Erdaushub entsorgen – Kosten pro m³ & kostenlose Alternativen
Zu den unerwartet Nebenkosten, welche beim Hausbau anfallen, zählt auch der Abraum vom Aushub. Diese Kosten können erstaunlich hoch sein. Es gibt jedoch Möglichkeiten, an diesem Punkt zu sparen. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles rund um das Entsorgen von Erdaushub.
Woher kommt die ganze Erde?
Gleichgültig, ob Sie nur Streifenfundamente oder einen ganzen Keller auskoffern, irgendetwas scheint hinterher nicht zu stimmen. Das ausgebaggerte Loch sieht viel kleiner aus, als der enorme Hügel, den man für das Zwischenlager des Aushubs aufgehäuft hat. Die schlechte Nachricht ist: Dieser Eindruck täuscht nicht. Wenn fester, gewachsener Boden ausgegraben wird, verringert sich seine Dichte um bis zu 30%. Diesen Wert muss man bei der Kalkulation für die Entsorgungskosten vom Abraum aufschlagen, sonst erlebt man eine böse Überraschung.
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Kalkulationsbeispiel
Ein normales Einfamilienhaus mit einem Grundmaß von 10 mal 10 Meter soll einen Keller bekommen. An Abraum fallen dann folgende Volumen an:
- Keller: 10 x 10 x 3 m³ = 300 m³
- Bodenplatte: 10 x 10 x 0,25 m³ = 25 m³
- Streifenfundamente: 5 x 10 x 0,25 x 0,80 m³ = 10 m³ (ausgehend von tragenden Außenmauern plus eine Stützwand in der Gebäudemitte)
- Summe: 335 m³
Bei einer Dichte von 1,8 t/m³ erhält man so eine Masse von ca. 600 Tonnen. Aufschlag auf das Volumen 30% durch Bodenlockerung: ca. 450 m³. Das macht bei einem großen Muldenkipper mit 17 m³ Ladevolumen insgesamt ca. 26 Fahrten zur Deponie.
Kosten für die Entsorgung
Die gute Nachricht ist jetzt, dass es gleichgültig ist, welche Bodenart sich unter Ihrem Haus befindet. Solange es sauberer, gewachsener Boden ist, bleiben die Kosten für die Entsorgung gleich. Bei einem Dienstleister können Sie ab ca. 15 Euro pro Kubikmeter rechnen. In unserem Beispiel sind dies aber auch schon knappe 7000 Euro. Bei einem Haus für 150.000 Euro ist das mit 2% der Bausumme ein gewaltiger Posten, der ohne wirklich sichtbaren Gegenwert zu Buche schlägt.
Kosten sparen
Es gibt drei Tricks, mit denen ein Bauherr die Kosten für die Entsorgung des Abraums reduzieren kann. Diese sind jedoch mit erheblicher Eigenleistung verbunden. Die Möglichkeiten sind:
- Verdichten des Bodens im Container
- Abtransport selbst organisieren
- Tausch: Boden gegen Schotter
Beim Verdichten wird mit Hilfe einer Rüttelplatte der Abraum im Schüttcontainer wieder verdichtet. Den ursprünglichen, gewachsenen Zustand kann man so zwar nicht wieder herstellen, eine Verdichtung von 20-25% ist jedoch durchaus möglich. Diese Arbeit ist recht einfach, sie ist aber auch mühselig. Das beste Ergebnis erreichen Sie, wenn Sie konsequent schichtweise verdichten. Wenn Sie diese Lösung wählen, achten Sie darauf, Absetzcontainer zu bestellen. So kann der LKW stets einen vollen Container mitnehmen und einen leeren Container zum Befüllen an der Baustelle lassen. Eine geeignete Rüttelplatte kostet ca. 30 Euro am Tag. Da für diese Arbeit aber schnell einige Tage veranschlagt werden können, lohnt sich aus Kostengründen eher der Kauf einer gebrauchten Maschine. Diese kann quasi ohne Wertverlust nach dem Gebrauch wieder weiter verkauft werden. Brauchbare Rüttelplatten vom Gebrauchtmarkt sind schon ab ca. 500 Euro zu haben.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Entsorgung durch einen Dienstleister und dem Selbsttransport besteht darin, dass der Dienstleister pro Volumen, der Entsorger aber pro Gewicht berechnet:
Wenn Sie den Erdaushub selbst anliefern und auch selbst auf der Deponie verfüllen, reduzieren sich Ihre Kosten ganz dramatisch. Die Deponien berechnen gerade einmal 2-4 Euro pro Tonne. Jedoch muss für die Entsorgungskosten von 1200 – 2400 Euro auch noch die Miete des LKW dazu gerechnet werden.
Ein geeigneter Muldenkippper, mit dem sich die Arbeit im vertretbaren Aufwand bewältigen lässt, kostet ca. 750 Euro pro Woche. Bei 26 Fahrten macht dies 5-6 Fahrten zur Deponie pro Tag. Es kommt dann natürlich auch noch stark darauf an, wie weit die Deponie von Ihrer Baustelle entfernt ist. Ein LKW dieser Größenordnung verbraucht schnell 30 Liter Dieselkraftstoff und mehr pro hundert Kilometer. Angenommen, die Deponie ist 10 Kilometer von ihrem Haus entfernt, macht dies 20 Kilometer pro Fahrt. Eine volle und eine leere Fahrt machen einen durchschnittlichen Verbrauch von 35 Litern auf 100 Kilometern. Bei 26 Fahrten kommen Sie so auf einen Dieselbedarf von knapp 200 Litern. Sie brauchen jedoch dazu zwingend eine Fahrerlaubnis für einen LKW dieser Größenordnung.
Zusammengefasst ergeben sich folgende Kosten bei der Selbstentsorgung von Abraum:
- Deponiegebühr: 1800 Euro (Mittelwert)
- LKW-Miete: 750 Euro
- Kosten für Kraftstoff: 200 Euro
- Summe: 2750 Euro. Das sind zwar 4250 Euro weniger als über einen Dienstleister. Der Aufwand sollte aber nicht unterschätzt werden.
Schließlich bieten viele Schotterwerke eine gänzlich kostenlose Annahme von Abraum an – sofern Sie die gleiche Menge an Schotter abnehmen. Diese müssen Sie zwar kaufen, sie sparen aber immerhin die Entsorgungskosten für Ihren Erdaushub. Für die kostenlose Annahme müssen Sie jedoch den Abraum anliefern. Ganz umsonst ist diese Lösung deshalb leider auch nicht, zumal Sie auch den Schotter bezahlen müssen.
Kostenfalle Mischabfall
Die ganze schöne Kalkulation kann ihnen aber gewaltig um die Ohren fliegen, wenn Sie beim Verfüllen des Erdaushubs nicht ganz genau aufgepasst haben. Die Deponien nehmen nur und ausschließlich gewachsenen Boden an. Dieser darf nicht kontaminiert oder verunreinigt sein. Auch Wurzelwerk, Holzreste, Bauschutt oder andere, anscheinend harmlose Fremdstoffe, machen die Annahme von Erdaushub unmöglich. Die Entsorgungskosten steigen dann um ein Mehrfaches pro Tonne.
TIPP: Kontrollieren Sie täglich und vor jedem Abtransport den Container auf Verunreinigung. Viele sehen in einem offenen Container eine Art kostenlose Möglichkeit zur Müllentsorgung. Entfernen Sie peinlich genau alle Fremdstoffe, die Sie in Ihrem Container finden. Graben Sie auch morgens stichprobenartig nach Fremdstoffen. Wenn diese erst auf der Deponie auffallen, explodieren Ihre Kosten im erheblichen Maße! Zum Vergleich: Die Entsorgung von einem Kubikmeter Abraum können Sie mit etwas Aufwand auf 2 Euro reduzieren. Wenn sich auf der Deponie aber herausstellt, dass es sich um Bauschutt handelt, steigen die Kosten auf 35 Euro pro Tonne. Wenn dieser Bauschutt auch noch verunreinigt ist, sind schon 80 Euro pro Tonne fällig. Sie sehen hieran deutlich, wie wichtig es ist, den Abraum absolut sauber zu halten. Verschließen Sie notfalls den Container über Nacht mit einer Plane.
Wie wird ausgebaggert?
Wenn Sie Ihren Keller oder ihre Bodenplatte selbst ausbaggern wollen, achten Sie auf diesem Grund deshalb auf eine saubere Trennung von Mutterboden und gewachsenem Erdreich. Tragen Sie in jedem Fall zunächst eine ca. 50 cm tiefe Schicht ab, bevor Sie richtig in die Tiefe gehen. Lagern Sie den Mutterboden gesondert vom restlichen Abraum. Entfernen Sie auch an der Stelle, wo sie den Abraum lagern wollen, den Mutterboden. So kann er sich beim Einfüllen in den Container nicht mehr mit dem Erdaushub vermischen.
Erdaushub kostenfrei entsorgen
Selbstverständlich steht es ihnen frei, Mutterboden und Abraum kostenlos abzugeben. Mit etwas Glück finden Sie auch einen Abnehmer. Hier übersteigt jedoch meistens das Angebot die Nachfrage bei Weitem. Lassen Sie dennoch nichts unversucht, ihren Abraum kostenlos an den Mann zu bringen. Sie sehen hier deutlich, welche Kosten Sie damit sparen können.
Wenn Ihr Grundstück groß genug ist, prüfen Sie, ob Sie den Abraum verteilen können. Ein Volumen von 450 m³ macht auf einem 2000 m³ Grundstück eine Erhebung von lediglich 22,5 cm aus. Wenn Sie diese auch noch konsequent mit der Rüttelplatte verdichten, bleiben nur noch 15 cm übrig. Damit können Sie auch hervorragend Unebenheiten ausgleichen und schaffen eine Grundlage für einen schönen, flachen und ebenen Garten. Eine andere Möglichkeit ist die Schaffung von Erdwällen entlang Ihrer Grundstücksgrenze. Ein Erdwall von ca. 80 cm Höhe und 3 x 10 Meter Länge nimmt ein Volumen von immerhin knapp 20 m³ auf. Zusammen mit einer flachen Verteilung auf einem Grundstück können Sie die Entsorgungskosten vermeiden oder zumindest stark reduzieren. Ein begrünter Erdwall sieht nicht so abweisend aus wie eine Mauer, erfüllt aber den gleichen Zweck.
Erdaushub lagern
Sie sind nicht unbedingt dazu verpflichtet, den anfallenden Erdaushub sofort zu entsorgen. Theoretisch könnten Sie also den Berg aus Abraum auf ihrem Grundstück an einer Stelle zwischenlagern, bis Sie eine günstige bis kostenlose Gelegenheit für den Abtransport gefunden haben. Jedoch sprechen einige Gründe gegen diese Vorgehensweise.
Optik: Auch wenn Sie der Hügel auf Ihrem Grundstück nichts stört, ihren Nachbarn muss es aber nicht unbedingt gefallen. Und Sie sollten die neue Nachbarschaft nicht gleich mit einem Streit beginnen.
Verunreinigung: Ein Hügel aus lockerem Erdreich wird innerhalb kürzester Zeit mit Wildwuchs bewachsen sein. Wenn sich einmal Haselnuss, Ahorn, Distel und Kampfer auf dem Hügel festgesetzt haben, können sie ihn nicht mehr als normalen Abraum entsorgen. Der Boden ist jetzt verunreinigt und sie müssen viel Mühe aufwenden, um das Material wieder entsorgungsfähig zu machen. Außerdem ist wird ein Hügel aus Erdreich schnell als wilde Mülldeponie missbraucht. Das wieder in den Griff zu bekommen wird dann richtig schwierig.
Sicherheit: Kinder werden von Erdhügeln geradezu magisch angezogen. Sie lieben es, darauf herum zu klettern und Höhlen darin zu graben. Leider ist dies sehr gefährlich, da sie sich leicht darin verschütten können. Sie können für einen solchen Unfall zur Verantwortung gezogen werden.
Genau kalkulieren ist unverzichtbar
Wenn Sie sich nichts sicher sind, ob Ihr Haus wirklich einen Keller braucht, dann beziehen Sie die Frage nach der Entsorgung des Abraums in Ihre Überlegungen mit ein. Mit dem Verzicht auf den Keller reduzieren sich Ihre Herausforderungen und Kosten im erheblichen Maße.
Tipps für Schnellleser
- prüfen, ob ein Keller wirklich notwendig ist
- Kosten für die Entsorgung vorher kalkulieren
- frühzeitig Abnehmer für Aushub suchen
- lockeres Material im Container verdichten
- so viel Material wie möglich auf dem eigenen Grundstück verteilen.
- keine Erdhügel monatelang stehen lassen
- Abraum stets absolut sauber halten
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