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Fliesen selber versiegeln – Materialien und Anleitung

Fliesen selber versiegeln

Fliesen gehören zu den Bauelementen, denen meistens am wenigsten Beachtung geschenkt wird. Sobald sie eingebaut sind, gilt der kritische Blick bestenfalls noch den Fugen, die Platte selbst sollte aber wartungsfrei bleiben. Fliesen bestehen zwar aus einem harten Material, welches sich lange einem Verschleiß widersetzen kann. Jedoch zerkratzt und ermattet auch ein Fliesenboden mit der Zeit. Daher zeigen wir Ihnen, wie Sie ihre Fliesen selber versiegeln können.

Nicht drauflos versiegeln!

Eines vorweg: Es ist sehr wichtig, sich genau mit der Materie auseinander zu setzen. Es droht sonst große Gefahr, wenn man sich aus Unkenntnis falsch entscheidet. Fliesen haben nicht nur optische, sondern vor allem technische Anforderungen, die je nach Umgebung unterschiedlich sind. Eine falsche Versiegelung kann vom Bauschaden bis zum Herstellen eines echten Gefahrenpunktes reichen.

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Arten von Fliesen

Man unterscheidet fünf Arten von Fliesen:

Steingutfliesen

Steingutfliesen bestehen aus Ton, Kaolin, Kreide und Quarz, die in Form gepresst und bei 1200° C gebrannt werden. Sie werden nach dem Brennvorgang nochmals glasiert. Die Unterseite der Fliesen wird „Scherben“ genannt und ist gut bearbeitbar. Steingutfliesen werden vor allem als Wandverkleidung im Innenbereich eingesetzt, da sie sehr pflegeleicht sind. Sie sind jedoch nicht sehr druckfest und relativ offenporig. Als Bodenfliese eingesetzt, würden sie schnell brechen und stark verschmutzen.Fliesenarten

Steinzeugfliesen

Steinzeugfliesen unterscheiden sich im Herstellungsverfahren und in der Anwendung von den Steingutfliesen sehr. Sie werden zusätzlich mit Feldspat hergestellt, höher gepresst und bei einer höheren Temperatur gebrannt. Das macht sie widerstandsfähiger, so dass sie auch für den Außenbereich geeignet sind. Moderne Druckverfahren können Steinzeugfliesen in nahezu jeder Textur herstellbar machen. Selbst Holzdekore sind heute als Steinzeugfliesen im Handel erhältlich. Steinzeugfliesen werden vorwiegend für Bodenbeläge eingesetzt. Feinsteinzeugfliesen haben nochmals verbesserte technische Eigenschaften. Dies betrifft vor allem ihre minimale Wasseraufnahme, die nur bei 0,1% liegt. Damit sind Feinsteinzeugfliesen besonders frostsicher. Jedoch sind sie sehr hart und nur schwer zu bearbeiten.

Natursteinfliesen

Natursteinfliesen sind besonders hochwertige Boden- und Wandbeläge. Sie bestehen aus geschnittenem und poliertem Naturstein. Die am meisten verbreiteten Natursteine für Fliesen sind Granit und Marmor.

Glas- und Spiegelfliesen

Diese Fliesen bestehen aus kratzfestem Glas und werden vorwiegend für Wandbeläge verwendet. Mit ihnen lassen sich interessante optische Effekte erzielen.Fliesenarten

Quarzkomposit-Fliesen

Fliesen aus Quarzkomposit zeichnen sich durch eine besonders hohe Härte aus. Das macht sie äußerst kratzfest und sie bieten damit einen hervorragenden Bodenbelag.

Verschleiß an Fliesen

Nennenswerter Verschleiß tritt nur bei Bodenfliesen, also bei Feinsteinzeugfliesen, Natursteinfliesen oder Quarzkompositfliesen auf. Selbst die härteste Fliese nimmt durch den permanenten Gebrauch allmählich Schaden. Jedes eingeschleppte Steinchen an den Schuhen hinterlässt einen Kratzer. Diese werden immer tiefer und es setzt sich immer mehr Schmutz in ihnen fest. Nach jahrelangem Gebrauch sind die Fliesen dunkel, fleckig und matt. Spätestens wenn das Haus verkauft werden soll, fällt dies jedem Interessenten unangenehm auf. Nun ist es höchste Zeit für Gegenmaßnahmen. Doch einfach Polieren ist gerade bei Fliesen nicht ausreichend.

Probleme nach den Polieren

Wenn eine gebrannte und glasierte Fliese poliert wird, ändert sich ihre Kapillarität und der Grip. Eine Politur ist nichts anderes als ein sehr feiner Schleifvorgang, welcher die obersten Schichten eines harten Werkstoffs entfernt. Zwar erhält man meistens ein sehr schönes Ergebnis, welches aber seine Tücken hat.

Eine auf Hochglanz polierte Fliese ist sehr glatt. Bodenfliesen müssen aber immer eine gewisse Rauheit haben, sonst wird der Gang auf ihnen zu einer gefährlichen Rutschpartie. Besonders fatal ist dies, wenn es sich um eine geflieste und polierte Treppe handelt. Tatsächlich stellen Stürze im Haushalt das mit Abstand häufigste Unfallgeschehen.

Poliert werden können vor allem Natursteinfliesen und Fliesen aus Quarzkomposit. Feinsteinzeugfliesen sind nur sehr eingeschränkt polierfähig. Diese Fliesen sind bereits ab Werk glasiert und poliert. Je mehr von ihrer Oberfläche abgetragen wird, desto matter werden sie. So kann man sich durch eine harte Politur einen Fußboden mit Feinsteinzeugfliesen immer weiter verschlimmern. Außerdem nimmt die Saugfähigkeit der Fliese immer mehr zu, was letztendlich auch ihre Witterungsfestigkeit und Schmutzbeständigkeit verschlechtert. Besser ist es, vorsorglich zu versiegeln.Fliesen versiegeln

Erst einmal richtig putzen

Was als Grauschleier und Vermattung einer Fliese empfunden werden kann, hat möglicherweise eine andere Ursache. Die Fliesen werden ab Werk mit einer feinen aber sehr hartnäckigen Wachsschicht ausgeliefert. Diese lässt sich durch einfaches Putzen nicht entfernen. Im Gegenteil, beim Befeuchten mit heißem Wasser nimmt diese Wachsschicht immer mehr feinste Schmutzpartikel auf und lässt so die Fliesen allmählich vergrauen. Dieses Wachs lässt sich nur mit einer harten Kunststoffbürste oder mit einem scharfen Chlorreiniger entfernen. Der Handel bietet dazu Feinsteinzeug-Reiniger an, der gute Ergebnisse verspricht. Eine Literflasche kostet ca. 10 Euro und gewährleistet eine gründliche Reinigung.

Bei großen Flächen empfiehlt sich zur Grundreinigung der Einsatz von einer Einscheibenmaschine. Dies ist ein spezielles Bodenreinigungsgerät, welches mit einer großen, rotierenden Kunststoffbürste und mit einem permanenten Auftrag von Wasser arbeitet. Die Einscheibenmaschine kostet als Neugerät ca. 800 Euro und als Mietgerät ca. 50 Euro am Tag. Mit dem Einsatz einer Einscheibenmaschine kann die Konzentration des Reinigungsmittels reduziert werden.

Imprägnieren oder versiegeln?

Imprägniermittel und Versiegelungen haben beide die Aufgabe, eine Fliese gegen eindringende Feuchtigkeit und Schmutz abzuschirmen. Der Unterschied zwischen einer Imprägnierung und einer Versiegelung besteht darin, wie tief die Mittel in die Fliese eindringen.

Fliesen imprägnieren

Imprägnierungen sind dünnflüssig und dringen tief auch in die kleinsten Poren ein. Sie sind dadurch nach dem Trocknen und Reinigen unsichtbar. Steingutfliesen, Steinzeugfliesen, Terracotta und Natursteine sind meistens mit einer Imprägnierung ausreichend versorgt. Sie können aber zusätzlich anschließend noch versiegelt werden. Dann wird aber mit Sicherheit eine leichte Farbveränderung eintreten.

Fliesen versiegeln

Versiegelungen sind wesentlich dickflüssiger und bilden einen festen Film, der sich auf die Fliese legt. Feinsteinzeugfliesen sind aufgrund ihrer geringen Saugfähigkeit eher ungeeignet für eine Imprägnierung. Sie können nur durch eine Versiegelung wirkungsvoll geschützt werden. Der Handel bietet zwar spezielle Feinsteinzeug-Imprägnierungen an, diese haben sich aber bislang am Markt noch nicht durchgesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Begriffe „Versiegeln“ und „Imprägnieren“ nicht trennscharf auseinander gehalten werden. Häufig werden Feinsteinzeug-Imprägnierungen angeboten, die aber entweder wirkungslos oder in Wahrheit Versiegelungen sind.Fliesen versiegeln

Beim Versiegeln von Feinsteinzeug-Bodenplatten entsteht jedoch ein Zielkonflikt: Zwar können verkratzte Bodenplatten aus Feinsteinzeug gut mit einer Versiegelung wieder aufgefrischt und auf Hochglanz gebracht werden. Jedoch fördern die meisten Versiegelungen die Rutschgefahr. Besonders beim Betreten mit blanken, nassen Füßen kann eine versiegelte Feinsteinzeugfliese schnell zu einer Rutschpartie führen. Zumindest im Bad sollte man deshalb nach einer anderen Lösung suchen, als eine zerkratzte Feinsteinzeugfliese durch eine Versiegelung aufzufrischen.

Tipp: Vorsicht indes vor angepriesenen Anti-Rutsch-Mitteln! Diese sind weder Imprägnierungen noch Versiegelungen sondern das genaue Gegenteil. Durch einen leichten Säureauftrag wird die Rauheit eines Bodens vergrößert. Das erzielt zwar den gewünschten Effekt, dass der Bodenbelag besonders rutschfest wird. Jedoch wird man schnell feststellen, dass er auch besonders schnell und hartnäckig verschmutzt.

Interessant ist die Wirksamkeit von Versiegelungen und Imprägnierung: Früher wurden Mittel eingesetzt, die wasserabstoßend waren. Man versprach sich dadurch, dass der Schmutz sich leichter entfernen ließ. Heute verwendet man aber wasseranziehende Mittel. Diese ziehen einen Wassertropfen so weit auseinander, dass er sehr schnell abtrocknet. Der Vorteil an diesem Verfahren ist, dass so keine Kalkflecken entstehen.

Richtig imprägnieren und versiegeln

Bevor versiegelt wird, muss die Fläche wie beschrieben gründlich gereinigt werden. Nicht entfernter Schmutz wird durch die Versiegelung fest eingebunden. Das Wichtigste beim Imprägnieren von Fliesenbelägen ist, dass sie absolut trocken sind. Jede Feuchtigkeit setzt die Wirksamkeit der Imprägnierung herab. Bei Versiegelungen sind Feuchtstellen als weißer Fleck erkennbar. Um sicher zu gehen, kann der Fliesenbelag mit einem Alkoholreiniger nochmals nachbehandelt werden. Ist dieser abgelüftetet, ist der Boden trocken.

Materialliste zum Imprägnieren

  • Fliesenimprägnierung – 17-25 Euro pro Liter
  • Fliesenversiegelung – ca. 60 Euro pro Liter
  • Schaumgummirolle mit Farbabstreicher – ca. 5 Euro
  • fusselfreies Tuch

SchaumgummirolleIst der Fliesenbelag vollständig trocken, wird das Schutzmittel einfach mit einer Schaumgummirolle aufgetragen. Imprägnierungen werden nach einer kurzen Einwirkzeit mit einem fusselfreien Tuch abgewischt. Versiegelungen trägt man auf und lässt sie durchtrocknen. Sie nivellieren sich selbstständig aus und bilden eine geschlossene, dichte Oberfläche.

Wenn der Boden nicht mehr zu retten ist

Wenn ein Fliesenbelag so stark verbraucht ist, dass er nicht mehr durch Polieren, Imprägnieren, Reinigen oder Versiegeln zu retten ist, dann muss noch lange nicht gestemmt und neu verfliest werden. Der Handel bietet in diesem Fall sehr interessante farbige und strukturierte Beschichtungen an, die jeden Belag retten können. Diese Beschichtungen frischen einen alten Fliesenbelag nicht nur optisch auf. Sie bilden auch eine sehr dauerhafte Versiegelung, die auch mehrmals wieder erneuert werden kann. Diese Maßnahme ist besonders für Fliesenbeläge geeignet, die zwar technisch einwandfrei, jedoch optisch völlig veraltet sind. Die Anwendung ist sehr einfach. Die Anwendungsvorschriften unterscheiden sich leicht, je nach dem von welchem Hersteller man die Fliesenbeschichtung wählt. Im Grunde ist es aber in jedem Fall nur ein einfacher Anstrich mit einer Lammfellrolle. Zusammen mit einer Auffrischung der Fugen erhält man so ein komplett durchrenoviertes und aufgefrischtes Badezimmer, ohne auch nur eine einzige Fliese abzustemmen.

Alternative: Steinteppich

Außer der Beschichtung durch eine farbige Versiegelung gibt es noch weitere Möglichkeiten, einen Fliesenbelag zu renovieren. Sehr interessant sind beispielsweise Steinteppiche, die man direkt auf einen Fliesenbelag aufspachtelt. Der alte Belag bildet dazu einen optimalen Untergrund. Steinteppiche bestehen aus einem feinkörnigen Kies und einem Epoxidharz. Zusammen bilden sie einen rutschfesten, fugenlosen Belag, der sehr widerstandsfähig ist. Steinteppiche gibt es in vielen verschiedenen Farben und kosten zwischen 40 und 70 Euro pro Quadratmeter. Der Steinteppich ist sehr gut für den Außenbereich, beispielsweise Balkone und Terrassen, geeignet. Seine Verarbeitung ist sehr einfach: Er wird mit einem Rührwerk angerührt und mit Maurerkelle und Glättspan aufgetragen. Der Boden muss ggf. vorher noch grundiert werden, um die Haftung zu verbessern aber ansonsten stellt die Verarbeitung von Steinteppich keine großen Ansprüche an den Anwender

Für den Innenbereich bietet der Handel Gießbeschichtungen an. Diese bestehen aus eingefärbtem Epoxidharz, der mit verschiedenen Zuschlägen angereichert werden kann. Sehr häufig werden farbige Chips in den noch feuchten Epoxidharz verteilt, die eine interessante Textur ergeben. Die Rutschfestigkeit wird durch die Wahl und die Menge der Zuschläge eingestellt. Nach einer Gießbeschichtung muss aber der Boden mehrere Tage Zeit zum Aushärten und Durchtrocknen haben. Die Geruchsbelästigung dabei ist erheblich. Eine ausreichende Lüftung ist daher angezeigt.

Tipps für Schnellleser

  • vor dem Versiegeln mit Spezialreiniger gründlich putzen
  • nur absolut trockenen Boden versiegeln!
  • glatte Bodenfliesen nicht versiegeln
  • farbige Beschichtungen ersetzt neue Verfliesung
  • Steinteppiche können stark beschädigte Terrassen und Balkone sanieren
  • Anti-Rutsch-Mittel rauen den Boden auf

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