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Gute-Nacht-Geschichte „Matteo und die Modelleisenbahn“

Kindergeschichte

Matteo bekommt zum Geburtstag eine Eisenbahn geschenkt und ist sehr enttäuscht deswegen. Zusammen mit seinem Opa kann er die Situation ins Positive verkehren.

Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:

  • Gute-Nacht-Geschichte für Jungen
  • Alter: 4 – 7 Jahre
  • Lesedauer: 12 Minuten
  • Thema: Selbstbewusstsein, Träume
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Matteo und die Modelleisenbahn

Noch bevor seine Mutter ihn wecken musste, sprang Matteo aus dem Bett. Er war furchtbar aufgeregt, denn heute war sein siebter Geburtstag. Seine Mama hatte eine große Erdbeertorte gebacken, die mit kleinen Schokoladen-Fußbällen verziert war. Am Nachmittag würde der Geburtstagskaffee stattfinden. Darauf freute sich Matteo schon ganz besonders. Sein Opa war lange im Krankenhaus gewesen, weil es ihm nicht so gut ging, aber nun war er wieder zu Hause und würde auch zu Matteos Geburtstagsfeier kommen. Auch seine Tanten und Onkel würden mit ihren Familien vorbeikommen und seine Mama war jetzt schon am Schimpfen, wie sie nur alle in die kleine Wohnung bekommen sollte.

Matteo zog sich an und eilte in die Küche zum Frühstück. „Guten Morgen, mein Schatz!“, begrüßte ihn seine Mama. Sie nahm ihn in die Arme und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Stirn. Auf dem Tisch stand ein riesiges Paket, eingeschlagen in buntes Monsterpapier. „Darf ich?“, rief Matteo aufgeregt. Seine Mama lachte und nickte ihm zu. „Aber klar. Mach schon auf.“ Aufgeregt riss Matteo das Geschenkpapier auf. Zum Vorschein kam ein Karton, auf welchem eine alte Dampflok abgebildet war, die durch eine Berglandschaft fuhr. Sie war schwarz-rot, hatte einen dicken Schornstein vorne drauf und einige rote Waggons angehängt. Sie sah genauso aus wie die historische Eisenbahn, die im Eisenbahnmuseum am Bahnhof ausgestellt war. Nur in klein.

„Das ist eine Modelleisenbahn“, erklärte ihm seine Mama. „Die sieht fast wie eine echte Eisenbahn aus. Schau, sie kann sogar selber fahren.“ Sie deutete auf eine Fernbedienung, die am unteren Rand des Kartons abgebildet war. „Wow. Danke, Mama!“, rief Matteo. „Und jetzt iss dein Frühstück. Du musst gleich los in die Schule“, ermahnte seine Mutter. Mit großem Appetit verspeiste Matteo sein Frühstück und machte sich gut gelaunt auf den Weg in die Schule.

Als Matteo am Mittag nach der Schule wieder nach Hause kam, war er nicht mehr ganz so gut gelaunt. Er setzte sich wortlos an den Tisch, während seine Mama ihm Spaghetti mit Tomatensoße auf den Teller füllte. „Möchtest Du gleich noch Deine Eisenbahn aufbauen, bis die Gäste da sind?“, fragte sie ihn. Matteo schüttelte den Kopf. „Keine Lust“, murmelte er. Seine Mutter blickte ihn eine Weile prüfend an und fragte dann: „Was ist los mit dir?“ „Nix“, murmelte Matteo. Seine Mutter zuckte mit den Schultern. „Wenn Du nichts sagen möchtest, ist das auch ok. Geh doch noch ein bisschen spielen, bis die Gäste da sind.“ Matteo schlurfte missmutig in sein Zimmer.

Als am Nachmittag die Gäste eintrudelten, war Matteos Laune wieder richtig gut. Zur Begrüßung wurde geherzt, umarmt und geküsst. Seinen Opa umarmte er ganz besonders fest, bis dieser lachend schnaufte „Junge, nicht ganz so feste. Ich bekomme ja fast keine Luft mehr!“ Der Kaffeetisch war bereits gedeckt und seine Mama hatte die ganze Wohnung mit Girlanden und Luftballons geschmückt. Matteo bekam einen großen Haufen Geschenke überreicht; und die ganze Geburtstagsgesellschaft ging ins Wohnzimmer, um beim Auspacken dabei zu sein.

Voller Vorfreude öffnete Matteo das erste Geschenk und riss das Papier gespannt beiseite. Es war ein Paket mit Eisenbahnschienen und Weichen für die Modelleisenbahn. Matteo lächelte gequält. „Danke“, murmelte er, legte das Paket an die Seite und öffnete das nächste Geschenk. Es war ein Bahnhofsgebäude mit Gleisen, Sitzbänken und einem kleinen Verkaufshäuschen für die Fahrkarten. „Oh, schön. Danke“, murmelte Matteo und versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Doch das wurde immer schwerer, denn in jedem Paket, das er öffnete, war etwas für die Modelleisenbahn enthalten. Schienen, Gleise, Miniaturfiguren von Menschen, Tieren und Bäumen, ein Passagierzug mit Schaffner, eine Dampflok mit Kohlenanhänger, ein Bauernhof mit einer kleinen Verladestation und sogar ein Ringlokschuppen.

Matteos Augen füllten sich mit Tränen und er schniefte leise. Alle Gäste blickten ihn erwartungsvoll an und seine Mama fragte: „Und? Gefällt es dir, mein Schatz?“ Da konnte Matteo sich nicht mehr beherrschen. Gar nichts gefiel ihm hier. Er sprang auf und brüllte: „Das ist der schlimmste Geburtstag aller Zeiten!“. Dann rannte er in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Die Geburtstagsgäste schauten Matteo verblüfft hinterher. „Ich weiß nicht, was er hat“, sagte seine Mutter ratlos. „Er war heute Mittag schon so komisch. Ich glaube, er mag seine Geschenke nicht. Dabei hat er sich schon ganz lange eine Eisenbahn gewünscht.“

Matteo lag auf seinem Bett und weinte in das Kissen. Da klopfte es leise an seiner Tür. „Geh weg, Mama!“, schrie Matteo und warf seinen Teddybären an die Tür. „Ich bin’s, Opa.“ tönte es leise von draußen. „Darf ich reinkommen?“ Matteo setzte sich auf die Bettkante, zog die Nase hoch und wischte sich die Tränen weg. „Ja, komm rein.“ Vorsichtig betrat sein Opa das Zimmer und setze sich zu Matteo aufs Bett. Eine ganze Weile sagten beide nichts, sondern starrten nur auf den Boden. Dann fasste sein Opa unter seine Strickjacke und holte die rot-schwarze Dampflok hervor. Matteo wandte seinen Blick ab und starrte demonstrativ in die andere Richtung.

„Weißt du, Matteo“, begann sein Opa zu erzählen, „als ich noch in deinem Alter war, habe ich mir auch so eine Eisenbahn gewünscht. Ich bin jeden Tag nach der Schule am Spielzeuggeschäft vorbeigegangen, um mir die Eisenbahn im Schaufenster anzuschauen. Aber bekommen habe ich sie nie.“ Matteo verschränkte die Arme vor der Brust und schaute weiter in die andere Richtung. „Pffft!“, schnaubte er verächtlich. „Eine Eisenbahn ist doch für Babys. Nur kleine Babys und Hosenscheißer spielen damit!“

Gute-Nacht-Geschichte

Sein Opa zog die Augenbrauen hoch. „Wer erzählt denn so etwas?“, fragte er. „Sogar erwachsene Männer spielen mit Eisenbahnen. Mein Freund Benito hat eine riesengroße Modelleisenbahn in seinem Keller aufgebaut. Warte, ich zeige dir das mal.“ Opa zog sein Handy heraus und wischte umständlich mit dem Finger auf dem Bildschirm herum. Dann hielt er Matteo das Handy vor die Nase. „Wow“, staunte Matteo, „Die sieht ja aus wie echt!“ Sein Opa nickte. „Ja. Und weißt du was? Das ist genau die gleiche Eisenbahn, die du zum Geburtstag bekommen hast.“ Matteo wurde ganz nachdenklich. Dann murmelte er: „Aber Jeremy hat mich ausgelacht, als ich in der Schule erzählt habe, dass ich eine Eisenbahn bekommen habe. Er hat gesagt, nur dumme Babys und Hosenscheißer spielen mit so etwas. Und dann haben alle mit gelacht.“

Matteo fing wieder an zu weinen. Sein Opa seufzte. „Weißt du, Matteo“, begann er, „manchmal können andere Leute wirklich fies sein. Sie machen sich über andere lustig und denken nicht dran, wie blöd sich das anfühlen kann. Aber weißt du was?“ Matteo blickte seinen Opa fragend an. „Dieser Jeremy hat wirklich dummes Zeug erzählt. Denkst du, dass ein Baby eine so tolle Eisenbahnlandschaft bauen kann?“ Matteo schüttelte den Kopf und musste ein wenig lachen. „Nein, sicher nicht.“ Sein Opa knuffte ihm freundschaftlich in die Seite. „Na siehst du wohl. Man muss geschickt sein mit den Fingern und viel Geduld haben. Und wenn man wirklich ein Hosenscheißer ist, hat man gar keine Zeit zum Eisenbahn spielen weil man ständig auf der Toilette sitzt.“

Nun musste Matteo ganz laut lachen. Sein Opa grinste ihn an. „Also ich hätte jetzt wirklich großen Hunger auf Kuchen. Was meinst du, wollen wir uns ein riesiges Stück Geburtstagstorte gönnen?“ Und ob Matteo das wollte. „Du, Opa?“, fragte Matteo, als sie sich auf den Weg in die Küche machten. „Möchtest du mir vielleicht beim Aufbauen helfen? Wo du doch selber keine Eisenbahn hast?“ Sein Opa lächelte ihn an. „Es gibt nichts was ich lieber machen würde.“

Matteo und sein Opa verbrachten unzählige Stunden mit der Modelleisenbahn und hatten viel Freude zusammen. Und wenn Jeremy ihn wieder einmal ärgern wollte, zuckte Matteo nur die Schultern und ließ den Jungen stehen. Sollte Jeremy doch reden was er wollte. Matteo liebte seine Eisenbahn, und das ließ er sich von niemandem mehr madig reden.

1 Comments

eine schöne Geschichte. Mein Sohn liebt auch Eisenbahnen und steht leider mit diesem Interesse auch häufig allein da. Die Geschichte wird ihm Mut machen – und wir nutzen sie zum Lesen üben 😉

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