Gute-Nacht-Geschichte „Die Zeitkapsel“
Die Geschwister Adam und Mika gehen auf Schatzsuche und finden etwas ganz Besonderes, eine Zeitkapsel.
Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:
- Spannende Gute-Nacht-Geschichte
- Alter: ab 5 Jahre
- Lesedauer: 12 Minuten
- Thema: Spannung, Schatzsuche
Die Zeitkapsel
Endlich war der große Tag des Umzugs gekommen.
Adam, Mika und ihre Eltern hatten alle Sachen in Kartons gepackt. Alle waren etwas traurig, ihre Wohnung zu verlassen. Hier hatten sie lange gewohnt und viel Spaß gehabt. Mama hatte sogar Tränen in den Augen, als sie die letzten Bilder von der Wand nahm. Papa nahm sie in den Arm.
„Komm, Schatz, die Wohnung war einfach zu klein für uns.“, sagte er.
Mika und Adam freuten sich auf das Haus und den Garten. Sie waren aber ebenso wie ihre Mama traurig. Bald würden sie viel weiter von ihren Freunden und ihren Nachbarn weg wohnen. Zu Oma und Opa mussten sie auch länger fahren.
Papa hatte ihnen erklärt, dass sie ihre Freunde und ihre Großeltern dafür viel öfter und viel länger besuchen konnten. Denn in ihrem neuen Zuhause hatten sie nicht nur einen tollen Garten zum Spielen und für Grillfeste, sondern sogar ein Gästezimmer. Deswegen konnten von nun an Gäste bei ihnen übernachten. Darauf freuten sich die beiden Geschwister.
Ein bisschen traurig und ein bisschen fröhlich setzten sich die vier ins Auto und machten sich auf den Weg zu ihrem Haus.
„Seht ihr, so weit war der Weg gar nicht.“, meinte Papa.
Adam und Mika kam es aber sehr weit vor. Dafür hatten sie jetzt viel Platz.
„Geht schon vor und schaut euch um.“, sagte ihre Mama.
Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Das Haus war groß und alt. Außen wuchs Efeu neben der hölzernen Haustür und in einem großen Baum raschelten Vögel auf den Ästen. Die Tür knarrte, als Mika sie öffnete und dahinter lag ein langer Flur.
„Wer zuerst oben ist, darf sich ein Zimmer aussuchen!“, rief Adam und rannte an seiner Schwester vorbei und die Treppe hinauf. Mika lief hinterher, konnte ihren Bruder aber nicht mehr einholen. Denn als sie die Treppe erreichte, knarrte und ächzte eine Stufe. Mika hielt inne. Hatte sie die Stufe etwa kaputtgemacht?
„Ach, das ist schon alt und die Geräusche sind normal! Mach dir keine Sorgen.“, sagte ihre Mama.
Nachdem Adam und Mika sich ihre Zimmer ausgesucht hatten, durchsuchten sie das Haus weiter.
„Aber seid vorsichtig!“, ermahnte sie ihr Papa, als die beiden auf den Dachboden wollten.
Der Dachboden war alt, staubig und dunkel. Wie in einem Geisterschloss hingen Spinnweben von der Decke und der Wind pfiff durch das Fenster.
„Schau mal hier!“ rief Adam, als er eine Tür entdeckte. „Da ist ja noch ein Zimmer!“
In der kleinen Kammer hinter der dunklen Tür stand eine Kiste. Auf ihr lag eine dicke Staubschicht und Mika quietschte, als sie durch die Spinnweben lief. „Iiiiieeeeh, das ist ja eklig.“ Beschwerte sich Adam. Aber die geheimnisvolle Kiste war einfach zu spannend.
So zogen die beiden an ihr, bis sie im Licht des kleinen Fensters stand.
„Was da wohl drin ist?“
„Bestimmt ein Schatz!“
Schnell und gespannt öffnete Adam den Deckel. Und…war enttäuscht. Denn in der Holzkiste waren Fotoalben und Bücher, kleine Dosen und eine Rolle, aber kein Schatz.
Doch Mika sah das anders. Für sie war alles darin ein kleiner Schatz. Was stand wohl in den Büchern? Was war wohl auf den Fotos und in den geheimnisvollen kleinen Dosen? Sie war schon ganz aufgeregt, es herauszufinden.
Nachdem alle Möbel aufgebaut und eingeräumt waren und die Familie zusammen zu Abend gegessen hatte, wollte Mika unbedingt zurück auf den Dachboden und den Inhalt der Kiste untersuchen. Doch es war dunkel und spät. Also schlich sie sich schnell und leise hinauf und nahm so viel aus der Truhe, wie sie tragen konnte. Dabei war auch die kleine Rolle, die ihr schon am Morgen aufgefallen war.
Zurück in ihrem neuen Zimmer sah sie sich alles genau an. In dem Fotoalbum waren tolle Bilder. Die Fotos in Schwarz-Weiß zeigten eine Frau in wunderschönen Kleidern, die breit in die Kamera lächelte. Auf manchen war ein Mann, der ebenso fröhlich war. Dazu gab es immer wieder zwei Kinder. Erst als Babys, dann als Kleinkinder und schließlich als Kinder. Genau wie in dem Fotoalbum, das Mama und Papa hatten, dachte Mika.
Und genauso wie Mama, Papa, Adam und Mika war die Familie aus dem Haus zu viert mit einem Mädchen und einem Jungen. Sie sahen ihrer Familie sogar ähnlich. Bei diesem Gedanken schlief Mika schließlich nach dem langen und aufregenden Tag ein.
Am nächsten Morgen konnte Mika es gar nicht erwarten, den Rest der Sachen aus der Kiste anzuschauen. Dabei fand sie wieder die Rolle. Ein Siegel aus rotem Wachs und eine geflochtene Schnur zierte ihre Mitte. Vorsichtig öffnete sie die Schleife und zog das Siegel ab.
„Ooooohhh“, staunte Mika.
Sie hatte recht gehabt! In der Kiste war tatsächlich ein Schatz. Na ja, nicht genau ein Schatz. Aber eine Schatzkarte.
Auf dem vergilbten Papier stand ein Rätsel und darunter war eine Karte gezeichnet, die aus Strichen bestand. Ganz am Ende war ein dickes, schwarzes Kreuz.
Mika war so aufgeregt, dass sie schnell zu ihrem Bruder rannte. Sie mussten den Schatz unbedingt zusammenfinden.
„Was meinst du, was bei dem Kreuz versteckt ist?“, fragte Adam. „Gold? Diamanten?“
Mika schüttelte den Kopf. Sie war davon überzeugt, dass die Familie etwas noch Besseres versteckt hatte. Aber zuerst mussten sie das Rätsel lösen und den Ort finden, an dem der Schatz versteckt war.
Und so las sie noch einmal die erste Zeile vor:
Mache Schritte nach unten, bis es knarrt und ächzt, dann wende dich nach rechts.
Was könnte das sein?
„Aaah, die Treppe!“, fiel es Mika plötzlich ein. Die erste Stufe hatte fürchterlich geknarrt und geächzt. Adam und sie liefen die Treppe nach unten und schauten nach rechts. Dort war aber nur das Wohnzimmer. Adam las aus dem Rätsel vor:
Vorbei am Feuer und fünf Schritt nach vorn, pass auf, sonst erwischen dich die Dornen.
Vorbei am Feuer? Damit war bestimmt der Kamin im Wohnzimmer gemeint. Aber wo waren die Dornen.
1, 2, 3, 4, 5 – zählte Adam ab und ging dabei durch die Terrassentür in den Garten. Wo waren hier Dornen?
„Schau mal die Rosen!“, flüsterte Mika. Rosen hatten Dornen. Mika und Adam stellten sich vor die Rosen.
Adam las weiter von der Rolle mit der Schatzkarte:
Fünf Steine im Garten. Einer gehört nicht dazu. Darunter findest du den Schatz im Nu.
Jetzt erst fielen Mika und Adam fünf große Steine in ihrem neuen Garten auf. Alle sahen fast gleich aus. Wie sollten sie also herausfinden, unter welchem Stein der Schatz versteckt lag? Sie schauten noch einmal auf die Karte und liefen den Strichen hinterher.
„Seltsam.“, sagte Adam. „Die Steine liegen gar nicht da, wo das X ist.“
Tatsächlich führten die Striche genau davon weg und in eine andere Ecke des Gartens.
Hier fand Mika hinter einem Gebüsch einen Stein, der kleiner und auch viel dunkler war als die anderen. Er sah nicht nur anders aus, sondern lag auch ganz weit entfernt von den großen Steinen. Er gehörte also nicht dazu.
„Das muss er sein!“, freute sich Adam.
Zusammen holten die Geschwister einen Spaten und fingen an, unter dem Stein zu graben. Fast eine Stunde später hatten sie ein großes und tiefes Loch ausgehoben. Darin fanden sie eine Metalltruhe.
„Der Schatz!“, riefen beide und waren ganz aus dem Häuschen.
Doch sie konnten die Truhe nicht alleine öffnen und holten ihre Eltern dazu.
„Schaut euch das an! Eine Zeitkapsel!“
Nun war die Mama von Adam und Mika ganz aufgeregt.
„Eine Zeitkapsel? Was ist das?“, wunderten sich die Geschwister.
Und so erklärten ihnen Mama und Papa, dass in einer Zeitkapsel schöne, wichtige, interessante oder auch für eine Zeit typische Dinge waren, die viele Jahre versteckt wurden. Manchmal wurden die Kapseln zu einer vorher bestimmten Zeit wieder geöffnet. Manchmal wurden sie vergessen und waren dann ein Schatz.
Jetzt waren alle nur noch neugieriger. Was steckte wohl in der Zeitkapsel?
An diesem Abend saßen Adam und Mika mit Mama und Papa im Wohnzimmer und öffneten die Truhe. Sie staunten und staunten, denn in ihr waren so viele Schätze.
Noch an diesem Abend beschlossen Mama, Papa, Mika und Adam, ihre eigene Zeitkapsel im Garten zu vergraben und eine Schatzkarte dazu anzufertigen.
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