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Gute-Nacht-Geschichte „Gespensterjagd im Einkaufszentrum“

Spannende Kindergeschichte

In dieser spannenden Gute-Nacht-Geschichte muss sich ein Gespenst in einem Einkaufszentrum gegen einen Geisterjäger zur Wehr setzen.

Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:

  • Spannende Gute-Nacht-Geschichte
  • Alter: ab 5 Jahre
  • Lesedauer: 12 Minuten
  • Thema: Geister und Spuk
Talu Video-Tipp

Gespensterjagd im Einkaufszentrum

Still und dunkel lag das Einkaufszentrum da. Es war bereits Nacht, und alle Menschen waren längst nach Hause gegangen. Ganz dumpf konnte man draußen die Kirchturmuhr schlagen hören. Einmal. Zweimal. Dreimal. Immer weiter schlug die Uhr, bis schließlich auch der zwölfte Ton leise verhallte. Es war Mitternacht. Geisterstunde.

Mit einem schaurigen Geheul schwebte ein Gespenst die Rolltreppe des Einkaufszentrums herab und steuerte schnurstracks auf die Pizzeria zu, die am Ende der Rolltreppe lag. Das Gespenst schwebte durch die Fensterscheibe hindurch in den Gastraum. Dort rüttelte es an den Tischen und warf einige Stühle um. Hinter dem Tresen öffnete es den Zapfhahn für die Zitronenlimonade und ließ den ganzen klebrig-süßen Inhalt des Fasses über die Theke fließen. Dann schwebte es kichernd in die Küche, wo es drei große Stapel leerer Pizzakartons umstieß und einen Sack Mehl darüber verteilte. Anschließend schwebte es zurück zur Rolltreppe, um sein Unwesen im nächsten Stockwerk zu treiben. Als die Kirchturmuhr leise einmal schlug, verschwand das Gespenst so plötzlich, wie es aufgetaucht war. Ein Uhr. Die Geisterstunde war vorüber und das Einkaufszentrum lag wieder ganz still da. Allerdings um einiges unordentlicher als noch vor Mitternacht.

Doch wie kam es überhaupt dazu, dass ein Gespenst in einem Einkaufszentrum spukte? Nun, dieses spezielle Gespenst war früher einmal ein Graf gewesen, der in einer Burg lebte und viele Reichtümer angehäuft hatte. Er war ein ungerechter und gieriger Mensch gewesen. Und so kam es, dass er einem Handwerker, der das Dach der Burg repariert hatte, den Arbeitslohn nicht auszahlen wollte. Der Handwerker sprach daraufhin einen Fluch aus. Der Graf sollte nicht eher Ruhe finden, bis er jemanden fand, der ihm an diesem Ort ein Dach aus purem Gold auf die Burg setzte. Doch weder zu Lebzeiten noch nach seinem Tod konnte der Graf so jemanden finden. Und so spukte er lange Jahre in den Mauern der alten Burg herum.

Eines Tages kam ein Bautrupp mit schwerem Gerät zur Burg gefahren. Große Kräne wurden aufgebaut, Abrissbirnen aufgestellt und riesige Bagger und Planierraupen ließen beim Vorbeifahren die Erde erzittern. Zunächst freute sich das Gespenst sehr; hoffte es doch, jemanden gefunden zu haben, der ein goldenes Dach bauen konnte. Doch dann begann der Bautrupp, die Burg abzureißen. Stein um Stein wurde die Burg zertrümmert, der Schutt abtransportiert und das Gelände eingeebnet, bis nichts mehr von der Burg übrig war. Dann kam ein neuer Bautrupp und errichtete aus Unmengen Stahl, Glas und Beton ein modernes Einkaufszentrum an der Stelle, wo vormals die Burg gewesen war.

Mit dem Abriss der Burg hatte das Gespenst keine Chance mehr, den Fluch zu brechen. Und weil es an diesen Ort gebunden war, konnte es auch nicht in eine andere Burg umziehen. Es musste im Einkaufszentrum bleiben, ob es wollte oder nicht. Lange Zeit haderte es mit seinem Schicksal und versank in Trauer und Trübsinn. Mit der Zeit jedoch gewöhnte sich das Gespenst an seine neue Situation. Das Einkaufszentrum war viel spannender als die alte Burgruine und jeden Tag gab es neue Dinge zu entdecken. Und so spukte es Nacht für Nacht durch die Geschäfte und richtete dabei nicht selten ein großes Durcheinander an. Das Gespenst war glücklich und zufrieden, und an seine Erlösung dachte es gar nicht mehr.

Doch eines Tages änderte sich alles.

Wie immer um Mitternacht spukte das Gespenst mit einem schaurigen Geheul durch das Einkaufszentrum. Es schwebe die Rolltreppe herab und überlegte gerade, was es heute anstellen sollte, als es am Fuße der Rolltreppe eine große, dunkle Gestalt stehen sah. Ein grimmig dreinblickender Mann mit Schlapphut, Mantel und einem riesigen schwarzen Schnauzbart hatte sich dort aufgebaut. Er grinste das Gespenst an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na sieh einer an, da haben wir dich ja schon!“, rief er.

Ein gewaltiger Schreck fuhr dem Gespenst durch die Glieder. Es machte auf dem Absatz kehrt und eilte die Rolltreppe nach oben. Dort versteckte es sich hinter einem Getränkeautomaten und blickte vorsichtig um die Ecke. Der finster aussehende Mann stapfte gerade die Rolltreppe empor. Er trug einen seltsamen Rucksack und hielt eine Art Rohr in der Hand, welches durch einen Schlauch mit dem Rucksack verbunden war. „Ich werde dich schon fangen. Niemand kann es mit dem Geisterjäger Schwarzbart aufnehmen, hörst du das?“, hallte die laute, kratzige Stimme des Mannes durch das Einkaufszentrum.
Ein Geisterjäger! Nun wusste das Gespenst, dass es in ernsten Schwierigkeiten war. Beim Stöbern in der Buchhandlung hatte es etwas über Geisterjäger gelesen. Diese sperrten ihre Beute in dichte Behälter, aus denen es kein Entkommen gab. Das Gespenst zitterte vor Angst. Wenn der Geisterjäger es fing, würde es für immer eingesperrt sein. Das wollte es auf kleinen Fall. Es musste diesen Kerl unbedingt loswerden.

Der Geisterjäger hatte mittlerweile die nächste Etage erreicht und schaute sich suchend um. Schnell zog das Gespenst den Kopf wieder zurück. Leider zu spät. „Hab ich dich!“, rief er und stürmte auf den Getränkeautomaten zu. Das Gespenst quiekte vor Schreck und eilte in ein naheliegendes Bekleidungsgeschäft. Dort versteckte es sich in einem Skianzug. Der Geisterjäger betrat das Geschäft und blickte sich um. Mit seinen geübten Augen dauerte es nicht lange, bis er das Gespenst ausfindig gemacht hatte. Er drückte einen Knopf an seinem Geisterfanggerät, welches daraufhin laut zu summen begann, und stapfte auf das Gespenst zu.

Gruselgeschichte

Dieses schoss aus dem Skianzug heraus und eilte in den nächsten Gang. Es griff wahllos in die Regale und bewarf den Geisterjäger mit allem, was es zu fassen bekam. Socken, Unterwäsche, Schals, Mützen und Handschuhe flogen dem Geisterjäger um die Ohren. Ein besonders dickes Paar Wollsocken wurde von dem Rohr des Geisterfanggerätes erfasst und mit einem dumpfen „plompf“ eingesaugt. Noch bevor der Geisterjäger reagieren konnte, wurde das Summen des Gerätes ganz schrill. Dunkler Qualm stieg aus dem seltsamen Rucksack hervor und mit einem lauten Knall flog das Geisterfanggerät auseinander. Der Geisterjäger taumelte und drohte, auf den Hintern zu fallen. Gleichzeitig schossen die eingesaugten Wollsocken wie eine Kanonenkugel aus dem Rohr heraus und trafen das Gespenst mitten auf der Stirn. Es begann zu taumeln, schwankte einige Schritte vorwärts und stolperte in den Geisterjäger. Die beiden Unglücksraben purzelten übereinander und landeten unsanft auf dem Boden.

Ein wenig verwirrt und völlig außer Atem saßen die beiden eine Weile nebeneinander. Das Gespenst erholte sich zuerst und sah den Geisterjäger flehend an. „Kannst Du nicht einfach wieder gehen und mich in Ruhe lassen?“ Der Geisterjäger hustete scheppernd und erwiderte: „Nein, das geht nicht. Du richtest einfach zu viel Unheil an. Du musst hier verschwinden. Geh doch einfach, dann muss ich dich nicht fangen.“

Das Gespenst senkte traurig den Kopf. „Aber ich kann hier nicht weg. Ich bin an diesen Ort gebunden.“ Der Geisterjäger kannte sich von Berufs wegen gut mit Gespenstern aus und nickte verständnisvoll. „Pass auf, ich mach dir einen Vorschlag. Du benimmst dich von heute an tadellos. Und solange du brav bist, lasse ich dich in Ruhe.“ Das Gespenst blickte ihn mit großen Augen an. „Das wäre einfach fantastisch! Ja, ich kann mich benehmen. Ganz sicher!“, jubelte es. Der Geisterjäger blickte es mit zusammengekniffenen Augen an. Sein schwarzer Schnauzbart zitterte ganz leicht. „Aber wehe, du hältst dich nicht daran. Dann komme ich wieder. Und das nächste Mal bin ich nicht so gnädig.“ raunzte er das Gespenst an.

„Kein Problem,“ lachte das Gespenst und drückte dem Geisterjäger vor lauter Übermut einen eiskalten Kuss auf die Wange. Dieser wollte das Gespenst von sich schieben, doch auf einmal war es spurlos verschwunden. In der Ferne schlug die Kirchturmuhr eins. Die Geisterstunde war vorbei. Der Geisterjäger sammelte die Überreste seines

Geisterfanggerätes ein und machte sich auf den Heimweg. Und tatsächlich kam ab dieser Nacht im Einkaufszentrum nichts mehr zu Schaden. Nur ab und zu konnte man in der Stunde nach Mitternacht ein lautes Heulen hören. Doch dies war vermutlich nur der Wind, der um das Glasdach pfiff.

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