Gute-Nacht-Geschichte „Gute Nacht, kleine Katze“
In dieser Geschichte geht eine kleine Katze auf Entdeckertour und erfährt, wie andere Tiere in der Nacht oder auch am Tage schlafen.
Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:
- Gute-Nacht-Geschichte für Mädchen
- Alter: 5 bis 7 Jahre
- Lesedauer: 12 Minuten
- Thema: Entdecker
Gute Nacht, kleine Katze
Mitten in der Nacht wurde die kleine Katze wach. Sie lag an den Bauch ihrer Mama gekuschelt auf dem Sofa. Mama Katze schlief tief und fest und schnurrte leicht im Schlaf. Minou reckte und streckte sich und machte einen Katzenbuckel. Irgendetwas hatte sie aufgeweckt, auch wenn jetzt alles still und dunkel war.
Minou sprang vom Sofa, gähnte noch einmal herzhaft und tappte dann durch die angelehnte Tür in die Küche.
Auf der Fensterbank, beschienen vom Mondlicht, stand der Vogelkäfig. Der blaue Wellensittich stand mit einem Bein auf seiner Schaukel und hatte sein Köpfchen nach hinten ins Gefieder gesteckt.
Minou kletterte auf den Küchenstuhl, sprang auf den Tisch und von dort auf die Fensterbank.
„Hm“, machte sie. Und dann noch etwas lauter „Hm!“
Woody, der Wellensittich, schüttelte sich, hob sein Köpfchen und blinzelte: „Hallo kleine Katze, warum weckst du mich?“, fragte er verschlafen.
„Ich habe etwas gehört, das mich geweckt hat. Warst du das vielleicht?“
„Nein, du siehst doch, dass ich tief und fest geschlafen habe.“
„Du schläfst im Stehen auf der Schaukel?“, fragte Minou erstaunt.
„Ja, wir Wellensittiche schlafen normalerweise im Dschungel auf Bäumen und Ästen, die sich bewegen. Darum schlafen wir im Käfig auch gerne oben und auf einer Schaukel. Außerdem halten unsere Sehnen und Muskeln uns fest, so können wir ganz entspannt im Stehen schlafen und fallen nicht herunter“, erklärte der Wellensittich. „Und nun möchte ich weiterschlafen. Gute Nacht, kleine Katze!“
Woody schüttelte sein Gefieder noch einmal, steckte sein Köpfchen darunter und schlief wieder ein.
Minou sprang zurück auf den Boden. Dann schlich sie leise durch die Tür in den Flur.
„Wuff! Was machst du denn hier? Willst du nicht schlafen?“ Luna, die Hündin, schaute sie streng an.
„Irgendetwas hat mich aufgeweckt. Warst du das vielleicht?“, fragte Minou.
„Nein, ich versuche zu schlafen und habe auch nichts gehört. Geh wieder zu deiner Mama.“ Luna sprang in ihren Hundekorb, drehte sich hin und her und sortierte ihre Decken und Kissen. Dann erst legte sie sich hin und rollte sich gemütlich zusammen.
„Warum hast du deine Decken so hingelegt und dich gedreht?“, wollte Minou wissen.
„Ich baue mir eine Mulde, in der ich entspannt schlafen kann. So haben das meine Vorfahren, die Wölfe, auch schon gemacht. Und nun möchte ich weiterschlafen. Gute Nacht, kleine Katze!“
Minou ging nicht zurück auf das Sofa. Sie hatte andere Pläne. Leise stieg sie durch die Katzenklappe, die in die Hintertür eingelassen war, und lief in den Garten.
Da huschte doch etwas durchs Gras?
„Hallo?“, rief Minou, „Hast du mich aufgeweckt?“
Ein Igel streckte sein Näschen durch die Grashalme und schaute die kleine Katze aus schwarzen Knopfaugen an.
„Oh, meinst du? Vielleicht habe ich zu laut geschmatzt, denn es gab eine extra zarte und saftige Schnecke zum Abendbrot. Die hat gut geschmeckt!“, der Igel leckte sich mit seiner kleinen Zunge über sein Schnäuzchen.
„Schläfst du denn gar nicht?“, wollte Minou wissen.
„Ich schlafe tagsüber dort hinten im Garten unter dem Holzstapel. Nachts suche ich Futter. Doch jetzt möchte ich weiterjagen. Gute Nacht, kleine Katze!“
Minou stapfte durch das Gras zum Hühnerstall. Sie quetschte sich durch ein Loch in der Bretterwand und stand vor einer Stange, auf der die Hühner eng nebeneinandersaßen und schliefen.
„Hm!“, machte Minou und noch einmal: „Hm!“
„Achtung, Fuchs! Zu Hilfe! Rette sich, wer kann!“ Plötzlich herrschte ein Riesenchaos im Stall: Die Hühner gackerten wie verrückt, flatterten mit den Flügeln und rannten aufgeregt hin und her.
„Ähm, Entschuldigung!“, rief die kleine Katze. „Ich bin es nur: Minou!“
„Wer? Wo? Was? Welche Minou?“
„Na ich: Minou, die kleine Katze!“
„Und wo ist der Fuchs?“, langsam beruhigten sich die Hühner wieder. Sie sprangen zurück auf ihre Stange und hockten sich wieder eng zusammen.
„Hier ist kein Fuchs“, erklärte Minou. „Ich wollte nur wissen, ob ihr ein Geräusch gehört habt. Aber ich glaube, dass brauche ich gar nicht mehr zu fragen. Warum sitzt ihr auf der Stange?“
Das älteste Huhn plusterte sich auf und erklärte: „Wir sitzen auf der Stange, weil das sicherer ist. Die Stange darf aber nicht zu hoch sein, damit wir hinauf und hinunterspringen können. Außerdem hat jedes Huhn seinen angestammten Platz. Mir, als ältestem Huhn, gebührt natürlich der beste Platz. Und nun lass uns weiterschlafen. Gute Nacht, kleine Katze!“
Minou quetschte sich wieder durch das kleine Loch in der Wand und stapfte weiter durch den Garten.
Unter dem Kirschbaum flog im Zickzack ein kleines Tier hin und her.
„Hallo, Vogel!“, rief Minou. „Du bist ja auch wach! Hat dich auch das Geräusch geweckt?“
„Also so eine Frechheit! Ich bin doch kein Vogel!“, piepste entrüstet das Tier und hängte sich kopfüber an den untersten Ast.
„Oh, entschuldige bitte! Ich dachte, du bist ein Vogel, weil du fliegst!“, meinte Minou.
„Ich bin eine Fledermaus. Und ich jage in der Nacht und schlafe tagsüber oben in dem alten Baumstamm“, erklärte die Fledermaus.
„Und warum hängst du mit dem Kopf nach unten?“, wollte Minou wissen.
„Meine Beine sind zu schwach, um mich zu tragen. Aber es kostet mich gar keine Anstrengung kopfüberzuhängen, denn das Blut läuft mir nicht in den Kopf. Ich wickele meine Flügel um mich herum und habe es sehr bequem. Und nun muss ich weiter jagen. Gute Nacht, kleine Katze.“
Und schon schoss die Fledermaus davon.
Minou hatte das Ende des Gartens erreicht. Gerade als sie überlegte, zurück ins Haus zu gehen, hörte sie ein Schnauben. Ob das das Geräusch war, was sie geweckt hatte?
Die kleine Katze duckte sich unter dem Gartenzaun und stand auf einem Feldweg.
„Oh nein! Nicht auch noch eine Katze!“, fiepte ein graues Mäuschen, flitzte an Minou vorbei und verschwand im hohen Gras.
Erst wollte Minou hinter der Maus herlaufen, aber das Schnauben lenkte sie ab.
Sie schlich über den Feldweg und kam zu einer Weide. Ein Pony stand mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen vor der kleinen Katze.
„Oh, hallo!“, begrüßte Minou das Pony. „Hast du mich vielleicht mit deinem Schnauben geweckt?“
Das Pony blinzelte und schüttelte seine Mähne. „Oh, falls ich dich geweckt haben sollte, tut es mir leid. Ich döse hier so vor mich hin.“
„Kannst du denn im Stehen schlafen?“, fragte die kleine Katze.
„Ja, ich kann im Stehen schlafen. Aber wenn ich richtig tief und fest schlafen möchte, dann lege ich mich hin“, sprach das Pony, drehte sich um, lief ein Stück auf der Weide und ließ sich dann gemächlich erst auf die Vorder- und dann auf die Hinterbeine nieder. Und dann ließ es sich zur Seite plumpsen. „Nun lass mich weiterschlafen“, schnaubte das Pony. „Gute Nacht, kleine Katze!“
Minou gähnte und merkte, dass sie auch müde war. Sie schlich über den Feldweg zurück, duckte sich wieder unter dem Gartenzaun und tapste durch das Gras Richtung Haus.
„Pass auf!“, piepste auf einmal ein Stimmchen. Minou hechtete mit einem Satz unter den Liegestuhl, der auf der Wiese stand. Und das zur rechten Zeit! Ein großer Vogel, der sich geräuschlos genähert hatte, hätte die kleine Katze fast gepackt. Jetzt musste er aber abdrehen und verschwand in der Dunkelheit.
Minous Herz raste wild nach diesem Schrecken!
„Komm schnell! Die Eule ist weg, aber sie kommt bestimmt gleich wieder!“, die kleine graue Maus steckte ihr Köpfchen aus einem Riss in der Hauswand.
„Oh, du bist es! Warum hilfst du mir denn?“, wollte Minou wissen und rannte zum Haus.
„Du hast mir vorhin doch auch nichts getan!“, meinte das Mäuschen. „Aber nun muss ich schlafen. Gute Nacht, kleine Katze!“ Es zog das Köpfchen ein und verschwand im Mauseloch.
Minou krabbelte durch die Katzenklappe ins Haus. Luna öffnete ein Auge, knurrte und schlief dann weiter.
„Na, da bist du ja, kleine Ausreißerin!“, Minous Mama lief auf die kleine Katze zu und stupste sie sanft an.
„Ich bin wach geworden, weil ich ein Geräusch gehört habe“, erklärte Minou.
„Das war nur das kleine Mädchen, dass sich ein Glas Milch geholt hat“, antwortete Mama Katze.
Minou stapfte die Treppe hinauf und schlich sich in das Kinderzimmer. Das kleine Mädchen lag in seinem Bett, eingemummelt in die Decke und schlief tief und fest. Minou sprang auf das Bett und rollte sich am Fußende zusammen. Mama Katze kletterte auch hinauf, kuschelte sich an Minou und flüsterte:
„Nun lass uns weiterschlafen. Gute Nacht, kleine Katze!“
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