Gute-Nacht-Geschichte: „Prinzessin Cirilla und das Einhorn“
Diese Kindergeschichte behandelt den Umgang mit Unterschieden und dass man was Besonderes ist, auch wenn man anders aussieht.
Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:
- Gute-Nacht-Geschichte für Mädchen
- Alter: 4 bis 7 Jahre
- Lesedauer: 8 Minuten
- Thema: Der Glaube an sich selbst
Prinzessin Cirilla und das Einhorn
Es war einmal ein schöner Sommertag, als Prinzessin Cirilla im Wald spazieren ging. Schmetterlinge flatterten durch die Luft, Bienen summten und man konnte das Zwitschern von Vögeln hören. Gut gelaunt hüpfte die glückliche Prinzessin am Wegesrand entlang, als sie plötzlich ein leises Schluchzen hörte. Sie schaute über die weite Waldlichtung, konnte aber niemanden entdecken. Das Jammern hielt an. Wo kam es her?
Sie drehte den Kopf und blickte zu den Büschen. In einem Busch entdeckte sie den Rücken eines kleinen Pferdes. „Was ist mit dir? Wieso weinst Du denn?“ fragte Cirilla und trat ein wenig näher heran. „Lass mich allein“, sagte das Pferd verschnupft. „Die anderen Pferde mögen mich nicht. Es ist wegen der seltsamen Sache in meinem Gesicht.“ Die Prinzessin konnte sich kaum vorstellen, was mit dem Pferd nicht stimmen sollte. Es hatte doch ein so schönes weißes Fell und eine kuschelige Mähne.
„Es ist wegen der Sache in meinem Gesicht“, sagte das Tier. „Es ist störend und einfach zu nichts zu gebrauchen“. Als es sich zur Prinzessin umdrehte, entdeckte Cirilla ein deutliches Horn auf der Stirn des Tiers. „Hast du das schon immer?“ fragte die Prinzessin. „Es ist erst seit Kurzem gewachsen. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Und seit ich anders aussehe, wollen die anderen Pferde des Waldes nicht mehr mit mir spielen.“ Große Tränen kullerten dem Tier über die Wangen. Das machte die Prinzessin selbst ganz traurig und ratlos. Sie fragte sich, mit was für einer Art Pferd sie es hier wohl zu tun hatte. Und was könnte man nur tun, um ihm zu helfen, wo es doch so unglücklich mit sich war?
Da ging plötzlich ein Rascheln durch den Wald. Fast alle Tiere von groß bis klein, schienen plötzlich auf den Beinen zu sein. „Was ist denn da los?“, fragte sich die Prinzessin und blickte sich um. Ein Kaninchen hoppelte hektisch den Weg entlang. Mit einem ängstlichen Blick wandte er sich der Prinzessin und dem traurigen Pferd zu und sagte: „Was steht ihr so ruhig da? Habt ihr es denn noch nicht gehört?“ Die Prinzessin und das Pferd sahen sich stumm an. „Ein Wolf ist im Wald unterwegs. Haut ab, so schnell ihr könnt. Hier ist niemand mehr sicher!“
Alle Tiere flüchteten, so schnell es ihre Beine nur zuließen. Wer laufen konnte, nahm die Beine in die Hand. Alles, was fliegen konnte, flog mit dem Wind. Und wer auf den Baum klettern konnte, brachte sich hoch oben im Geäst in Sicherheit. Es dauerte nicht lange, bis nur noch die Prinzessin und das Pferd da zu sein schienen. Da war der Wald ganz und gar still.
„Bring dich in Sicherheit. Ich bleibe hier“, sagte das Pferd zur Prinzessin. Doch Cirilla wollte das schöne Tier auf keinen Fall alleine lassen. Da hörte man zwischen knackenden Ästen ein leises Knurren. Der Wolf hungrige Wolf hatte sich herangeschlichen und die beiden bereits entdeckt. „Was haben wir denn da Schönes?“, fragte er sich. „Gleich zwei auf einen Streich“. Vor lauter Appetit lief dem Wolf der Speichel im Mund zusammen. Eben hatte er sich noch leise herangeschlichen. Jetzt setzte er zu einem Sprung an und rannte auf die erschrockene Prinzessin zu.
Da nahm das Pferd seinen ganzen Mut zusammen. Es rief „Halt!“, richtete sich auf und hüpfte mit einem Mal vor die Prinzessin. Obwohl es nicht wusste, was es gegen einen Wolf tun könnte, stellte es sich mit seinem eigenen Körper schützend vor die Prinzessin. In diesem Moment passierte etwas Magisches. Aus dem Horn des Pferdes sprühten regenbogenfarbige Funken. Der Wolf wurde von diesen geblendet und wie vom Blitz getroffen. Er jaulte kurz auf und ergriff die Flucht.
„Ich danke Dir von ganzem Herzen. Das werde ich Dir nie vergessen!“ sagte die Prinzessin und fiel dem Pferd mit ihren zierlichen Armen um den Hals. Aus dem kleinen Horn hatte sich ein ausgewachsenes Horn entwickelt, wie es auch Narwale tragen. Die Tiere des Waldes kamen zurück. Nach und nach traten sie um die beiden herum. Sie krochen aus ihren Verstecken hervor, kletterten von den Ästen und liefen von der anderen Seite des Waldes herbei.
„Wie hast Du das nur gemacht?“ fragte eine Amsel voller Ehrfurcht das Pferd. „Du hast ein Zauberhorn!“ sagte ein Hase anerkennend. Da kam ein alter Dachs hinter einem Baum hervor und sagte „Einhörner haben ganz besondere Fähigkeiten. Wir alle danken dir, dass du zur Stelle warst und den Wolf vertrieben hast. Nun ist unser Wald wieder sicher.“ Da war alle Traurigkeit verschwunden. Dem Einhorn wurde es ganz warm ums Herz. Durch das schöne Erlebnis fand es Gefallen an der Sache in seinem Gesicht. Da hatte es verstanden, dass es auch gut sein kann, wenn man ein bisschen anders ist. Es war mit sich selbst im Reinen und stolz auf das Horn. Noch wesentlich mehr freute es sich aber über die neue Freundschaft mit der Prinzessin und den vielen Tieren im Wald.
Es gibt 1 Kommentar