vor dem Wasser zu überwinden. Mit etwas Mut kann man alles schaffen.
Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:
- Gute-Nacht-Geschichte für Mädchen
- Alter: 5 bis 7 Jahre
- Lesedauer: 8 Minuten
- Thema: Mut
Die Hilfe der Meerjungfrau
Es war einmal ein kleines Mädchen, sie hieß Annika. Als sie sechs Jahre alt war, zog sie mit ihrer Mutter in ein Dorf an der Ostsee. Was war das für ein schönes großes Meer! Annika hatte so etwas noch nie gesehen. Sie liebte den Ausblick auf das blaue Meer und die großen Schiffe, die am Horizont vorüberfuhren.
Im Sommer war es endlich so weit. Dann kam sie in die Schule. Sie freute sich darauf, Lesen und Schreiben zu lernen, und war schon ganz gespannt auf ihre Klassenkameraden.
Gleich in der ersten Woche stand Sportunterricht auf dem Stundenplan. Die Sportlehrerin Frau Schönfeld sagte, dass alle Kinder zur nächsten Sportstunde Badesachen mitbringen sollten. Sie wollte das schöne Wetter nutzen und mit der Klasse baden gehen. Schließlich müssen Kinder, die an der Ostsee wohnen, unbedingt schwimmen lernen. Annika bekam einen Schreck. Sollte sie wirklich in die große Ostsee gehen? Sie konnte doch noch nicht schwimmen! Ständig musste sie an die bevorstehende Sportstunde denken. Sie hatte große Angst.
Dann war es so weit. Die Klasse ging mit Frau Schönfeld und Herrn Breit zum Strand. Herr Breit war der Sportlehrer der Jungs. Er war schlank, sodass sein Name überhaupt nicht zu ihm passte. Die Kinder fanden das lustig.
Am Strand zogen alle ihre Badesachen an und die Mutigsten liefen gleich zum Wasser. Die beiden Lehrer riefen sie wieder zurück, denn allein durfte niemand baden gehen. Die Schülerinnen und Schüler wurden in zwei Gruppen geteilt. In die erste Gruppe kamen die, die bereits schwimmen konnten. Die es noch lernen mussten, kamen in die zweite.
Annika reihte sich in die zweite Gruppe ein.
Die Kinder aus der ersten Gruppe liefen ins Wasser und schwammen los. Sie durften bis zu den rot-weißen Bojen schwimmen.
Für die anderen machte Frau Schönfeld die Schwimmbewegungen vor. Die Kinder mussten diese am Strand üben. Dann ging es los. Alle bekamen Schwimmringe, die sie über dem Wasser tragen sollten. Nacheinander gingen sie vorsichtig zum Wasser. Nun war Annika dran. Sie traute sich nicht, sie zitterte vor Angst. Mit einem Fuß stand sie schon im Wasser, dann lief sie schnell zurück an den Strand.
Ole, ein Junge aus ihrer Klasse, der schon schwimmen konnte wie ein Fisch, hatte Annika beobachtet. Er lachte laut und machte die anderen darauf aufmerksam. Annika schämte sich sehr. Sie fing an zu weinen. Da rief Frau Schönfeld die Kinder zusammen, denn der Schwimmunterricht war schon zu Ende. Alle mussten sich abtrocknen, umziehen und zurück zur Schule gehen.
Ole und die anderen Jungs lachten noch über Annika und ihre Angst vorm Wasser. Auch die Mädchen nahmen Abstand von ihr. Ganz allein lief sie hinter der Klasse her bis zur Schule. Sie war so traurig. Schon in zwei Tagen stand die nächste Schwimmstunde an. Nur Regenwetter könnte sie davor bewahren. Doch es sah nicht so aus, als ob der Sommer Annika zuliebe eine Pause machen wollte.
Zu Hause bemerkte ihre Mutter, dass etwas nicht stimmte, doch Annika wollte sie nicht mit ihren Sorgen belasten.
Voller Kummer ging sie am Abend ins Bett. Sie überlegte, wie sie um den Schwimmunterricht herumkommen konnte. Sollte sie sich krank stellen oder sogar die Schule schwänzen? Während sie nach einer Lösung suchte, schlief sie ein.
Sie träumte davon, allein auf einer kleinen Insel zu sein, die ringsherum von Wasser umgeben war. Sie konnte ihr Zuhause von der Insel aus sehen, doch um dort hinzugelangen, musste sie schwimmen.
Verzweifelt saß sie am Ufer und weinte bitterlich. Da hörte sie plötzlich ein zartes Stimmchen: „Warum weinst du?“
Annika schaute sich um und sah ein hübsches Mädchen im Wasser. „Wer bist du denn?“, fragte Annika.
„Ich bin Maika, eine Meerjungfrau.“
„Wohnst du im Wasser?“
„Ja, ich lebe mit meiner Familie im Meer. Ich kann nur schwimmen. Ich habe keine Beine und kann nicht laufen wie du.“
Annika sah, dass Maikas Unterkörper dem eines Fisches glich.
Annika erzählte der Meerjungfrau von ihrem Kummer. Sie wollte so gern nach Hause, konnte aber nicht schwimmen. Maika lachte: „Das ist kein Problem! Komm, wir schwimmen zusammen. Ich bin an deiner Seite, dir kann nichts passieren.“
Gesagt, getan! Maika nahm Annikas Hand und zog sie sanft ins Wasser. Annika hielt sich an der kleinen Meerjungfrau fest und sie schwammen sicher hinüber ans Land.
Da erwachte Annika aus ihrem Traum. Oh, wie schade, dass das nur ein Traum war, dachte sie. Doch die Begegnung mit der Maika, der Meerjungfrau, blieb ihr den ganzen Tag über in Erinnerung.
In der Schule versuchte Ole wieder, sie zu ärgern. „Na, freust du dich schon auf den Schwimmunterricht morgen?“, fragte er hämisch. Seine Freunde lachten.
Doch Annika ging einfach an ihm vorbei. Es war, als ob der Traum und die Begegnung mit Maika ihr neue Kraft verliehen hätte.
Abends im Bett dachte sie wieder an Maika, die Meerjungfrau. Sie sprach ihr Mut zu und versicherte ihr, dass sie morgen keine Angst vor dem Schwimmunterricht haben muss. Erleichtert schlief Annika mit diesem Gedanken ein.
Am nächsten Tag gingen die Kinder der ersten Klasse mit den beiden Sportlehrern erneut an den Strand. Annika hatte nun doch ein wenig Angst bekommen. Sie wünschte sich so sehr, ihre Angst vor dem Wasser überwinden zu können. Ob sie es heute schaffen würde? Sie nahm sich vor, ganz fest an Maika zu denken.
Die Kinder der ersten Gruppe liefen schon in Schwimmsachen zum Wasser. Die zweite Gruppe begann mit Frau Schönfeld mit den Wiederholungen der Schwimmbewegungen an Land. Dann war es so weit. Die Ersten liefen mutig ins Wasser. Annika war die Letzte. Sie zögerte kurz, dann lief auch sie los. Mit dem Schwimmreifen könnte ihr nichts passieren, hatte ihre Mutter gesagt. Dann im Wasser fühlte sie sich plötzlich ganz leicht. Es war, als ob jemand ihre Hand nahm und sie sicher durch das Wasser leitete. Sie wusste, dass es Maika, die kleine Meerjungfrau war.
Da ertönte schon der Pfiff der Sportlehrerin. Alle Kinder mussten hinaus aus dem Wasser, sich abtrocknen und umziehen. Annika wäre gern noch im Wasser geblieben, doch auch sie schwamm zurück und rannte durch den Sand.
Da stand Ole mit seinen Freunden. Er wollte eine Bemerkung machen, doch Annika lachte ihn fröhlich an und er verstummte.
Die nächsten Unterrichtsstunden vergingen wie im Flug. Am Nachmittag erzählte sie ihrer Mutter, wie sie mit der Hilfe einer Meerjungfrau ihre Angst vor dem Wasser überwunden hatte. Dann malte sie noch ein großes Bild von Maika, der schönen Meerjungfrau mit dem Fischschwanz. Sie hängte es über ihrem Bett an die Wand und schlief zufrieden ein.
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