Fußbodenaufbau im Detail – Bodenaufbau, Kosten & Co.
Budgetplanung ist das Wichtigste, wenn es um die Projektierung einer Neu- oder Umbaumaßnahme geht. „Was kann ich mir leisten?“ ist der limitierende Faktor bei der Realisierung von Projekten. Ein oftmals vernachlässigter Posten sind die genauen Kosten rund um den Fußboden. Denn was von oben nach einer einfachen Fläche aussieht, hat heute in der Regel einen komplexen Aufbau, in dem viel Wissen und Technik steckt. Wir zeigen Ihnen mit diesem Ratgeber, welche Arten von Fußböden es gibt und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen.
Inhalte
Rohfußboden
Wenn wir von den Kosten für einen Fußboden reden möchten, dann setzen wir den Startpunkt am Rohfußboden an. Dieser besteht bei den meisten Häusern aus Beton, bei Leichtbau-Häusern auch aus Holzspanplatten. In jedem Fall ist der Rohfußboden ein integraler Bestandteil des Rohbaus. Er ist entweder ein Teil der Bodenplatte oder die Oberseite der Zwischendecke. Betonböden sind lediglich grob abgezogene und geglättete Oberflächen aus Kunststein. Der Rohfußboden hat nur mechanische Qualitäten. Hohe Tragfestigkeit und Abschirmung gegen Luftschall sind die einzigen Eigenschaften, die von ihm erwartet werden. Ausgehend von einer Mindestdicke von 20 cm kostet ein Rohfußboden ca. 50 Euro pro Quadratmeter, inklusive Schalmaterial, Beton, Transport und Stahleinlagen. Unabhängig davon, wie der Rohfußboden zum Fertigboden aufgebaut wird, ist aber in jedem Fall ein Spachteln und Ausgleichen notwendig. Hierfür kann nochmals mit ca. 2-3 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden.
Wissen,was man will
Die Preise für den Fußboden richten sich danach, in welchem Umfang der Aufbau ausgeführt werden soll. Eine geflieste Garage benötigt weder Trittschalldämmung noch eine Fußbodenheizung. Ein Badezimmer hat häufig nur eine Dünnschicht-Fußbodenheizung zur Fliesenwärmung. Ein Wohn-Esszimmer mit Echtholzparkett wird niemals ohne Tritschalldämmung ausgeführt. Darum sollte man stets die genaue Funktion des Fußbodens im Vorfeld festlegen, um zu einer korrekten Planung des Budgets zu kommen.
Bodenaufbau – verschiedene Schichten
Fußboden im Wohnbereich muss folgende Eigenschaften aufweisen:
- Ausreichende statische Belastbarkeit
- Ebenheit
- Umfassender Schallschutz
- Wärmeschutz
- Sicher gegen Durchsickern von Flüssigkeiten
- ggf. aktive Wärmequelle
- ansprechende Oberfläche
- leicht zu reinigende Oberfläche
Statische Belastbarkeit
Die ausreichende statische Belastbarkeit wird zur immer größeren Herausforderung, je mehr Anforderungen an den Fußboden gestellt werden. Die Stabilität des Rohfußbodens ist nur der Anfang. Trittschalldämmung, Estrich und Deckschicht müssen ebenso statisch ausreichend stabil sein, um bei der normalen Benutzung keine Schaden davon zu tragen.
Ebenheit
Die Ebenheit des Fußbodens wird durch den Estrich erreicht. Dies ist eine Schicht aus feinem aber sehr belastbarem Beton. Wie Stahlbeton auch, wird der Estrich durch die Einlage einer Matte verstärkt. Dies verhindert Schwundrisse und verteilt die Druckspannungen, die durch die Punktbelastung durch abgestellte Möbelstücke zwangsläufig entstehen. Für Fließestrich muss man mit 18-29 Euro pro Quadratmeter an Kosten rechnen.
Schallschutz-Luftschall
Der Schallschutz wird unterschieden in Schutz gegen Luft- und Körperschall. Luftschall ist der Schall, der sich durch die Luft überträgt. Er wird bereits durch die massiv hergestellten Betonböden gewährleistet. Bei Holzhäusern, beispielsweise bei Fertighäusern aus Holzspanplatten, sind bei der Abschirmung gegen Luftschall immer gewisse, unvermeidliche Kompromisse erforderlich. Darum sind größere Mehrfamilienhäuser in dieser Bauweise nur schwer umsetzbar.
Schallschutz-Körperschall
Der Körperschall überträgt sich aber umso besser, je massiver und dichter ein Baukörper ausgeführt ist. Gemauerte Häuser mit Betonböden sind in diesem Punkt den Häusern in Leichtbauweise unterlegen. Dennoch werden in beiden Haustypen die gleichen Maßnahmen ergriffen, um sie gegen Tritt- und Körperschall abzuschirmen.
Das etablierte Verfahren dazu ist der Einbau eines schwimmenden Estrichs. Dabei wird unter die Ausgleichsschicht eine Trittschalldämmung in Form von Hartschaumplatten eingebaut. Gegenwärtig gibt es für die PU-basierten Hartschaumplatten bei der Trittschalldämmung nur wenige Alternative. Diese PU-Schäume werden aber zunehmend problematisch: Durch eine Gesetzesnovelle wird die Entsorgung von Mischabfall, der mit PU-Hartschaum durchsetzt ist, sehr schwer und entsprechend teuer. Fairerweise muss deshalb beim Einbau von schwimmenden Estrich auch seine Kosten für den Rückbau mit einberechnet werden. Diese liegen im schlimmsten Fall seit der Gesetzesnovelle vom September 2016 bei enormen 7000 Euro pro Tonne.
Darum ein gut gemeinter Rat von uns: Verwenden Sie beim Einbau einer neuen Trittschalldämmung entweder ein Trockensystem, welches sauber getrennt und ordentlich wieder zurück gebaut werden kann. Oder verwenden Sie ein Material, welches problemlos zu entsorgen ist. Bereits heute verfügbare Materialien sind Holzfaserplatten, Schaumglas oder gepresste Mineralwollplatten. Diese sind jedoch im Kauf wesentlich teurer als die etablierten Platten aus PU-Schaum. Dazu ein Vergleich:
Styrodurplatte (druckfester PU-Hartschaum): ca. 3,50/m²
Holzfaserplatte: ca. 5 Euro/m²
Mineralwolle: ca. 15-20 Euro/m²
Schaumglas: ca. 400 Euro/m³, das entspricht ca. 15 Euro pro m² bei einer Höhe von 5 cm.
Die Alternativen zu PU-Hartschaum sind auch baubiologisch und brandschutztechnisch wesentlich vorteilhafter. In der billigsten Version kostet der Quadratmeter schwimmender Estrich 12-15 Euro pro Quadratmeter. Wird ein anderes Dämmmaterial als Platten aus PU-Schaum gewählt, kann sich der Preis mehr als verdoppeln. Beim Rückbau macht sich diese Mehrinvestition aber wieder bezahlt.
In jedem Fall bietet die Trittschalldämmung auch eine thermische Isolation des Fußbodens. Im Erdgeschoss kann dies, falls ein unbeheizter Keller darunter vorhanden ist, aber nicht ausreichen. Ein einfaches Abkleben der Kellerdecke mit Wärmedämmplatten kann hier schnell und einfach die Auskühlung des Fußbodens verhindern.
Sickerschutz
Sickerschutz wird durch eingebaute Feuchtesperren erreicht. Dies sind einfache PA-Folien oder Bitumenbahnen, die nur wenige Cent pro Quadratmeter kosten. Dennoch sind sie sehr wichtig und dürfen keinesfalls vergessen oder eingespart werden. Dies gilt besonders für Räume, die für kritische Zwecke verwendet werden: Labore, Lack- und Farblager, Werkstätten oder Produktionshallen müssen definitiv im Boden einen zuverlässigen Sickerschutz besitzen. Fehlt dieser, kann dies bis zur Stilllegung und Nutzungsverbot führen.
Wärmequelle
Die „Aktive Wärmequelle“ ist die Fußbodenheizung. Für dieses komfortable und Wert steigernde Feature stehen zahlreiche verschiedene Bauformen zur Auswahl. Das erste Unterscheidungskriterium ist die Wahl des Heizmittels. Angeboten werden:
- Elektro-Fußbodenheizungen
- Warmwasser-Fußbodenheizungen
Elektrische Fußbodenheizung
Elektro-Fußbodenheizungen sind sehr dünn. Sie haben eine Höhe von lediglich 2-4 Millimeter. Elektro-Fußbodenheizungen eignen sich hervorragend für den nachträglichen Einbau, idealerweise auf einen Fußboden, auf den bereits ein schwimmender Estrich verbaut wurde. Die Trittschalldämmung übernimmt hier auch die thermische Abschirmung zum Boden hin. So wird nur der Raum aufgewärmt, für die Erwärmung des Betonbodens wird keine Energie verschwendet.
Eine Elektro-Fußbodenheizung kostet zwischen 13-40 Euro pro Quadratmeter. Die Preise sind abhängig von der Mattengröße. Je größer die gewählte Heizmatte ist, desto geringer wird der Preis pro Quadratmeter. Sie wird direkt unter den obersten Bodenbelag gelegt und ist sehr einfach im Einbau. Allerdings lässt sich eine Elektro-Fußbodenheizung kaum individuell verlegen. Man ist immer auf die gelieferten Mattengrößen angewiesen. Zuschneiden und andere Anpassungen sind mit dieser Technik nicht möglich. Sie haben einen höheren Energieverbrauch als Warmwasser-Fußbodenheizungen und eine wesentlich längere Vorlaufzeit. Darum sind Elektro-Fußbodenheizungen vor allem für wenig genutzte Räume bzw. Gebäude interessant, wie z.B. privat genutzte Ferienhäuser.
Fußbodenheizung mit Warmwasser
Warmwasser-Fußbodenheizungen sind ebenfalls in zahlreichen Ausführungen verfügbar. Sie haben eine Bauhöhe von 22-60 Millimeter. Technisch sind sie so ausgelegt, dass sie direkt auf den Rohfußboden verlegt werden können. Eine Warmwasser-Fußbodenheizung bringt ihre Trittschalldämmung quasi mit, so dass hier durch eine kluge Planung hohe Kosten gespart werden können. Bei Warmwasser-Fußbodenheizungen gibt es drei verschiedene Typen, die zu unterscheiden sind:
- Bodenwärmer
- Fußbodenheizungen in Fließestrich
- Fußbodenheizungen in Trockenbauweise
Bodenwärmer sind extrem dünne und leistungsschwache Warmwasser-Fußbodenheizungen. Sie dienen nur dazu, den Boden auf eine angenehme Temperatur zu bringen, haben aber kaum einen Heizeffekt für den Raum. Dieser muss beim Einsatz eines Bodenwärmers durch einen separaten Heizkörper erwärmt werde. Typische Anwendungsfälle für Bodenwärmer sind Badezimmer. Man wählt hier gerne dennoch Warmwasser-Fußbodenheizungen, da sie eine wesentlich schnellere Anlaufzeit als Elektro-Fußbodenheizung bieten und zudem gerade bei Feuchträumen wie Badezimmer ein Plus an Sicherheit versprechen. Dünnschicht-Fußbodenheizungen sind ca. 8 Millimeter hoch und kosten ca. 25 Euro inklusive Gussestrich.
Fußbodenheizungen, die in Fließestrich verlegt werden, sind die häufigste Bauform dieses Features. Sie versprechen einen hohen Komfort und haben dabei niedrige Betriebskosten. Warmwasser-Fußbodenheizungen sind grundsätzlich die ideale Ergänzung von modernen Heizsystemen wie Solarthermie, Wärmepumpe oder Brennwertkessel. Da Warmwasser-Fußbodenheizungen im Grund nur aus einer Bodendämmung, einem Schlauchsystem und Halterungen für die Heizkreise bestehen, sind sie von den Materialkosten her sehr günstig. Die Preise beginnen bei ca. 10 Euro pro Quadratmeter. Möchte man die Fußbodenheizung verlegen lassen, beginnen die Preise inklusive Einbau und Deckschicht aus Fließestrich bei ca. 50 Euro pro Quadratmeter. Realistisch sind aber eher 70 bis 100 Euro pro Quadratmeter bei Einbau durch einen Fachbetrieb. Die Fußbodenheizung selbst ist relativ einfach selbst einzubauen. Spätestens beim Einbau des Gussestrichs sollte aber auf einen Fachbetrieb zurückgegriffen werden. Wenn konsequent auf die nicht verklebte Feuchtesperre geachtet wurde, ist der Rückbau einer Fußbodenheizung relativ einfach.
Trockenbau-Fußbodenheizungen sind für den Einbau durch den Heimwerker besonders gut geeignet. Sie kosten ca. 35 Euro/Quadratmeter. Ihr größter Vorteil ist neben dem einfachen Einbau auch der problemlose Rückbau.
Bodenbeläge
Die ansprechende, leicht zu reinigende Oberfläche wird schließlich durch einen entsprechenden Oberbelag hergestellt. Zur Wahl stehen:
Mineralische Beläge: Fliesen, Natursteinplatten, Polygonplatten
Kunstbeläge: Giess-Acryl, PVC, Teppichboden, Laminat
Holzbeläge: Dekor-Spanplatten, Echtholzparkett, Dielenboden
Die Auswahl an Oberbelägen ist riesig. Die Preise reichen von 5 Euro bis 500 Euro pro Quadratmeter. Wenn wirtschaftlich gerechnet werden muss, kann mit der Auswahl eines preiswerten aber dennoch ansprechenden und funktionalen Oberbelags noch das meiste Geld gespart werden. Jedoch sollte der Fußboden stets in einem stimmigen Konzept geplant werden. Es macht keinen Sinn, viel Geld für eine Fußbodenheizung auszugeben und sie anschließend mit dicken Dielenbrettern oder einer Zentimeter starken Acrylschicht zu isolieren. Dies verschwendet nur Energie und damit viel Geld. Guten Rat kann man sich hier beim Energieberater vor Ort einholen.
Planung spart Kosten
Zusammengefasst lässt sich die Frage, was genau ein Quadratmeter Fußboden kostet, kaum beantworten. Es ist immer von der spezifischen Situation und den Wünschen des Einzelnen abhängig, wie teuer ein Fußboden insgesamt werden soll. Abstriche bei technischen Qualitäten sollten deshalb nur wohlüberlegt vorgenommen werden. Es ist besser und nachhaltiger, sich einige Jahre nicht mit dem Traum-Wunschbelag zufrieden zu geben, dafür aber bei Komfort und Sicherheit des Bodens nicht gespart zu haben. Nichts lässt sich an einem Fußbodenbelag leichter austauschen als die oberste Deckschicht. Wenn auf das Budget geachtet werden muss, ist unsere Empfehlung daher diese: Den vollen Komfort, inklusive Fußbodenheizung mit nachhaltiger Isolation, bietet auch ein Fußboden, der mit einem billigen PVC abgedeckt ist. Wenn das Budget es wieder zulässt, kann der PVC durch ein hochwertiges Parkett oder einen ansprechenden, mineralischen Belag ausgetauscht werden. So erhält man, wenn auch etwas zeitversetzt, den perfekten Boden für seine Wohnräume.
Die Empfehlung „So wenig Styropor wie möglich“ kann jedoch nicht oft genug wiederholt werden. Die Mehrkosten in der alternativen Wärme- und Trittschalldämmung zahlen sich beim Rückbau mehr als doppelt wieder aus. Jetzt klug auf Holzfaser- oder Mineralwollplatten zu setzen und auf die PU-Schäume zu verzichten ist das Gebot der Stunde für eine nachhaltige, gesunde und sichere Bauweise.
1 Comments
Grundsätzlich sehr informativ, wie bei zahlreichen anderen Informationsangeboten fehlt für den privaten Bauplaner jedoch auch hier eine elementare Angabe, nämlich die potentielle Gesamthöhe der Aufbauten. Natürlich ist diese von Fall zu Fall etwas unterschiedlich, aber es gibt doch bestimmt einen gewissen Standardrahmen, z.B. zwischen 15-20cm Gesamthöhe inkl. Laminat/Teppich/Fliesen, die für 95% aller Neubauten in Deutschland zutreffend sein sollte?