Zum Inhalt springen
Start » Heimwerken & Sanieren » Renovieren & Ausbau » Rohbau » Flüssige Rauhfaser: Auftragen, Streichen und Entfernen – so geht’s!

Flüssige Rauhfaser: Auftragen, Streichen und Entfernen – so geht’s!

Tapezieren ist eine anstrengende und aufwändige Arbeit, die etwas Geschick und eine umfassende Wandvorbereitung erfordert. Rauhfaser muss man allerdings nicht aufwändig tapezieren, sondern man kann sie auch ganz einfach aufstreichen. Wie das geht, und was Sie über flüssige Rauhfaser wissen sollten, verraten wir in diesem Beitrag.

Sogenannte Flüssigtapeten haben in den letzten Jahren den Markt erobert. Dazu gehört auch flüssige Raufaser. Der Grund für den Siegeszug ist, dass es erheblich weniger aufwändig ist, eine Farbe aufzurollen, als alle Teile der Wand und eventuell auch noch die Decke zu tapezieren. Trotz des Vorteils gibt es allerdings einige Dinge zu bedenken, wenn man flüssige Rauhfaser einsetzt. Wir haben deshalb die wichtigsten Facts und Anleitungen zum Streichen und Entfernen von flüssiger Rauhfaser in diesem Beitrag zusammengestellt.

Talu Video-Tipp

Eigenschaften

Wie bei allen Tapetenarten gibt es hier natürlich nicht „ein“ Produkt, sondern eine ganze Palette von unterschiedlichen Produkten. Die einzelnen Flüssigtapeten können sich hinsichtlich Eigenschaften, Verarbeitbarkeit und Preis recht deutlich voneinander unterscheiden.

Der Grundsätzliche Aufbau ist allerdings immer gleich: es handelt sich um Wandfarbe (eigentlich genau genommen ein Putz) mit bestimmten, beigemischten Effektmaterialien, die nach dem Auftragen die Struktur bilden.

Die beigemischten Materialien können eine unterschiedlich große Körnung haben, und auch aus unterschiedlichem Material bestehen. Selbst Baumwollfasern sind möglich, in der Regel wird diese Form der Flüssigtapete dann aber meist als „Baumwollputz“ bezeichnet.
Auftragsmöglichkeiten

Flüssige Rauhfaser verarbeiten
Vinylrolle

Viele der angebotenen Produkte eignen sich zum Einfachen aufrollen auf die Wand mit speziell dafür ausgelegten Rollern (Lammfellroller kann man für Flüssigtapete nicht verwenden). In vielen Fällen muss man aber für eine ausgeglichene Struktur dennoch mit der Kelle nacharbeiten.

Andere Produkte müssen direkt mit der Kelle aufgetragen werden. Das erfordert doch einiges Geschick und ähnelt von der Handhabung her dem Verputzen. Um eine wirklich gleichmäßig wirkende Struktur hinzubekommen, benötigt man als Heimwerker ein wenig Übung. Erfahrung beim klassischen Verputzen mit der Kelle ist durchaus hilfreich.
Ein Spritzen von flüssiger Rauhfaser ist prinzipiell bei einigen Produkten möglich, allerdings ist dafür auf jeden Fall professionelles Gerät erforderlich, das im Haushalt gewöhnlich nicht zur Verfügung steht. Überdies benötigt man einiges an Übung und Erfahrung um ein sauberes Ergebnis durch Spritzen hinzubekommen.

Preise von Flüssigtapeten

Bei den Preisen gibt es sehr große Unterschiede. Ein 5 Liter Gebinde kann rund 15 – 20 Euro, aber auch 50 Euro kosten. Natürlich sind auch die Qualitäten, Strukturen und Eigenschaften dieser Flüssigtapeten dann unterschiedlich, nicht allein der Preis.

Euro-ZeichenUm auf einen ungefähren Quadratmeterpreis zu kommen, kann man von einer Schätzung ausgehen: 1 Liter flüssige Rauhfaser reicht für ungefähr 3 – 4 Quadratmeter Wandfläche. Ist man ein wenig ungeübter, sollte man etwas weniger ansetzen. Auch stark verwinkelte Flächen mit vielen Eck- und Kantenbereichen erhöhen den Flächenverbrauch geringfügig.
Rechnet man das mit einem durchschnittlichen Preis von rund 35 Euro pro 5 Liter Gebinde, kostet der Quadratmeter rund 2 Euro, Materialien für die Wandvorbereitung nicht mitgerechnet.

Flüssigtapete ist also viel einfacher zu tapezieren, allerdings im Vergleich zu klassischer, geklebter Raufasertapete auch beinahe zehnmal so teuer. Anders sieht das natürlich aus, wenn man tapezieren lässt. Beim Maler kostet das Anbringen einer klassischen Raufasertapete rund 6 – 11 EUR pro m², flüssige Rauhfaser kann man für rund 2 EUR pro m² selbst aufbringen.

Lebensdauer

Klassische Rauhfasertapeten, die geklebt werden, überstreicht man in der Regel. Dieses Überstreichen kann man einige Male wiederholen. In der Regel liegt die Lebenserwartung bei klassicher Rauhfaser meist recht deutlich unter 10 Jahren. Die Wände verschmutzen auch recht leicht und setzen leicht Staub an.

Flüssige Rauhfaser ist dagegen in vielen Fällen antistatisch, das heißt sie stößt Schmutz ab und bleibt dadurch lange sauber. Das gilt allerdings nicht für alle Produkte. Die höheren Kosten relativieren sich also etwas durch eine deutlich längere Lebensdauer als bei klassischen Tapeten. Zudem lassen sich Flüssigtapeten in Rauhfaseroptik auch gut reparieren, wenn sie einmal Flecken oder Beschädigungen bekommen sollten (was bei geklebten Rauhfasertapeten so gut wie nie möglich ist). Wie eine solche Reparatur geht, erklären wir weiter unten.

Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
  • Vergleichsweise einfach selbst anzubringen
  • Keine Schwierigkeiten mit Ecken, Kanten und Randbereichen, wie beim klassischen Tapezieren
  • Staub- und schmutzabweisend
  • Höhere Lebensdauer, kein Streichen nötig
  • Wärmedämmeffekt möglich (bei Textilfasern)
  • Deutlich höhere Kosten
  • Entfernen ist äußerst schwierig und aufwändig
  • Einige Produkte enthalten Lösemittel (Geruch, Gesundheit)
  • Übertapezieren oder neu gestalten ist nicht möglich
  • Nicht immer perfektes Ergebnis, Optik kann unterschiedlich gut ausfallen
  • Verarbeitung verursacht viel Schmutz

Flüssige Rauhfaser selbst herstellen

Um die teuren Produktkosten zu senken, greifen viele zur Selbsthilfe, und stellen Flüssigtapete selbst her. Das gelingt relativ einfach, wenn man in herkömmliche Wandfarbe verschiedene Materialien mit möglichst gleich großer Körnung in solcher Menge einrührt, dass sich eine breiartige Konsistenz ergibt. Dafür eignen sich:

  • Sägemehl
  • Katzenstreu
  • kleine, gleich große Holzstückchen

Das Strukturergebnis ist allerdings nicht in allen Fällen ausgeglichen und meist auch nur schwer vorhersagbar, ebenso wie die optische Wirkung.

Eine bessere Alternative für selbstgemachte Rauhfaser und eine dauerhafte Struktur ist, gleich von vornherein strukturierten Innenputz als Oberputz zu verwenden. Das ist optisch in den meisten Fällen deutlich ausgeglichener und wirkt hochwertiger.

Innenputz

Flüssige Rauhfaser verarbeiten

Wandvorbereitung

Der Untergrund muss vor dem Auftragen folgende Eigenschaften aufweisen:

  • sauber
  • trocken
  • fettfrei
  • tragfähig (nicht krümelnd oder sandend)
  • frei von Schadstellen
  • völlig eben
  • leicht saugfähig (nicht zu saugend, ansonsten ist eine Vorbehandlung notwendig)
  • für die Aufnahme der erforderlichen Grundierung als geeignet ausgewiesen
  • nicht zu grob verputzt (macht häufig Probleme)

Eventuelle weitere Vorbedingungen für den Zustand der Wandoberfläche können sich je nach Hersteller von Flüssigtapete und/oder Grundierung ergeben.

Arbeitsschritte

Grundsätzlich kommt man für das Auftragen von Flüssigtapeten mit relativ wenigen Werkzeugen aus.

Das brauchen Sie:

  • Grundierung
  • flüssige Rauhfaser
  • Vinylroller zum Auftragen und/oder Glättkelle
  • eventuell eigener Roller zum Auftrag der Grundierung
  • Malerkrepp, Kunststofffolie zum Abkleben
  • ev. Reparaturspachtel
  • ev. Schleifpapier und Schleifklotz
  • ev. Tiefgrund zum festigen des Untergrunds und zum Ausgleich der Saugfähigkeit (falls nötig)

Tipp: Nehmen Sie Wandarbeiten (Verputzen, Malen und Auftragen von Flüssigtapeten) soweit Sie können immer bei Tageslicht vor. Nur dann können Sie erkennen, wo Sie noch nachbessern müssen, und ein gleichmäßiges Ergebnis hinbekommen. Bei künstlichem Licht entsteht oft ein falscher Eindruck und das Ergebnis ist danach bei Tageslicht besehen häufig unschön und ungleichmäßig. Arbeiten Sie zudem grundsätzlich immer „weg vom Licht“.

1. Überprüfen der Wand und Ausbesserungsarbeiten

Überprüfen Sie zunächst die Wandflächen (und Deckenflächen, falls relevant) im Hinblick auf die notwendigen Voraussetzungen. Reinigen Sie gegebenenfalls die Wand, schleifen Sie zu groben Putz etwas glatt und bessern sie kleine Löcher oder Risse so mit Reparaturspachtel aus, dass sie danach völlig plan sind. Vor dem Auftragen der Grundierung muss Reparatur- oder Füllspachtel unbedingt vollständig ausgehärtet sein.

2. Grundierung auftragen

Tragen Sie die Grundierung satt nach Herstelleranweisung auf die Wand auf. Benutzen Sie für Ecken und verwinkelte Stellen eventuell einen geeigneten Pinsel. Die Anweisungen für das Auftragen der Grundierung können je nach Produkt leicht unterschiedlich sein, ebenso die Trockenzeiten.

Tiefengrund

3. Flüssigtapete auftragen

Tragen Sie danach die Flüssigtapete mit dem Vinylroller (keinesfalls mit einem Lammfellroller!) auf. Arbeiten Sie immer nur an kleinen Bereichen und überprüfen Sie zwischendurch immer wieder die Ausgeglichenheit der Struktur. Sollten Sie Mängel bemerken, bessern Sie sofort mit der Glättkelle nach, bis die Struktur ausgeglichen wirkt. Arbeiten Sie dabei möglichst bei natürlichem Tageslicht und nicht bei künstlichem Licht.
Einige Produkte können Sie nur direkt mit der Spachtel auftragen. Verfahren Sie dabei wie beim Verputzen, arbeiten Sie immer nur nacheinander in kleinen Bereichen und gleichen Sie die Struktur immer wieder vorsichtig aus.

Tipp: Bei gespritzten Flüssigtapeten ist meist ein Ausbessern oder Reparieren später nicht möglich, das geht nur bei gerollten oder gespachtelten Flüssigtapeten (am leichtesten, wenn gespachtelt wurde). Auch für die Ausgeglichenheit der Struktur und die spätere antistatische Wirkung des Wandbelags ist das Spachteln vorteilhafter.

Das Entfernen

Das Entfernen von flüssiger Rauhfaser gelingt in der Regel nur durch Abschaben oder (nur bei sehr kleiner Strukturkörnung) durch Abschleifen. Beides verursacht beträchtliche Schäden an der Wand, und bedeutet einen hohen Aufwand und sehr viel Schmutz. Bevor dann die Wand wieder gestaltet werden kann, muss sie meist aufwändig wieder ausgeglichen werden. In einigen Fällen kann ein Überziehen mit Flächenspachtel eine Möglichkeit sein, um wieder eine glatte, unstrukturierte Wandoberfläche herzustellen. Bei den meisten Produkten ist das aber nicht möglich. Ein Neugestalten der Wände – etwa durch Übertapezieren – ist ebenfalls nicht möglich.

Reparatur

Kleine Beschädigungen oder Flecken auf einer mit flüssiger Rauhfaser belegten Wand lassen sich vielfach gut ausbessern. Man braucht dazu nur die beschädigte Stelle leicht zu befeuchten, bis das Material verschiebbar wird. Dazu eignet sich beispielsweise ein Blumensprüher. Danach kann man die beschädigte Stelle ganz einfach mithilfe einer Glättkelle vorsichtig ausgleichen und verfärbtes Material mit anderem Material überdecken.

Tipps für Schnellleser

  • flüssige Rauhfaser ist teurer als klassische Rauhfaser, hält aber auch deutlich länger
  • sie kann mit einer Rolle, mit einer Spachtel oder durch Spritzen aufgetragen werden
  • Flüssigtapete kann oft schmutzabweisend und manchmal auch leicht wärmedämmend sein
  • Flüssigtapeten lassen sich reparieren
  • das Entfernen von flüssiger Rauhfaser ist nur mit großem Aufwand und mit Schäden möglich
  • ein Übertapezieren oder Glätten der Struktur funktioniert in der Regel nicht
  • das Selbstherstellen von flüssiger Rauhfaserfarbe ist eher problematisch

Es gibt 1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Scroll Up