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Dinkelkissen selber machen – Anleitung für Dinkelspelzkissen

Ich bin ein großer Fan von sinnvoller Ressourcennutzung, darum möchte ich euch in dieser Nähanleitung zeigen, wie ihr euch ganz schnell und einfach selbst ein Dinkelkissen nähen könnt. Das Dinkelspelzkissen überzeugt durch seine Bequemlichkeit und die langanhaltende Wärmespeicherung. Das wohltuende Heil- und Gesundheitskissen ist perfekt für die Schmerzlinderung und durch seine Formbarkeit sehr bequem. So wird es genäht.

Schwierigkeitsgrad 2/5
(für Anfänger geeignet)

Materialkosten 3/5
(je nach Stoffauswahl zwischen € 0,- aus der Resteverwertung und € 60,-)

Zeitaufwand 2,5/5
(inkl. Schnittmuster etwa 1-3 Stunden – je nachdem, ob ihr euch auch noch eine Kissenhülle dazu näht und dann nochmal etwa 45min fürs Befüllen und Zunähen)

Warum gerade ein Dinkelkissen?

Dinkelkissen kann man einerseits mit ganzen Dinkelkernen oder andererseits einfach nur mit dem „Abfallprodukt“ Dinkelspelz beziehungsweise Dinkelspreu, den Hüllen des Dinkelkorns, befüllen. Dies bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Erstens kann man Nebenprodukte aus der Dinkelproduktion sinnvoll verwerten, zweitens fühlt sich Dinkelspreu im Kissen weicher an als die ganzen Dinkelkerne und drittens ist Dinkelspelz – ganauso wie Dinkel im Allgemeinen – ein ausgezeichneter Wärmespeicher. Zudem ist es ein Naturprodukt, das auch von den meisten Weizenallergikern gut vertragen wird.

Natürlich haben auch andere Füllungen unbestreitbar ihre Vorteile, wie zum Beispiel Reis, Traubenkerne, Zirbenspäne oder Hirsekörner und wenn euch diese Füllungen eher zusagen, könnt ihr sie gerne beliebig austauschen. Bedenkt nur, dass sich je nach Konsistenz der Füllung auch das fertige Kissen dann weicher oder härter anfühlen wird.
Zudem kann das Dinkelkissen beispielsweise im Backrohr angewärmt werden und gibt dann über einen längeren Zeitraum die gespeicherte Wärme in geregelter Temperatur ab.

Talu Video-Tipp

Materialauswahl

Wenn es um so wichtige Themen wie unseren Schlaf geht, möchte ich nicht nur bei der Füllung sicherstellen, dass es sich um gut verträgliche Naturprodukte ohne Schadstoffe handelt, darum verwende ich in diesem Fall ausschließlich Baumwollstoffe mit Oeko-Tex® Standard 100. Im Idealfall auch mit GOTS-Zertifikat.

Details dazu könnt ihr hier oeko-tex.com und hier global-standard.org nachlesen.

Für Kissen mit Spezialfüllungen eignen sich am besten festere Stoffe aus 100% Baumwolle, da sie sowohl stabil als auch strapazierfähig sind und somit länger halten. Hier meine Stoffauswahl für die Kissenhülle (Außenbezug):

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Materialmenge

Wieviel Stoff ihr braucht, hängt von der Größe und Form eures Kissens ab. Für den Nacken bietet sich eher eine Zylinderform an, für den Bauch passt eine Rechteck- oder Mondform besser. Das könnt ihr ganz nach Lust und Laune selbst überlegen. Ihr solltet auf jeden Fall rundherum eine Nahtzugabe von jeweils einem bis eineinhalb Zentimeter hinzurechnen.

Tipp: Bei Quadraten und Rechtecken solltet ihr unbedingt auf rechte Winkel achten, damit dann auch eure Kissenbezüge gut sitzen.

Schnittmuster

Ich möchte ein klassisches Dinkelkissen in Rechteckform mit einem Kissenbezug nähen. Meine Maße sind 40x50cm. Mit den Nahtzugaben sind es also 43x53cm. Und ja, ich weiss, das ist RICHTIG GROß. Ich möchte es aber auch als Mehrzweck-Kuschelkissen verwenden. Falls ihr euch für eine andere Form entscheidet, zeichnet ihr euch das Schnittmuster am besten auf einem Blatt Papier vor und übertragt es dann mit Nahtzugabe auf eure Stoffe.

Tipp: Damit sich die Ecken später schön wenden lassen, schneidet sie in der Nahtzugabe bis etwa 1mm vor der geplanten Ecke schräg ab oder schneidet sogar etwas mit der Rundung mit.

Es wird genäht

Bei reinen Baumwollstoffen zahlt es sich immer aus zu endeln, damit der Rand nicht ausfranst. Wenn ihr das erledigt habt, könnt ihr die beiden zugeschnittenen Teile rechts auf rechts (also mit den „schönen“ Seiten zusammen) aufeinander nähen. Wenn ihr wollt, könnt ihr sie mit ein paar Stecknadeln an den Ecken fixieren, damit sie beim Nähen nicht verrutschen. Dann beginnt ihr etwa beim letzten Viertel einer Seite mit einem einfachen Geradstich und näht bis zur ersten Ecke, dann weiter drei Seiten ganz zunähen und dann nocheinmal etwa ein Viertel der letzten Seite. Die Öffnung, die nun übrig ist, hat etwa die Länge einer halben Seite und dient euch als Wende- und Füllöffnung und genau das ist auch schon als nächstes an der Reihe.

Tipp: In diesem Fall ist es keine Zeitersparnis, mit der Overlock zu nähen, da zum einen die Ecken sonst nicht exakt abgeschlossen werden und da zum anderen die Füllöffnung beidseitig ungeendelt bleibt. Außerdem könnt ihr ja auch Anfang und Ende bei der Füllöffnung nur schräg abnähen.

Ich habe es trotzdem mit der Overlock genäht, um euch zu zeigen, wie ihr „schummeln“ könnt. Nachdem ihr also einmal fast rundherum genäht habt, näht ihr zusätzlich noch einmal ganz knapp neben der Naht mit einem einfachen Geradstich (hellgrüner Faden) entlang und wendet exakt bei den vorgezeichneten Ecken.

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Anfang und Ende werden gut vernäht und ihr trennt die Overlock-Naht links und rechts der Wendeöffnung genau bis zu euren Vernähpunkten wieder auf und kürzt die Fäden. Mit einem breiten Zick-Zack-Stich (schwarzer Faden) endelt ihr nun auch noch die Wendeöffnung bis exakt zu euren Vernähpunkten.

Gut gebügelt ist halb gewonnen

Ihr wendet nun euer Kissen und drückt die Ecken vorsichtig nach außen. Jetzt bügelt ihr euch noch die Kante an der Füllöffnung so nach innen, dass ihr an der Bügelfalte sehen könnt, wo später genäht werden muss.

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Dann könnt ihr mit einem Trichter (oder einem zum Trichter geformten Blatt Papier) die Dinkelspreu einfüllen. Als besonderes Extra könnt ihr unter die Dinkelspreu noch verschiedene Kräuter mischen. Mehr dazu findet ihr weiter unten beim Punkt „Variationen“.

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In meiner Erfahrung hat es sich gezeigt, dass sich das Einfüllen für eine Person alleine gar nicht so einfach umsetzen lässt, darum habe ich mir folgendes überlegt (das funktioniert bei mir ganz toll): Ich schneide eine Ecke des Sacks mit dem Dinkelspreu schräg ab, dann steck ich meinen selbst gebastelten Papiertrichter mit der breiten Seite voran hinein und ziehe ihn so weit heraus, bis er rundherum gut in die Öffnung passt. Dann noch mit Klebeband fixieren und fertig. Handelsübliche Trichter aus Plastik sind in meinen Augen nicht sinnvoll, da sich der Spelz sofort verhakt und den schmalen Durchlass blockiert. Das ist dann ein unnötiges Gerüttel und Geschüttel, weil ja doch nichts mehr durch kommt.

Tipp: Wenn das Kissen gut voll ist, haltet die Öffnung zu und testet, ob das Kissen euren Wünschen entspricht, oder ob ihr den Inhalt noch etwas pressen und noch mehr nachfüllen wollt. Das Kissen sollte allerdings nicht zu voll werden, damit ihr es noch zusammennähen könnt.

Wenn die Füllung euren Wünschen entspricht, habt ihr nun zwei Möglichkeiten, wie ihr weiter vorgehen könnt, wobei ich auf jeden Fall die zweite Variante wählen würde, weil sie einfach viel besser aussieht:

  1. Wenn das Kissen „locker“ gefüllt ist, könnt ihr den Inhalt etwas nach unten drücken, die Füllöffnung mit Stecknadeln fixieren und einmal von außen mit einem einfachen Geradstrich knappkantig über die gesamte Seitenlänge nähen (vernähen am Anfang und Ende nicht vergessen).
  2. Wenn das Kissen „prall“ gefüllt ist, steckt ihr euch ebenfalls die Füllöffnung mit Stecknadeln zu, in diesem Fall müsst ihr sie aber per Hand zunähen. Hier ist die Bügelfalte besonders wichtig! Da man die Naht im Idealfall nicht sehen soll, zeige ich euch noch wie man eine so genannte Zaubernaht (auch Matzratzen- oder Leiterstich) anbringt:

Ihr fädelt einen Faden einfach (nicht doppelt) ein und verknotet das Ende. Dann setzt ihr exakt beim Ende der Maschinennaht VON INNEN an der vor euch links liegenden Nahtöffnung den ersten Stich an und vernäht/verknotet ihn möglichst nah.

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Dann wendet ihr das Kissen, sodass der Faden an der vor euch rechts liegenden Seite ist. Dann legt ihr den Faden über die Öffnung (also zu euch hin) und stecht genau an der Bügelfalte knapp vor dem Faden in den Stoff und kommt mit der Nadel knapp hinter dem Faden wieder hinaus.

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Dann legt ihr den Faden wieder über die andere Seite (also von euch weg) und so weiter. Dazwischen zieht ihr natürlich immer mit Gefühl am Faden, sodass die beiden Stoffe genau aufeinander treffen. Je kürzer die einzelnen Stiche sind, um so weniger sichtbar ist die Naht am Ende. Zum Schluss vernäht ihr noch 1-2 Mal und schneidet den Faden so knapp wie möglich ab.

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Tipp: Sollte der abgeschnitte Faden zu lang sein und auffällig abstehen, schiebt das Ende mit der Nadel in die Naht.

Das Kissen anziehen

Wenn ihr euren Wunschsstoff schon für das Dinkelkissen verwendet habt, seid ihr nun fertig!

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Wenn ihr euch den „schönen“ Stoff aufgehoben habt, dann braucht ihr noch eine Kissenhülle für euer neuestes Werk. Da man das Dinkelkissen nicht waschen sollte, bietet es sich an, einen Bezug zu verwenden, zumal es hygienischer ist. Wie man einen Kissenbezug mit Reissverschluss näht, habe ich euch schon in meinem vorletzten Beitrag gezeigt. Damals habe ich unter anderem auch den Hotelbezug angesprochen, den ich euch heute zeigen möchte. Er funktioniert allerdings nur bei quadratischen oder rechteckigen Kissen. Bei Sonderformen solltet ihr eine Variante mit Knopfleiste oder Reißverschluss wählen.

Der Hotelbezug

So schnell und einfach wie der Hotelbezug am Kissen angebracht werden kann, so leicht ist er auch zu nähen. Die Abmessungen eures Kissens kenn ihr ja. Auch hier nehmt ihr etwa die gleichen Nahtzugaben wie bei eurem Dinkelkissen, eventuell je 2-3mm pro Nahtzugabe mehr, wenn der Bezug lockerer sitzen soll. Das kleine Stoffteil könnt ihr mit 3,5cm zusätzlicher Nahtzugabe in der Länge genauso zuschneiden wie schon die beiden Teile für euer Dinkelkissen, das zweite Stoffteil sollte etwa um 1/3 länger sein und einen zusätzlichen cm Nahtzugabe enthalten. Ihr könnt hier auch großzügig aufrunden.

In meinem Fall also:

  • für die eine Seite 43,5x57cm und
  • für die andere Seite 43,5×72,5cm

Damit ihr die Verlängerung besser erkennen könnt, fertige ich sie für euch in einer anderen Stofffarbe an (ich stückle also mein längeres Stoffteil), genauso wie Vorder- und Hinterteil bei mir unterschiedlich sind. Bei euch kann natürlich alles aus demselben Stoff sein.

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Zuerst endelt ihr wieder eure beiden Stoffteile. Dann bügelt ihr die kurze Seite des größeren Teils zweimal um etwa 2cm um und näht es mittels einfachem Geradstich knappkantig an beiden Stoffkanten fest. Genauso näht ihr auch eine kurze Seite des kleineren Teils. Nun legt ihr euch das kleinere Stoffteil auf das Größere und markiert euch die Größe. An dieser Stelle bringt ihr eine scharfe Bügelfalte an, bei der die beiden linken Stoffseiten aufeinander liegen.

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Nun legt ihr die rechten („schönen“) Stoffseiten der beiden Teile aufeinander, und zwar so, dass die Kante der kurzen Seite genau in der Bügelfalte der langen Seite zu liegen kommt. Dann klappt ihr das überstehende Stoffende nach unten und steckt alles gut fest. Jetzt näht ihr von der Bügelfalte weg einmal über beide Längen und die eine kurze Seite (vernähen am Anfang und Ende nicht vergessen!) und lasst die Seite mit der Bügelfalte offen.

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Nun könnt ihr den Bezug wenden und euer Dinkelkissen damit beziehen.

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Und fertig!

Variationen

So viele positive Eigenschaften Dinkelspreu auch hat, man kann das Kissen immer noch verbessern, indem man zum beispiel getrockneten Lavendel oder Rosmarin mit hineinfüllt. Abgesehen vom großartigen Duft dieser beiden Pflanzen (die übrigens in jedem Garten und sogar am Balkon ganz einfach selbst angebaut werden können), besitzen ihre Öle besondere Eigenschaften, die die Wirkung des Dinkelkissens unterstützen, die ich euch noch kurz erläutern möchte:

Tipp: Wenn ihr Kräuter verwendet, dann achtet darauf, dass ihr das Kissen nicht zu stark erhitzt, da sonst die ätherischen Öle zerstört und somit unwirksam werden. Es duftet dann auch nicht mehr so gut. Wenn ihr keine Kräuter habt, könnt ihr natürich auch hochwertiges Öl auf die Spreu tröpfeln, aber übertreibt dabei nicht!

Lavendel ist dafür bekannt, dass er beruhigend und entspannend wirkt. Die ideale Kombination also für ein Schlafkissen. Auch bei innerer Unruhe und Erschöpfung kann er wahre Wunder wirken. Auf dem Bauch aufgelegt (natürlich auch als Tee und inhaliert) wirkt er Magen-Darm-Beschwerden entgegen. Er ist auch aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung bekannt.

Rosmarin ist nicht minder wirkungsstark: Er ist antiseptisch und wirkt gegen Blähungen und Menstruationsbeschwerden, indem er positiv auf die Durchblutung und somit den Kreislauf einwirkt.

Schnellanleitung:

1. Schnitt erstellen für Innen- und Außenkissen
2. Zuschneiden mit Nahtzugaben
3. Innenkissen an 3,5 Seiten vernähen, füllen (evtl. Kräuter dazu) und zunähen
4. Hotelbezug nähen und wenden
5. Dinkelkissen in den Hotelbezug geben – fertig!

Die Zwirnpiratin

1 Comments

Hallo,
ich möchte ein Dinkelkissen in der Größe 15 cm mal 75 cm nähen. Wieviel Inhalt brauche ich? Was ist haltbarer Dinkelkörner oder Dinkelspreu?

Für eine Antwort auf mababo@gmx.de wäre ich Ihnen sehr Dankbar.
Herzliche Grüße Margarete Meckler

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