Glasfasertapete – überwiegen Vorteile oder Nachteile?
Glasfasertapete hat viele Vorteile und einige entscheidende Nachteile. Sie sieht ganz bestimmt schön und schlicht aus, aber ob Sie zu Hause unbedingt eine Tapete brauchen, die in Ihrem Bürgeramt, bei Ihrem Gynäkologen/Urologen und bei Ihrem Zahnarzt an der Wand hängt, sollte als Erstes wirklich gut überlegt werden. Bei näherer Betrachtung ist es übrigens auch mit den Vorteilen der Glasfasertapete – zumindest im Blick der Ansprüche eines privaten Haushalts – nicht sehr weit her.
Glasfasertapete ist der neueste Schrei, zumindest wollen uns das einige Hersteller und Sonstige, im Bereich Einrichtung Tätige und Verdienende, zurzeit weismachen. Schon das ist übrigens ein Argument gegen die unglaublich langlebige Glasfasertapete, wer will schon 2045 im „neuesten Schrei“ von 2015 wohnen? Für Menschen mit Interesse an gesundem Wohnumfeld gibt es noch einige andere Argumente, Glasfasertapete wenn überhaupt nur sehr sparsam einzusetzen.
Vorteile der Glasfasertapete
Glasfasertapete hat einiges zu bieten, hier die angeführten Argumente:
- wird wegen ihrer abwechslungsreichen Strukturen auch Glasdekogewebe genannt
- Struktur der Glasfaser ist überstreichbar
- Farben wirken auf Glasfaser gewöhnlich edel und sanft
- Glasfasertapete ist extrem strapazierfähig
- Glasfasertapeten haben eine sehr dichte Struktur, das Material ist stoßfest und brandhemmend
- sie verrotten nicht, weisen Wasser ab und sollen sehr langlebig sein, bis zu 30 Jahre wird geschätzt
- außerordentliche Belastbarkeit macht sie zum attraktiven Wandschmuck für öffentliche und private viel genutzte Räume
- wegen der wasserabweisenden Eigenschaft können sie in Küche und Bad eingesetzt werden
- Sie können von manchen Farben durch Abwaschen befreit werden, deshalb häufig zum Einsatz im Kinderzimmer empfohlen
- Allergiker können von Glasfasertapeten profitieren, weil sie sich abwaschen und desinfizieren lassen und Schimmelsporen kein lebenswertes Umfeld bieten
- Glasfasertapete ist etwas leichter zu tapezieren, weil sie im Gegensatz zu Rauhfaser noch an der Wand gut korrigiert werden kann
Nachteile der Glasfasertapete
Glasfasertapete wird auch Glasgewebetapete genannt, und dieser Name sagt ganz richtig aus, dass die Glasfasertapete aus Fäden aus geschmolzenem Glas auf einer Webmaschine produziert wird.
Damit ist die Glasfasertapete kein ganz unproblematisches Material, sie besteht nämlich aus sogenannten KMF, künstlichen Mineralfasern = anorganischen Synthesefasern. Die Fasern werden aus Flaschenglas, Fensterglas (rund 60 Prozent), Sand, Soda, Kalk, Chemikalienzusätzen und Flussmitteln hergestellt, mineralisch geschmolzen und über Düsen- bzw. Schleuderverfahren zur Faser gemacht.Dabei (und bei der späteren Entfernung) kann Glasstaub entstehen, der Atemwege und Haut reizt, empfindliche bzw. gesundheitsbewusste Menschen sollten also Glasfasertapeten nur mit entsprechenden Schutzmaßnahmen verarbeiten.
Für Glasfasertapeten brauchen Sie spezielle Dispersionskleber, deren Sicherheitsdatenblätter Sie auch genau studieren sollten, häufig sind Inhaltsstoffe enthalten, die allergische Reaktionen hervorrufen können.
Die Glasfasertapeten sind ökologisch eher unbedenklich, wenn Sie darauf achten, dass das Produkt nach Öko-Tex Standard 100 zertifiziert ist.
Die Wandfarbe relativiert den Umweltgedanken:
- zum Streichen der Glasfasertapete brauchen Sie abwaschbare Dispersionsfarbe
- abwaschbar heißt mit Kunststoffbindemitteln und Lösemitteln versetzt
- weiterhin wird ein Anstrich mit „Latexlack“ empfohlen, der würde eine besonders homogene Oberfläche herstellen
- Latex (Kautschuk) als Bindemittel klingt erst einmal schön natürlich
- das wird aber heute nicht mehr eingesetzt, sondern heutige Latexfarben werden ebenfalls mit Kunststoffbindemitteln hergestellt
- sie sind also nur noch spezielle Dispersionsfarben, die „Latexfarben“ genannt werden, wenn sie für hoch beanspruchte Flächen geeignet sind
- sogar Acryllack wird zum Streichen von Glasfasertapeten empfohlen, nicht nur wegen dem hohen Preis eine zweifelhafte Wandbekleidung
- all diese Farben für Glasfasertapete sind nichts für Menschen, die in einem möglichst unbelasteten Wohnumfeld wohnen wollen
- empfindliche Menschen sollten bei jeder Kombination Glasfasertapete / Kleber / Wandfarbe die zugehörigen Sicherheitsdatenblätter sehr genau auf kritische Stoffe untersuchen
Der größte Nachteile einer Glasfasertapete ist aber sicher, dass sie eine nahezu dichte Schicht an die Wand bringen, und der spezielle Kleber und eine „ein wenig diffusionsoffene“ Latexfarbe machen die Sache nicht besser.
Solche Wände haben nicht die Fähigkeit, Wasserdampf zwischen zu speichern und wieder abzugeben, wenn die Raumluft trockener ist. Diese feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften sind aber Voraussetzung für ein gutes Raumklima, „Wohngesundheit“ ist ohne atmende Wände nicht denkbar.
Schon viele klassische Wandfarben sind nicht diffusionsoffen und eine durchweg kunststoffhaltige Wandbeschichtung versiegelt die Wand komplett, mit Feuchtigkeitsregulierung ist da nichts mehr, Sie wohnen in geschlossenen Würfeln, in denen vielleicht noch verschiedene Schadstoffe ausdunsten.
Zusammengefasst: Glasfasertapeten im Wohnbereich sind an einer einzelnen Wand eines Raumes zu empfehlen, die eine ganz besondere Gestaltung bekommen soll.
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